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DerSSHWeLrzHser I L.^ xx rc» ro l) 'n deustch«und --i-.—^!.. kZ L s> 8. W dcrgeol.crtt-2 Unabhängige Leitung für alle Ständern Stadt und Land. Dichteste Verbreitung in allenVolksschichteil Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirlichastltche BeUagl Gelchästsstelle Bischosswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag dq Buchdruckerel Friedrich May G.m.b.tz. in Bischofswerda. Fernspr.Nr.21 Tagesschau. Die Roke der Lotschaskerkonserenz über die Kölner Zone ist den alliierten Botschaftern in Berlin zugestellt worden, die sie wahrscheinlich am Montag dem Reichsaußenminister Dr. Skressmann überreichen werden. * Der Reichskanzler hat am Sonnabend vormittag die Führer der bisherigen Regierungsparteien, darauf die Füh rer der Leutfchnatlonalen und am Nachmittag die Führer der Sozialdemokraten empfangen. * Das Reichskabinekt hatte am Freitag eine Sitzung, in der die politische Lage erörtert wurde. Die Konferenz der alliierten Finanzminister, die nach wiederholter Verschiebung am 6. d. M. beginnen sollte, wird erst am 7. Januar in Paris zusammentreten. Zu den mit " bezeichneten Meldungen finden die Leser aus führliche« an anderer Stelle. 3 » -L' xS> 3 ? MstHofsw erd aer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichisbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Englische Besatzung. Von Wolfgang Kriege. Im Kampf des Rubraebietes, unter dem unerhörten Druck des französischen Emoruchs, hat man an die englische Besatzung fast mit Sympathie gedacht und ihre Sunden sind so einigermaßen in Vergessenheit geraten gegenüber der unzweifelhaft sympathischen Haltung, deren sich die englischen Offiziere und Soldaten und auch die englischen Frauen jetzt befleißigen. Wenn man dem Kölner die Wahl stellt, ob er englische oder französische Besatzung haben möchte, so wird er zweifel los sagen: englische. Aber er wird es vorziehen, keine zu haben. Als nach dem ungeheuren Verrat Wilsons und der Spiegelfechterei mit den 14 Punkten die feindlichen Heere in die frieoliche deutsche Landschaft brachen, war oas englische Heer ebenso roh wie das französische und das amerikanische. Die Hungerblockade wurde grausam fortgeführt. Die Stadt Remscheid zum Beispiel, deren einer Stadtteil in die Kölner Zone fällt, wurde mit Barrieren in zwei Teile geteilt: die besetzte und die unbesetzte Zone. In der besetzten aab es englischen Speck, englisches Weißbrot, englische Konserven, englischen Tabak in Fülle, in der unbesetzten nichts, — we niger als nichts, denn durch die Besetzung war die Bergstadt mit ihren Fabriken, ihrer ungeheuren Arbeiterbevölkerung, von ihrer Nährmutter, dem Rheintal, abgeschnitten. Jeder Passant mußte einen Ausweis haben (— bis man den be kam!) und wurde untersucht, ob er Lebensmittel bei sich trage, denn jede Zufuhr von Lebensmitteln war streng ver boten und mit hohen Strafen belegt. Die Eisenbahnen muß ten in Schaberg an der Mungsteiner Brücke halten und alle Passagiere aussteigen, dann untersuchten die jungen eng lischen Soldaten mit ihren Stöcken die Abteile und Aborte nach versenkten Paketen und die Gepäckstücke nach Lebens mitteln. Ein hoher Stacheldrahtzaun mußte (auf unsere Kosten natürlich!) am Eschbach und an der Wrwper entlang durchs Gelände gezogen werden, damit die Verbindungs weg, die mit Barrieren versehen waren, kontrolliert werden konnten. Das war jene schreckliche Zeit, als die Entente durch Drohung und Hunger die Unterschrift des Schmach friedens erzwingen wollte und erzwang. Man riskierte da- mals für ein halbes Pfund Butter etwa sein Leben. In den Tagen, als die Frage der Unterschrift brennend war, standen lange