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Vesssrung der Atmosphäre? London, 7. 6. (Funlspruch.) In den Berichten der Blätter nus Genf wird betont, daß der gestrige Tag zwar keine positiven Ergebnisse gezeitigt habe, daß aber die Atmosphäre besser geworden sei, nachdem Barthou eine versöhnliche Rede gehalten habe. Hen derson sei angeblich wieder hoffnungsvoll. Der Genfer Korrespondent der „Times" schreibt, die französischen Delegierten haben erkannt, das; sie sich nach dem Zu- sammenstoß vom Dienstag in einer schwierigen Lage befanden und beschlossen daher einen versöhnlichen Ton zu gebrauchen. Entsprechend Hendersons Ersuchen brach ten sie daher eine Entschließung ein, die äußerst geschickt abgefaßt ist. Die Franzosen machen darin Henderson die größtmöglichen Zugeständnisse, ohne ihre Haupt these preiszugeben, daß dis Arbeit der Konferenz sogar in Abwesenheit Deutschlands fortgesetzt werden könnte. Sie haben Hendersons drei wichtige Vor schläge angenommen, halten aber die Sicherheit im Vordergrund und vermeiden es, einer Rückkehr Deutsch lands zur Konferenz Widerstand zu leisten oder sie herbeizuführen. Die englische Abordnung gegen den fran zösischen Entschlietzungsentwurf Genf, 6. 6. Wie von gewöhnlich gut unter richteter Seite verlautet, hält man den fran zösischen EntschlietzMgsentwurf, dessen Einzelhei ten im übrigen noch geheim gehalten werden, in englischen Konferenzkreisen für unannehmbar. Auch Henderson scheint dieses Dokument als wenig glücklich und erfolgversprechend zu beurteilen. Offenbar ist der französische Vorschlag sehr stark von der hier immer wieder sichtbar werdenden Unnachgiebigkeit Barthou« beeinflußt. Der Sicher- LlnMcr An,»i«»npr»i»: 1 MIlllmetcr HSHe etnspalllg (--- er mm breit) 4 Pfennig, Im RedaMoniteN 72 mm breit) »0 Pfennig. Kleine Anzeigen sind bei Aufgabe zu bezahlen. Für Nachweis und Vermittlung SS Pfennig Sondergebühr. — Für schwierige Satzarten, bei Ankün digungen mehrerer «nftraggeber in einer Anzeige und bei Platzvorschristen Aufschlag. Bei größeren Aufträgen und Im Wiederholungsabdruck Er mäßigung nach feststehender Staffel. Da» Tageblatt «>s<veint an sedem Werktag > Monat«-Bezugspreis - 1-80 «tt. At«»b»l«»g in de« Ausgabestellen des Landgediete» 10 Hg. unchr, bet Antrag«»« Im Stadtgebiet iS Pfg., im Landgebiet «o Psg. Botenlohn. Wochenkarten SV Psg-, Einzelnummer 10 Pfg., Sonnabendnummer SO Pfg. Leipzig 2S20l. «emeindegirokouto: Frankenberg. K^usprecher 01. — Telegramme. Tageblatt Frankenbergsachsen. Var gsfffffoffhergor Tageblatt Ist dar W BerSssenttichmig der amtlichen Belanntmachungen der Amtshalchtmamschaft W-a und der Stadtratr z« zrantenberg behördlicherseits bestimmte Matt Nr. 130 Donnerstag den 7. Zml IM nachmittag» »s. zahrgang »artyous Vian stir die Albrüstungütonferen, Mieder ergebnislose «eryandiungen Der französische Entfchlletzsngsenlwurf veröffentlicht Genf, 6. 6. Um 15,30 Uhr begann die neue Tagung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz, und zwar wieder in einer sehr pessimistischen Stimmung. Gleichzeitig wurde der schon angekündigte Entschlie- hungsentwurs der französischen Abordnung veröffent licht. Auch soll er — wie gestern die Vorschläge Hen dersons — eine Art Arbeitsprogramm für die Abrü stungskonferenz darstellen. Der französische Entschliehungsentwurf lautet: Der Hauptausschuß zieht die Entschließungsentwürfe in Erwägung, mit denen er durch die Abordnungen der sechs Mächte, der Türkei und Sowjetrußland befaßt worden ist; ist von der Notwendigkeit überzeugt, die Konfe- renzarbeiten fortzusetzen mit dem Ziel, ein allgemeines Abkommen für die Herabsetzung und Begrenzung der Rüstungen zu erreichen; ist entschlossen, unverzüglich die schon in Gang be findliche Vorarbeit weiterzuführen ohne Beeinträchti gung der besonderen Verhandlungen, die