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Dresdner Journal : 13.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189011132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18901113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18901113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-13
-
Monat
1890-11
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 13.11.1890
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^S264 Donnerstag, den 13. November, abends. 1890. »«rixsprvt,: kar v r««ä«o vlortsMUrllek 2 -I SV kk., bei Nso LsisvrI. aontsLdsll ko,t»us1»lt«o vivrt«I- jLdrlloN 3 K.; »u,«srü»tt> 6e» äsu^ckvQ Leicks» tritt kost- uoä 8talop«lLUsd»1»i- Nioru. Liorslus Huwweru: tv kk. Lvllüacklxuvxsxadüdr«»» kür Ne» ktLllm einer >r«»p<tltellen 2eil« kleiner kekrikt LV kk. Unter „kin^ssLnät" äis 2ei^ KV kk. liei IndeUeo- unä ^iNernsLtr entspr. LrUsouIiur. Lr^edela»»: Is^Ucü nütLlunskrns äer 8onn- o. keiertL^e ndenäs ksrospreob-Xnseütussr Kr. 1885. DreMerIoumal. LwULÜiuv ^va ^nkNnaixunxen »llsvLi-lir Lstpstz: ^r. Zranä«tettef, LomwissiouLr 6s« vresäner 1ourv»l»; L«o»dnrx LsrN» -Vtev I.«Ip»tx Lsssl-Lrsslsu I°r»oktnrt ». N.: //aasen«tein <0 knAier/ LsrUn-Vi«n - Lswdnrx- kr»x l-sixo?-krsnktnrt ». «. USnedsn: /t«6. />/»««,' k«rii Lonckon - LsrUo krsnkkurt ». H. Stnttxnrl: /laut»« Oo., L»rUo: /nvai»6en6an/, Lr»,I»n: , Lsnnovr: L. Lc/,üti>/er, L»N, ». S.: /. LarcL <L k/o. llerausxederr Für die Gesarntleitvng verantwortlich r ^oftat Otto Banck, Professor der Literatur, und Runstgeschichte. Lönixl. krpeäition 6es vresäoer 6ourn»Is. Oresäen, ^«iozsrstr. LV. kvrnspreeN-LuscNInss: Kr. 1295. Amtlicher Teil. Rekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Secundäreisenbahn Mügeln b. Pirna- Geising-Altenberg betreffend. Das Finanzministerium hat beschlossen, die schmal spurige Secundäreisenbahn Mügeln b. Pirna — Gei sing-Altenberg am 18. November lfd. IS. dem allgemeinen Berkehre zu übergeben. An dieser Linie befinden sich außer dem Anschluß- bahnhose Mügeln b. Pirna und dem Endbahnhofe Geising-Altenberg der Bahnhof Glashütte, die Halte stellen für Personen- und Güterverkehr Dohna, Wee senstein, Burkhardtswalde - Maxen, Häselich, Nieder schlottwitz , Oberschlottwitz, Bärenhecke - Johnsbach, Bärenstein b. Glashütte und Lauenstein, ferner die Haltepunkte für Personenverkehr Dittersdorf b. Glas hütte, Köttewitz, Schüllermühle und Hartmannmühle. Die Leitung des Betriebes der genannten neuen Bahnlinie erfolgt durch die Generaldirection der Staatseisenbahnen, welche auch die Tarife und Fahr pläne bekannt machen wird; dagegen verbleibt die Er ledigung der auf die Bauangelegenheiten und die Be sitzverhältnisse sich beziehenden Geschäfte im Bereiche der neuen Bahnstrecke dem Commissar für Staats eisenbahnbau, Finanzrath vr. Schelcher in Dresden. Dresden, am 12. November 1890. Fiuauz - Ministeriu m. von Thümmel. Müller Mkamllmachunl;, die Eröffnung des Betriebes auf der Schmal- svurvahn Mügeln b. Pirna-Geising-Alten- berg (Müglitzthalbahn) betreffend. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Königlichen Finanz-Ministeriums vom 12. dss. Mts., betreffend die Eröffnung des Betriebes auf der schmal spurigen Secundärbahn Mügeln b. Pirna-Geising- Altenberg (Müglitzthalbahn) am 18. November dss. Js., wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der Betrieb der genannten Bahnstrecke nach den Vorschriften der in Nr. 6 des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1878 bekannt gemachten Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung statt finden wird und für die Beförderung auf derselben die für die sächsischen Staatseisenbahnen giltigen Reg lements- und Specialbestimmungen, sowie die für die neue Linie veröffentlichten „Besonderen Bestimmungen und Tarife" maßgebend sind. Tie Tarife für die Personen- und Gepäckbeförderung finden sich auf den Verkehrsstellen ausgehängt; die Tarife für den Gütertransport sind in den bei den Güterspeditionen zu erlangenden „Besonderen Be stimmungen und Tarifen für die Müglitzthalbahn" enthalten. Die Personenzüge werden nach dem im Inseraten theile dieses Blattes enthaltenen Fahrplane verkehren. Dresden, am 12. November 1890. Königliche Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahncn. Hoffmann. Kunst und Wissenschaft. Besiegter Ehrgeiz. Erzählung von Woldemar Urban. 3 (Fortsetzung.) Gräfin Hertha seufzte leise auf. Warum mußte -sic all diese Weisheiten der Frau v. Treßnitz über sich ergehen lassen? Was wollte sie mit den Anspie lungen auf Graf Florin? Denn daß Frau v. Treß- nip nur seinetwegen die lange Philippica hielt, war ihr sofort klar geworden, als sie von Politikern an fing. Wie schlecht kannte sic den Grafen Max Hatte sie ihm noch nie in die Augen gesehen, wenn er sprach ? Jeder Gedanke klar, jedes Wort Gold! Was wollte dann die Obcrhofmeistcrin mit ihrem Absärben? War nicht Graf Max ein Beweis des Gegenteils? Wollte sie, Frau v Treßnitz, ihm vielleicht schmutzigen Kalkül andichten? Lächerlich. Einer solchen Audichtung war doch Frau v. Treßnitz mehr ausgesetzt als er. Und immerhin — wie eine Mühle ging indes der Rede strom der Oberhofmeisterin weiter: „ Sehen Sie das nicht ein, ebbre cvwtes-s«? Sic machen ein schlechtes Geschäft. Sie nehmen ein altes, abgegriffenes Geldstück und geben dafür lauteres reines Gold. Warum wollen Sie sich im Leben mit einem Coulisseuglück begnügen, wo Sie doch Anspruch auf die reine, unverfälschte freie Natur haben? Ge malte Leinewand hat genau ebensowenig Waldesduft und Waldesrauschen, wie die Politik Gefühl " Und Graf Max kam noch immer nicht'. Hertha hatte schon manchmal seine Ankunft fehnlich erwünscht, nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Berlin, 13. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die erste authentische Mitteilung über vr. Koch- Mittel zur Heilung der Tuberkulose erscheint morgen in einer von vr. Guttmann verfaßten Extraausgabe der im Verlage von Georg Thieme (Berlin und Leipzig) hier ansgegeblnrn deutschen medizinischen Wochenschrift. Paris, 13. November. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der „Malin" meldet aus London, daß der Ber- waltungsrat der Suezkanal-Compagnie beschlossen habe, den Aktionären die Erhöhung deS Durch- fuhrpreiscs auf 11 Schillinge per Tonne vorzu- schlagen, wodurch eine Mehreinahme von 6 Mil lionen Frcs. erzielbar sei. Palermo, 13. November. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Bei dem gestern zu Ehren des Ministerpräsidenten Hrn. CriSpi gegebenen Bankett drstckte der Präsi dent des Wahlkomitces den Wunsch auS, Palermo möge durch Plebiszit seine Zustimmung zur Poli tik Crispis zu erkennen geben. Hr. Crispi er klärte, er sei nach Palermo gekommen, nicht um eine Rede zu halten, sondern um seinen Wühlern zu danken. Die Gegner versuchten, seinen Charak- ter, seine Natur und Handlungen in falschem Lichte darzustellcn, er aber kümmere sich nicht um der- gleichen Beschuldigungen. Ein Mann, der sich der Politik widme und ein reincS Gewissen habe, müsse nur daü ihm gesetzte Ziel vor