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M 64 Weißerilz-Ieitvng Dienstag. Erscheint Dienstags und i Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. 16. August 1864 Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die. Spalten-Zeild t 8 Pfg. Amts- und Anzeige- Matt der Königlichen Gerichts-Jemler und Stadträthe zu Dippoldiswalde. /ravevstein vnd Attenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Bon der Weißeritz. Bei Berachung des Eisen- bahndecrets in der H. Kammer äußerte der Herr Abg. Jungnickel, daß er bedauere, daß aus seinem Wahl bezirke keine Eisenbahnpetitionen eingegangen, weil die Petenten damit bessere Geschäfte gemacht Haven würden, als mit ihren Straßenbaugesuchen. Möge mau sich diese Mahnung auch im benachbarten städtischen Wahl bezirke zu Herzen nehmen. Die Zeit, wo man Hundert tausende für Chausseen ausgab, ist allerdings vorüber, und wir können daher auch nicht an die Ausführung einer Chaussee durch das rothe Weißeritzthal glauben; wohl aber liegt eine Eisenbahn (Nebenbahn) und zwar von Hainsberg oder Niedersedlitz bis Altenberg nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit. Es handelt sich dabei in erster Linie nm Herbeischaffung wohlfeiler Transportmittel für die Holzprodukte einer zusammen hängenden Waldfläche, die sich einschließlich der angren zenden böhmischen auf 50,000 Acker beziffern dürfte, und wovon der größte Theil Staatswaldnngen sind. Demnächst fordern die Industrie und Landwirthschaft der zahlreichen Ortschaften, welche die Bahn berühren würde, um so dringlicher das Transportmittel einer Bahn, als jene Gegend notorisch arm an guten Verkehrs wegen ist. Möge man dah-w Hand ans Werk legen und ein Eisenbahncomitee bilden, weläeS die nöthigen technischen und statistischen Unterlagen herbeischafft. Die Staatskasse ist jetzt gefüllt, und die neuerdings bewilligten Eisenbahnen werden, wie man hört, ohne Anleihe gebaut; an der Spitze der Finanzverwaltung steht ein erleuchteter Mann, der mit umfassendem Blicke die weitgreifende Bedeutung und Notbwendigkeit des vermehrten Eisenbahnverkehrs für unser Land er kannt, die II. Kammer endlich zeigt eine fast auffällige Bereitwilligkeit in der Bewilligung der erforderlichen Mittel. Die Chancen stehen also dermalen unge wöhnlich günstig, nm so günstiger, als es sich hierum ein 2 Millionen Thaler gewiß nicht überschreitendes Bau- capital handelt, mag man sich nun für den Anschluß durch das Weißeritzthal an die Albertsbahn, oder über Reinhardsgrimma, Kreischa, Lockwitz an die böhmische Staatsbahn, entscheiden. Darum nochmals: „Schmie det das Eisen, so lange cs warm ist!" Dresden. Am II. August ist nach viertägiger Verhandlung in sechs sehr lebhaften und langen Sitzun gen die Eisenbahnfrage än der II. Kammer zur Erledigung gelangt, hoffentlich in einer Weise, welche das Land befriedigen wird. Es ist definitiv der Bau folgender Eisenbahnen beschlossen worden: I) Freibera- Chemmtz über Oederan mit der Zweigbahn Hainichen- Frankenberg, durch den Staat; 2) Leipzig-Döbeln-Dres den, durch die Leipzig-Dresdener EisenbabngesellsckAt; 3) Chemnitz-Glauchau-Grimma (die Muldenbahn), Wrch eine zu conceffionirende Gesellschaft; 4) Zittau-Groß schönau (Zittau-Warnsdorf; Lausttzbahn), durch den Staat; 5) Kieritzsch-Borna, durch die Gemeinde Borna oder eine Actiengesellschaft. Ferner sind in Aussicht genommen die Linien: 6) Würschnitz-Aue-Poppengrün; 7) Plauen-Oelsnitz und 8) Radeberg-Camenz, sämrntlich auf Staatskosten. Das Princip des Staatsbaurs hat, trotz lebhaften Gegenkampfes, in der Mehrheit obge- stegt. Es ist kein Zweifel, daß die I. Kammer den Beschlüssen der II. beitreten wird. Von Seiten des Finanzministeriums ist die Versicherung gegeben worden, daß die Fortsetzung der Bahn von Freiberg nach Chem nitz ungesäumt und mit allen disponiblen Kräften vor sich gehen werde. Nunmehr darf auch die Uebernahme der Alberts-Bahn von Seiten des Staats als gesichert betrachtet werden. Wie man vernimmt, wird derselbe den Actionären so günstige Bedingungen stellen, daß diese für ihre zeilherige Einbuße hinreichende Entschä digung finden werden. Ueberhaupt wird in der nächsten Zeit das industrielle Leben Sachsens einen Aufschwung erhalten, welcher dem Lande Segnungen von »och un berechenbarer Tragweite bringen muß! Dresden. Am Sonnabend fand im Saale des Lincke'schen Bades ein Vortrag des Hrrn Snbmarine- Jngenieur Bauer über submarine Kriegs- und Friedens apparate statt. Die ganze durch das Entree erzielte Einnahme soll als erster Dresdner Fond zur Unter stützung und Ausführung eines „Bauer'fchen Brand- taucherS" dienen. Die Kosten, die für diesen Abend und diesen Vortrag entstanden, übernahm der hiesige Gewerbevercin. Das Auftreten Hrn. Bauer's, des Mannes, der bereits bis über den Ocean hinüber einen großen Nonien erhielt, war von rauschendem Applaus begleitet. In gediegenen Worten, die ein Gewebe von Kunst, Wissenschaft, Technik und Lebenserfahrung im reichhaltigsten Maßstabe waren, entwickelte der Red ner seine Thätigkeit aus und unter dem Meeresspiegel. Er legte die furchtbaren Beschwerden dar, die ihm in verschiedenen Ländern entgegentraten, gab dann eine Geschichte der Submarine und eine Beschreibung seiner Apparate. Die Blasennatur des Fisches erklärend, zeigte er eine Zeichnung der Seehundsform, in welcher er seine Fahrzeuge baut. Nachdem Hr. Bauer noch seine 134 unterseeischen Experimente in Rußland erwähnt, endete er den langen, gediegenen und für Jeden lehr reichen Vortrag mit der Geschichte seiner Berufungen »ach Oesterreich, Preußen und England. Hrn. Bauer wurde von allen Anwesenden ein dreifaches Hoch gebracht.