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VotztliiMcher Anzeigkr Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plaue», Pausa, Elsterberg, Schöneck «nd Muhltroff. NeummdsechszilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. vtese« Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreiS, auch bei Beziehung durch Ue Post, I Lhlr. lO Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehend« Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. 20» H* März 1838. Plauen. Wir machen unsere Leser ausmerksam, daß die alten sächsischen CaffenbilletS nur bis zum 1 Äpril d I in den königlichen Cassen angenommen werden Zeitungen. Sachsen. Plauen, 8. März. Wer noch keinen Begriff hatte von «kner Wjuge, einem Schueesturm, wie er nach I. G. Kohl zuweilen in den südrussischen Steppen raset, konnte ihn heute in den ersten Vormittags- ftunden vollständig gewinnen. Ziegel und Schiefer flogen von den Dächern, Fenster wurden eingedruckt und Menschen umgeworfen. Ter Barometer stand so niedrig, wie wir dessen uns nicht zu erinnern wissen, 26' 6". Dresden, 8. März. Landtag. I. K. Wie sehr das große deutsche Vaterland und seine Angelegenheiten dem sächs. Polke, seinen Vertretern und seiner Negierung am Herzen liegen, davon gab ohnlängst die Verhandlung der 2. Kammer über die Ausgaben für den deut schen Bund Zeugniß, welches sich heute in der l. K. wiederholte. Die Deputation (Berichterstatter v. Friesen) empfiehlt die Bewilligung der 23,000 Thlr. und sagt Betreffs deS bei dieser Gelegenheit von der 2. K. zu Protokoll gegebenen Wunsches, „daß der deutsche Bund die deutsch- dänische Angelegenheit nachdrücklich und würdevoll zur baldigen Erledigung, wie solche deutsches Recht und Ehre fordern, bringen und in den neuesten Beschlüssen der dänischen Regierung eine Auffordernng mehr erblicken möge, jenes Ziel unbeirrt und mit verstärktem Nachdrucke zu verfolgen," daß sie denselben vollständig theile und deshalb eine gleiche Erklärung zu Protokoll zu geben rathe. „Weil aber die bei der gegenwärtigen Veranlassung zum Auödrucke gelangten Wünsche und Erwartungen sich nicht blos auf die Angclegenhelt der Herzogthümer Holstein und Lancnburg allein beschran ken, sondern gleiche Wünsche und Erwartungen auch in Beziehung auf alle dem deutschen Bunde anvertrauten Interessen der deutschen Nation gehegt werden, so daß jeder wahre Patriot von ihm eine stets gleiche Wachsamkeit für deutsche Ehre und Sicherheit nach Außen, wie eine stets rege Fürsorge für die inneren Angelegenheiten der deutschen Bundesländer hoffen darf, glaubt die Deputation, daß der gegenwärtigen Erklärung eine etwas allgemeinere Fassung zu geben sein dürste. Sic thut dies um so mehr, als der von dem Königlichen Ministerialrathe gehaltene Vortrag bei der Eröffnung dcs Landtags die Erweiterung der BundeScompetenz in der Richtung gemeinnütziger Anordnungen gerade als ein solches Ziel bezeichnet, auf welches die Königlich Sächsische Negierung ihr vorzügliches Augenmerk gerichtet habe und als der ganze Inhalt dieser Eröffnung zu den erfreulichsten Erwartungen für die Zukunft berechtigt. Es beantragt daher die Deputation ferner noch, nächst obiger Erklärung im Protokolle: „den ehrfurchtsvollsten Dank gegen Se. Majestät den König für die in beiderlei Beziehung gegebenen Eröffnungen, nebst der Erklärung nicderzu- legen, daß man zu dem deutschen Bunde daS Vertrauen hege, eS werde derselbe auch fernerhin nicht nur die Förderung der materiellen Interessen nach Innen an streben, sondern auch nach Außen htn die Ehre und die Sicherheit