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Wcheritz-MtW Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde 56. Jahrgang Donnerstag, den 16. Januar 1890 Ins««»«, welch« »et »E bedeutenden «üfla» Blatte« ein« sehr wi» sain« Verbreitung finde«, werden mit 10 Pf«. die Spaltenzerl« oder »r«» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Jns«ate mü entsprechen dem Aufschlag. — Sin««- sandt, im räncktianell« Theile, die Spaltenjeil« NPfg. Amtsblatt für die Königliche UmtshMpimannfchast MMldiswalde, sowie für di- Königlichen Ymtsgenchte Md di, Stadtrüche zu Dippoldiswalde und Irauenstein Fischerei aufzuhelfen, ihre Ausbeute zu sichern und den Fischstand zu vermehren, soweit dies mit den be rechtigten Interessen der Industrie vereinbar ist. Einen neuen Beweis seiner Thätigkeit hat der Fischerei verein neuerdings geliefert durch die Veröffentlichung der Untersuchungen, welche der Direktor der land- wirthschaftlichen Schule in Meißen, Adolf Endler, im Auftrage des Vereins in den Jahren 1887—89 über den gegenwärtigen Stand der Fischereiverhältniffe in den innerhalb Sachsens in die Elbe mündenden Zu flüsse angestellt hat. Wir verfehlen nicht, unserem Leserkreise auszugsweise mitzutheilen, was der Verfasser über die Rothe- und Wilde Weißeritz, die Müglitz und Lockwitz zusammengestellt hat. An der rothen Weißeritz giebt es zusammengenommen 37 gewerbliche Anlagen, von denen 36 die Wasserkraft, mit 30 oberschlächtigen,' 2 unlerschlächtigen Wasserrädern und 4 Tourbinen be nutzen. Vorkehrungen, daß die Fische nicht in das Getriebe gerathen, sind überall in zweckentsprechender Konstruktion wahrzunehmen gewesen. Von den Stau werken haben nur 4 schrägen Absturz. Verunreini gungen sind nur durch die farbigen Abwässer der Nlberndorfer Pappfabrik verursacht worden. Da die Dippoldiswaldaer Gerbereien an dem im Sommer fast wasserleeren Hauptwasserlaufe liegen, so fügen dieselbe» durch ihre Abgänae den Fischen keinen Schaden zu. Der einzig vertretene Fisch ist: die Forelle. Seit drei Jahren haben sich jedoch unterhalb Dippol diswalde Aale gezeigt, welche vom Stadtgutsbesitzer Müller in einen, in der Nähe befindlichen Teich aus gesetzt werden, aus diesem aber wieder entschlüpft und wahrscheinlich in den Fluß gerathen sind. Ueber Raub fischerei und Fischdiebstahl wird geklagt. Die Fisch zucht-Anstalt in Dippoldiswalde vom Mühlenbesttzer Hille, welche im Jahre 1885 angelegt worden ist, hat 2 blecherne Brutkästen, man züchtet ungefähr 2000 Stück Bachforellen. Forellenreich sind unter den in die rothe Weißeritz mündenden Nebcngewäffern der Salzleckenbach (Bärenfels), der Lange-Grundbach (Busch mühle), Schöbelbach (Schmiedeberg), Ochsenbach (Naun dorf), Schwarzbach (Dippoldiswalde), Borlasbach (Specht ritz), Elsabach (Rabenau). An der wilden Weißeritz be finden sich 34 gewerbliche Anlagen mit 30 oberschläch - tigen, 2 unlerschlächtigen Wasserrädern und 2 Tour binen. Von den Stauwerken haben 21 schrägen Ab sturz. Verunreinigungen werden von der Holzstoff fabrik in Edle Krone und von den Gerbereien in Tharandt bewirkt. Auch hier kommen nur Forellen vor. Als Fischfeinde sind zu nennen: Die Fischotter, Fuchs, Eisvogel und die Wasseramsel, unter denen man jedoch gewaltig aufgeräumt hat. So tödtete z. B. Fabrikbesitzer Ufer 1888 durch Gift 21 Fischottern und 52 Füchse, Oberförster Breitfeld-Rehefeld in den letzten 5 Jahren 6 Fischottern, 9 Eisvögel und 120 Wasser - amseln. Ueber Äaubfischerei wird auch hier geklagt. Es giebt hier nicht weniger als 7 Brutanstalten: l. Rehefeld (Oberförster Breitseld); 2. Hennersdorf (Holz schleifereibesitzer Ufer); 3. Forsthaus Beerwalde(Königl. Förster Gleichmann); 4. Niederpretzschendorf (Gutsbe sitzer Lampe); 5. Höckendorf (Wirthschaftsbes. Fleischer); 6. Somsdorf-Tharandt (Fischhändler Linke; 7. Forst akademie Tharandt. Außerdem hat Rittmeister von Milkau im Schleuzbach eine seit 1885 bestehende Brutanstalt. Am bedeutendsten ist die Anstalt im Forsthause Beerwalde, welche jährlich 30,000 Stück Bachforellen züchtet, und die in Somsdorf-Tharandt, welche 15,000 Stück Regenbogenforellen, 10,000 Stück Bachsaiblinge und 985,000 Stück Bachforellen züchtet. In den 47 an der Müglitz befindlichen gewerblichen Anlagen werden 32 oberschlächtige, 3 unterschlächtige Wasserräder und 12 Tourbinen benutzt. Die Stau werke haben sämmtlich schrägen Absturz. Da die Müglitz, von der sogenannten Blechmühle in Lauen stein an, durch das von Altenberg kommende rothe Wasser wesentlich verunreinigt wird, so ist der Fluß von Lauenstein an, so gut wie fischleer. Doch besteht Wei-er»tz.3«itini," erscheint «Schmtlich drei mal: Dienstag, Donners tug und Sonnab«nd. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg-, zweimonatlich 8t Pfg., «inmonatlich t» Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — All« Postan- ltalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Ve ¬ in letzterem Orte, seit 1880 eine von Herrn Ober förster Lasse errichtete Brutanstalt, mit einem kali fornischen Bruttroge, welche jährlich ca. 5000 Stück Bachforellen züchtet. An der Lockwitz giebt es im Ganzen 13 gewerbliche Anlagen, von denen ausschließ lich die Hefenfabrik in Lockwitz schädliche Verunreini gungen bewirkt. Zwischen Kreischa und Lockwitz ist der Bach mit Forellen noch gut besetzt, der Bestand nimmt aber infolge der Abflüsse der Hefenfabrik zu sehends ab. Zudem wird geklagt, daß der Forellen diebstahl ganz ungeheuerlich sei, weßhalb Niemand für Vermehrung des Forellenbestandes etwas thun will. — Bei der noch immer stark herrschenden Influenza ist von besonderer Wichtigkeit, daß in den Wohn- und Schlafzimmern jederzeit auf gute Luft gehalten wird. Da es nun nicht angeht, immer bei offenem Fenster zu leben, so trage man wenigstens dafür Sorge, daß die Zimmerluft nicht zu trocken wird und keine Aus dünstungen bewahrt. Am leichtesten ist dem abzuhelfen, wenn man auf dem warmen Ofen ununterbrochen ein Gefäß mit Wasser erhitzt, in dasselbe zwei- bis drei mal täglich etwa 10 Tropfen, gutes französisches Ter pentinöl oder Wachholderbeerenöl schüttet. Durch die Verdunstung des OeleS wird die Luft deSinfizirt und ozonisirt. — Gestern fehlten in hiesiger Schule 114, heute 103 Kinder. — In dem Referat über den letzten Vortrag im Verein „Glück zu!" muß es statt „ein Eßlöffel Ereolin auf 1 Liter Wasser" heißen „ein Kaffeelöffel". Hirschbach. Mit Rücksicht auf die Unter den hiesigen Schulkindern ausgebrochene Influenza ist die Schule bis auf Weiteres geschlossen worden. Altenberg. Da in der Zeit vom 8. bis zum 13. dss. Mts. die Zahl der Schulversäumnisse von 46 auf 103 gestiegen ist, hat die kgl. Bezirksschulinspektion zu Dippoldiswalde wegen der herrschenden Influenza den Schluß der Schule bis mit Mittwoch, den 22. d. M., angeordnet. Geising. Zu dem Kühnel'schen Brandunglücke in Löwenhain wird jetzt ein Umstand bekannt, welcher geeignet ist, das überaus schnelle Umsichgreifen und die verheerende Wirkung des Feuers zu erklären. ES halten nämlich die Frauen, welche beim Ausbrechen des Feuers allein im Hause waren, vor Schreck die Besinnung verloren, waren aus dem Hause gelaufen und hatten die Thüre hinter sich ins Schloß geworfen, sodaß die hinzukommenden Nachbarn nicht ins Haus hinein konnten. So wütheten die Flammen längere Zeit, ohne daß man dazu konnte. In Löwenhain glaubt man allgemein, daß das Feuer angelegt worden sei. (B. v. G.) K Glashütte. Die „Influenza-Grippe" scheint ihren Höhepunkt hier noch nicht erreicht zu haben, immer wieder hört man von neuen Erkrankungsfällen. Wenn diese Krankheit im Anfänge des Auftretens fast nur Männer befiel und erst nach und nach Frauen und Mädchen davon ergriffen wurden, so leiden jetzt hauptsächlich die Schulkinder daran. Es wurden bis jetzt gegen 80 Schulkinder davon ergriffen, während von Erwachsenen ca. 100 diese Krankheit haben bez. hatten, so daß von der gesammten Einwohnerzahl der I I. Theil krank war. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer Sitzung am 13. Januar auf Antrag der Finanz deputation 8. die unter Titel 18 des außerordent lichen Staatshaushaltsetats zur Vermehrung der Güter gleise und Krahne am Elbkai Dresden-Neustadt ge forderten 100,000 M. und trat sodann ein in die Be- rathung mehrerer Berichte der Beschwerde- und Pe- titionsdeputation, zunächst über eine Petition des Ver eins „Urne" in Dresden und des Vereins für Feuer bestattung in Chemnitz um gesetzliche Zulassung der Feuerbestattung im Königreich Sachsen. Dem Anträge der Deputation (Berichterstatter: Abg. v. Trebra-Lin- Spanische Sorgen. Spanien wird gegenwärtig von einer zweifachen Krisis heimgesucht, die einerseits in der schon eine Woche andauernden „Ministerlofigkeit" deS Landes, anderseits in der Erkrankung seines jungen Königs, Alfonso Xlll., besteht, und nach beiden Seiten hin erscheint der Ausgang dieser Doppelkrisis noch ungewiß. Bekanntlich traten jüngst sämmtliche Mitglieder des spanischen KabinetS, mit Ausnahme des Minister präsidenten Sagasta selber, wegen tiefgehender Mei nungsverschiedenheiten im Schooße des Ministeriums zurück, und Sagasta bemühte sich nun, ein „Versöh nungsministerium" zu Stande zu bringen, in welchem die verschiedenen liberalen Parteigruppen Spaniens ihre Vertreter haben sollten. Aber alle seine hierauf zielenden Versuche erwiesen sich bei den Ansprüchen, welche die einzelnen liberalen Parteihäupler stellten und bei der kleinlichen Eifersucht, mit welcher sich die selben gegenüberstehen, als vergeblich und Sagasta hat in Erkenntniß dessen nun selber auch seine Demission gegeben. Die Versuche, durch andere maßgebende und angesehene politische Persönlichkeiten ein neues Kabinet von liberaler Färbung zu Stande zu bringen, sind indessen bis jetzt ebenfalls ohne Erfolg geblieben, zu mal hierbei auch die schwierige finanzielle Lage des Pyrenäenkönigreiches eine Rolle zu spielen scheint, und darf man unter diesen Umständen in der That einiger maßen gespannt darauf sein, wie sich die ministerielle Krisis noch lösen wird. Aber noch wichtiger als die Kabinetsfrage erscheint für Spanien augenblicklich die Frage, welchen Ausgang die Krankheit seines in noch so jugendlichem Alter stehenden Monarchen — Al fonso XIII. zählt erst 3'/, Jahre — nehmen wird. Auf die kürzliche offizielle Meldung von einer im Be finden des Königs eingetrctenen Besserung sind wieder ernster klingende Berichte gefolgt, welche erkennen lassen, daß der kleine Patient, welcher durch die be reits mehrwöchentliche Dauer seiner Krankheit offenbar erheblich geschwächt ist, in Lebensgefahr schwebt. Die Königin-Regentin Christine wird durch die Sorge um ihren Sohn derartig in Anspruch genommen, daß der selben gegenüber selbst die dringendsten Staatsinteressen zurücktreten müssen und die auf dem Mutterherzen lastende schwere Besorgniß macht es erklärlich, wenn die hohe Frau für den Augenblick die Pflichten der Regentin denen der Mutter unterordnet. Aber ganz im eigensten Interesse Spaniens kann man nur auf richtig wünschen, daß es ärztlicher Kunst und treu sorgender mütterlicher Pflege gelingen möge, dem Lande seinen jungen Souverän zu erhalten, denn sein Tod würde zweifellos das Signal für neue innere Wirren in Spanien geben. Sowohl die Carlisten als auch - die spanischen Republikaner würden versuchen, aus dem Ableben Alfonso XIII. für ihre politischen Zwecke Kapital zu schlagen und von den Anhängern des Thron prätendenten Don Carlos hat die Negierung der Königin- Regentin Christine nicht minder zu fürchten, wie von der republikanischen Partei, die ihre geheimen Ver bindungen durch das ganze Königreich hindurch unter hält. Die Wiedergenesung des kleinen Königs würde darum die dem heutigen Königthum in Spanien drohenden Gefahren wenigstens zunächst wieder zurück drängen und alsdann dürfte sich auch die ministerielle Krisis weit rascher lösen lassen, als dies unter den jetzigen Umständen noch der Fall zu sein scheint. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 15. Januar. Ein höchst gemein nütziges Wirken entfaltet der unter dem Protektorat Sr. König!. Hoheit k>eS Prinzen Georg stehende Säch sische Fischereiverein, der sich, im Anschluß an die Bestrebungen des Deutschen Fischereivereins in Berlin die Hebung der Fischzucht im Königreich Sachsen zur Aufgabe gestellt hat. Namentlich ist er bemüht. Maß egeln zu ergreifen, welche geeignet sind, der sächsischen