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Dresdner Journal : 17.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189602173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-17
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 17.02.1896
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»urackkSmen. Das Theuerkorns seien n Chemnitzern am hnen wegen ihrer i »ingegaugenen ärt. nach dem An ltion, die Peti ers P. Wittke rstützung n-den lweisung einer ienst (Bericht staatsregieruug Petition des Mittelung der usweisung aus terstatter Mg. irften Kammer die Petition igeblicher Zu- Johann Gott ionierung de-: ärt worden ist. ihr.) . still Mai N. G. t. G, Mai »0 M auptet. Karl emier- Hrn. Straß- Carl >hland Ilona; mann ipzig c Karl nßen; iming Her- ipzig; oeber rffner inand D. in G in Leip- geb. ren. rekel -k. - lk»n r»«»e. er »L avntk >r. — straße lastor «e ittag« cheu üenst. er« l Im »end« ve»»»«-r«1S: Fßr Lrrsd«» vienttjöhrkich 2 Mark dvVt, bei den Kaiser lich deutschen Postanftaltra MerleljShilich »Mark, außer- halb de« Deutschen Reiche« Pop. und Stempeljuschlag. Einzelne Nummern: »0 Pf Urschet»«»: LLglich mit «»«nähme der Sonn- und Feiertage abend«. Sm.sp,.«-schlub:«r1»D^ Nrrs-mr M Zoimwl. «»kK»Kt,»»«-gttßhre»t Für de» Aaum einer gespal tenen Zeile «einer Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Vei Tabellen - und Zisiernsatz entsprechender Ausschlag. Hera»««eder: Kvnigliche Llpedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. 20. Hernspr.-Anschluß: Nr tTOt^ ^39 Montag, den 17. Februar, abends. 1896. Amtlicher Teil. Dre-deu, 15. Februar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung sind die Privatdozenten vr. xkil. Arthur Looß uud Or. ptiil. Gustav Buchholz zu außer ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben den Stockfabrikanten, Drechslern und Elfenbeinbildhauern Max Fürchtegott Starke und Moritz Alwin Weinrebe in Dresden das Prädikat „Königliche Hoflieferanten" Allergnädigst zu verleihen geruht. ' ! S - Nichtamtlicher Teil. ^«glaud und Transvaal. . Die Gelegenheit, bei Behandlung der Transvaal- frage dem Takt uud der staatsmännischen Auffassung der deutschen Diplomatie nachzueifern, hat mau in England ungen ätzt verstreichen lassen. Das wenigstens, was der erste Lord des Schatzes Balfour im Unter hause über die Verhältnisse in Transvaal und über die Maßnahmen der deutschen Politik geäußert hat, muß nach den Aufklärungen, die das deutsche Weiß buch gegeben hat, geradezu befremdlich erscheinen. Allerdings befand sich Balfour iu der uicht günsti gen Position des Angegriffenen. Lord Salisbury hatte bekanntlich vor einiger Zeit im Nonkonformisten- klub erklärt, cs sei jetzt zugegeben, daß die Regierung der Transvaalrepublik die Hilfe fremder Mächte — das zielte nämlich auf Deutschland und Frankreich — nachgesucht habe. Ter Führer der Opposition im Unterhause, Sir Harcourt rügte uun im Unterhause, indem er auf die Erklärung des Staatssekretärs von Marschall im Reichstage hiuwies, daß Deutschlands Hilfe uicht uachgesucht wordeu sei, die uuzutreffeude Be hauptung Lord Salisburys. Harcourt sagte sogar direkt, der Premierminister habe eine höchst übereilte rück sichtslose Erklärung abgegeben, die dazu angcthan sei, die gegenwärtige Lage zu verschlimmern. Wer aber zur Vergrößerung der