Volltext Seite (XML)
Riesaer Tageblatt so. Jahr, Manta,, IS. Dezember I9S7, abends J-SS« Mussolini verkündet Austritt Italiens amt dem Völkerbund )( Rom. Nach der kurzen historischen Sitzung des Graften Rates de- Faschismus hat Mussolini am verlegen ^?^westttch^Länder^bereits,^Ä Sonnabend kurz nach 22 Uhr der nach Hunderttausenden zahlenden Menge auf der Piazza Venezia den Austritt mium in der bisherigen G^ Lrahtanschrist» Lageblatt Riesa Fernruf «»7 Postfach Nr. l» Postscheckkonto: Dresden ISSO Girokasf« Riesa Rr li» In der Rede, in der Mussolini vom Palazzo Venezia au» der Mcnge den ?lustritt Italiens anS dem Poller bund bekauntgab, begründete er diesen historischen Schritt zunächst damit, daß der Völkerbund und das Genfer Milieu unter dem Einfluß dunkler Kräfte stelle, die gegen Italien und geacn die faschistische Revolution feindlich ein gestellt sind, „linier diesen Umständen", so erklärte er. „war unsere Anwesenheit in Mens nicht mehr länger trag bar, sonst wäre unser Stil, unsere Solbatenart, unsere faschistische Meltanschannnq zngrnnde gegangen. Es kam die Stunde, in der die Frage entschieden werden mußte." Mussolini stellte jetzt die Menge vor die Entscheidung, indem er fragend ansries: „Im Völkerbund?", was die Menge einstimmig mit einem lauten .Neins" beantwortete. „Oder außerhalb des Völkerbundes?" — was mit einem kräftigen weithin schallenden und lange anbaltend-m „Ja!" beantwortet wurde. Mussolini fuhr „So rusen wir Mustolini begründet den Austritt ans dem Völlerbnnd Ereignis von grofzer geschichtlicher Tragweite" — „Genf arbeitete nicht für den Frieden sondern für den Krieg" — Klare Sprache Italiens gegenüber den „Demokratien" Aber mit unserem Austritt a«S dem Völkerbund geben wir in keiner Meise unsere grundlegenden politischen Richtlinien für die Zusammenarbeit und de« Frieden auf. Wir haben gerade in den legte» Lagen einen neue« Re- weis dasiir gegeben, indem wir den Friede» i» der Adria von neuem besiegelt haben. Die drohenden Stimmen, die sich von den grasten Demokratien von Zeit zu Zeit erhebe« ««d wahrscheinlich jetzt noch mehr erhebe« werde«, lassen un» vollkommen gleichgültig wegen ein Volk wie daS italienische, daS zu jedem Opfer fähig ist, ist nichts zu wolle». Mir haben zahlreiche Massen» in der Lust» zu Laude uud zu Master, die i« zwei siegreiche« Kriegen gestählt wurde« siud. Mir habe« aber vor allem den Heldengeist «nserer Revolution, den niemand in der Melt jemals wird beugen können." Ungeheuere Begeisterung in Italien il Rom. Die Morte Mussolinis über den Austritt ans dem Völkerbund wurden mit einem geradezu orkan artigen Reisall ausgenommen. Selten, vielleicht noch nie konnte man in Italien bei ähnlichen Massenkundgebungen ein ko unmittelbare- Mitgehen und Znstimmen erleben. Die Mistbilligung alle» dessen, was den Völkerbund und seine Mängel und Fehler angekt, brückte sich in einem hef tigen Zischen und Pscifen ans. Die Ablehnung der Frage Mussolinis, ob Italien unter den gegebenen untragbaren Umständen noch weiterhin im Völkerbund bleiben könne, konnte nicht drastischer znm Ausdruck gebracht werben, al« da» heute abend geschehen ist. Aber ebenso stark und macht voll war da- Bekenntnis, mit dem schlicstlich das Volk sich zu seinem Duce bekannte und ihm seinen unbeugsamen Opfermut und seine faschistische Einsatzbereitschaft beteuerte. Die amtlicke italienische Mitteilung an den Völkerbund Der italienische Austenminister Graf Eiauo hat sofort nach Beendigung der Sitzung de» Großen Rate» de» Fa schismus folgendes Telegramm an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet: „Auf Grund der Beschlüste deS Grasten Rate» de» Faschismus teile ich dem Sekretariat de» Völkerbünde» mit, dast Italien unter dem Datum deS 11. 