Züge mit Geschützen und Munition und ungeheure Reihen von Tanks in Wermelskirchen, bereit, sofort in das unbesetzte Gebie- einzubrechen. Die beiden Schrvesternstädte Solingen und Remscheid, auf zwei Höhen so nahe gelegen, daß man Haus und Fenster sehen kann, nur durch das tiefe Morsbachtal getrennt, erlebten ein sehr verschiedenes Schick sal: Solingen, von den Engländern besetzt, schwamm in Le- bensmitteln. In Remscheid war der Hunaer riesengroß. Damals drohten die Engländer, ganz Remscheid kaputtzu schießen, wenn nicht unterschrieben würde. Trotzdem waren alle in Remscheid erstaunt, daß sich Leute fanden» die den Vertrag unterschrieben. Jeder hatte mit Beschießung, nie mand mit Nochgcben gerechnet. Ob aber freilich damals die englischen Truppen solche Beschießung mitgemacht hätten, ist sehr die Frage. Die Wochen in Remscheid und Umgegend hatten die Leute sehr gewandelt. Kanadier und Schotten oder gor Irländer waren für solche Strenge überhaupt nicht i zu heben, und auch die englischen Soldaten mußten alle 14 j Tag« auegewcchselt werden, weil sie dann so mit revolutio när»» Ideen durchtränkt waren, daß sie nicht mehr zu brau- ! chen waren. In der Remscheider Talsperre kam es soaar zu i einem solckren Konflikt -wischen Offizieren und Soldaten, d«ch letztere ihr, Maschinengewehre gegen die eigenen Offi ¬ ziere drehten. Nach solchen Erl kniffen hielten es die Eng länder für geraten, Remscheid zu verlassen, um ihre Trup pen nicht zu sehr zu infizieren mit dem Geist von Bergisch- Moskau. Dazwischen spielte manches, was der Remscheider auch im trübsten Erleben noch mit Heiterkeit zu würzen verstand: der Kirchhof lag im besetzten Gebiet, und so waren Pfarrer und Leidtragende wenigstens bei einer Beerdigung legiti miert, die Sperrt zu passieren. Auf dem Kirchhof und an seinen Mauern entwickelte sich dann ein geheimer, aber schwunghafter Handel zwischen englischen Soldaten und den Teilnehmern der Beerdigung, so daß sich in der bedrängten Stadt das Wort prägte: „Sterben ist mein Gewinn." Aus Schloß Burg, dem alten Stammsitz der bergischen Fürsten, war sogleich eine Menge englischer Soldaten einge zogen, so daß die kostbaren Sammlungen des Museums nicht in Sicherheit gebracht werden konnten. Gleich nach Abzug der Engländer aus der einsamen Burgfeste brannte die Burg aus bisher unaufgeklärten Gründen bis auf die mit telalterlichen steinernen Reste nieder. Das Feuer ging zu gleich an allen Seiten hoch und vernichtete alles, was die Burg an Kunst und Altertumsschätzen noch enthielt. Ein besonderer Sport der Besatzungskommandeure war, Schulen zu belegen, sie, wenn sie recht versaut waren, frei zugeben, und dann die restaurierten wieder zu beziehen. Der Wermelskirchener Kommandant machte sich damit beson ders kostspielig. Er stärkte auch den Offizieren den Rücken, die im Dorf Dabringhausen da» Pfarrhaus al» Messe ge nommen hatten und sich dort wie die Landsknechte betrugen, insbesondere Hausandachten und Gebete dadurch störten, daß sie die Türen aufrissen und ihr: „As a lang way to Tippary" hineingrölten. Weil sich der Pfarrer zu beschwe ren wagte, wurde ihm die Desinfekttonsbaracke vor die Nase auf den engen Raum zwischen Pfarrhaus und Kirche gs- etzt. Auch in Köln waren die Soldaten zuerst sehr gewalt tätig. Einige Leute, die zur Sperrstunde um 8, später um 9 Uhr, ihre Haustür eben öffneten, wurden verhaftet, oder einfach hinterrücks niedergeschossen. Die Autos oer Offi ziere rasten abends in die Menge hinein, die sich angsterfüllt vor der Sperrstunde an den Straßenbahnhaltestellen zusam menballte. Und durch die toten Straßen hallte nachts der Gesang der betrunkenen Soldaten. Mit der Zeit ist das alle» anders geworden: