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Voiglliind i Ichcr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreimWebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht tu Plaue«. Diese« Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabend». Jährlicher Abouuemeut»pr«i», welcher pi-äanmO- raaäo zu entrichten ist, auch der Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden tu die Tag« daranf erscheinend« Numuwr ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufuahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene TorpuS-Aeilr berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Äönigl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländifche Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bet Herrn Julius Guido Lorenz, m Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, iu Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einuehmer Holzmüller. Sonnabend. 2«. September 1862. Zeitungen. Tnchfen. Dresden, 14. Sept. Die so eben bekannt werdende amtliche Poststatistik über daS erste Halbjahr 1862 ist von mehrfachem Interesse. Es wurden befördert: 1) Briefe und Kreuzbandsendungen 6,445,982 Stück; 2) re- commandirte Briefe 167,591 Stück; 3) Packereien 1,062,435 Stück; 4) Geld- und Werthsendungen 673,234 Stück; 5) Briefe mit Baarauszahtungen 89,073 Stück; 6) Summa der Postsendungen 8,402,315 Stück; 7) Werth der Geld*- und Werthsendungen und Auszahlungen 107,330,644 Thlr.; 8) Stadt- und Lokallandbriefe 611,841 Stück; 9) darunter Werthbriefe im Betrage von 67,063 Thlrn.; 10) mit der Post beförderte Reisende 252,097. Gegen 1861 ergiebt sich fast in Allem eine enorme Zunahme, nur die Werth- und Geld sendungen zeigen ein Manco von 13,958,981 Thlrn., also beinahe 14 Mill, gegen 1861. Die Baarauszahlungen hoben sich dagegen um 145,034 Thlr. Diese von jenem Deficit in Abzug gebracht, mindern jene Ziffer auf 13,813,947 Thlr. herab. Die Thatsache spricht für sich selbst. Zwickau, 15. September. Vergangenen Freitag, den 12. Sept., hatten beim Hüten von Vieh die Kinder des Kirchenvorstehers Schneider in Ebelsbrunn auf dem Stoppelfelde, wie häufig geschieht, Feuer angemacht. Die fünfjährige Tochter setzt sich unglücklicherweise auf die Seite, wohin der Luftzug die Flamme treibt, und in Folge dessen fangen die Kleider Feuer. In der Angst läuft das Kind eine Strecke davon, der Feldnachbar springt zu, sucht die Flammen zu ersticken und reißt dem Kinde die Kleider vom Leibe, aber es war bereits so verbrannt, daß es unter schrecklichen Schmerzen gestern gegen Mittag verstorben ist. Preußen. Berlin, 17. September. In der Sitzung der Budget commission waren der Kriegsminister und der Finanzminister anwesend. Ersterer gab sehr versöhnliche und entgegenkommende Erklärungen ab. Die factische Einführung der zweijährigen Dienstzeit sei möglich, gesetzlich geboten sei sie nicht. Er wünsche Aeußerungen über die Bedingungen einer Verständigung, sowie über die Eventualitäten bei kürzerer oder längerer Vertagung, welche zur Ausarbeitung neuer Etats und eines neuen Gesetzes nothwendig sei. Weitere definitive Erklärungen werde er morgen geben können. Die Commission beschloß Vertagung auf morgen, um diese Erklärungen abzuwarten. Eine Plenarsitzung des Hauses findet morgen deshalb nicht statt. Der Finanzminister schwieg. Der Abg. Harkort erklärte, wenn die Regierung auf dreijähriger Dienstzeit beharre, würde jede weitere Verhandlung überflüssig sein. Die Stimmung der Majorität ist gehoben. Berlin, 14. September. Die Pohl'sche Posse „der Goldonkel" wird hier am Wallner-Theater nächstens zum 100., schreibe einhundertsten Male, und zwar in diesem Sommer, gegeben werden. Selten dürfte wohl ein Theaterstück solcher Erfolge sich zu erfreuen haben! Hannover. Der Magveb. Zeitung schreibt mau aus Hannover vom 15. Septbr.: Nach den Maßregeln, welche getroffen sind, um ein aber maliges Entweichen des Hrn. v. Hedemann zu verhindern, scheint man mit voller Strenge gegen denselben vorgehen zu