12. 19H7 (Jahr XVI der faschistischen Zeitrechuungj anS de« Völkerbund ««Stritt. gez. Austenminister Galeazzo Ciano." Vie Aufnahme der italienische« Friedensrat in der Welt Slilrmrg »er politische« Atmosphäre — Die „BölkerbnndS- epoche" ist beendet — Verständnis bei den meisten Völker« Die Abkehr Italiens von Gens, mit der sich angesichts deS völligen Versagens der VölkerbundSinstitntion die Welt allmählich vertraut machen muhte, und die in einem Teile der AuslanbSpreffe in den letzten Tagen bereit» mit Sicherheit erwartet wurde, hat ein «»geheuer starkes Scho in der Weltössentlichkeit gefunden. js London. Bon den englischen Blättern sind e» vor allem „Eventna New»" und „Daily Mail", die dem Schritt Italien» mit Verständnis gegenttbersteben. „Soeniug Rews" stellt in seinem Leitartikel auf, wie viele Nationen im Völkerbünde nicht mehr vertreten sind und meint, keine einzige Nation habe jemals dem Völker- bunb irgendwelche Beachtung geschenkt. Der Völkerbund habe niemals irgend einem seiner Mitglieder einen wirk lichen Dienst erwiese«. Ursprünglich als «in Instrument des Weltfriedens gedacht, habe er sich bald als Instrument dafür entpuppt, da» Versailler Diktat fest auf dem Nacken Deutschlands geklammert zu halten. Daher habe Deutsch- land, das nicht mehr an eine Hilfe des Völkerbundes ge glaubt habe, um von den Versailler Fesseln frei zu wer den, seinen Austritt aus ihm vollzogen. Heutzutage sei nie mand «ehr vom Völkerbund enttäuscht, denn seine Hilf- lostgkeit sei selbst de« Idealisten Aar. Alle Realisten aber wiihtcn, bah er auf internationalem Gebiet Unheil ange- richtet habe. Ein auf dem Völkerbund aufgebauter Friede sei stets beunruhigend gewesen. „Dail, Mail" schreibt tu ihrem Bericht, dast da- Au», scheiben einer weiteren Grohmacht die VvlkerbundSorga- nisation noch schattenhafter und schwächer machen müsse. Nur Suglaud, Frankreich uud Sowjetrustlaud blieben jetzt in, Völkerbund, wobei letzteres lediglich in Gens sei, nm Unheil zu stiften. ES sei jetzt dringend notwendig, dast England zur alten direkten Diplomatie zurücklehre, di« Chamberlain glücklicherweise wieder eingesetzt habe. )l Paris. Auch die französische Presse hat sich bereits mit dem entscheidenden Schritt Italiens beschäftigt. Das „Petit Journal" hat Verständnis für den italieni schen Beschluß und gibt zu, baß es eine harte Geduldsprobe für eine Großmacht sei, daß der Völkerbund 13 Monate habe verstreichen lassen, ohne die von Italien geforderte BersöhnungSgeste durch Anerkennung des italienischen Imperiums zu machen. Die Tat des Duce, so bemerkt das Blatt vielsagend, richte sich aber auch an andere Mächte, die den politischen Realitäten nicht unempfindlich gegcnttber- stänben. » » . Der „TempS" sagt, ein Bölkerbund, an dem die Ver- Staaten, Deutschland, Japan und jetzt auch Italien nicht teilnehmen, habe seinen universalen Charakter ver loren. ES wäre falsch, wenn man in dem Austritt Italiens nur eine theatralische Gest, sehen wolle. Man könne Jta- nur verstehen, wenn man annehme, daß die Aschistische Regierung mit einer Maßnahme von solcher Tragweite ettre