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Lokalzeitung für die Ortschaften Gttendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Tpiel und Sport" und „Deutsche Mode", Druck und vertag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Vie „VttenLorser Zeitung" erscheint Dienstag, Denners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inseraten bt, vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be. sonderem Tarif. Freitag, den 6, Mai 1904. Nr. 54. Oerttiches und Sächsisches. Nttrndork-Gkrilla.'s. Mai I904. — Die Blütenblätter fallen! Der weißem weißgrünliche und rötliche Schmuck der Obst bäume fängt an grau zu werden und zu ver- flattern, bei jedem Windhauche stiebt ein Blütenregen nieder. Nur die Aepfel und einige Birnensorten stehen noch- in voller Blütenpracht. Drei Sonntage hat die fcühlings- durstige Menschheit Gelegenheit gehabt, sich der Blütenzeit zu freuen. Zwei schenkte uns der April, der uns außer Launen und Mai kühle auch echteste Maiwonne spendete, den dritten der 1. Mai. — In der Spargelernte. Der große mü der kleine Spargelzüchter hat jetzt alle Hände voll zu tun mit der Ernte, dem Siechen und mit der Verwertung, sei eg im Haushalt, sei es, daß er zum Markt schickt. Es sind im letzten Jahrzehnt soviel Spnrgclanlagm ent standen, besonders in Braunschweig, in den Provinzen Hannover und Brandenburg, aber auch in der Mainzer Gegend. Viele Guts besitzer, die weit ab von den großen Ver- brauchsplätz n wohnen, bauen Spa gel im großen. So ist der Absatz, trotzdem die Kon servenfabriken ungeheure Mengen ausnehmen. von Jahr zu Jahr schwerer geworden. Die Preise sind besonders in den großen Städten, wohin sich die meiste Ware zusammenRängt, erheblich gefallen. Der Spargelzüchter muß daher immer suchen, seine Ware zu verbessern, er muß ne vor allem sorgfältig sortieren. — Der sächsische Eisenbahnrat empfahl in der am 30. April obgehaltenen außerordentlichen Sitzung nach Erstattung eines sehr eingehenden Berichts durch die Generaldirektion von jeder Aenderung der Tarifierung des Verbrauchs zuckers, des Rohzuckers und der Melasse zur Entzuckerung zur Zeit abzusehen. — Nach reichsgerichtlichen Erkenntnis gelten die Aufschriften auf Geldrollen als beweis erhebliche Privaturkunden. Die falsche Sig nierung kann daher als Urkundenfälschung an gesehen und strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie wissentlich erfolgt ist. — Der neue bayerische Verkehrsminister v. Frauendorfer hat beim Staatssekretär des Neichspostamts die Einführung des Postscheck- Verkehrs im Deutschen Reiche von neuem in Anregung gebracht. — Heute fand die letzte Ziehung der 145. K' S. Landeslotterie stat?. Manch schöner Hoffnungstraum ist wiederum zunichte ge worden, da alles Hoffen auf einen Gewinn umsonst gewesen. Das zweite „große Los" in Gestalt 200000 Mark-Gewinns und der Prrämie von 800 000 Mark fiel gleich dem ersten in das sächsische Erzgebirge und zwar nach Chemnitz. — Der Verein sächsischer Gemeindebcamnu hält vom 11. bis 13. Juni in Glauchau seine Generalversammlung ab. Er wird infolge Einladung des Nates Gast der Stadt Glauchau. Umfassende Fcstvorbereitung sind im Gange.. In Verbindung mit der Vereins-General versammlung finden am i1. Juni statt die Generalversammlung der Vegräbniskasse, der Krankenkasse und der Mobiliarbrandver sicherungskasse des Vereins. Letzterer besitzt 5508 Mitglieder, die Vegräbniskasse 1995 Versicherte mit 467900 Mk. Versicherungs summa — im vorigen Jahre wurden : 8 Sterbe fälle mit 4700 Mk. ausgesteuert — und die Krankenkasse 1189 Mitglieder. Sie gewährte im vorigen Jahre 10599 Mark, beziehentlich seit ihrem Bestehen, 1. Oktober 1887: 129 974 Mark Krankenunterstützungen. Dresden. Die Wohnungseinrichtung