der deutschen Nation zu wahren, allezeit bedacht sein." Die Bewilligung der verlangten Summe geschah ohne Debatte, da- -rgen begann eine solche über den Antrag, v. Schönbcrg-Vibran ist mit dem Antrag einverstanden, doch muffe, wenn der Bund nach Innen und Außen geachtet sein solle, jeder Beschluß desselben auSgeführt werden. (Spielt auf die Aufhebung der Grundrechte in der Iagdfrage an.) v. Welck: Früher sei immer nur von großen und kleinen Bundestagsferien die Ncde gewesen, jetzt zeige derselbe größere Thätigkeit. Graf Riesch pflichtet bei, halt aber den Bund einer Reform für nicht ganz unbe dürftig. StaatSminifter v. Beust bezieht sich auf daS von ihm in der 2. K. Gesagte und fährt dann fort: Weil er 1850 bei der Entwickelung feiner Ansicht über Bundcsreform nicht eine Unterordnung SachsenS ge trollt, fo habe man ihm vorgeworfen, er habe kein deutsches Herz; eö sei eine Verirrung, nur den für gesinnungötüchtig zu hallen, der un serer Ansicht sei. ES sei bedauerlich, daß die Projekte von damals, obgleich nicht stichhaltig, noch immer verfolgt würden. Die Ansicht, eine Beschränkung der monarchischen Gewalt nach Innen und Außen gefährde das monarchische Prinzip nicht, sei irrig; nach Innen könne eine Monarchie sich selbst Beschränkungen gefahrlos anflcgen, nach Außen aber müsse dann der Regent der exekutiven Ccntralgewalt blindlings folgen; eben so sei eö Irrthum, Denjenigen, welcher aus Liebe zum monarchischen Prinzip gegen eine solche Unterordnung ankämpfte, zu beschuldigen, er- begünstigte die Kleinstaaterei auf Kosten deS Ganzen. Er werde solche, welche in diesem Irrthume sich befänden, weder verdächtigen noch verfolgen, sondern daS öffentliche Urthcil darüber zu berichtigen suchen; sollten aber Thaten daraus werden, ihnen entschieden cntgegentreten. Die Regierung wolle nicht Projekte verfolgen, die nur durch Umsturz heilig zu haltender Ver hältnisse zu verwirklichen seien, sondern auf dem sichern Boden völkerrccht- Ucher Grundlage eine größere Thätigkeit des Bundes erzielen. Die Bundes verfassung sei schwerfällig, aber sie würde lebendiger sich entfalten können, wenn man sich allseitig überzeugte, sie könne nicht anders sein und sei gut. Eben aber, weil die Projekte von 1849 immer wieder auftauchten, könne die alte Verfassung des Bundes sich nicht entwickeln. So lange man die alte Verfassung als Provisorium betrachte, fände sie im Publikum nicht die wünschenöwerthc Theilnahme. In der holsteinschen Sache habe der Bund erst kürzlich Beschluß gefaßt und ein Recht auf Geduld. Der Bund müsse gewissenhaft am eigenen Grundgesetze halten, um dann jede fremde Einmischung um so kräftiger zurückweisen zn können. Alle Versuche, den Bund zu reformiren, seien auf den Dresdner Conferenzcn gescheitert. Die 2. K. fuhr heute in der Bcrathung der Advokatcnordnung fort. Seit heute Mittag tobt hier ein solcher Orkan^auS West), daß selbst daS Passiren der Straßen, der herumfliegenden Ziegelsteine halber, gefähr lich ist. Dabei ist die ganze Atmosphäre in einen unheimlichen gelbgrauen Dunst gehüllt, wie er bei Erdbeben Vorkommen soll, zuweilen aber stellt sich auch jene graugrüne Färbung ein, welche totale Sonnenfinsternisse begleitet. Außer zahlreichen Schornsteinen ist auch von einem der kleinen Seitenthürmc der Frauenkirche ein großes Stück deS KranzcS herabgeworfea worden; ebenso scheint der Sturm in dem die Kreuzkirche an ihrem Gipfel umgebenden Gebälke einige Verwüstung angcrichtet zu haben. Aufdem Theater- platze ist einer der drei neuen großen GaSc andelaber umgeworfen worden.