Feindschaft zwischen der britischen Nation und dem Deutschen Kaiser beitrage, sei kein Freund Englands. Darauf antworte nun Herr Balfour: Salisbury habe sich auf zwei Thatsachen gestützt, die nach seiner (Balfours) Ansicht vollkommen genügen uud zur Zeit, als sie in den Zeitungen bekannt wurden, unwiderlegt waren. Die Thatsachen, auf welche» Salisbury und andere, die Kenntnis von den Vorgängen hatten, fußten, seien erstens die positive Versicherung des britischen Gene ralagenten in Transvaal, welche in Ausdrücken erfolgte, die nur die Deutung zuließen, daß der Ap pell an Deutschland uud Frankreich ergangen war. Redner wiederholte hier den bekannten Wortlaut der Depesche des Generalagenten, die dieser als sehr dringend bezeichnet hatte, und fügt hinzu: „Die Worte hätten unmöglich genauer uud bestimmter lauten kön nen. Es war außerdem inzwischen eine öffentliche Thatsache geworden, daß die deutsche Regierung Marinesoldaten in der Delagoabai zu landen vorhatte." Es sei daher, wie ihm scheine, eine Be weiskette vorhanden gewesen, durch die Salisburys Erklärung gerechtfertigt werde. Daß Lord Salisbury auf so schwankende Unter lagen seine Behauptung vor den Nonkonformisten gegründet hatte, mag schon verwunderlich sein, jeden falls hätte nach den Erklärungen des deutschen Staats fekretärs eine erhebliche Korrektur der Auffassungen Lord Salisburys erfolgen müssen und das ist nicht geschehen. Auch sonst wird die Rede Balfours zur Klärung der ganzen streitigen Angelegenheit nur in unerheb- Kunst und Wissenschaft. Sächsischer Kilnstvercin. I. Die Säle des akademischen Ausstellungspalastes, in denen der Sächsische Kunstoerein sein Heim aufgeschlagen hat, sind jetzt wieder vollständig mit Kunstwerken angefüllt. Der Kunstoerein hat wohl kaum je vorher eine so reichhaltige Ausstellung aufzuweisen gehabt, wie gerade jetzt Neben den Werken des Münch ner AuSstcller-VerbandeS sind unsere Dresdner Künstler ziemlich zahlreich vertreten, die Ent würfe zu einem Plakat der Dresdner internationalen Kunstausstellung füllen völlig den Kuppelsaal, einer der Polyginalsäle wird durch Werke von Adolph Thamm in Anspruch genommen, kleinere Kollektivausstellungen sind von Wilhelm Trübner in München und von dem Dresdner Gustav Albert Stagura zu sehen. Ein besonderes Interesse haben für uns jedenfalls die aus den ausgeschriebenen Wettbewerb hin von deutschen Künstlern angefertigten Plakatentwürfe Die rege Be teiligung an der Konkurrenz könnte darauf schließen lasten, daß unsere deutsche Künstlerschaft dem noch wenig bebauten Gebiete der Plakatkunst, ebenso wie in England und Frank reich, schon ein lebhaftes Interesse zugewandt hat In dessen muß darauf hingewiesen werden, daß, so erfreulich auch die große Anzahl der kingeschickten Entwürfe wirken mag, das künstlerische Ergebnis der Konkurrenz kein sehr hervorragendes ist, daß von den 126 Entwürfen nur etwa der sechste Teil den Anforderungen entspricht, die an ein wirksames künstlerisches Plakat gestellt werden müssen Der größte Teil der an dem Wettbewerb beteiligten Künstler hat noch nicht darüber Klarheit erlangt, welche Grundbedingungen zu erfüllen sind, um ein gute» Plakat hervorzubringen Da« Plakat soll eine möglichst große Fernwirkung und lichem Maße beitragen können. Wenn der englische Staatsmann rum Beispiel erklärt: „ES