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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830801
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-08
- Tag 1883-08-01
-
Monat
1883-08
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1883
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Uedarlion und Lrpedttisa Iohannelgasse SS. Aprechkon-rn -er Xr-action Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—S Uhr. »Ir »nMi«,»», «.»Hcrtz« »i« U^»cr.«» «cht »rrsu>»i>q> «»«ah»« »er f»r die «Schsts-lDeude N«««er »estk««se» Z«ser«te an V«chentagen »t« » N»r Rach«ttta»», an e-nn- un» Srsrta.ensrüh »t«'/.» Udr. In den Flinten fSr Ins.-Hnnahme: Ott« Atem«, UniversitätSstraße 81» L««is Lischt, Katharinenstraß« 18, p. «ur »t« «tzr Morigtr Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiiftsverkehr. Auflage L8 L00. Adonnementspreis vierielj. 4'/, Md. incl. Bringerloha 5 Mk., durch die Post bezogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilaaea ohne Postbesördcrung 39 Mk. «lt Postbesörderung 48 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Pretl- verzeichniß. Tabellarischer ».Zissernsatz »ach Höhen« Tarif, tlerlamen unter dem Nedactisnastrich die Spaltzeile öO Pf. Inserate sind stets an die Vxpediti«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneoumeiitnilo oder durch Post. Nachnahme. ^-213. Mittwoch den 1. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Mimnlmichmir. Der diesjährige iaternatioaale Prodaeteamarkt wird Montag, den « August diese» Jahre», in den Lokalitäten de» Krystallpalaste» (alte» Schützenhau-) Hierselbst adgehalten werden. Leipzig, den 28 Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi.Harrwitz. Bekanntmachung. Da» 7. Stück der diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für daS Königreich Sachsen ist bei unS eingegangen und wird bi» zum 17 August d. I. auf dem Rathhans- saale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 22. Bekanntmachung, die Errichtung de- selbststän digen GutsbezirkS „Albertstadt" betreffend; vom 13. Juni 1883. Nr. 23. Verordnung, die Abtretung von Grundcigrnthum zur Erbauung einer schmalspurigen Secnndär- Eisenbahn von Klotzscha nach Königsbrück be treffend; vom 25. Juni 1883. Nr. 24. Verordnung, Gnadengesuche in Verwaltungs strafsachen in Angelegenheiten der directen SlaatSsteuern betreffend; vom 4. Juli 1883. Nr. 25. Verordnung, die Prüfung der Aerzte, Zahnärzte und Avotbekcr in Leipzig betreffend; vom 20. 2ulr 1883. Leipzig, den 31. S»li 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Trönblin. Brendel. Königliche vangemerkenschule zu Leimig. Der Unterricht in dem be»«rftrbt»drn Wintersemester besinnt vttttw«ch. den S. Oktober früh 8 Uhr. Die Prüfung Neueiniretender, welche unmittelbar einen höher» Tursuö besuchen wollen, sowie Derjenigen, bei welchen diese» von einer Nachprüfung abhängig ist, ist a»s Sonnabend, den LU. September srüh 8 Ubr, die Prüfung der sür den 1. EursuS sich Meldenden aus Montag, den 1. vctober früh 8 Uhr ^Änmeldnngen Neuelntreteader sind schrtstllch oder mündlich beim Direktor (Letbntzstrahe 28) bl» znm LS September »« bewirken. Der i-l»kr<te»de hat durch Zengniß den Nachwelt zu führen, daß er 1) das 16. Lebensjahr vollendet hat, 2) daß er mindesten- zwei Halbjahre im Baugewerbe praktisch thätia war, 3) daß er sich bisher gut führte, 4) daß er eine Borbildung besitzt, wie sie al» Ziel der Volks schule festgesetzt wurde, b) daß er geimpft ist. Bei höherer Vorbildung, wenn sie durch ein Verechtigungszeugniß um Einsal,rig.Freiwilligendienst, oder durch ein Zengniß mit guten FortschritlSecnsuren über den Besuch einer Realschule I. Ordnung, oder ein die gleiche Ausbildung bekundendes Zeugniß einer anderen öffentlichen Bildungsanstalt