Augen haben und dasselbe trotz aller Hindernisse, ungeachtet aller Verleumdungen zu erreichen suchen. Sollten schlimme Zeiten für Italien kommen, so werde er seinen König und das Vaterland mit dem Leben zu ver teidigen wissen. Am Schluß der Nede brachte Hr. Crispi ein Hoch auf den König, die Dynastie und Sizilien aus. Madrid, 13. November. (Tel d Dresdn.Journ) An Bord des bei Kap Villand gescheiterten englischen Kreuzers „Serpent" befanden sich 276 Personen, von denen nur 3 gerettet sein sollen. Algier, 13. November. (Tel.d. Dresdn. Journ) Der Kardinal Lavigerie gab gestern den Offizie ren des französischen MittelmeergeschwaderS ein Diner. In seinem Trinkspruch sagte der Kardi nal, Eintracht sei der höchste Wunsch der Kirche und des Klerus, und cs sei die patriotische Pflicht eines jeden, die bestehende Negierungsform anza- erkennen, welche wiederholentlich die Zustimmung deS Volkes erhalten habe. Tie Eintracht sei das Heil des Vaterlandes. Er wünsche, daß der Kle- rus Frankreichs diesen Ideen sich anschlicße, und er fürchte nickt, von berechtigter Seite dcsavouirrt zu werden. Die Worte des Kardinals machten viel Eindruck aus die Hörer. Beim Abschied ließ der Kardinal die Marseillaise spielen Dresden, 1-». November. Zur Währungsfrage in Österreich-Ungarn. Von Wiener Blättern wurde dieser Tage gemeldet, daß die in Aussicht genommenen Erhebungen über die Regelung der österreichisch-ungarischen Währung demnächst stattfindcn sollen. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht ist indessen bis jetzt noch nicht erfolgt; es gewinnt demnach den Anschein, als ob man in Wien nnd Buda-Pest die endgiltige Entscheidung übcr die wichtige Frage noch hinausschicbcn wolle, ein Ent schluß, der bei der gegenwärtigen Lage des Geldmark- aber niemals so sehnlich als heute! Aber er kam nicht. Und die peinlichen Auseinandersetzungen und An spielungen aus Graf Max seitens der Frau v. Treß- uitz gingen wie ein Strom ununterbrochen weiter! Noch nie war ihr diese Frau so unangenehm gewesen wie heute. Was ging denn gerade sie an, ob und von wem sich Gräfin Hertha den Hof machen ließ? Hertha war in sehr unglücklicher Stimmung und atmete auf, als endlich die Theaterstundc herankam und sie sich mit Tit schicklicherwcise entfernen konnte. Sie that das mit einer gewissen Lebhaftigkeit, so daß Frau v Treßnitz unwillkürlich auf die Idee kam, daß sie vielleicht Graf Florin im Theater zu sehen hoffe. „Sie werden Ihre Majestät heute noch sehen, Frau Oberhofmeisterin?" fragte Graf Kronau, als sie allein waren. „Ja! Ich habe heute den Dienst." „Sie Glückliche!" „Wie?' „Ich sagte, Sie Glückliche! Sie sind in der Lage, sich über die Stimmung bei Hofe zu orientieren, die Konsequenzen meiner heutigen Niederlage in der Kammer zu übersehen, während mir nichts anderes übrig bleibt, als — meine Demission einzureichcn." „Wie, Excellenz, Sie wollten demissionieren?" „Es bleibt mir nichts anderes übrig. Tie heutige Sitzung hat mir klar bewiesen, daß ich auf meinem Ministerposten auch nickt das Geringste erreichen kann." „Sie wollten zu Gunsten Ihres Gegners, des Grafen Florin, demissionieren, Excellenz?" fragte Fran v. Trenßitz wiederholt und aufs höchste erstaunt. „Zu feinen Grinsten oder zu Gunsten eines anderen. tes nur durchaus gerechtfertigt erscheint. Über die Stellung, welche im übrigen die Regierungen beider Reichshälften der Angelegenheit gegenüber einnehmen und über die Einzelfragen, um deren Beantwortung durch die Prüfungsausschüsse cs sich noch handelt, wird dem „Hamb. Corresp." aus Ungarn geschrieben: Es giebt kaum einen Fachmann in Österreich- Ungarn, der nicht schon seine Ansichten über die Re gelung der Währung geäußert hätte. Man kennt also der Hauptsache nach die Ansichten der Persönlichkeiten, die bei den demnächst darüber anzustellenden Erheb ungen mitzuwirken hätten, ebenso wie den Standpunkt, den die Regierung einnimmt, bereits zur Genüge Es gilt dies wenigstens von der ungarischen Regie rung, denn der Finanzministex Hr. Weckerle hat sich in der Rede, mit der er die Einbringung des Budgets begleitete, mit dem seiner Zeit von dem Staatssekretär Lang entwickelten Programm einverstanden erklärt, wo nach für die Feststellung des Wertverhältnisses der Durchschnitt einer Reihe von Jahren zu Grunde ge legt werden soll, worunter nur der Durchschnitt der jenigen Jahre, wo der Silbergulden gegenüber dem Papiergulden rechnungsmäßig, wenn auch nicht in der Praxis unterwertig geworden, mithin ein zehnjähriger Durchschnitt verstanden sein kann. Seitens der öster reichischen Regierung fehlt zwar bis jetzt eine Äußerung über diese wichtigste Frage, allein da das von dem Staatssekretär Lang ausgestellte Programm auch in der Presse von keinem maßgebenden Organe der öster reichischen Regierung bekämpft wurde, ist anzunehmen, daß man auch österreichischcrseits diesem Programme beipflichte. Ebenso besteht nirgends eine Meinungsverschieden heit darüber, daß für den Übergang zur Goldwährung die Aufnahme eines Goldanlehens erforderlich fei. Die Anschauungen können also nur über die Höhe dieses Anlehens auseinandergehen. Es erübrigt dem nach für die einzusetzenden Prüfungsausschüsse im wesentlichen nur noch die Erörterung der Einzelfragen, wie z. B. welche Münzeinheit gewählt werden soll, was mit dem Silbcrschatze der österreichisch ungarischen Bank geschehen soll, inwieweit er zu veräußern wäre und inwieweit das Silbergeld dem Verkehr zuzuführen, in diesem zu erhalten sei und derlei mehr. Alle diese Punkte werden voraussichtlich auch auf dem den Prü fungsausschüssen vorzulegendcn Fragebogen ihren Platz finden. Man sicht aus diesen Gründen dem bevor stehenden Zusammentritte der Prüfungsausschüsse heute mit geringerem Interesse entgegen, als dies zu einer Zeit der Fall war, wo noch eine Klärung durch die Erhebungen wünschenswert gewesen wäre. ES ist auch mit der Hinausschiebung der anzu- stellcndcn Untersuchung nichts versäumt worden. Hätte man die Ausschüsse vor dem Zustandekommen der amerikanischen Silberbill einberufen, so würde manches Ergebnis der Prüfung durch die Wirkungen dieser Bill unnütz geworden sein. Es wäre eine neuerliche Ein berufung der Ausschüsse nötig geworden, um die Wir kungen der Silberbill in Betracht zu ziehen, und wäre dies geschehen, so hätten die seither eingetretcncn Ver änderuugen auch die neuerlichen Ergebnisse hinfällig gemacht. Denn seither sind diese Wirkungen durch den Zusammenbruch der Silberspckulation wieder nahezu aufgehodeu worden, und der Silberpreis ist nicht mehr weit von dem Stande entfernt, den er vor der Silber- bill ausgewiesen hat. Ob die Prüfungsausschüsse nach ihrem Zusammentritt, was die Silberfrage betrifft, sicheren^ Boden unter den Füßen haben werden, ist schwer zu sagen, denn wer wollte voranssehen, ob die Abwärtsbewegung des Silbers nun weitere Fortschritte machen, oder ob es den Anstrengungen der Silber männer nach Überwindung der jetzigen Silberkrisis nicht doch gelingen wird, ihrem gesteckten Ziele näher zu kommen? Daß solche schwankende Verhältnisse der Mein Pattiotismus