Regierungen etwa zu führen wünschen, um den endgültigen Erfolg zu erleichtern. Indem der Hauptausschuß die besondere Bedeutung einer schnellen Lösung gewisser seit Beginn der allge meinen Aussprache vorgebrachten Fragen betont, fällt er die folgenden Entscheidungen: 1. s) Da die Ergebnisse früherer Konferenzarbeiten schon seit einem Jahre in Europa den Abschluß ge wisser regionaler Sicherheitsverträge ermöglicht haben, bittet der Hauptausschuß die politische Kommission, unverzüglich ihre Arbeiten wieder aufzunehmen in einer Form, die sie für angemessen hält, um im Hinblick auf den Abschluß neuer Abkommen ähnlicher Art und schließlich ihre etwaigen Beziehungen mit dem Haupt- ausschuß festzulegen. b) Der Hauptausschuß bittet andererseits die poli tische Kommission, die Bestimmungen über die Kon trolle, die schon angenommen sind, soweit wie nötig zu vervollständigen und bei der Prüfung der Aus- führungsbürgschaften fortzufahren. 2. Luftfahrt: Der Hauptausschuß beauftragt sein Luftfahrtkomitee, unverzüglich die Bearbeitung der Frage wieder aufzunehmen, die in seiner Entschließung vom 23. Juli 1932 unter der Rubrik I (Luftstreit kräfte) angeführt war. (Internationalisierung der Zi villuftfahrt, Abschaffung des Bombenabwurfes, Ver ringerung der militärischen Luftstreitkräfte usw.) 3. Der Hauptausschuß bittet sein Sonderkomitee für die Fragen der Massenfabrikation und des Waffen handels, unverzüglich seine Arbeiten wieder aufzu nehmen und unter dem Gesichtspunkt der Erklärungen des Vertreters der Vereinigten Staaten vom 30. Mai so schnell wie möglich über die Lösungen, die es vor schlägt, zu berichten. Diese drei Ausschüsse sollen ihre Arbeiten neben einander ausführen. Aufgabe des Präsidiums würde es sein, sie in Uebereinstimmung zu bringen. U. Sobald der Hauptausschuß die dringendsten Auf gaben geklärt hat, überläßt er dem Präsidenten der Konferenz die Sorge, im geeigneten Augenblick die not wendigen Maßnahmen zu treffen/damit er sich, sobald das Präsidium den Hauptausschuß zusammenruft, so weit wie möglich vor einem vollständigen Entwurf für ein Abkommen befindet. Der Hauptausschuß bittet den Präsidenten, die Re gierungen mit dem Vorschlag Sowjetrußlands, die Konferenz unter den, Namen einer Friedenskonferenz In Permanenz zu erklärens zu befassen. Barthou begründet seinen Entwurf Genf, 6. 6. In der heutigen Sitzung des Präsidiums der Abrüstungskonferenz hat Autzen- Mimfter Barthou den französischen Entschkietzungs- «mtrourf zur Aussprache gestM und ihn in län geren Ausführungen hegvündet. Er soll dabei auch die Bemerkung gemacht Haden, daß die Tür Ur die Rückkehr Deutschlands vffenstehe, und daß Frankreich ihr ebenfalls kein« Schwierigkei ten mach«. Im Anschluß an Barthou« Red« hat Hender son — wie man hört — beantragt, ein Redak tionsausschutz soll« versuchen, bis zum nächsten Montag feinen Wtrigen Vorschlag und die Vor schläge auf «mm Nenn-r zu bringen. Diesem Rs- daktionsausschutz sollten die drei Großmächte Eng land, Frankreich und Italien, . her Präsident und der Vizepräsident der Konferenz, sowie der Berichterstatter Benesch angshören. Barthou soll aber erklärt haben, datz er nicht solange Zeit habe und wahrscheinlich schon vorher aus Genf abreisen werde. Norman Davis soll dann eine Vertagung auf Freitag vorgeschlagen haben. Man hat noch im Präsidium darüber gesprochen, ob die Sitzungen wie bisher geheim oder aber öffentlich stattfindsn sollen, wie es anscheinend dem fran zösischen Wunsche entspricht. Barthou korrigiert sich Genf, 6. 