nachgewiesen wird, fällt die Aufnahme- Prüfung weg und können bezüglich der Aufnahme - Bedingungen unter 1 und 2 Erleichterungen gewährt werden Frühere Schüler der Anstalt, welche in einen höheren Lursus eintrcicn wollen und berechtig» sind, dies ohne Nachprüfung zu ihun, haben sich mit einem Zeugniß über ihre praktische Lhätigkeit im letzten Halbjahr Dienstag, den 2. Oktober, »wische» 8 unb IS Uhr im Schnllorale vorzustellen. Leipzig, im Juli 1883. Die Direrti««. Kilh. Hey. Der »»eite Termin der städtischen Grundstener Ist am 1. Angnst diese» Jahre» nach Ein» vom Tausend de» im Kataster eingestellte« Grnnd- »verthe» nebst der Kirchenanlage für die evangelisch-lutherischen Kirchen vvm Grundbesitz »ach Höhe von Eis Pfennigen auf eine Giuhett IttUV ^ — sälltg. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche Mitglieder einer andern mit eigenem GoltcShauS am Orle bestehenden anerkannten Religion»- oder Confcsslonsgcmeinschast sind, haben nur den dritten Theil des sonst uns ihren Grundbesitz beziehentlich Anthril fallenden Beitrages zu den Parochiab anlagen ru entrichten. Tie Steuerpflichtigen werden deshalb ausgefordrrt, ihre Steucrbclrägc von dem Termine ab bis spätestens 14 Tage nach demselben an unsere Stadlstencreiiniahine. Brühl 5l, zu entrichten, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten daS BcilreibungS-Versahrcn einzulcilcn ist. Leipzig, den 26. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung. Der am 1. August ». e. fällige zweite Termin der Staatsgrundsteuer ist in Gonägbeit des Gesetzes vom 9. September l843 in Verbindung mit der durch daS Gesetz vom 3. Juli 1878 getroffenen Aendernng nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu eninchten und werden die Steuerpflichtigen hierdurch ausgesordcrt, ihre Steuerbeiträge von gemanntem Tage ab btS spätestens 14 Tage nach demselben an unsere Stadtilcuereinnahme, Brühl bl, abzusührcn. da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßnahmen gegen die Säumigen eintrekcn müssen. Leipzig, den 26. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Koch. Vkkanntmechmr. Die Herstellung des Trottoirs zu beiden Griten der Fahr straße über den Augustusplatz soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen Werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „TrottoirS am AugustnSplatz" Kerlchen ebendaselbst und zwar bis zum v. August er. Nach mittags 5 Uhr «inzurciche». Leipzig, am 23. Juli 1883. DeS RathS -er Stadt Leipzig Stratzenbandeputation. Bekanntmachung. Die Herstellung einer 40 Eenlimeter weiten Thonrohr- schleuß« mit 20 Ccntimeter weilen Ncbensckleußen in der Fabr- straße des Augustu-platzc- soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen »nd Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, RathbauS, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Schleustrnbau am AugustnSplatz" versehen cbenvaselbst und zwar bi« zum 7. August cr. Nach mittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 28. Juli 1883. DeS RathS der Stadt Leipzig Strasienbau Deputation. Erstatteter Anzeige zufolge ist da» sür die Tiensimaad Emilie Rockftroh au» Wehlitz unterm 4. Januar 1876 vom Gemeinde Vorstand zu Schkeitbar ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt ver- loren gegangen. Wir fordern zur alsbaldigen Abgabe bei Buche» an unS aus, sall» dasselbe ausgesunben worden sein sollte. Leipzig, am 28. Juli 1883. Da» Palirci-Amt der St«dt Leipzig. I. B.: Junck, Pob-Ralh. G. Nächste» Freitag, den 3. August d. I»., v«n vormittag l« Uhr an sollen im HauSgruuVftückc Nr. 7 in der Unkritischer Straße allhirr 1 Viel'tranSportwagen, 1 kleiner Kutschwagen, 2 Fleisch- transportwaqen. drei Pferde- und ein Hundegeschirr, 1 Wurst spritze, 1 Fleischwols, 1 Würfcllpeckichneidkmaschine, 