des frühe, en Stadtverordneten Steinwald, der sich jetzt am Vierwsldstädiec See aufhält, ist der Gegenstand eines Prozesses geworden. Di? Möbel waren von einem GläUi er g pfändet aber in der Tü nwaldsihen Wohnung belassen werden. Herr St. soll die gesj.g!ten Mdc! aber verkauft haben. J>tz! streiten sich Gläubiger und Käufer um das Eigentumsrecht. Zn den Leidtragenden gehört auch Herr Hofrat Dr. Mehnert. Er toll zwischen 200—300 000 Mark verloren haben. — Verdächtige Fleischwaren? Ein hiesiges Blatt, die „Dresdner Rundschau'-, hatte in ihrer Nummer vom 19. März 1904 be hauptet, ein Fleischer aus Hochkirch habe ekel hafte Fleilchwaren fast ausschließlich nach Dresden gebracht und diese Waren seien hier von großen Fleischergeschäften ausgekaust worden. Die sofort angestellten Ermittlungen der städtischen Wahlfahrispolizei ergaben keinerlei Anhalt für die Nichtigkeit der Behauptungen. Trotz dieser klaren und unzweideutigen Fest stellung beharrte die „Dresdner Rundschau" in einem Artikel vom 23. April d I bei ihren Angaben und erbot sich sogar, der Wobl- iahrüpolizsi bei nochmaligen Ermiüeiungcn in dieser Angelegenheit „gern behilflich" zu sein. Die Wohlfahrtspolizei forderte hierauf die Redaktion des betreffenden Blattes amtlich auf, in Erfüllung des in jenem Artikel öffentlich erfolgten Anerbietens der Wohlfahrtsbehörde das im Besitze der Redaktion b:kindliche B?- weismaterial zu bringen beziehentlich zu be nennen. Dies ist, obschon die Aufforderung hierzu wiederholt an die Redaktion erging, nicht geschehen. Man erkennt daraus einerseits die völlige Grundlosigkeit der von der „Dresdner Rundschau" ausgestellten Behauptungen, anderer seits aber auch, mit welcher Leichtfertigkect das Blatt aus Sensationslust Sachen erzählt, die in hohem Maße geeignet sind, das Publikum zu beunruhigen. — Ein noch schulpflichtiges Mädchen nahm in Vorstadt Plauen zwei kleineren Kindern, die Einkäufe zu besorgen hatten, aus einer auf einem Wogen stehenden Tasche das Geld- täschen mit einem Zehnmarkstück fort und be schuldigte ein anderes Mädchen des Diebstahls Die Polizei stellte die Unschuld der Angc- schuldigten fest und fand bei der raffinierten jungen Diebin das Geld vor, — Am Sonntag nachmittag wurde auf der Neugasse ein neun Jahre alter Schuck nabe durch em leichtes G schirr überfahren. Der Führer d'S G schinS war dem ihm entgegm kommenden Mri-Fstzuge nach links aus gewichen. Durch das Spielen der Musikkapelle war das Pf.rd gescheut, zur Seite gesprungen und hatte der! vorübergehenden Knaben um gerissen, sodaß dieser mit dem linken Vorderrade überfahren worden ist. Das Rad war ihm über das G-sicht gegangen. Anscheinend sind die Verletzungen glücklicherweise keine lebens gefährlichen. Arnsdorf. Auf der Eisenbahnlinie Pirna- Arnsdorf ist seit dem 1. Mai ein Motor wagen (eiwsogen. Daimler-Wägen) im Betriebe. R ad eburg. Die am Sonntag Cantate in derStadtkircheznRadebnrg anläßlich derTagung des Ephoral-Kirchenchorverbandes veranstaltete „Geistliche Mnsikanfführung" brachte zwar nicht einen einheitlichen leitenden Gedanken zum Ausdrucke, war aber trotzdem in Anordnung und Ausführung besonders für die musikalischen Kirchenbeamtcn sehr lehrreich und von großem Jutereffe, da inderselben alle Artender kirchlichen Musik zur Geltung kamen. Meißen. Auf der Gerbergasse wurde der etwa vierjährige Knabe einer dort wohnen den Farn lie durch einen mit Ziegel beladenen Wagen schwer verletzt. Ter Wagen hotte aus- zuwnchen und mußte daher knapp an die Fußbahn heranfahren. In diesem Augenblick trat der Knabe von derselben hcrunier und der Wagen streifte die Fers? feines rechten Fußes, außerdem erhielt er Verletzungen "am Kopfe. Von Augenzeugen des Vorfall wurde er in die