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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. »rei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu HederZeitBestellungenent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht «ein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- m läge und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.ioühr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 181 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 5. August 1933 Blut und Gold. ^Bruderherz, pump uns was!" — „Nira" und der „blaue Adler". — Arbeit statt Gold. Die Abrüstungskonferenz ist von der Diplo matie ermordet worden, die Weltwirtschafts- konserenz verröchelte an einem heißen Julitag, — was liegt da näher, als daß die Diplomatie nach Er ledigung dieser Untaten sich frohen Mutes neuen „Taten* ähnlicher Art zuwendet! Die Diplomatie muß doch stän dig und immer von neuem den Beweis für ihre Existenz berechtigung liefern, sonst kämen vielleicht die Völker aus den närrischen Gedanken, es ginge ihnen und der ganzen Welt viel besser, wenn an Stelle der diplomatischen Hand werkerzunft ein paar politische Künstler die Sache allein in die Hand nähmen und untereinander das in Ordnung zu bringen versuchten, was die Diplomatie in mühsamer Arbeit zerschlagen hat. Mussolini hat mit seinem Viererpakt etwas Ähnliches vorgehabt und wenigstens einiges erreicht, — vorläufig allerdings nur als Vorbereitung für späteres. Tun. Lieblos und hart sprach er über Konferenzen und sonstige diplomatische Massenversammlungen. Und selbst wenn er das besonders heiße Eisen der Revision der Friedensdiktate vorläufig auf der Viermächtekonferenz auch noch nicht anfassen will und dafür dem Mitsprechen des Völker bundes einen ungebührlich hohen Einfluß einräumen zu müssen geglaubt hatte, so dürsten doch die eifrigen Be mühungen des Neisepräsidemen Henderson, die Ab rüstungskonferenz trotz ihres heftigen Leichengeruchs zu galvanisieren, schließlich dazu führen, daß sich die Vier mächtekonferenz, dem Pakt gemäß, mit diesem „lebenden Leichnam" beschäftigen muß. Und währenddessen knüpfen geschickte Hände das politische Gespinst zwischen Paris, Warschau und Moskau immer fester; Frankreichs Neisediplomat H e r r i o t, der als Ministerpräsident diese Fäden zu spinnen begann, vervollständigt es durch eine Reise nach Sowjetrußland. Ja, und wer bezahlt die Kosten dieser Reise? Herr Litwinow hat mit der schönen Offen heit, die die Sowjetdiplomaten ziert, auf der Londoner Konferenz erklärt, er suche einen Staat, der den Russen eine M i lliarde Kredit gibt. Wäre heute in Ruß land noch die frühere Begrüßungsart des Kusses üblich, dann hätte Litwinow, als er Herrn Herriot vom Bahnhof abholte, ihm bei dieser Gelegenheit gleich ins Ohr flüstern können: „Bruderherz, wieviel pumpst du uns?" Hinter das, was die Franzosen dem zaristischen Rußland geliehen haben, wird man in Paris endgültig ein Sterbekreuz setzen. „Man kehrt immer wieder zu seiner alten Liebe zurück", heißt es ja in einem französischen Sprichwort, und die Liebe zwischen Frankreich und Ruß land ist über 40 Jahre alt. Die Kosten dieser gefährlichen Liaison konnten dann im Wcl" -g d-e Völker der Erde aufbringen. Präsentiert wird jedem einmal die Rechnung! Wir Deutsche haben die Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegs- fehler unserer Diplomatie mit Strömen von Blut und Gold bezahlen müssen; jetzt aber haben wir in diesen Strom feste Schleusen hineingebaut und deren Tore zu nächst einmal ganz fest verschlossen. Jetzt wollen wir erst einmal die eigenen Schollen mit unserem Blut und dem Schweiß unserer Arbeit wieder fruchtbar machen. Auf Blut und Gold aller Völker aber war im Kriege Ame rikas Wohlstand errichtet worden; der „äeaäl^ äust", der „tödliche Dunst", von dem man in den Zeiten der großen nordamerikanischen Goldfunde sprach, hat die Steine zer mürbt, mit denen dieses Gebäude aufgebaut worden ist. Krachend ist es eingestürzt, aber mit verbissener Energie will man es, allerdings auf neuer und besserer Grundlage, nämlich der der eigenen Kraft und der eigenen Leistungs fähigkeit, aufrichten. Ob die Maßnahmen, die in Amerika für diesen Zweck getroffen wurden und werden, immer sehr zweckmäßig waren, kann man vielleicht bestreiten, — unbestreitbar aber ist der innere und äußere Elan, mit dem, trotz mancher Enttäuschung und trotz der gewaltigen