1 Wiege block mit 6 Schneiden, 1 Holzblock mit Messer, 2 Laden- taseln mit Marmorvlatten, 2 Standwaagen, 1 Eisschrank, 2 Wannen, 1 Schleisstein, 1 Brückenwaage, 1 eiser.er Geld schrank mit Pult öffentlich an die Meistbietenden gegen sofortige Baarzablung ver steigert werden. Leipzig, den 28. Juli 1883. Trauer, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Der estnische Nihilismus. Von den russischen Ostseeprovinzcn und ibre» eigenartigen Zuständen ist in der Regel in der deutschen Presse nur wenig die Rede, wiewohl auch daS dortige Dculschtbum gegen seine Widersacher schon seit langer Zeit einen schweren Kampf zu sichren hat. Die jüngsten Nachrichten, welche von dort ein- gcgangen sind, lassen geradezu daraus schließen, daß die Er bitterung und der Fanatismus der Parteien bereit» eine» Grad erreicht haben, welcher sür die nächste Zukunft daö Schlimmste besorgen läßt. Die Voraussicht aller Verständigen, daß die socralpoliti- schen Lehren des radikalen Jung-EstentbumS, die in dem Schlachtrufe „Land und Freiheit" gipfeln, schließlich zum nackten Nihilismus sichren würden, hat sich leider bereits bestätigt, ja die Regierung sicht sich gegenwärtig gcnöthigt, ihre volle Ausmcrksamkeil aus die wachsende Bewegung in den Oslsecprovinzen zu richten. Man dürste sich erinnern, daß Kaiser Alexander III. während der Krö- nungStage in Moskau sich veranlaßt sah, einige unzwei deutige ausklärcnde Worte an die Vertreter der russischen Bauernschaft bezüglich der LandvertheilungS-Gerüchte zu richten. Mehrere estnische Blätter, darunter der „Olewik", brachten entweder die Ansprache des Kaiser» gar nicht oder legten dieser einen geradezu gegrntheiligen Sinn unter, der erst durch amtliche Bekanntmachungen berichtigt werden mußte. Die Fübrer der Jung-Esten, darunter der berüch tigte Macrt Milt, fanden indeß trotzdem Mittel, die amt lichen Richtigstellungen, die sich gegen die nihilistische Be wegung kehrten, als Waffe gegen die besitzende Elaste zu gebrauchen. Man redete den Bauern ein, die Deutschen hätten den Zaren durch lügenhafte Vorspiegelungen und Ränke gewonnen und ihn ibrer Partei gencigl gemacht Namentlich in der Umgebung Dorpat» und auch im Werro'- schcn Kreise ist diese Ansicht allgemein verbreitet und wird dort, wie eS amtlich erwiesen, von den nihilistischen Führern gründlich auSgebcutet. Aus dem Gute Rapin fielen beispielsweise dem Eemeinde- Dorsteber mehrmals unter den durch seine Hände gebenden Postsachen Briese auf, welche an den Wirth dcö DorseS Paulcnbos gerichtet waren. Ein solcher verdächtiger Brief wurde schließlich amtlich gcössnet; man fand, daß er von einem Telegraphisten, einem Verwandten de» Wirthe», in Dorpat stamme. Die Vermuthung, daß eS sich da um eine nihilistische Eorrespondenz handle, hat sich völlig bestätigt. Der Telegraphist pricS seinen Verwandten die nihilistischen Lehrsätze und behauptete unter Anderm, die Esten könnten mit den Deutsche» nur dann fertig werden, wenn sich jene vollends der mächtigen nihilistischen Partei anscblösien. Der Telegraphist und der Wirth wurden selbstverständlich verhaftet; bei der Durchsuchung, die man im Hause de» Letzteren vornahm, wurden noch andere ausrühre- rische Eorrefpondenzen. sowie nihilistisch-deutschfeindliche Flugschriften gesunden, welche wabrscbcinlich in Dorpat gedruckt worden sind. Durch diese» Einschreiten ist indeß der deutschfeindlichen Agitation keineswegs Einhalt gcthan worden, ia eS ist höchst bemcrkenSwerlh, daß selbst die evangelische Landgeistlichkeit sich dem wüsten Treiben gegenüber völlig pasnv verbält. In manchen Dörfern machen sogar die ortho doxen Geistlichen mit den estnischen Bauern gemeinsame Sache. In dieser Beziehung ist erst kürzlich dcn'Bekörbcn ein be zeichnender Vorfall