sei kaum zu sagen nötig, daß Lord Salisbury nicht zu bestreiten gesucht habe, daß Transvaal in betreff seiner inneren Verwaltung absolut unabhängig sei, gemäß dem Ver trage von 1884. Jener Vertrag gebe jedoch gewisse Rechte selbst bezüglich der inneren Angelegenheiten, und deshalb würde es nicht ganz genau ausge drückt sein, zu sagen, daß Transvaal ein ab solut unabhängiger Staat sei", so wird man kaum behaupten können, daß der zweite Satz von dem Inhalte des ersten noch viel übrig lasse. Auch die englische Presse hat offenbar nur niit geringem Erfolge dem Studium der amtlichen deut schen Veröffentlichungen abgelegen. So sprechen die „Daily News" von einem Vetorecht, das Deutsch land für sich in Anspruch nehme; die „Times" führen aus, wenn Deutschland, das keine Suze- ränität über Transvaal habe, dort eine militärische Kundgebung versuchen könne, nur aus dem Grunde, daß einige deutsche Kaufleute sich dort niedergelassen hätten, wieviel stärker seien dann die Rechtsgründe, auf welche hin England als vorherrschender Staat, der die Unter- thanentreuc einer Mehrheit der Einwohner besitze, einschreiten könne, um sie vor grober Ungerechtigkeit in Verletzung vertragsmäßiger Verpflichtungen zu schützen. Aus diesen und ähnlichen Kundgebungen spricht wieder der alte Chauvinismus der sich in so un- nötigerWcise nach dem Telegramm des deutschen Kaisers jenseits des Kanals erhob. So lange diese Stimmung noch anhält und sich ihr nicht einmal die amtlichen Kreise verschließen, bleibt auch die Transvaalfrage als ein für alle Beteiligten höchst difficiler Punkt auf der politischen Tagesordnung stehen. Dit Hrnnkrnsursorgt der Bersichernngs- anstalten. Tie in Leipzig seit Jahresfrist segensreich wirkende „Ber einigung zur Fürsorge für kranke Arbeiter" ist am Schlüsse ihres ersten Thäligkeitsjahrcs mit einer Denkschrift hcrvorgetrctcn, welche eine wertvolle Anregung zum fort gesetzten Ausbau der sozialpolitischen Gesetzgebung und zwar in einer besonders segensreichen Richtung gicbt. Die Denk schrift fordert den Eintritt der Krankenfürsorgc seitens der staatlichen Versicherungsanstalten da, wo die Krankenkassen an der Grenze ihrer Fürforgeverpflichtung und ihrer Leistungsfähig keit aiigelangt sind. Sie plaidiert in überzeugender und ein dringlicher Weise für die größere Nutzbarmachung des 8 12 des Invalidität« und Alteroversich.-rungsgesetzeS zu Gunsten der Versicherten In diesem Paragrahcn ist den Versicherungsanstalten die Befugnis erteilt, für jeden erkrankten Versicherten, auch wenn er der reichsgesetzlichen Krankcnsürsorge nicht unterliegt, das Heilverfahren zu übernehmen, d. h. ihn z. B iu einer Heilanstalt unterzubringen, vorausgesetzt, daß als Folge der Krankheit Er werbsunfähigkeit zu besorgen ist. welche einen Anspruch auf In validenrente begründet. Das Heilverfahren darf nur dann cin- geleitet werden, wenn vorauszusehen ist, daß durch die ärztliche Behandlung die Krankheit vollständig oder für eine längere Reihe von Jahren gehoben werden wird Die Versicherungsanstalt ist aber in solchen Fällen be rechtigt, sogar an die Angehörigen des Versicherten eine angc messene Familienuntcrstützung zu zahlen. Das Invalidität-Z- und Altcrsversicherungsgesctz sieht zwar, wie schon gesagt, in seinem 8 12 für folcke Fälle eine Befug nis der Versicherungsanstalten