der eng lisch« Soldat ist wieder in strammer Zucht, und Truppen und Einwohner leben in Köln nicht unfreundlich nebenein ander her. Die englischen Frauen, die in großer Zahl in Köln sind, haben für das Verschwinden der unerfreulichen Weiblichkeit gesorgt, die zuerst Köln ebenso überschwemmte wie Düsseldorf. Sie treten auch — im Gegenteil zur Fran zösin — nie als „Siegerinnen" den deutschen Frauen gegen über auf. Immerhin ist die englische Einquartierung für die Stadt Köln noch eine große Last. Der Versuch, sie englischen Familien in neuerbaute Einzelhäuser Lberzusie- >eln mißlang, die Damen .ehrten in die Privatwohnungen zurück, da sie dort mehr Bedienung verlangen können, wäh rend sie im Häuschen selbst zugreifen oder eine Hilfe selbst bezahlen müssen. Seit Jahren ist das Einvernehmen zwischen englischen und französischen Soldaten das denkbar schlechteste. Die Engländer haben sich von vornherein in eine schiefe Lage gebracht dadurch, daß sie den am Rande von Köln gelegenen Truppenübungsplatz Wahr den Franzosen überließen. Da durch war es ihnen nie möglich, trotz aller Bemühungen, Köln ganz von Franzosen sreizuhalten. Schließlich zogen auch noch die Franzosen in Burg und Wermelskirchen ein und besetzten Remscheid. Mr im Sommer 1928 die große Paßsperre im Anschluß an den Ruhrkampf ausbrach, wurde die Frage, wohin eigentlich die Orte gehörten, brennend, niemand kannte sich aus. Die Engländer halfen damals mit Pässen, dafür wur den ihre Unterschriften von den Franzosen bespieen, zerris- en, mit Füßen getreten. Pie Züge vom französisch besetzten Gebiet ins englisch besetzt, wurden stundenlang zurückgehal ten, — kurz, man tat sich ple Liebenswürdigkeiten an, die unter guten Freunden WpebKluchlich sind, :md die die englische Nation sich früher nicht gefallen Netz. Diese Vorkommnisse, Vie zu erheblichen Auseinander- etzungen unter den Truppen führten (in Wermelskirchen »aber» die englischen Soldaten die französischen mehrmal» e nfach elngesperrt), haben eine sehr gereizte Stimmung interlassen, während der Deutsche dem Engländer dankbar war, daß die Besatzung sich menschlich, höflich und korrekt zeigte. Eine Art Vertrauen in das englische Wort ist in den Menschen emporaewachsen. Heute ober, wo die Frage bren nend wird: werden die Engländer den Vertrag innehalten »er nicht? gerät dieses Vertrauen in ein bedenkliche» Man en. Immerhin: besser ist es immer noch, Köln bleibt, weny schon ein neuer Vertragsbruch geschehen soll, in den Händen der Engländer, als daß es, wie damals Koblenz durch die Amerikaner, mit großer Geste an die Franzosen verrat»» würde. Wir dürfen nie das Bismarckwort vergessen: die Fran zosen werden immer nach Köln streben, um sich dort ihr« Königskrone im Dom zu holen. Die Note der BotschasterKonfererrz Uebergabe in De-lin am Montag. Berlin. 2. Januar. (W. T. B.) Die Rote d« Lok- schafierkonferenz über die Kölner Zone ist den alliierten Bot schaftern in Berlin zugestellt worden. Sie wird wahrschein lich am Montag dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann überreicht werden. Brüstet. 2. Januar. (Drahtb.) Die Agence belge leist mtt: Die belgische Regierung habe ihrem Berliner Vertreter Weisungen für die Uebergabe oer Note an den Reichskanzler übersandt, die ankündige, daß die Alliierten über aenügend zahlreiches positives Material verfügten, um der Meinung zu sein, daß die Kölner Zone nicht am 10. Januar geräumt werden könne. Die Vertreter der Alliierten würden sich zwecks Uebergabe der Note ins Einvernehmen setzen. Die alliierten Mächte beabsichtigen, nach Prüfung de» vollstän digen Berichtes der interalliierten Kontrollkommission über den Stand der deutschen Entwaffnung dem