wollen. Die Wache ist um einen Doppelposten vermehrt, wovon der eine vor der Thür, der andere vor dem Fenster des Gefängnisses steht. Der wachthabende Offizier darf weder zum Mittagessen gehen, noch die Runde machen, er darf überhaupt die Wache keinen Augenblick verlassen. Alle Gegenstände, welche möglicherweise zum AuSbruch oder, zu sonstiger Gewalt gebraucht werden könnten, sind sorgfältig im Gefäng- niß beseitigt ; auch erhält der Gefangene keine Messer und Gabel beim Mittag essen, er darf sich nur des Löffels bedienen. Nur in Gegenwart des Offiziers dürfen die uothwendigen Dienste durch dritte Personen ihm geleistet werden. Oesterreich. Der „Hamb. B.-H." wird aus Wien, 14. Septbr., geschrieben: Die wichtigste Mittheilung, die wir heute machen können, ist eine in hiesigen Kreisen circulirende und accreditirte Version, welcher zufolge eS al- fast definitiv zu betrachten sei, daß Königin Victoria in nicht ferner Zeit nach ihrer Rückkehr aus Deutschland die Regierung in die Hände des Prinzen von Wales niederlegen werde. Eine andere Version will wissen, daß Königin Victoria noch keineswegs zu abdiciren, wohl aber den Prinzen von Wales zum Mit regenten ernennen zu wollen gesonnen sei. Frankreich. Aus Paris vom 3. erhält der „Botschafter" folgende Mittheilung: Thouveuel bot, in Folge einer heftigen Scene mit der Kaiserin, nicht nur seine Entlassung an, sondern erklärte auch, sofort Paris und Frank reich verlassen zu wollen, falls er für die ihm von der Kaiserin widerfahrene persönliche Beleidigung nicht Genugthuung erhalte. Darauf hin erklärte die Kaiserin, es thue ihr leid, in ihrem Eifer zu weit gegangen zu fein und einm erprobten Diener des Kaisers beleidigt zu haben, womit sich Thouveuel befriedigt erklärte. Nachdem sie diese Erklärung abgegeben hatte, ergriff aber die Kaiserin die Hand ihres Sohnes, eilte in das Cabinet des Kaisers, wohin sich derselbe nach jener Scene zurückgezogen hatte, und sagte ihrem Gemahl ungefähr die folgenden Worte: „Man täuscht Sie, Louis. Man will Sie dazu bringen, das Papstthum zu stürzen, weil von dessen Erhaltung die sociale Ordnung und der Bestand unserer Dynastie abhängt." — Der Kaiser antwortete: „Wer sagt Ihnen, daß ich den Papst stürzen will?" — „Ja wohl, man will das Papst thum vernichten" — rief die Kaiserin dazwischen. „Beruhigen Sie Sich, Ma dame," fuhr der Kaiser fort, „es wird sich Alles nach Ihren Wünschen ordnen." Paris, 15. September. Die Mexikoexpedition gewinnt immer größere Formen; nicht weniger als 60,000 Mann sollen unter Forey's Commando gestellt werden. Ein im Gesetzbulletin publicirtes kaiserliches Decret ertheilt dem genannten Feldherrn die Vollmacht, in seinem Corps sämmtliche Offizier stellen, bis zum Bataillons- und Schwadronscommandeur einschließlich, zu be setzen. Es handelt sich offenbar um ernstere Dinge, als um die Auswetzung der Pueblascharte. Amerika. Ueber die lange und blutige Schlacht am 30. August, der schon am 29. August ein sehr harter Kampf vorausgegangen war, schreibt man der Kölnischen Zeitung aus New-Aork ^in 2. Sept.: Gestern kam die Unglücks botschaft von der Niederlage des Nordheeres, die Schreckliches berichtet und noch Schrecklicheres erwarten läßt. Der lange, blutige Kampf vom 29. Aug. hatte zu keiner Entscheidung geführt. Der Südgeneral Jackson, wahrscheinlich schwächer als Pope, hatte sich vertheidigend verhalten, aber seine Stellung, wenn auch mit Aufhebung von einer Meile Terrain, behauptet. Er wußte, daß ihm Ver stärkung kommen mußte, und sie kam. Am 30. Aug. befand sich ohne Zweifel der größte Theil des südlichen Heeres unter Jackson vereint. Um 10 Uhr Morgens begann der Kampf. Muthig griffen die Nordtruppen an, fanden aber bald, daß sie es mit einem Übermächtigen Feinde zu thun hatten. Nach einem furchtbar blutigen, lange dauernden Kampfe wurde der rechte Flügel de- Rord- heereS zurückgeworfen und flüchtete sich in Unordnung. M'Doweü und Sigel (in Reserve gehalten, weil sie am vorhergehenden Tage die ganze Hitze der