vor, helfend einzugreisen und eine weitere Krankenfürsorge zu übernehmen Eine Verpflicht ung hierzu aber besteht nicht. Tie Denkschrift der Leipziger „Vereinigung zur Fürsorge für kranke Arbeiter" tritt nun dafür ein, daß die Versicherungsanstalten dem 8 12, der ihnen über lassenen Befugnis also, innerhalb der vom Gesetze gezogenen Grenzen eine möglichst ausgedehnte Anwendung geben. Bekanntlich findet die Fürsorge für Kranke seilens der Krankenkassen ihre gesetzlich fcstgestcllte Grenze. Aber in wie vielen Fällen findet dann noch eine Fortdauer der Krankheit statt'. Zn solchen Fällen sollte zunächst der Versuch gemacht werden, die Versicherungsanstalt auf Grund von 8 12 des Gc setzes- zu veranlassen, das Heilverfahren einzuleitcn. So hat zum Beispiel die Stadtverwaltung von Königsberg i. Pr. die Unterstützung derartiger Krankcnkassenmitglieder selbst in die Hand genommen und hat dabei die Erfahrung gemacht, daß die Versicherungsanstalt etwa bei der Hälfte aller Fälle «ingreifen darf. Was die Denkschrift für die größere Nutzbarmachung diese« 8 12 zu Gunsten der Versicherten ansührt, ist gewiß der Beachtung nicht unwert. In den Befugnissen des 812 hat das Gesetz den Versicherungsanstalten einen weiten Spielraum ge lassen ES hat in diesem Paragraphen eine Brücke geschlagen »wischen ihnen und den Krankenkassen, während an und für sich diese beiden großen sozialpolitischen Einrichtungen in keiner organischen Verbindung mit einander stehen Somit giebt dieser 8 12 die Möglichkeit eines ungemein gedeihlichen Zu sammenwirkens zu Gunsten der Versicherten. Die Denkschrift weist nun nach, welcher Segen in einer ausgedehnten Anwendung dieser Befugnis, im Zu sammenwirken mit den Krankenkassen, ruht Dadurch, daß diese letzteren den Versicherungsanstalten thunlichst bald von solchen schweren Krankheitsfällen behufs rechtzeitigen Eingreifens ihrerseits in das Heilverfahren Kenntnis geben, kann in sehr zahl reichen Fällen die sonst wohl schwer auSblribende Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit vermieden werden. Es nützt aber dem er krankten Arbeiter mehr als Geldunterstützung und Invaliden rente, entlastet die Krankenkassen und dient zugleich den Ver sicherungsanstalten, wenn eine drohende schwere Krankheit dauernd gehoben wird. Von den 31 im Deutschen Reiche bc- Kehenden Versicherungsanstalten haben deshalb die meisten von der ihnen aus 8 12 zustehenden Befugnis auch schon einen geringeren oder größeren Gebrauch gemacht. Eine der Denk schrift beigefügte Tafel giebt hierüber sehr interessante statistische Ausschlüsse. Am weitesten ist in dieser Beziehung die Versicherungs anstalt für die Hansastädte in Lübeck gegangen. Obwohl sie im Jahre 18S4 32 822 M. für diesen Zweck aufwandte, 232 Per sonen in Pflege nahm und im Durchschnitt aus den Kopf des Verpflegten 141,47 M. kamen, betrug doch der Gesamtaufwand auf den Kops der Versicherten nur 17 Pfennige! So wandte ferner die Versicherungsanstalt Berlin im Jahre 1894 eine Summe von 35 437 M, die für Ostpreußen in Königsberg 32 056 M. ans, während drei der Versicherungsanstalten von dieser Befugnis bisher gar keinen Gebrauch machten, sechs nur einige Hunderte von Mark im Jahre 18S4 aufwendrten, die übrigen aber sämtlich von 1778 M. an bis zu den oben erwähnten höheren Kostenauswcndnngcn sür die Krankenfürsorge verausgabten. Interessant ist seiner der Aufwand pro Kopf der Behandelten. Berlin dehnte seine Fürsorge auf 120 Kranke aus und verwendete pro Kopf 205,47 M, während z. B Königs berg seine Pflege aus 77i> Kranke ausdchnte und pro Kops nur 41,15 M auswendete. