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184 Erscheint täglich, «nit «uinahüie der Gönn- und Festtage, adendr für den sol- sgendcn Tag. Preis vierteljährlich 1 M. Sd Psg„ «noiratlich bs Pfg., Anzel-Nrn. S Pfg, Bestellungen «ehinen alle Post- »nftaUen, Pastboten «md die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Mittwoch, dm 10. August 1892. Jnferat-Lebührcn: klnspaltige KorPuS- Yelle ad. deren Rau» , w Pfg- Eingesandt und «icklamen unter de» RedaktionSstrlch 20 Pfg- Nachweis und Offcrten-An nähme pro Inserat 2L Pfg. extra. Kleinster Inseraten» f betrag 20 Pfg. Komplizierte Inserate nach beson derem Tarif. -ranir-nbe V Sagest, Aezirksa^ ÄmtsblaU der Lönizl. Ämtshaupimaniifchaft Flöha, des Äönigl. Amtsgerichts und des Atadtrats ?u Frankenberg. . Zur gcfälligen Beachtuna. das ljsterreichischen Bädern, Sommerfrischen rc. liefern wir recken wir dafür Uhr hier abgehenden Kreuzbandsendungen und be ¬ rechnen wir dafür insgesammt 40 Pf. für die volle Woche. Viv Lxpväitioll äv8 rLSvdlLUvs. ««-L^nntmachmsg. rst die Maul- MH zHauenseuche ausgebrochen. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 8. August 1892. In Vertretung: Lossow, Regierungsassessor. Landgraf. Eröffnung -es Fernsprechverkehrs zwischen Frankenberg (Sa.) und Chemnitz. Zwischen den Stadt-Fernfprecheinrichtungen in Frankenberg (Sa.) und Chem nitz ist eine Verbindungsanlage hergestellt worden, welche am 10. August in Betrieb genommen wird. Die Leitung dient ausschließlich zum Verkehr zwischen Frankenberg (Sa.) einerseits und Chemnitz, sowie Limbach (Sa.) und Siegmar andererseits. Für die Benutzung der Anlage gelten die Bedingungen für den Fernverkehr. Die Gebühr für das gewöhnliche Gespräch dis zur Dauer von 3 Minuten beträgt Leipzig, 8. August 1892. Der Kaiserliche Ober-Poftbireetor. In Vertretung: O»I« »v. Sch. Kissingen und Jena. Ueber die zahlreichen ebenso herzlichen als impo- merenden Huldigungen, welche in der letzten Zeit dem Fürsten Bismarck von dem deutschen Volke dargebracht worden sind, haben wir bei der engen Begrenzung .E zur Verfügung stehenden Raumes selbstver ständlich nicht in so ausführlicher und eingehender Weise berieten können, wie die großen Tageszeitungen. Wir glauben nun den Wünschen unserer Leserschaft entgegenzukommen, wenn wir heute folgenden Artikel der „Münch. Allg. Ztg.", welcher die Schlußfolgerung aus allen diesen Ovationen zu Ehren Bismarcks zieht, zum Abdruck bringen. Der Artikel, der ebenfalls die Ueberschrift „Kissingen und Jena" trägt, lautet: „Ehren, wie sie in Deutschland noch niemals auf ein Haupt, das keine Krone getragen, gehäuft worden sind, hat das deutsche Volk soeben in einer Reihe unvergeßlicher und historisch bedeutsamer Kundgebungen dem Reformator Germanias dargebracht; Ehren, die um so Heller durch die Geschichte leuchten werden, als sie nicht dem Staatsmanns in der Fülle seiner Macht, sondern dem „Bismarck im Ruhealier" gezollt worden sind, der nichts weiter zu vergeben hat, als daß das Bekennen zu ihm süc manchen kein ganz ungefährliches Ding ist. Dresden, München, Augsburg, Kissingen Jena — strahlende Sterne an dem schwülen und be wölkten Himmel unserer Gegenwart, um so strahlender, als aus ihnen mit dem unauslöschlichen Danke an den Wiederhersteller Deutschlands zugleich das Gefühl der Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme, der Reichsgedanke in seiner vollen Reinheit und Stärke, weit in die Zeit, auch in die nach uns kommende, hinausglänz». Was den alten Kanzler in demJubel- eruf all der Tausende umbrauste, was ihn in den Klän gen ihrer Lieder, in dem