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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbcnleh» und die Umgegenden. Wmisklatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff «nd den Madtrath daselbst. ^7 83. Dienstag den 21. März 1871. Ludwig. Künftigen 3«. Mär; 1871, Vormittags 1» Nhr, Bekanntmachung Kriegsleistungen betreffend. sollen in der hier vor dem Freiberger Thore gelegenen Frühaufschen Scheune ein zwSlfsitziger Personenwagen und ein kleiner einspänniger Wagen mit Verdeck gegen sofortige baare Bezahlung verauctionirt werden, was hiermit bekannt gemacht wird. Königs. Gerichtsamt Wilsdruff, «m 20. Marr i87i. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Anher erstatteter Anzeige zufolge ist in der Nacht vom 2. zum 3. dieses Monats aus einem in einem unverschlossenen Hofe hiesiger Stadt stehenden Fasse eine vorher getrocknet gewesene eingeweichte Rindshaut, welche mit einem L. schwarz signirt gewesen, spur- und verdachtlos gestohlen worden, was behufs Ermittelung des DiebeS und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, dm 17. März 1871. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Diejenigen Gemeinden, welche seit Mobilmachung der Armee zu Leistungen für das Militär herangezogen worden sind, werden veranlaßt ihre Ansprüche auf deren Vergütung, soweit eine solche nachdem durch die Verordnung vom 8. Juni vorigen JahreS publicirten Gesetze vom I I. Mai 1851 überhaupt einzutreten hat, unter Beifügung der nöthigen Bescheinigungen alsbald allhier anzumelden. Dresden, den 13. März 1871. Königliche Amtshauptmannschast von Vieth. Neuester. Paris, 18. März, Nachmittags. Vergangene Nacht ließ die Regierung in Montmartre Stellungen durch Linientruppen besetzen, welche conflictlos Kanonen in Mehrzahl entfernten und 400 Personen verhafteten. Letztere wurden heute Morgen von Nationalgarden- Bataillonen aus Belleville befreit. Linientruppen ließen auf Volks wunsch die Entfernung von Knoy gegen Montmartre aufgepflanzter Mitrailleufen zu. Auf Montmartre fraternisirten Linientrnppen mit Nationalgarde. Ans Platz Pigalle ein Jägerlieutnant vom Volke ge- tödtet, darauf beiderseits Flintenschüsse, wobei mehrere Verwundete. Linientruppen verließen ihre Stellung, sraternisirten mit dem Volke, welches 2 Mitrailleufen wegnahm. Viele Nationalgarden ziehen, mit dem Gewehrkolben sich Luft machend, nach Montmartre, rufend: Es lebe die Republik! Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 16. März. Die „W. Z." berichtet: Heute gegen Mittag halb 11 Uhr ist im Gasthofe „zum Hirsch" am Ober- thörplatze, dem feuergefährlichsten Theile unsrer Stadt, auf dem Bo- dm des Schlachthauses Feuer ausgebrochen, wahrscheinlich bei dem vermehrte» Verkehre des heutige» Viehmarktes) verwahrlost oder durch böse Hand angelegt. Bald standen Vorder-, Neben- und Hinterge bäude des Gasthofes, die anstoßenden Gebäude am Oberlhorplatze, die ganze Dresdner Straße (ehemalige Schmiedcgasse) in Hellen Flam men, und an ein Löschen der sämmtlich mit Schindeln gedeckten Ge bäude war nicht zu denken. Der Feuerwehr gelang es nur, die zwei Häuser auf der Südostseite durch lheilweises Einreißen zu retten. So sind denn 15 Gebäude (ohne die Hinter- und Nebengebäude) in Asche gelegt worden. Bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers konnte auch den Beschädigten wenig gerettet werden. Einer, der Red. des „Dr. Journ." zugegangenen Privatmittheilung zufolge brach Nach mittags 3 Uhr in dem einen der geretteten Häuser abermals Feuer aus und legte dieses, ein danebenstehendes und noch mehrere Hintergebäude in Asche; andere Gebäude mußten durch Einreißen ge rettet werden. Das „Dr. II." meldet: Nachdem vor einigen Tagen bereits die ältesten Jahrgänge der im Lande befindlichen Landwehr entlassen worden sind, hat nunmehr die Beurlaubung der Landtvehr bis mit dem 11. Jahrgange (1860), sowie der gesammten Ersatzresrrve I.Cl. stattgefunden. In den nächsten Tagen werden zwei Ersatzbattrrien (Feldartilleric) zur Demobilmachung aus Frankreich in Dresden er wartet, denen dann zunächst zwei ErsatzmunitionScolonuen zu gleichem Zwecke folgen. Das „Dr. Jl." meldet ferner, daß der sächsische Kriegsminister, Generallieutenant v. Fabrice, noch eine Zeit in Frankreich bleiben wird, um die Vertretung des Grafen Bismarck (als Bundeskanzler) in Beziehung auf alle die Ausführung des FriedcnSpräliminarvertragS betreffenden Angelegenheiten zu übernehmen. Den bevorstehenden Geburtstag des deutschen Kaisers (22. März) will man in allen deutschen Städten und Dörfern mit Flaggen- schmuck auszeichnen. Als deutscher Kaiser ist der König von Preußen und Schirm herr des Nordd. Bundes am 15. März aus Frankreich zurückgekchrt. In Saarbrücken, auf der Schwelle Deutschlands, empfingen ihn die Gesandtschaften der geretteten Rheiulaude mit deutschem Gruße und und goldenem Lorbeerkranze. In der Stadt Frankfurt zog der Kaiser selben Abends durch prächtige Triumphbogen unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen ein; die Stadt war prächtig geschmückt und illuminirt, das Volk drängte sich in den Straßen. Der Kaiser übernachtet in dem hessischen Palaste auf der Zeil, er hat der deutschen Geschichte eine ihrer glänzendsten Zeilen in Fraktur hinzugefügt. Die 1333'/, Millionen Thaler, welche Frankreich an Deutsch land zahlen muß, sind heidenmäßig viel Geld, den Franzosen we nigstens wird es so Vorkommen, wir Deutschen brauchen aber nicht über diesen Ueberfluß die Hände über dem Kopf znsammenzuschlagen. Es wird alles untcrgebracht, ohne daß ein Thaler unter die Urwähler ausgetheilt wild. Hat doch schon der Krieg von 1866, der, wie die Preußen versichern, nur 14 Tage gedauert hat, über 132 Mill. Thaler gekostet. Der deutsch-französische Krieg hat 14mal so lang gedauert'und ganz andere Summen gekostet. Die Heere, die Wege, die Ausrüstungen, die Transporte, die Lazarethe waren unendlich größer. Man denke nur, es waren 90,000 Verwundete zu verpflegen und zu transpvrtiren, dazu 374,000 franz. Soldaten und 11,600