gebietet mir, unter solchen Ver hältnissen znrückzutreten." „Und Sie glauben, daß Form Aussichten hat?" Während sich Graf Kronau in längerer Rede dar über auslieb, ob Graf Florin als Führer einer siegenden Opposition Aussicht habe, Minister zu werden oder nicht, verfiel Frau v. Treßnitz in tiefes Nachdenken. Sic hörte kaum noch, was Graf Kronau sagte nnd war fast ausschließlich mit seinem jungen siegreichen Nebenbuhler, dem hübschen Grafen Florin, beschäftigt. „Excellenz Gras Max Florin — Excellenz Frau Gräfin Fanni; Florin — Frau Fanny O'F«nnor —" Ter erstere klang doch bei weitem besser und dann war Graf Max ein schneidiger, mit siegender Beredsamkeit ausgestattetcr Parlamentsredner, von Begeisterung und Patriotismus durchglüht — eine edle Figur! Während Hr. Marbod O'Fennor, der Südseeinsulaner, mit seinen; geheimnisvollem, vielleicht gar betrügerischem oder gefährlichem Hocuspocus, mit seiner drängenden und beängstigenden Glut, die er ihr gegenüber in der letzten Zeit entwickelt hatte, doch einen ziemlich exotischen Eindruck machte. Zwar Marbod war reich, was Floria nicht war! Graf Max stammte wohl aus einer angesehenen, alten Adclssamilie, war aber arm. Indessen war für Frau v Treßnitz jetzt ein altes Adelsschild mehr wert als der oberflächliche Glanz bürgerlichen Reich tums und dann: „Frau Excellenz Gräfin Florin!" das klang, das war stilvoll! „Glauben Sie nicht, Frau Oberhofmeisterin?" hörte sie plötzlich wieder die Stimme der alten Excellenz. „L natürlich" — antwortete sie ohne weiteres und ohne viel zu wissen, wovon eigentlich die Rede war Durchführung der Währungsregelung nicht günstig sind, liegt aus der Hand. Nicht leugnen läßt es sich, daß die Lage, soweit eS sich um die Feststellung des Wert verhältnisses handelt, günstiger geworden ist, und nicht mehr von einem Versäumnis gesprochen werden kann, denn wenn auch ein solches obgewaltet haben mag, so ist es durch die neuesten Erscheinungen des Silber marktes wett gemacht. Allein es haben sich wieder andere Hindernisse für die augenblickliche Durchführung der Regelung der Währung eingestellt, besonders rücksichtlich der Auf nahme des Goldanlehens. Diese Hindernisse liegen vor allem in den veränderten Zinsfußverhältnissen Es ist zweifellos, daß der österreichischen nnd der ungarischen Regierung die Absicht der Aufnahme eines vierprozentigen Goldanlehens vorschwebte, und unga rischerseits wurde auch bereits von der Ministerbank aus dargelegt, daß man durch die noch vorzunehmen den Konversionen und die hierdurch zu erzielenden Zinsenersparungcn die Mittel für die Verzinsung des neuen Anlehens zu gewinnen hoffe. Dieser Absicht haben die Zinsfußverhältnisse für jetzt wenigstens einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn unter den heutigen Zinsfußverhältnissen ist ebenso wenig an Konvertierungen wie an die Ausgabe eines vierprozen tigen Anlehens zu denken. Deshalb halten wir es auch sür unrichtig, wenn man glaubt, daß die Ein berufung der Prüfungsausschüsse, falls sie zur Zeit erfolgen sollte, einen praktischen Schritt nach vorwärts bedeuten werde. Mit der Einberufung der Ausschüsse dürfte nur der gute Wille gezeigt und dem Drängen, daß ctlvas geschehe, Rechnung getragen werden. Auch mag es sich darum handeln, auf diese Weise Zeit zu gewinnen, denn erst wenn das Ergebnis der Erhebungen vorliegt, kann zur Ausarbeitung der den Parlamenten zu machenden Vorlagen geschritten werden. Die Regierungen werden hierdurch der Notwendig keit überhoben, in der gegenwärtigen Session mit