6. Nachträglich wurde im Presse saal des Völkerbuudsgebäudes eine Stellungnahme Barthous zur Rückkehr Deutschlands in den Völ kerbund besoiiders verteilt, die nicht vom Dölker- bundsfekretariat ausgehl und die bedeutend kürzer ist als die Erklärung, die im amtlichen Bericht der Informationsabteilung zu lesen war. Die offen bar aus Veranlassung der französischen Abord nung- nachträglich verlebte Fassung hat folgen den Wortlaut: „Die Frage der Rückkehr Deutschlands in Unseren Kreis lastet auf unseren Beratungen. Ich habe mich über diesen Punkt schon ausgespro chen. Ich wiederhole, daß kein Land sich zu dieser Rückkehr mehr als Frankreich beglückwünschen würde. Keine Wr ist geschlossen. In der Saarfrage hat Frankreich soeben den guten Willen gezeigt, an einem internationalen Ab kommen teilzunöhmen, an dem auch Deutsch land beteiligt ist. Aber mehrere Abordnungen haben zu verstehen gegeben, datz die Konferenz ohne Deutschland ihre Arbeiten nicht sortsetzen kann. Ich bin nicht dieser Meinung. Ange sichts dieser Meinungsverschiedenheit hat die französische Abordnung geglaubt, datz es mög- lich sein müsse, ein Programm Ur die so fortige Inangriffnahme der Arbeit aufzusteilen, gegen welche die Regierungen, dis das für richtig halten sollten, die Freiheit erhalten wür den, bei der deutschen Regierung die diploma tischen Schritte zu tun, die nach ihrer Meinung diese Regierung dazu bringen könnten, ihreü Platz in der Konferenz wieder einzunchmen." Auch dieser Teil der Erklärung enthaltet gegen über dem amtlichen Bericht des Völkerbundssekre tariats schon leichte Aenderungen, vor allem aber fehlt der zweite Teil der dort enthaltenen Er klärung, in der von der vollen Gleichheit der Rechte di« Rede ist und in der betont wird, datz die Rückkehr Deutschlands der Konferenz erst ihren wahren Charakter geben würde. Es ist bezeich nend, datz man auf französischer Seite Wert daraus gelegt hat, von diesem zweiten Teil der Erklärung, wie sie von der Informationsabteilung des Völkerbundsselretariats herausgegeben wurde, abzurücken. Es wird fetzt gesagt, datz dieser, zweite Tei: nicht zu der verlesenen formulierten -Er klärung Barthous gehört habe, sondern von ihm nur frei hinzu gefügt worden fei. -Im amtlichen Bericht der Informationsabteilung lief der Tert weiter und nirgends war ein Unterschied sichtbar. Ebenfalls soll nach französischem Willen nur die jetzt nachträglich veröffentlichte kürzere und sehr viel Nischternere Fassung als amtliche Erklärung gelten. PrSWumsMng in Genf ergebnislos vertagt Genf, 6. 6. Um 17,30 Uhr war die Sitzung des Präsidiums^ die sehr ruhig und friedlich verlief, be endet. Eine Einigung ist jedoch wieder nicht erzielt worden. Die Beratungen des Präsidiums werden auf Freitag vormittag vertagt. Ein Redaktionsausschuß zur Vereinheitlichung der Vorschläge Hendersons und Bar- thous wurde nicht eingesetzt. Bis Freitag sollen viel mehr weitere Ausgleichsverhandlungen geführt werden, um zu einem gemeinsamen Arbeitsprogramm zu kom men. Ob das gelingt, ist eine andere Frage. Es wird aber offenbar noch versucht, das Leben der Konferenz — und wenn es sich auch nur noch in Ausschüssen fort seht — irgendwie zu erhalten. Wie weiter bekannt wird, soll der Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz am Freitag nachmittag zu sammentreten, wenn man am Freitag vormittag zu einer Einigung kommen sollte. Hoffnungsvolle Beurteilung in Paris Paris, 7. 6. (Funkspruch.) „Ruhe nach dem Sturm" — „Das Barometer beginnt wieder zu stei gen". So erklären die französischen Genfer Bericht erstatter. Sie bezeichnen den von Außenminister Bar thou eingebrachten Arbeitsplan als eine „positive kon struktive Leistung", die den an Frankreichs Haltung Kritik Uebenden eine wohlverdiente Lehre erteile. Da bei wird von den Blättern unterstrichen, daß Barthou an der französischen Sicherheitsthese unbeirrt festhalte, daß er aber, um eine Verständigung mit England zu ermöglichen, den Gedanken, Deutschland zur Rückkehr noch Genf zu bewegen, nicht ohne weiteres von der Hand weise. In den Deutschland betreffenden gestrigen Ausführungen Barthous möchten