zur Kenntniß gekommen. Aus dem Kron- gute Heimatra, zwischen Dorpat und Wcrro. hatten die Jung-Esten au» irgend einem Anlasse sich die Erlaubniß zu einer kirchlichen Feier »acb lntkerischem RitnS erbctrn. Man wunderte sich aber im Dorfe, daß der Pastor gar keinen Gottesdienst hielt, sondern sich in der Kirche unter die Bauer» mischte und mit diesen über ihre .bedrängte Lage" sprach. Bald stellte eS sich auch heran», daß an jenem Tage weniger ein Gottesdienst, als vielmehr eine deutschfeindliche Versamm lung in der Kirche statlaesunden habe, in welcher der estnische Gemeindeschreiber von Heimatra seine Landsleute aussorberte, die Deutschen au- dem Lande z» jagen, weil nun dazu der günstigste Zeitpunkt gekommen wäre. Wollten die Deutschen nicht willig weichen, schrie der Schreiber den Bauern in der Kirche zu, so möge man sie ohne Weitere» gewaltsam ver treiben. Biele Bauern nahmen diese Aufforderung mit Bei fallsgeschrei aus. aber einige ältere Leute schüttelten dazu doch bedenklich die Köpfe und meldeten den ganzen Norgang der GutSverwaltiing. Die darüber eingeleitete Untersuchung schwebt noch gegenwärtig, aber e» dürste dabei wenig beraus kommen, weil schließlich die beiden estnischen Bauern, welche dir Meldung an die Gutsverwaltung gemacht, ihre Angaben nicht beschwören wollen. Wie sicher die estnische Bauernschaft aus ein KrönungS- manisest gehofft, welche» ihr da» Land und die Güter der l"rutschen rusprechen sollte, gebt unter Anderm auS einem allerdings scheinbar komischen Falle hervor, der sich einen Tag vcr der Krönung in der großen Dorsscbänk« bei Neu hausen ereignete. Tort hatten sich mehrere hundert Bauern versammelt, die sich sehr eifrig über die nach ibrer Meinung unmittelbar bevorstehende Land- und Gütervertheilung be sprachen. Schließlich entstand aber unter den angetrunkenen Bauern eine fürchterliche Prügelei und zwar au- dem sonder baren Grunde, weil sich die Streitenden über die Theilung de« Gut-lande-, der Gebäude, Maschine und Geräthe nicht einigen konnten. Solche Vorgänge mögen sich, wenn man sie von fern betrachtet, immerhin komisch auSnehmen. wer aber die Ver hältnisse im Lande kennt, wird erstere jedenfalls sür sehr be- unrubigcndc Wetterzeichcn halten müssen. In Dorpat, wo noch immer der Streit um die Univer sität tobt, sehen die Dinge auch wenig vertrauensvoll au», kurz, die ganze Lage des Landes kan», zumal für die Deut schen. als wenig beruhigend bezeichnet werden. ES fehlt auch nicht an terroristischen Einschüchterungen der schlimmsten verbrecherischen Art. So ist unter Anderm sehr auffällig, daß sich in Dorpat und dessen Umgebung die Brälttsir in erschreckender unb biSber unerklärlicher Weise 'neb „-< ja man ist überzeugt, daß in den meisten Fällen 'B>v^'ttftung vorlwgi, wiewobl bis jetzt ein Thäter nicht er griffen werden konnte. Eigenthttmlicber Weise brennt -S in der Lieget nur i» solchen Häusern, in denen Mitglieder der Studenten verbindung „Fraternitas Nigensiö" wobnen. Auch ist bemerkt worden, daß zuerst immer die Holztreppcn zu brennen be ginnen, so daß eine Rettung der Bewohner nur durch die Fenster möglich ist. Bei dem Versuche, auS den Fenstern zu springen, sind bereits drei Mitglieder der genannten Studentenverbindung verunglückt. Man glaubt, daß diese sich den Haß der Jung-Eslen in der diesjährigen Walpurgis nacht zngezogen hat, in der eS zwischen diesen und den „Rigensern" zu einem förmlichen Kampfe kam. Tic Esten, welche »nlcrlagen, schwuren damals den Studenten Rache und damit bringt inan nun die zahlreichen FeuerSbrunsle in Verbindung. Mit einem Worte, von den geordneten Zuständen, die seiner Zeit in den Osisceprovinzen als »acbabliiuiigSwürdigeS Beispiel sür das übrige Rußland geherrscht haben, ist gegen wärtig kaum mehr eine