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Versicherungsanstalt Berlin noch 115 000 M. sür Einrichtung eines Sanatoriums ausgcgcben hat. Geht nun aus diesen statistischen Angaben schon die erfreu liche Thatsache hervor, das, die Versicherungsanstalten zur Er kenntnis der großen Vorteile einer von ihnen auSgeübten Krankenfürsorge gelangt sind, so ist nm so mehr anzunehmen, daß sie diese Fürsorge in weit ausgedehnterem Maße vornehmen werden, wenn erst ein planmäßiges Zusammenwirken der Ver sicherungsanstalten und der Krankenkassen in die Wege ge leitet worden ist Zur Herbeiführung dieses Zusammenwirkens empsichlt die Denkschrift den von dem Ausschüsse der Versicherungsanstalt sür das Königreich Sachsen betretenen Weg, nämlich die Bildung einer Kom mission, in der Vorstandsmitglieder größerer Krankenkassen, die gleichzeitig dem Ausschüsse der Versicherungsanstalt an gehören oder andere Vertreter beider Faktoren der Gesetz gebung zujammennurken. Höchst wünschenSweil wäre es, wenn auf diesem Wege ein Zusammengehen der Krankenversicherung und der Jnvaliditätsoersichcrung erreicht würde und wenn dann die Versicherungsanstalten mit eingehenden Ratschlägen an die Krankenkassen heranträlen Außerdem aber würde cs wohl eine dankbare Aufgabe der Vereinigungen von Krankenlafscn eines größeren Bezirkes sein, wenn sie sich mit dieser Frage beschäf tigen wollten Als Grundsätze bei Übernahme des Heilverfahrens durch die Versicherungsanstalten stellen sich die folgenden dar: Man darf sich nicht mehr auf die Behandlung der Fälle beschränken, in denen die Frage wegen der Möglichkeit der Übernahme der Kosten des Heilverfahrens erst aus Anlaß der Einbringung eines Antrages auf Gewährung der Invalidenrente herantntt. Viel mehr liegt der Schwerpunkt unter allen Umständen darin, namentlich bei allmählich sich entwickelnden chronischen Krank heiten schon vor Eintritt der ErwerbSunsähigkeit auf die Anwendung eines Erfolg vcrsvrechendcn Heilverfahrens hin zuwirken Bei Übernahme der Kosten des Heilverfahrens seitens der Versicherungsanstalten ist es durchaus ratsam, daß, wenn nicht bereits ein Antrag des Versicherten selbst bicrzu vorlicgt, wenigstens sein Einverständnis nicht seblt Tenn nickt als Zwang, sondern einzig und allein als Wohlthat soll der Kranke auch diese Maßnahmen betrachten. Zur Übernahme des Heilverfahrens seitens der Versickerungs- anstaltcn empfiehlt sich nun wohl für eine große Reihe von Fällen in erster Linie die Errichtung eigener Sanatorien, daS heißt Heilstätten (sür Krankheiten, die längere Nachbe handlung erfordern) und besonders sür chronische Lungenkrank heiten, und H ei mstättcn (sür Rekonvaleszenten bczw mit konstitu ¬ tionellen Schwächczuständen behaftete PerkonenX Der größere Nutzen solcher eigener Sanatorien liegt ans der Hand. Einmal dürsten bei richtiger ökonomischer, technischer und ärztlich-sach verständiger Leitung recht wesentliche Kostenersparnisse erzielt werden, dann aber wird auch der unbemittelte Tubeikulöse — der in öffentliche allgemeine