besonders optimistisch eingestellte Kreise sogar das Hauptereignis der Sitzung vom Mittwoch erblicken. Die Frage, ob und wie man Deutschland für eine Rückkehr nach Genf gewinnen könnte, wird vor allem vom „Oeuvre" erörtert, der sich den Verlauf der Genfer Verhandlungen so denkt, daß man sich bis zum Freitag auf irgendeine Formel geeinigt haben werde. »r «SoevvelS reift naO WarsMau Link,: Reich,provagandaminister Dr. Goebbels. Rechts: Prof. Thaddeus Zielinski. Reichsminister Di. Goebbels hat ein« Ginladung nach Warschau angenommen, um dort «Inen Vortrag über den Nationalsozialismus zu halten. Dr. Goebbels ist der erst« Reich,Minister, der di« polnische Hauptstadt auffucht, um die Bande der deutsch, polnischen Verständigung fester zu knüpfen. Der Besuch erfolgt aus Einladung der ^Polnischen Union für Bildung", deren Vorsitzender der hervorragende Historiker Professor Zielinski ist. Ak, anerkannter Goethe Forscher wurde er vor Zwei Jahren mit der Goethe-Medaille der R«ich»regi«rung ausgezeichnet. Kurzer Tagesspiegel Die Beratungen des Präsidiums der Abrüstungskonferenz sind auf Freitag ver tagt worden, nachdem auch in der Mittwochsitzung eine Einigung nicht erzielt werden konnte. Der Haupt- ausschuß der Abrüstungskonferenz soll am Freitag nachmittag zusammentreten, falls es bis dahin zu einer Einigung kommen sollte. In der Aussprache über den Entschliehungsantrag Barthous, in dem die Sicherheits frage stark in den Vordergrund gestellt wird, erklärt« der englische Vertreter Eden, daß er dem Entwurf Hendersons den Vorzug gebe. Außenminister Barthou hat eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, daß Deutschland in die Abrüstungskonferenz mit vollstän diger Gleichheit der Rechte zurückkehren könne. In einer später herausgsgebenen amtlichen Fassung der Erklärung Barthcus fehlen die auf Deutschland Bezug nehmenden Sätze. In einer von etwa 59 00V Volksgenossen besuchten gewaltigen Kundgebung sprach Reichsminister Dr. Goebbels am Mittwoch in Eleiwitz ge gen Miesmacher und Meckerer. Dr. Goeb bels wies darauf hin, daß man nur feststellen könne, ob etwas erreicht worden sei, bei der Gegenüberstellung des Zustandes von damals, gls die nationalsozialistische Regierung die Erbschaft der früheren Regierungen an ttat, mit dem heutigen Zustand. Wenn das inter nationale Judentum glaube, durch eine internationale Boykotthetze uns allmählich den Weltmarkt abspenstig machen zu können, so sollten diese Vertreter des Welt kapitalismus nicht glauben, daß Geld auf die Dauer stärker wäre als Rasse und Wille und Entschlossen heit. Nach der Kundgebung trat Dr. Goebbels sofort den Rückflug nach Berlin an. Di« Regierung Broqueville in Bel gien ist zurückgstreten, nachdem die Regierung bei zwei Regierungsvorlagen in der Minderheit geblieben war. Es wird allgemein angenommen, daß der König den Rücktritt des Kabinetts annehmen wird und daß er den bisherigen Ministerpräsidenten mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. Die Stadtverordneten von Saarlouis haben an den Präsidenten der Regierungskommission in einer Eingabe schärfsten Protest dagegen erhoben, daß dem Bürgermeister von Saarlouis die Polizei gewalt entzogen wurde. Der Finanzausschuß der französischen Kammer hat die Kreditnachforderungen des franzö sischen Luftfahrtministeriums in Höhe von 3120 Mil lionen Francs mit 22:12 Stimmen angenommen. In Wiesbaden ist die Gründung eines Stän digen Rates für internationale Zu sammenarbeit der Komponisten vollzogen worden. Dr. Richard Strauß wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Präsident Roosevelt hat das Gesetz über dis Regelung des Börsenverkehrs unterzeichnet. Gleich zeitig ist von beiden Häusern das Gesetz endgültig vsr- abschiedet worden, das Roosevelt ermächtigt, Handels abkommen mit anderen Ländern abzuschliehen.