Spur vorhanden, denn überall gährt eS und drängt einer gewaltsamen Entscheidung zu. Leipzig, 1. August 1883. * Bor Kurzem reproducirtcn wir den Bericht de? „Reichs-Anzeiger-" über den gegenwärtige« Stand der Vorarbeiten sür daS deutsche bürgerliche Gesetzbuch. In der „Mg. Ztg." knüpft eine offenbar sachkundige Feder an jenen Bericht eingehendere Bemerkungen. Wir heben folgende hervor: Ueberblickt man die bisherigen Resultate der Arbritcn der Eommission, so ist nicht zu verkennen, daß die Berathung des allgemeinen TbeilS des Gesetzbuches und namentlich die beinahe vollendete Durchbcratbung des ObligationenrechtS ein gewaltiges Stück Arbeit ist. Die künftige Bcratbung des FamilicnrechtS steht an Umsang und Schwierigkeit weit hinter derjenigen des Obligationen recht- zurück, auch die Berathung des Erbrechts kann sich in bei den Beziehungen mit letzterer nicht messen, und wa< da» Sachenrecht anbelangt, so concurrirt zwar hier die bedeutendste Berschiedenartig- keit particulaircr RcchtSshstcme; wenn indessen, wie zu vermuthen steht, die preußische Grundbuch-Ordnung znm AuSgangSpuncie ge- nommcn wird, so kan» auch dieser Abschnitt nicht allzu viele Zeit in Anspruch nehmen. Hierzu tritt, daß, waS beim Lbligatioue». rechte bedauerlicherweise nicht der Fall war. die Berathung der letzt genannten drei Abschnitte ihren ungehinderten Fortgang nehmen kann, da die betreffenden Theilentwürse vollständig fertig vorliegen. Andererseits kommt freilich in Betracht, daß die gegenwärtige Com- missionsberalhilng mehr nicht bezweckt, als einen Gesammtentwurs des Gesetzbuches vorzubereiien, daß die erste Lesung diese» Entwurf» (wenn auch in abgekürzter Weise) noch nachzusolgen hat, daß erst, nachdem der hieraus hervorgegangene Gelammtentwurs der allgemeinen Kritik und vornehmlich der Prüfung seiten» der verbündeten Regierungen unter stellt ist, die zweite Lesung stattfinden kann, worauf sodann die keine- weg- leicht zu nehmende parlamentarische Behandlung de» Gegen stände» ihren Ansang nehmen wird. Ueberdiet kommt auch noch als ein gewichtiger Faetor in Betracht, daß, nachdem die füns oben genannten Theilen lwürse durchberathen sind, an die Revision de» Handelsgesetzbuches gegangen werden muß. und daß eine glctchzeitiye Revision der Wechsel ordnung ebenfalls nicht zu umgehen ist. Man sieht, e< sind noch riesige Arbeiten, welche bewältigt werde» müsieu, und e» ist darum nicht zu viel gesagt, daß trotz ncnnjLhriger Arbeit erst der kleinere Theil der ganzen Aufgabe erfüllt ist. Nichtsdestoweniger ist kein Grund vor Händen, sich wegen Erreichung der Ausgabe Befürchtungen hinzu geben. Die Nation muß ein einheitliche» Eivilgesetzbuch haben, und sie wird e» bekommen, daran bat nach den Ereignissen der letzten Jahrzehnte kein Einsichtiger gezweilelt. Heut zu Tage aber sind die EodiftcationSorbeiten bereit- in rin solche» Stadium vorgerückt, daß nicht bloS da» endliche Gelingen de» großen Werke- mit Sicherheit garantirt, sonder» auch der Zeitpunkt desselben i« nicht allzu großer Ferne zu suchen ist. * lieber die Krisis in der Reich-marine schreibt die „Volsiscke Zeitung" an hervorragender Stelle: Tie Krisis in der Marine, welche in den Iden des MLrzeS begann, als einer der jüngsten Generollieutenauts, der bisher nie- mal» ein Interesse sür die Marine gezeigt hatte, zu ihrem Ehe ernannt wurde, hat jetzt mit der Densionirung von Bier- Admiral Bätsch und Lontre-Admiral Berger ihr Ende gesunden. Während die Bewilligung des Abschiedsgesuches von Eonire-Admiral Berger, des bisherigen EhesS der Marine stalion der Nordsee, i» den betheiligten Kreisen nicht bezweifelt wurde, waren die Ansichten bis zum letzten Augenblick darüber gelheilt, ob Admiral Bätsch aus seinem Posten bleiben werde oder nicht. Erst vor kurzer