Kanzler später eine zweite Note zu übersenden. Sitz««- de* NeichsKabtnetts Berlin, 2. Januar. (Drahtb.) Unter dem Vorsitz de» Reichskanzler» traten hente nachmittag die Retchvmialster zu einer Besprechung der politischen Lage zusammen. Leber da, Ergebnis dieser Besprechung hat der Reichskanzler de« Reichspräsidenten Bericht erstattet. Daraufhin hat der Reichspräsident den Reichskanzler Marx beauftragt noch mals mit den Führern der Reich»tag»fraktloaea la Verbin dung zv treten, sie wegen de» Ernste» der politischen Lage und zur Vermeidung einer überparteilichen Regierung auf die dringende Rotwendlgkeit der sofortigen Blldvvg einer auf tragsähiger parlamentarischer Mehrheit ruhenden Reichsregierung hluzuweisea und ihnen eine umgehend« Rachprüfung der bisherigen Beschlüsse ihrer Fraktionen zur Regierungsbildung zu empfehlen. Berlin. 2. Januar. (Drahtb.) wie aus parlamentari schen Kreisen verlautet, wird der Reichskanzler morgen vor mittag 11 Uhr die Führer der bisherigen Regierungspar teien. um 11)4 Uhr die Führer -er vcutschaatioualen und am Nachmittag die Führer der Sozialdemokraten «np- äugen. —m-- . i»-s Zur Festnahme von Iwan Katz. Berlin. S. Januar. (Drahtb.) Zur Festnahme des kom munistischen Reichstagsabgeordneten Iwan Katz in Vien meldet die „Bost. Ztg.", daß sich Katz in Men zur Teilnah me an einer internattonalen Konferenz ko Führer aufhielt, die eine Neuorganstation der Sperre kommunistischen Partei zum Ziel hatte. Außer Katz sich auch die kommunistische Reichstagsabegordnete Ruch Fischer nebst verschiedenen anderen I—— russischen Kommunisten in Dien. Auf die Nachricht von der Verhaftung de» Abg. Katz verließen die nach Li« gekoa»- menen Kommunisten die Stadt fluchtartig, teüweste unter Zurücklassung eines Telles ihrer Reisegepäck». Wim. 2. Januar. Der gestern weg« Führung ein» falschen Passes und falscher Meldung hier verhaftete kom munistische Reich»tag»abgeordnete Katz ist von der Polizei der Staatsanwaltschaft übergeben ward«. Zusammenstöße 1« Italien. Rom. 2. Januar. (Drahtb.) In der Pronin, Rom kam es gestern zu Konflikten Mischen Faschist« und Konmumi- st«, in deren Verlauf zwei Kommunist« und «in Faschist getötet, sowie mehrere Personen verwundet «mb«. Amh in Livorno und Cremona kam es zu Zusammenstößen. D» Haussuchungen besonder, bei Mitgliedern der Itaka Mm» werden fortgesetzt. Rom. 2. Januar. (Drahtb.) Di« Beschlagnahm« oppo sitioneller Blätter wurde auch heute in Nom und «der« Städten fortgesetzt. Nach dem „Giornale d'Jtali«' halt« beute Morgen die Anhänger Giolittis, Orlando« «nd die Kriegsteilnehmer ein« Meinungsaustausch. E» wurde be schlossen, di« Regierung moroen früh in der Kammer in ir gendeiner West« zu stellen, ut « durch Beantragung einer Erscheinnngoweiser Jeden Werktag abends sür den folgend. Tag. Bezngopreia iiir die Zeit vom 24. Dez. bis 4. Ian.: Frei ins Haus vierzrhntägig Mk. 1.10, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer 15 Psg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde« verbandsgtrokasse Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder lonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich« tungen — ha» der Bezieher keinen Anspruch au, Lieferung oder Nachltejerung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis (in Doldmark): Die 43 mm breite einspaltig! «rundschriftzette 20 Psg., örtliche Anzeigen 15 Pfa, die SOma breite Reklamezeilr (im Trxtteit) SO Pfg. Zahlung m Dapiermatt zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht niedriger alt mm Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Taris. M Sammelanzetgen lartsm. Auftchlag. — Erfüllungsort Btjchosmverde Nr. 3. Sonntag, den 4. Januar 1925. 80. Jahrgang