Schwierigkeiten, Roosevelt, feine Mitarbeiter, vor allem aber die Massen des amerikanischen Volkes in Stadt und Land zum Angriff auf die Krise schritten. Man kennt in Amerika, dem Land gewaltigster Reklametechnik, den Wert dieser massenpsychologischen Werbekunst und des — Schlagwortes. Jetzt machte man die „Nira" („National industrial rseovor^ act" — „die nationale Aufbau-Arbeit für die Industrie") zum Lebensinhalt des ganzen Volkes, hämmert es ihm durch alle Sinne hinein ins Gehirn. Wer „Nira"-Ware verkauft, wer sie kauft, erhält für das Knopf loch den „blauen Adler" mit der „Nira" darüber, in den Krallen das Maschinenrad und das elektrische Blitz bündel. Zum Zeichen dafür: der Träger siebt hinter dem Roosevelt-Programm! -v gust", — ein tödlicher Dnnst stieg immer auf, wo je warmes Blut für kaltes Gold hin gegeben wurde, und tödlichen Dunst verbreitete auch im Wirtschaftsleben das Gold, wenn es nicht mehr flüssig Lurch iüe Adern der Weltwirtschaft rollte, sondern sich an MM Weltrekord im SegeW. Der fliegende Student. Alle Dauers lüge weit überboten- Der Königsberger Student Kurt Schmidt, der auf dem Segelflugplatz Korschenruh (Ostpreußen) zu einem Angriff aus den Segelflugrelord aufgestiegen war, hat den bisherigen Weltrekord im Dauerflug gebrochen und bei weitem Überboten. Um 14.30 Uhr befand sich der neue Weltmeister im Segelflug schon 31 Stunden in der Luft. Der bisherige Weltrekord im Dauerflug betrug 22 Stunden und 50 Minuten. Der Student war mit einem Segelflugzeug des Grunauer Babytyps aufgestiegen. Er hatte in der letzten Zeit schon mehrere Versuche unternommen, den Weltrekord zu brechen, es war ihm aber bisher nie gelungen, länger als füns bis sieben Stunden in der Luft zu bleiben. Am Donnerstag früh war Schmidt um 7.25 Uhr von neuem aufgestiegen und befindet sich seitdem in der Luft. Die ganze Nacht wurdest am Hang Feuer unterhalten, um dem Flieger die Orientie rung zu ermöglichen. Am Morgen ist etwas Regen aufgetreten. Auch hat sich der Wind etwas südlich gedreht, so daß er sehr spitz zum Hang steht. Auf die Kunde von dem neuen Rekord strömten von allen Seiten die Neugierigen herbei, um mit Begeisterung die sportliche Großtat zu beobachten. Schmidt fliegt in einer Höhe zwischen 70 und 300 Meter und verständigt sich teils mündlich, teils durch Morsezeichen mit der Umwelt. Er berichtet, daß er sich wohlauf befindet und verkürzt sich seinen langen Aufenthalt in der Luft durch allerlei Flug scherze und Sturzflüge. Als Verpflegung hat der Segelflieger, det sich sorgfältig vorbereitet hatte, einige Butterbrote, etwas Schokolade und eine Flasche Wasser mitgenommen. Die Fliegerlandesgruppe Ostpreußen des deutschen Luftsportverbandes hat an Reichsminister Göring fol gendes Telegramm gerichtet: Melde: Kurt Schmidt, Fliegerortsgruppe Königs berg, Preußen, Segelflugdauerslug gestartet. 3. August, 7.23 Uhr, Korschenruh, zur Zeit 4. August, 9 Uhr, noch in der Luft. Weltrekord bereits überschritten. Endgültige Meldung folgt. Oppermann, Fliegerlandesgruppen führer 1. — Ein Telegramm in gleichem Wortlaut ging an den Präsidenten des Deutschen Luftfahrtverbandes, Hauptmann a. D. Lörzer. Kurt Schmidt ist Student der Philo sophie in Königsberg. Er wurde im Jahre 1906 in Straßburg geboren, hat aber fast seine ganze Jugend in Ostpreußen verbracht. Die Segelfliegerei betreibt Schmidt seit langer Zeit. Er ist in Korschenruh ausgebildet und hat dann in Grunau im Niesengebirge unter Wolfgang Hirth seine weitere Ausbil dung genossen. Er war bereits im Besitze der einzelnen Segelfliegerscheine und auch des amtlichen Flugscheines. Telegramm an den Reichskanzler. Die Flieger-Landesgruppe Ostpreußen hat an den Reichskanzler in Berchtesgaden und den gleichfalls dort weilenden Oberpräsidenten von Ostpreußen, Erich Koch, ein Telegramm folgenden Inhalts gesandt: „Segelflieger Schmidt, Fliegerortsgruppe Königsberg- Ostpreußen, fliegt Segelflugweltrekord. Zur Zeit bereits über 33 Stunden in der Luft. Damit bisherigen Weltrekord um über 12 Stunden geschlagen. Oppermann, Flieger-Landesgruppenführer I." Schmidt flog über 36 Stunden! Der Weltrekord im Segelflug um fast 14 Stunden überboten. Der ostpreußische Segelflieger, der Königsberger Student Kurt Schmid 1, ist am Freitagabend kurz nach 20 Uhr wohlbehalten gelandet und hat somit län - gerals36Stundeninder Luft gehangen. Schmidt hat den amerikanischen Weltrekord im Segelfliegen von 22 Stunden und 50 Minuten um fast 14 Stunde« überboten! Ostpreußen beglückwünscht den neuen ^kor-flieger. Schmidt wollte noch weiterfliegen. Segelflieger Schmidt machte, als er die Maschine ver ließ, einen außerordentlich frischen Eindruck und sprach längere Zeit in das Mikrophon. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, daß es ihm gelungen sei, sowohl den Welt- als auch den deutschen Rekord so er heblich zu überbieten. Wenn er nicht von unten abgewinkt worden wäre, dann wäre er gern, so meinte er lachend, bis zum nächsten Morgen in der Luft geblieben, zumal die Windverhält nisse einigermaßen günstig waren. Der Landesführer von Ostpreußen des Deutschen Luftsportverbandes, der alte Kriegsflieger Opper mann, begrüßte und beglückwünschte den neuen Rekord flieger in einer herzlichen Ansprache und übermittelte ihm die Glückwunschtelegramme des Führers, des Luft fahrtministers Göring und des Oberpräsidcnten Koch. Gauleiter Koch sandte ein Telegramm folgenden Wortlauts: „Zu Ihrem Segelflugweltrekord beglück wünsche ich Sie auf das herzlichste. Ostpreußen blickt mit Stolz auf diese herrliche Leistung. Als verantwortlicher Führer Ostpreußens rufe ich Ihnen ein dreifaches Sieg- Heil zu. Koch, Oberpräsident." Der Regierungspräsident von Königs berg sandle ein Telegramm, in dem es heißt: „Die besten Glückwünsche zum Weltdauerrekord im Segel fliegen. Daß diese Tat von einem Deutschen auf deut- fchem Boden und in meinem Bezirk geschah, erfüllt mich mit besonderer Freude. Seien Sie herzlichst begrüßt, wo Sie diesen Boden wieder betreten. Heil Hitler! Der Re gierungspräsident, Friedrich." * Sie Glanzleistung des Segelfliegers. Die amtliche Mitteilung. Die Fliegerlandesgruppe Ostpreußen teilt amtlich mit: „Der Königsberger Student Kurt Schmidt, wohnhaft in Allenstein, hat in der Zeit vom 3. August morgens bis 4. August abends den Weltrekord im Segelflug mit der Leistung von 36 Stunden 37 Minuten bei zeitweise reg nerischem, stark böigem Wetter Überboten, da der bis herige Weltrekord auf 21 Stunden 34 Minuten stand. Die Leistung bedeutet gleichfalls einen neuen offiziellen deutschen Rekord. (Bisher 16 Stunden 30 Minuten.) Der gesamte Flug (Start und Landung) erfolgte unter amtlicher Kontrolle mit den vorgcschricbenen Meßappa raten, so daß der offiziellen Anerkennung nichts im Wege steht. An den Reichspräsidenten, den Reichskanzler Adolf Hitler und Reichslustfahrtminister Göring, Obcrpräsiden- tcn und Gauleiter Koch, den Präsidenten des DLV. wurden sofort nach der Landung, die um 19 59 Uhr glatt erfolgte, Meldungen erstattet." Der Reichskanzler an Segelflieger Schmidt. Reichskanzler Adolf Hitler hat an den Segelflieger Schmidt folgendes Telegramm gesandt: „Ich beglück wünsche Sie zu Ihrer unerhörten Leistung. Adolf Hitler." Sachsens Vauernsührer setzt sich für die Aoistandsgebiete um Pirna ein. Wie wir erfahren, hat der sächsische Landesbauern führer, Präsident Körner, M.d.R., das Notstandsgebiet von Pirna besucht, um sich über die Ausmaße des angerichteten Schadens an Ort und Stelle zu orientieren. Präsident Körner hat dann sofort mit den zuständigen Regierungs stellen zum Zwecke von Notstandsmaßnahmen im Inter esse der schwergeschädigten dortigen Landwirtschaft Ver handlungen ausgenommen, welche sicherlich seitens der sächsischen Regierung jede nur mögliche Förderung und Unterstützung erfahren werden. einigen wenigen Stellen zu unförmigen Masten verdickte. Aber nicht abhängig vom Gold ist das wirkliche Leben, — das können und wollen wir goldarm gewordenen Deut schen jetzt einer ganzen Welt beweisen. Nicht die Arbeit hing wie ein Fluch über unserem Leben, sondern die Arbeitslosigkeit. „Im Schweiße deines Ange sichts sollst du dein Brot efsen", — was eine Strafe sein füllte, ward Hunderttausenden und Millionen in Deutsch land ein Ziel der Sehnsucht, der Herzensnot. Und für sie gatt nicht das Goethewortt^Nach Golde drängst.am Golds hängt doch alles, ach wir Armen!", sondern sie hatten das „Gold" schon längst durch das segensreichere Wort „Arbei t" ersetzt. Vor drei Monaten horten d« Mil lionen am 1. Mai die Mahnung: Ehret die Arbeit! Nach den drei Monaten hatten sich Hunderttausende die Ehre der Arbeit wiedererringen können. Nicht für Golo, sondern für die Arbeit setzen wir das Leben ein mid dann wird, ii -e es im jubelnden Chor des Wallenstemschen Reiterliedes Zetßr, „euch das Leben gewönne^ sein!"