Zeit lief die Notiz durch die Zeitunge», daß Bicc-Admiral Bätsch die Geschäfte der Osticestalwn wieder über- »ommen habe, aber es erwie» sich sehr bald, daß die Nachricht falsch ei. Als richtig dagegen hat sich unsere Ansicht berausgesleUt, daß an maßgebender Stelle bis Ende vorigen Monat- der Wunsch sest- gehalten ist. Admiral Bätsch im Dienste zu erhalten. Aus der (von uns mitgetheilte») kaiserlichen TabinetSordre vom 21. Juli geht deutlich hervor, daß das erste im April d. I. emgcrcichte Abschieds gesuch de» Admiral» abschlägig beschieden worden. Erst aus das erneuerte Gesuch vom 4. Juli ist in der ehrendsten Weise die erbetene jurbi-posilioiisstellung eriolgt. Wir haben unS schon früher mit der EveMualität der Rücktritts von Bice-Admiral Bätsch beschäftigt und die Erwägungen, welche wir damals anstelllen. können wir mir in vollem Umfange ausrecht- erhalten; sic gipfelten in den Worten: „Das UrlaubSgesutü von Bice-Admiral Bätsch zwingt eben deshalb so sehr zur Beach tung, weil es von shmptomatischer Bedeutung ist. Nach den ganz außerordentlichen Anstrengungen, welche die Marine in den letzlen Jahren gemacht hat, und nachdem ihre personelle LcistungSsähigkeit von keiner Marine mehr überlroffen wird, halte sie ein starkes Ge- ühl ihrer SelbstständigkeitSbercchtigung gewönne» und schon seit Jahren die sichere Erwartung gehegt, daß es ihr vergönnt sein werde, ihre zukünftige Entwickelung auS sich selbst heraus zu voll ziehen." Diele Auffassung hat mit irgend welchen Persönlichkeiten oder Eifersüchteleien »ichiS zn thun, sic ist allein in dem Umstande be gründet. daß die Aufgabe unserer Marine in der Armee sehr wesentlich anders bcurtheilt wird als von den Osficleren der Flotte. Die Marine drängt zur weiteren Entwickelung, in ihren Kreisen ist die Ansicht wohl nahezu alleinherrschend, daß dazu vor allen Dinge» die volle Selbstständigkeit mthwendig sei. Aus dem Umstande, daß Jnsanteriegeneräte an die Spitze der Admiralität gestellt werden, wird die Folgerung gezogen, daß die Flotte der Armee im Grunde subordinirt, und daß die Entwickelung der Flotte von den Ideen des GencralstabeS des HcereS ab hängig sei. Die infantcristische Auffassung neigt leicht dazu, die Bedeutung der Flotte zu unterschätze», sie erkennt ihr höchsten« eine beschränkte Rolle in der Kiistenverthcidigung zu, sie perhorrescirt den Gedanken einer Schlachtsiottc und hält die AuSsallschissr sür alle Fälle sür genügend; die Flotte fürchtet dagegen einen Zustand der Slagnirung, der eS den Marinemächten zweiten und dritten RaugeS in Zukunft ermöglichen konnte, mächtiger zur See zu werden, al- Deutschland e» in diesem Augenblicke ist. DaS Wohlwollen und der Etter des jeweiligen, der Armee angehörigeu Cbefs der Marine sind selbstverständlich außer Stande, die princiviellcn Tifferenzpuncte über die Ausgabe der Flotte auszugleichen, »nd ohne Zweifel wird der Kamps der Meinungen darüber noch lange hin und her schweben. Wir sind der Ansicht, daß im Grunde Bice-Admiral Bätsch diesem liampsc zu». Loser gisallen ist, und wir machen kein Hehl daraus, daß wir diesen Verlust sür einen schweren halten. Bon all den Admiralen, .irel-che im Lause von zehn Jahren tu den Ruhestand getreten sinh, hat kaum ein Einziger an der Organisation und Aus bildung der deulschen Flotte einen so hervorragenden Antdell als Bätsch gehabt. Schwerlich würde Herr v. Stosch die groß« Um wälzung so schnell und glücklich vollzogen haben, wenn er nicht in den schwierigste» Dingen den Beiralh von Bätsch gehabt hätte. * „Die znnächsi unfruchtbaren Erörterungen, welche in letzter Zeit über daS Ncichseisenbahnproject in den Zeitungen aiigcsicllk wurden, sind doch mittelbar nicht ganz obne Nutzen gewesen. Eie haben die Unbrauchbarkeit der EcntruniSvartci