Krankenhäuser nur mit Widerstreben geht — gern und willig in besonderen Lungenheilanstalten sich einer voraussichtlich ersolgreichcn Behandlung unterziehen. An solchen Lungenheilanstalten ist nun aber, wenn auch einzelne Versicherungsanstalten bereits mit der Errichtung derartiger Heil stätten begonnen haben und Andere im Begriffe sind, dasselbe zu thun — doch noch ein sehr fühlbarer Mangel. Angesichts der großen Ausbreitung der Tuberkulose muß diesem Mangel aber un bedingt abgeholsen werden. Denn dieser Geißel der Menschheit sollen allein im Deutschen Reiche annähernd 180000 Menschenleben jeder Altersklasse alljährlich zum Opfer! Nach der neuesten Statistik des Reichsgcsundheitsamtes sind von je 1000 Todesfällen etwa 106 infolge Tuberkulose crsolgt; unter Erwerbsthätigen aber (15 — 60 Jahre) beträgt der Prozentsatz 32,23 daS heißt: Jeder dritte Mensch stirbt an Schwindsucht! Die Notwendigkeit der Erbauung von Heilstätten sür Lungenkranke durch Jnvaliditäts- und Altersversicherungen, Krankenkassen und Kommunalverbände ist vielseitig anerkannt. Erst jüngst haben die beiden ärztlichen BezirkSvereinc „Leipzig- Stadt" und „Leipzig-Land" den Beschluß gefaßt: „den Rat der Stadt Leipzig auszufordern, baldthunlichst sür Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke in Leipzigs Nähe Sorge tragen zu wollen " Diesem Beschluß schließt sich auch die „Bereinig ung zur Fürsorge sür kranke Arbeiter in Leipzig" an, die in der mchrerwähnten Denkschrift ebenfalls an den Rat der Stadt Leipzig die dringende Bitte richtet, der Anregung der ärztlichen Bczirksvcreine und dem Beschlusse der Stadtverordneten vom 3. Juli 1895 Folge zu geben und eigene Lungenheil- anstaltcn zn gründen Tie gleiche Bitte richtet die „Ber einigung" auch an die JnvaliditätS- und Altersversicherungs- anstalten mit dem besonderen Ersuchen, die baldthunlichste Er bauung von Sanatorien sür chronische Lungcnleidcn mit voller Rührigkeit in Angriff zu nehmen. Als ein besonderes Merkmal unserer Zeit, so heißt es in den Schlußworten der Denkschrift, gilt in weiten Kreisen der Satz, daß sie reich sei an Anregungen, aber arm an Handlungen. Möge der Leipziger Bereinigung zur Fürsorge für kranke Arbeiter eine solche Erfahrung bezüglich ihrer schönen Endziele erspart bleiben! Tag?sgeschichte. Tres-cn, 17. Februar. Se. Majestät der König erteilten gestern Sonntag vormittags nach dem Kirchenbesuche Audienzen und nahmen nachmittags au der Familieutafel bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg teil. — Im Lause des heutigen Vormittages empfingen Se. Majestät der König die Herren Staatsminister zur Entgegennahme von Borträgen. Nachmittags um 5 Uhr findet bei Sr. Majestät dem Könige eine Tafel zu 4-') Gedecken statt, zu welcher die nach- genanntcn Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden sind: Ihre Excellenzen der Staatsminister Or. Schurig, der StaatSminister a. D. v. Nostitz- Wallwitz und der Generallieutenant v. Funcke, ferner die Geh. Räte Heymann und vr. Zeuner, der General major Kirchner, der Senatspräsident beim Oberlandes gericht Mettler, der Landgerichtspräsident Just, die Kammerherr-.n Gras Ner und Graf Hohenthal-Püchau, der Herzog!. Sachsen - Altenburgische Kammerherr v. Stammer, der geh Schulrat Kockel, der General auditeur v. Gottschalck, der geh. Lberrechnungsrat