Wohnung sicher Eltern gebracht. Meißen. In der Sonntagnacht ist es zwischen einem Dienstkn chtc und zwei Arbeitern auf der äußeren Hirschbergstraße zu einer lebhaften Reiberei gekommen, in deren Ver laufe schließlich die letzteren, zwei aus West- p-eußen gebürtig 20jährige Arbeiter, ihren Gegner fürchterlich geschlagen und mißhandelt haben. Diese zwei Burschen haben schon im Laufe des Abends bei der im Gasthause zu Lercha stattgefundenen Tanzmusik mit anderen Tanzbesuchern Reibereien begonnen und den Gasthausbesitzer und Gemeindevorstand Schulze so mißhandelt, daß dieser gefährliche Stich- und Schlagwunden am Kopfe und am Halse davougctragen hat und bewußtlos liegen ge blieben ist. Um zwei an dem Tanze beteiligt gewesene Mädchen nicht auch den Belästigungen dieser Burschen auszusetzen, hat der Knecht mit einem Schweizer die Mädchen nach der Hirschbergstraße beleitet. Kurz darauf ist der Knecht dort von zwei Arbeitern gestellt, zu Boden geworfen und mit den Fäusten derart bearbeitet worden, daß ihm das Blut vom Kopfe gelaufen ist. Zuletzt haben b ide mit einem mit Nägeln versehenen Zaunspfahle und mit einer Latte auf ihn eingeschlagen und ihm bedeutende Kopfwunden, von denen eine hätte verhängnisvoll werden können, bei gebracht. Die Täter wurden verhaftet. Riesa. An derBöschung des vom Rittergut Gohlis nach Moritzer Fähre führenden Dammes wurde gestern früh die Leiche eines Mannes gefunden, der, wie die Feststellung ergab, sich durch einen'Pistolenschuß in den Mund ent leibt. Nach den Ausweispapicren wurde der Tote als der 56jährige Arbeiter Tuta aus Siebitz bei Frankfurt, welcher letzter Zeit in Gröba in Arbeit gestanden hatte, rekognosziert. Nach einem bei ihm vorgefundenen Zettel hat er sich erschossen, weil er 20000 Mk., die er einem Meißner Bäckermeister geborgt habe, nicht wieder erlangen könne. Oschatz. Hier fiel das vier Jahre alte Töchterchen d.s Restaurateurs Pfeiffer in die Döllnitz und blieb dabei mit dem Fuße hängen, sodaß der Kopf im Wasser lag und das Kind in Lebensgefahr war. Mehrere Knaben im Alter von 11 bis 13 Jahren, die mit dabei gewesen waren, liefen davon, wie das Kinder in solchen Fällen leider zu oft tun; der kleine fünfjährige Bruder aber sprang, ohne sich einen Augenblick zu besinnen, von der drei Meter hohen Bahndammmauer herab und rettete die Schwester. Als sein Bater, um die Intelligenz des Knaben zu prüfen, dann fragte, warum er nicht weiterhin, wo der Damm niedriger sei, hinunter ans Wasser ge laufen sei, versetzte der wackere kleine Knirps überzeugungsvoll: „Verweile wäre die kleine Hanne doch ersoffen!" Rochlitz. Die gegen 500 Jahre alte Roch litzer Schützengilde begeht bekanntlich in der kommenden Pfingstwoche ein Jubelfest zur Er innerung an die vor 250 Jahren erfolgte Neu verleihung ihres Benefizes durch den Landes herrn, nachdem sie durch die Schrecken des dreißigjährigen Kriegeszur Unterbrechung ihrer Hebungen gezwungen worden war. Grimma. Der Leichnam, welcher am 29, April in der Mulde aufgefunden wurde, ist als der seit dem 18. April vermißte Guts- auszügler Franz Eduard Börner aus Ober gräfenhain bei Narsdorf festgestellt worden. Der Mann hat zum Arzt nach Geithain ge wollt und sich unterwegs aus Schwermut das Leben genommen. Leipzig. Am Montag haben hier die Zemcntarbeiter aller derjenigen Betriebe die Arbeit eingestellt, deren Inhaber die ausge stellten Forderungen (55 bez. 45 Pfd. Mindest stundenlohn bei neunstündiger Arbeitszeit usw.) nicht schriftlich bewilligen. Es kommen etwa 23 Betriebe. in betracht. Bis jetzt befinden sich 60 Arbeiter mit 115 Kindern im Aus stand. 