sür die Durchführung irgend eines nationalen Gedanken» zur rechten Zeit wieder einmal inS Licht gestellt- sie haben den Freunden der Verstaatlichung wieder vor Augen geführt, daß da» Ziel erst erreicht ist, wenn sänimlliche Eisenbahnen Deutschland» sich in der Hand dcS Reiche» befinde», sie haben die Gegner der StaatSbahncn und der Reichsbahnen daran erinnert, daß die Bewegung, welche ringeleitct ist, nun nnter allen Umständen unaushalt- sam weiter geht und daß e? besser ist, sich der Lavine nicht erst in den Weg zu stellen; sie baben aber vor allen Dingen die außerprcußischen Staatsbahn - Verwaltungen gemahnt, da» Ende und den eigenen Dortheil zu bedenken. Höchst bcmerkcnSwerth ist in letzterer Bestellung der Umschwung der Stimmung, welcher anläßlich dieser Erörterungen in Bayern unverkennbar zu Tage getreten ist. Selbst ein Blatt der Patriolenpartci hält mit dem Bekenntniß nicht zurück: „Man glaubt in Bayern selbst, daß den Rcichöeisenbahncn nicht mehr anSzuweichcn ist." In welchem Maße da» eigenste Interesse Bayern» — neben den großen nationalen Interessen politischer und wirtbschafliicher Natur — für die Vereinigung der deutschen Eisenbahnen unter einheitlich geregelter Ver waltung spricht, finden wir in vortrefflicher Weise in der „Süddeutschen Presse" auScinandcrgesetzt, welche sich dabei in ziemlich bcstinimter Form ans die im bayerischen Eisen- bahnministerium obwalkeirden Auffassungen bernst. Man denke dort, schreibt sie, über die Eisenbahnfrage weniger ängstlich, alS vielfach angenommen werde, und sei sich vewußt, daß man früher oder später werde wählen müssen zwischen einem enormen Deficit oder einem Earlell, wenn nicht einem noch engeren Lcrbältniß zu den preußischen Bahnen. Würden die preußischen Slaatsbalnien, meint daS genannte bayerische Blatt ferner, in Verbindung mit den Reichsbahnen eine minder »obcle Eoncurrcnz belieben, dann dürsten einige Staats- und Privatbabnen anderer Staaten sich längst nach der rettrndcn Uebernabine durch daS Reich gesehnt haben. Es lasse sich der Ze-lpunet vorausschen, in welchem die Frage de» RcichSciscnbahnsysteinS auch von den bayerischen Stcucr- zablern mit wohlwollendem Verstäntniß behandelt werden wurde. Ob der Ausweg eines Cartclls. welchen die „Süd deutsche Presse" der bayerischen Regierung cinenipsirhlt. vom Standpunkt einer ihre Ausgaben ganz erfüllenden Reichs eisenbahnpolitik annehmbar erscheinen kann, wollen wir einst weilen nicht erörtern. Jedenfalls läßt sich den Erwägungen, von denen daö genannte Blalt ansgcht, eine hohe Berech tigung nicht absprechen. Daß die NelchSregicrnng »n gegen wärtigen Augenblicke eS ablehnt, daö NeichSeiscnbahnproject in irgend einer Weise in den Vordergrund zu stellen, muß entschieden gebilligt werken." — Soweit die „National- liberale Eorrespondenz." WaS tic Verhältnisse in Sachsen anbctrifft, so liegen dieselben dock wesentlich ander», so daß man diesen Ausführungen nicht allenthalben beistinime» kann. Ter sächsische Staat bat sich durch eine kluge Eisenbal-npolitik die Prosperität seiner Bahnen gesichert und dadurch nicht wenng zur Entlastung seiner Sleuerzabler beigelragen. Da übrigens jetzt noch nicht die Frage der Reichseisenbabnen reis erscheint und die Rcichs- regienmg selbst dem Gedanken nicht näher getreten ist, so haben wir den Artikel der „Nationallib. Eorresp." nur an geführt, um einer Stimme Gehör zu geben, ohne un» selbst in eine Diskussion cinzulassen. * Kürzlich hatten wir Veranlassung, eine römische Eor respondenz der „Kreuzzeitung" zu erwähnen, in welcher ans Grund einer Unlerred-ing mit einem hohen kirchlichen Würdenträger Mittheilungen über die Bcurlheilung de» gegenwärtigen Standes der Tinge zwischen Berlin und
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