Müller, der geh Justizrat Kurtz, der geh. Regierungs rat Or. Fischer, der Oberst v. Kirchbach, der geh. Regierungsrat vr. Böhme, der geh. Finanzrat Hay mann, sowie die solgenden Herren Mitglieder der I. und II. Kammer der Ständeversammlung: Ober bürgermeister vr. Dittrich, Bürgermeister Klötzer, Rittergutsbesitzer v. Trebra-Lindenau, Gemeindevor stände Frenzel und Fritzsching, Gutsbesitzer Horst, Amtsrichter Ve. Kühlmorgen, Justizrat Opitz, Bürger meister Rüder, geh. Ökonomierat Uhlemann, Bau meister Uhlmann, Stadtrat Wetzlich uud Fabrik besitzer Wolf. Dresden, 17. Februar. Ihre Majestät die Königin werden morgen, Dienstag, vormittags 10 Uhr 1«! Min. aus Brüssel wieder in Dresden eintreffen. Anziehungskraft besitzen, es soll sich den Sinnen leicht faßlich und eindringlich einprägen. Es ist darum jede lleberfüllung mit Figuren und Gegenständen zu vermeiden, in Form, Zeichnung und Farbe der Darstellung muß eine möglichst große Klarheit erstrebt werden. Die Fernwirkung und die Eindringlichkeit des Plakats wird allein dadurch erlangt, daß die bildliche Darstellung nur aus Betonung der Hauptsachen sich beschränkt und alles Nebensächliche nur andcutend behandelt wird. Die bildliche Darstellung darf nicht wie ein gemaltes Bild auSgesührt werden, worauf alles Körperliche abgerundet und stofflich getreu zur Erscheinung kommt. Das P!akatbild braucht nur in großen Umrissen flächenhast hingestrichcn zu werden, die angewandten Farben dürsen nicht durch vielfache Ver teilung in ihrer Wnkung geschwächt, sondern muffen neben einander in breiten Schichten zu leuchtender Fernwirkung vereinigt werden Das Plakat soll nicht wie ein Gemälde große Tiefe besitzen, der Hintergrund braucht nicht per spektivisch dargestellt zu werden, es genügt schon dessen kulissenhaftc oser silhouettenartige Andeutung, ja cS be darf auch nur eines formlosen, flächenhast wirkenden Farb tones als Hintergrund, und er kann sogar ganz leer bleiben Für die Plakatkunst gilt nicht die Ästhetik der Malerei, sondern lediglich die der Zeichnung In technischer und stilistischer Hinsicht verstoßen viele Entwürfe gegen jene Grundregeln, und darum muß be dauert werden, daß so viel redlicher Fleiß und eisrige Mühe auf eine falsch verstandene Sache verwandt wurde Da ist z. B. ein Entwurf im bekannten Münchener Renaissancestil, der in einem kleinen Rundbild St Lukas bei der Staffelei zeigt, während darüber eine Reihe Wappen und zu beiden Seiten zwei Engelknaben auf Säulen zu sehen sind. Von weitem wirkt da« Bild nahezu schwarz, erst in der Nähe bemerkt man die vielfach ver teilten Farben und die Eraktl-eit und Sauberkeit minutiöser Ausführung Eine große Anzahl anderer Entwürfe ist in der Art von Diploi n auSgesührt, wie sie aus den Kunst gewerbeschulen in den Abteilungen für Buntdruck gelehrt wird. Hieran ist meist auch der bildliche Inhalt ziemlich reizlos und bewegt sich in der hergebrachten Darstellung von Musen, Herolden und Personifikationen mit der üblichen Beigabe von Emblemen und Attributen. Auch in den Schrisllettcrn zeigen diese Entwürfe oft genug die selt samsten Bildungen. Unter der geringen Anzahl von Entwürfen, in denen mit bewußter Absicht der richtig erkannte Weg der neuen Plakatkunst beschritten wird, sind zunächst diejenigen zu verwerfen, die sich auffallend deutlich an fremde