25 arbeiten in 4 Geschäften nach den bewilligten Forderungen weiter. Wittichenau. Die Frau des Wirtschafts besitzers Mickel im Dorfe Sollschnitz sandte ihr zehnjähriges Töchterchen mit einer eisernen Kette zum Dorfschmied, damit dieser die Kette 3. Jahrgang. repariere. Das Kind nahm die fertige, noch heiße Arbeit und trug sie in der Schürze fort. Wenige Schritte von der Schmiede entzündete sich aber die Schürze uud setzte die Kleidung des Mädchens in Brand. Obwohl der Schmied augenblicklich zur Hilfe herbeieilte und die Flammen erstickte, hatte das Kind doch schon so erhebliche Brandwunden am Unterleibs und am rechten Fuße davongetragen, daß eS schwerkrank darniederliegt. Warnsdorf. Von dem abends 8 Uhr 40 Minuten von Reichenberg nach Ebersbach verkehrenden Personenzuge ist am Montag in der Nähe von Warnsdorf ein etwa vierzig jähriger Mann überfahren und getötet worden. Mylau. Durch Explosion eines Spiritus kochers trugen die zwei noch schulpflichtigen Mädchen des Malermeisters Richter schwere Brandwunden im Gesicht und am Körper davon. Während das jüngere der bedauerns- wertenMädchen mit dem Leben davonkommen dürfte,wird am Aufkommendes älteren gezweifelt. Wilkau. Am Sonntag Abend in der 12. Stunde gerieten auf dem Heimwege von Niedercrinitz zwei Bergarbeiter in einen heftigen Wortwechsel, welcher zu einer regelrechten Schlägerei ausartete, woran sich auch die Begleiter beider Parteien beteiligten. Der Kampf nahm insofern einen ergötzlichen Aus gang, als sich die beiden Haupthelden in der Hitze des Gefechtes der sogen. Plotz näherten und ein unfreiwilliges Bad nahm. Pudelnaß und in recht gedrückter Stimmung traten dieselben dann ihren Heimweg an. Aue i. S. Um der Stadt mehr Wasser zuzaführen, hatte der Rat Quellen auf Lenkers- dors-Kühnhaidner Fluren aufgekauft, doch ver weigerte die Stadtgemeinde Lößnitz die Erlaub nis zur Legung der Rohre für die Wasserleitung innerhalb Lößnitzer Gebietes. Das Ministerium des Innern hat nun die absolute Dringlichkeit der Wasserzuführung für Aue anerkannt und deshalb zu gunsten unserer Stadt den Prozeß endgültig entschieden. Plauen i. V. Der „Vogtländische Anz." schreibt: Die vielbesprochene Tatsache, daß der Religionslehrer am hiesigen kgl. Gymnasium, der Gymnasialoberlehrer Weisauer, ein Führer der National-Sozialen, bei der Sedanfeier des Gymnasiums einen blutroten Schlips getragen hatte, hat gestern Anlaß zu einer Verhandlung wegen Beleidigung vor dem hiesigen Land gericht gegeben- Der Schriftsteller Leisner hatte im „Vogtl. Anz." den Vorfall besprochen und war daraufhin wegen Beleidigung von Weidauer verklagt, vom Schöffengericht aber freigesprochcn worden. Auf die Berufung Weidauers hob das Landgericht das Urteil auf und v.rurteilte Leisner zu 30 Mark Geldstrafe. Die Annahme, daß das Tragen des roten Schlipses an jenem Tage kein zu fälliges, sondern absichtliches gewesen sei, wurde als B.-leidigung erachtet. Oelsnitz i. Erzg. Bei der Einweihung des neuen Haltepunkte am I. Mai wurden zur Bekundigung der Freude über dieses Er eignis mehere Böllerschüsse abgegeben. Als einer derselben längere Zeit versuchte, wollte der Werkmeister Schmidt vom Vereinsglück schacht die Ursache davon erforschen. Bei dem Nachsehen ging der Schuß plötzlich los und dem Genannten direkt ins Gesicht, so daß ein Auge gänzlich herausgerissen und das andere stark gefährdet sein soll. Bad-Elster. Die Badesaison ist eröffnet worden. Infolge des herrlichen Frühlings tages war am Sonntag der Besuch unseres freundlichen Badeortes namentlich von Passanten sehr lehrhaft. Von jetzt an finden wieder regelmäßig früh und nachmittags Konzerte von der Kurkapelle statt. In dem vergangenen Winterhalbjahr sind verschiedene bauliche Veränderungen in Hotel vorgsnommcn worden, auch hat der Luisasce eine Vergrößerung erfahren die den Liebhab rn von Bootfahrten angc .M sein wird.