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Vesper in -er KreuMrchk. 2 Dresden, Sonnabend, den 18. Juni 1892, Nachm. 2 Uhr. 1. Sonate für Orgel (Ls-änr, 1. Satz) von I. Rheinberger. 2. Aünfstimmige Motette (ox. 75, Nr. 2, zum 1. Male) von G. Vierling. Du gabst dem ew'gen Geist die arme Hülle, du hast ihn in die Zeitlichkeit entsendet, auf daß also sich sein Geschick erfülle. Sei du mit deiner Huld ihm zugewendet, hilf ihm, o Herr, sich stärken und erheben; sein Heil ist ganz in deine Hand gegeben. (Michel Angelo.) 3. Arie aus dem Oratorium „Jephta" von Karl Reinthaler, gesungen von Fräul. Louise Ottermann, Concert- sängerin ans Aachen. Was betrübst du dich, meine Seele und bist voll Unruh' in mir? Harre auf Gott, ich werde ihm noch danken, daß er uns hilft mit seinem Angesicht. Ob ich schon wunderte im finstern Thal, fürchte ich doch kein Unglück, denn du bist bei mir, du tröstest mich. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 199, l. Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh, lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu! Er das Haupt und, wir seine Glieder, er das Licht, und wir der Schein, er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein. Uor iesrrng. 5. Morgenandacht. Geistliches Lied für eine Stimme mit Orgel begleitung (op. 17, Nr. 6) von Osk. Wermann, ge sungen von Fräulein Louise Ottcrmann. Des Tages Ahnung zittert durch die Flur; vom Himmels bogen scheu die Sterne eilen und eine Lerche flog schon zum Azur und hat gefragt: „Wo mag die Sonne weilen?" Vom jungen Laube sinkt in's Moos der Thau, wenn kühle Winde rings die Wipfel wiegen, schon ist der Sonnen herold, schau, o schau! dir Morgenwolke hoch emporgestiegen. — O Geist des Weltalls, groß und wunderbar, dich preist die Welt mit jubelnden Accorden! Dich will ich preisen mit der Sängerschaar; mein ganzes Fühlen ist Gebet geworden. Dein Odem küßt mich in des Windes Hauch; mit Liebes- armen hälft du mich umschlungen. Dein Auge strahlt aus zartem Blumenaug' und deine Stimme tönt von Lerchenzungen. O sanfter Gott, mir blüht die Frühlingslust im Herzen auf, verscheuchend Gram und Schmerzen, hell flammen auf im Tempel meiner Brust zu Ehren dir der Andacht Opferkerzen. 6. Kantate für Chor und 8 Solostimmen (z. 1. M.) von F. Gust. Jansen. Der du bist Drei in Einigkeit, ein wahrer Gott in Ewig keit, die Sonn' mit dem Tag von uns weicht, laß uns leuchten dein göttlich Licht. Des Morgens, Gott dich loben wir, des Abends auch wir beten vor dir, unser armes Lied rühmet dich jetzund, immer und ewiglich. Gott Vater, dem sei ewig Ehr; Gott Sohn, der ist der ein'ge Herr; und dem Tröster, dem heiligen Geist, sei ewig Ehr' von nun an bis in Ewigkeit. (vr. Martin Luther.) Druck »on Lievsib L Reichardt in Dresden.