Leuchten ihrer Freudenfeuer grüßte — es war das Werk seines Lebens, tiefgewur zelt in den Herzen seiner Volksgenossen, das gleich einer lebendigen Apologie seines schöpferischen Wirkens vor ihm stand. Wer ihn gesehen, hochaufragend in der andachts voll lauschenden Menge, gleich seinem eigenen Denk- mal von der Vergangenheit zeugend und mit ernstem Rat in die Zukunft weisend, wird den Anblick niemals vergessen. War es doch fast die Geschichte selbst, welche den Hörern zurief: man könne sie nicht machen, wohl aber viel von ihr lernen. Die Gepflogenheit, großen Massen gegenüber zu treten, öffentlich.zu ihnen zu reden, hatte Fürst Bismarck bisher nicht gehabt, erst die jüngste Zeit hat ihn, in seinem Alter, in diese Situa tionhineingebracht, und er hat sich bewunderungswürdig schnell in ihr zurecht gefunden. War er ehedem doch selbst der Feier der Denkmalsenthüllung auf dem Nie derwald aus den Wege gegangen, einer Feier, bezüg lich deren sein auer Kaiser ihm später schrieb: „welche eigentlich doch Ihnen galt!" Die zahllosen Beweise dankbarer Anhänglichkeit und Verehrung, welche sich in geradezu elementarer Weise zu ihm Bahn brachen, haben in dem betagten Kanzler diese Veränderung be wirkt, zweifellos hat er unter der alten Kastanie zu Kissingen und auf dem Marktplatze zu Jena lieber ge- sprachen, als jemals vordem im Reichstage. Unter Gottes freiem Himmel sah er nicht den Fraktionen und ihren Strebungen, sondern dem Volke selbst in die Augen, dem, wie ehemals sein Wirken, so heute sein Sinnen gilt; und man muß in die Augen der Fünftausend geblickt haben, die am 24. Juli zu Kis singen an dem alten Kanzler vorüberzogen, muß ihre musterhafte Ordnung gesehen haben, als sie ihn zwei Stunden lang entblößten Hauptes umstanden, ihre unbeschreiblich herzliche Begrüßung, — um die Be deutung und den Zauber solcher Tage zu begreifen und zu verstehen. Was hatte die Männer zusammengeführt vom Bo densee und dem Schwarzwald, von den Rebenhügeln der Pfalz bis zum Main und zu Thüringens Wäl dern? Ausschließlich der Ruf des eigenen Herzens, das Bedürfnis, dem Gefühl Ausdruck zu geben, das seit dem Frühjahr 1890 in Mill onen lebt und sich zu immer stärkerer Glut entflammt hat und das dann Eckgard aus Mannheim in so mächtig widerhallenden Worten zu jevermanns Gehör gebracht hat; wahrlich ein einzigartiger Vorgang, wie ihn wohl kern anderes Zeitalter unseres nationalen Lebens gesehen." Der Artikel schließt nach einer Polemik mit einem demokratischen Blatte mit folgenden Worten, denen niemand zutreffende Wahrheit absprechen wird: „Und hat denn die Regierung überhaupt sich über den Fürsten Bismarck zu beklagen? Leistet er nicht dm grüß en Dienst, wenn er immer von neuem seine Verehrer auf die Parole Kaiser und Reich vereidigt und das Znsammenstehen aller bürger lichen, aller gebildeten und besitzenden Elemente em- pfi'hlt? Wenn er mit warmen Worten für das Kar tell eintritt, welches doch die eigentliche Basis für jede nationale Regierung ist und für welches er die gesamte Wählerschaft mit Ausnahme des Zentrums und der „extremen Parteien" in Anspruch nimmt? Oder können die wirklich freisinnigen Leute sich beklagen, wenn er die Herstellung einer konstanten Majorität des Reichs tages empfiehlt um die größere Autorität des letzteren zu sichern? Wenn er gegen „ein Regiment der Bü reaukratie", gegen „absolutistische Velleitäten" auf tritt? „Was wir für die Zukunft erstreben müssen, ist eine Kräftigung der politischen Ueberzeuguna in der öffentlichen Meinung und im Parlament." Was hat die „Franks. Ztg." gegen diesen Rat einzuwenden? Daß er von — Bismarck kommt? Ja, nur ein Bismarck wäre im stände, ihn praktisch auszuführen. Der Reichstag hat sich in den letzten Jahren bei verschiedenen Anlässen vollständig affigiert. Sollte sich das häufiger wiederholen, so läge darin zweifel- los eine große Gefahr, denn der Reichstag muß das belebende, erziehende und politisch ernährende Zentrum der Nation sein. Versagt er, so droht eine Einseitig keit, auf welche als naturgemäße Reaktion dann das entgegengesetzte Extrem folgen müßte. Und so kommen wir zu der eigentlichen Bedeutung der Vorgänge von Dresden bis Jena. Wir sehen darin nicht ein natio nales Feuerwerk, mit welchem man einen beliebten Durchreisenden ehrte und das mit seiner Abreise ver pufft ist, sondern wir erkennen darin ein Erwachen der Nation, ein Gichbesinnen auf ihre politischen Pflichten, auf die Grundlagen ihrer Existenz und die Sicherung ihrer Zukunft. Fürst Bismarck hat sich stets dadurch ausgezeichnet und er verdankt diesem Umstande zum nicht geringen Teil seine Erfolge, daß er ein festes Empfi-iden für den Pulsschlag unseres nationalen Lebens hatte. I'srt unäa nso rsgitur. Vielleicht sind die Tage von Dresden, München und Augsburg, von Kissingen und Jena — die Ausgangs punkte unserer inneren politischen Wiedergeburt." Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 9. August 1892. fs Am vergangenen Sonntag hielt die Damen abteilung des Turnvereins ihre erste Turnfahrt ab, an welcher sich über 70 Turnerinnen, sowie einige Eltern, Freunde und Angehörige derselben beteiligten, sodaß es im ganzen gegen 100 Personen waren. Ein rei zendes Bild boten die im geschlossenen Zug um 8 Uhr morgens unter Musikbegleitung von der Turn halle durch die Stadt ziehenven jungen Mädchen, welche ihren Weg durch die Merzdorfer Wiesen am User der Zschopau entlang nach der Fabrikschenke in Krumbach nahmen, woselbst mittels Kahnes die Ueber- setzung über die Zschopau erfolgte, bei der gewiß manche Turnfahrerin sich klopfenden Herzens dem kleinen Nachen anvertraute. Nachdem der Kahnsüh- rer die in 8 Abteilungen geteilte Schar glücklich über gesetzt, begann das Wandern der fröhlichen Mädchen unter Gesang am rechten Zschopauufer entlang nach Schönborn und von da auf dem alten Bergwerks bahndamm nach Neudörfchen, wo im schattigen Gar ten des Gasthauses das Frühstück eingenommen wurde. Um 12 Uhr mittags erfolgte der Weitermarsch immer der Zschopau entlang über Liebenhain nach Ringethal. Nach einem daselbst eingenommenen Mittagsmahl, welches durch die lange Verzögerung seitens des Wirtes die Teilnehmerinnen nicht sehr erfreute und die hungernden Magen auf eine harte Probe stellte, wurde ein flottes Tänzchen arrangiert, welches bald alles Unangenehme vergessen ließ. Gegen 5 Uhr nachmittags brach man auf, um den Heimweg über Mittweida anzutreten, woselbst wie auch in Neudörf chen längere Zeit gerastet wurde. Um 8 Uhr erfolgte der Abmarsch von Neudörfchen über Sachsenburg und trafen die wackeren Turnfahrerinnen alle noch rüstig und fröhlich mit Gesang in der Heimat gegen 10 Uhr wieder ein. Der Verlauf der Turnfahrt, begünstigt vom schönsten Wetter, muß ein recht guter genannt werden. Gewiß wird diese erste von der Damen- abteilung des Turnvereins ausgeführte 7stündige Fuß- Wanderung allen Teilnehmern recht lange in Erin nerung bleiben und neue Lust und Liebe zum Turnen crwecken. f Die Tage werden kürzer und die Abende länger, und es beginnt nun wieder die Zeit, wo eine gute Tischlampe zu Ehren kommt. Hierbei sei darauf auf- merksam gemacht, daß der alte Docht aus den Lam pen zu entfernen und neuer einzuziehen, die Lampe