diesen Vorlagen hervorzutreten. Sie werden auch kaum mit einem weiteren Drängen zu rechnen haben, denn einerseits wird es, wie ja auch aus Reden verschiede ner unßarischer Parlamentarier hervorgeht, allgemein gewürdigt, daß keine Überstürzung erfolge und anderer seits ist ein Hauptgrund, aus dem zur Beschleunigung der Regelung der Währung gedrängt wurde, wieder geschwunden, wozu der ungarische Fiuanzminister selbst durch seine Rede, mit der er da» Budget einbegleitete, viel beigetragen zu haben das Verdienst hat. Die Hauptursache des Drängens war nämlich das Schwanken unserer Währung, das allen wirtschaftlichen Kreisen den Wunsch nach einer Änderung dieses Zustandes aufdrängte. Dadurch aber, daß Hr. Weckerle sich mit dem Programm des Staatssekretärs Lang einverstanden erklärte, mithin in Aussicht stellte, daß die Regelung der Währung bez die Feststellung des Wertverhült- nisses nach der von Hrn. Lang vorgeschlagenen Durchschnittsberechnung erfolgen sollte, erhielten die Finauzkreise überhaupt eine Handhabe, zu be rechnen, wie weit der Goldpreis bei uns steigen könne. Ter Rede des Hrn. Weckerle ist auch in der That eine Steigerung des Goldpreises bis an diese Grenze gefolgt. Bei ihr ist aber der Goldpreis stehen geblieben, und seither haben auch die Schwan kungen, von ganz geringfügigen Änderungen abgesehen, aufgehört. Tiefe Schwankungen; geben also — und dies ist Hrn. Wcckerles Verdienst — keinen Anlaß mehr, darauf zu dringen, daß die Regelung der Wäh rung um jeden Preis schleunigst durchgeführt werde. Das ist für die Regierung von Vorteil. Allerdings darf dies nicht so aufgefaßt werden, als werde nun die Angelegenheit wieder auf die lange Bank geschoben. Wir sind überzeugt, daß ebensowenig wie eine Über stürzung eine Verzögerung, soweit sie nicht durch die Verhältnisse bedingt ist, beabsichtigt sei. Soweit sich — „aber ich möchte doch Ihre Aufmerksamkett auch einmal in Anspruch nehmen, Excellenz." (Fori; folgt) Kunstverein. Innerhalb der letzten Wochen habe ich unsere Räume des Kunstvcreins wiederholt besucht, ohne darin zu öffentlichen Bemerkungen genugsam Veranlassung zu finden Es war die Zeit einer niederschlagenden Öde, die nur durch Mangel an lokaler Teilnahme seitens der Künstler erklärbar ist. Teilnehmender sind leider die Dilettanten und Stümper Ihre Talent- losigkeit produziert um so reichlicher und leichter, da sie au sich selbst gar keine Ansprüche machen und ihre kleinen für Kunstleistungeu ausgegebenen Erbärmlich keiten bei der Hcrzcnsgüte unseres Kunstvereins stets einen historisch gewordenen dulsamen Schutz gefunden haben. Dies ist eine Klage, welche die Kritik von Zeit zu Zeit wiederholen muß, will sie nicht mit der Geberde des Wohlwollens der guten Sache und der Ehre vaterländischer Knust und Kunstpflege hinterrücks ein Beinchen stellen Selbstverständlich kann keine Verwaltung dafür aufkommeu, daß fortlaufend mehrere Räume voll tüchtiger Werke vorhanden sind. Aber cS schädigt Dresdens Kunstrnf weniger, wenn in ungün stigen Tagen nur ein Zimmer mit mittelmäßigen Sächelchen behängt wird, als wenn deren fünf durch Abwesenheit fast alles Besseren den Beschauer von Geschmack ermüden und Niederschlagen Ten empfind Uchstcn Schaden führt diese Milde dadurch herbei, daß sie das berechtigte Standesgefühl und Selbstbewußtsein wirklicher Künstler verletzt und ihnen die Ausstellung verleidet, indem sie ihre Arbeiten mit nachbarlichen Stümpereien gleichsam kameradschaftlich in Berührung
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