Vorbilder angelchnt haben. Am skrupellosesten ist dies durch den Urhebcr des Entwurfes „Eredo" geschehen Dieses unter einem Baume stehende Mädchen mit Malzeug, das in stilistischer Hinsicht den Eindruck eines Glasgcmäldes ver wertet zeigt, schließt sich so eng an ähnliche Entwürfe deS Parisers Eugönc Grasset an, daß man nicht weiß, worüber man sich mehr wundern soll, über die Keckheit der Ent lehnung, oder über die Harmlosigkeit, mit der diese Ent lehnung vor aller Welt gezeigt wird. Auch der hübsche Entwurf „OuiS", der in dem Motiv allerdings selbständig ist, verrät eine Anlehnung an die von Grastet cingeführte "Nachahmung mittelalterlicher Miniaturen Ebenso laßt der Entwurf „Rastlos vorwärts", auf dem drei schwarz- gctleidete Herren einige Bilder beschauen, ein allzu genaues Studium eine« Plakates des englischen Plakatkünstlers und Karikaturisten Phil Man erkennen. Ja sogar der mit einem Preise ausgezeichnete Entwurf von Bild- befchauern eines Karlsruher Künstlers dürfte nicht ganz unabhängig von fremden Einflüssen entstanden fein, da man an Plakate von Steinlen und Toulose-Lautrec hierbei erinnert wird. Sonst gehört der Entwurf zu den wenigen, die sich durch spezifische Plakdtwirkung au«zeichnen, während er sich im Motiv weniger sür eine große internationale Kunstausstellung, al« für eine kleine Sonderausstellung eignet Ter 8alon ckes cent in Paris hat für seine Aus stellungen ähnliche Plakate benutzt Vornehmer in dem Motive ist schon der mit dem ersten Preis« bedachte Entwurf „Goldene Flügel", auf dem ein in Brusthöhe vom Rücken gesehener weiblicher Genius mit goldenen Flügeln und steifen schwarzen Zöpf chen einen dünnen Lorbeerkran; einem unbekleideten Künstler darreicht, der in eine Mavpc herabblickt Die farbige Wirkung des Entwurfs beschränkt sich auf ein lichtes Blau im Hintergrund und auf das Gold der Flügel An farbiger Fernwirkung wird dieser Entwurf, wie alle anderen, durch den Entwurf „Durch die ganze Welt", weitaus übertroffen. Eiu wcißgeflügelter Genius fliegt ruhm- kündcnd unter einem leuchtend blauen Himmel hin und wird vom Scheine der Morgensonne, die den Horizont erstrahlen läßt, von unten her beleuchtet, während noch die Umrisse eines Stadtbildes unten im Dunkeln liegen Wie dieser jugendliche Körper teilweise beleuchtet wird, wie das Licht aus den Hellen Flügeln dessen Schatten wirst, wie die auSgesparten weißen Flügel gezeichnet sind und der Himmel über dem Dunkel der Erde leuchtet, daS ist mit einer erstaunlichen technischen Sicherheit in effekt vollster Weise mit wenig Mitteln ausgedrückt. Ein anderer Entwurf „Medusa" Kat auch eine hervorragende Plakat wirkung. In der Mitte eine« grünen und blauen qua dratischen Feldes, das die Schrift enthält, sehen wir den Kops der Rondaninischen Medusa in leichter Tönung und mit rötlich bemaltem Schlangenhaar Wenn sich auch das gewählte Motiv nicht für eine Ausstellung moderner Kunstwerke allzugut eignen mag, so ist doch die Wirkung durch die eigenartige Farbengebung äußerst packend Der Entwurf „Schild der Athena", von einem in Brust höhe gesehenen sieggckröntrn Jüngling emporgehalten, zeigt aus goldenem Schild in grün patinierte« Gorgoncion und hat gleichfalls wenig Zusammenhang mit dem Inhalt einer modernen Kunstausstellung.
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