neu« Etappe ihrer Entwicklung aus inter nationalem Gebiet verzeichnen wolle. „Die radtkalsoziale „Ropnblique" betont, eS sei „un- glücklicherweise unbestrettbar", daß der Völkerbund mehr und mehr in einer rein kbarrephen Politik versande. Auch fort: jetzt in die Welt: Es ist genug! llnd wenden nnS von dem Völkerbund ohne jedes Be bauern ab. Mir verlassen den Tempel, wo man nicht sür de« Frieden arbeitet, sondern den Krieg vorbereitet. „ES ist ganz einfach grotesk", so erklärte Mussolini weiter, „glauben machen zu wollen, dast gewisse Regie rungen einen Druck ans unsere Stellungnahme anügeübt hätten, um unsere Haltung zu bestimmen. Solche Einflüsse haben nicht stattgcfunden und hätten auch nicht stattsinden können. Unsere Freunde in Berlin und Tokio, da» ist die reine Wahrheit, siud von absoluter Diskretion gewesen. Der Austritt Italiens anS dem Völkerbund ist ein Er eignis von großer geschichtlicher Tragweite, dessen Folgen «och nicht vollkommen übersehen werden können. düng und Anwendung von Methoden befaßt, nm einer sol chen Entwicklung entgegenznarbeitcn. Das völlige Versa gen deS Völkerbundes ist heute eine Tatsache, die keines Beweises und keiner Erörterung mehr bedarf. Die Hoff nungen, die vor allem manche kleinere Staate» in den Bölkerbund gesetzt haben, sind immer mehr dahingeschwun den vor der Einsicht, daß die Genfer Politik der kollektiven Sicherheit in Wahrheit zu einer kollektive« Unsicherheit ge führt hat. Nur au» MoSka« kann man heute noch ein un- eingeschränktes Bekenntnis zu den Genfer Idealen hören. Wenn sonst hier und da noch versucht wirb, da» Schettern der Institution auf ihre mangelnde Universalität zurückzn- fübren, so ist das ganz offensichtlich eine Verwechselung von Ursache und Wirkung. Die Gründe, die zuerst Japan, dann Deutschland und nun auch Italien gezwungen haben, den Völkerbund zu verlassen, beweisen zur Evidenz, wo die radikalen Fehler seiner Konstruktion und der ihn beherr schenden politischen Tendenzen liegen. ES ist ein hoff nungsloses Bemühen, diesen radikalen Fehlern durch Teil, resormcn abhelfcn zu wollen. b'L, in Genf verbleibenden Großmächte auch jetzt noch den Millen haben werden, den Völkerbund als ernst- haften Faktor in ihre Politik einznstellen, ist ihre Sache. Sie haben aber nicht mehr daS Recht, den Völkerbund al» berufenen Repräsentanten der Staaten««» uud als höchstes Aaan internationalen Zusammenarbeit hinzustellen. Die ReichSregicrung wird sich jedenfalls, in voller Ueber- einüimmung mit der italienischen Regierung, durch nichts in der Uebcrzeugung beirren lassen, daß da» politische System von Genf nicht nur verfehlt, sondern verderblich ist. Sine Rückkehr Deutschlands i« den «ölkerbmtd wird deshalb niemals mehr in Betracht kommen." Völkerbund bedeutungslos m Austritt des faschistischen Italien» aus dem Völkerbund und der Erklärung Deutschlands, baß eine Rückkehr in den Völkerbund niemals mehr in Frage komme, ist die Genfer Institution bedeutungslos gewor- den, Gens hat seinen Todesstoß erhalten. Um nun nicht ««d Anzeiger Media» mü> AuMer). " und de» HanptzollamteS Meißen ten bleiben soll, oder ob eine Auflösung und eine Neu- gründung einer Art Wirtschaftsberatungsstelle auf neuer Basis ratsam sei. Italien» Gründe für bas Ausscheiden sind schon lange erwogen worden und wurden besonder» durch den Sanktionskrieg und durch die einseitige Stellung nahme des Völkerbundes zugunsten des früheren NeguS bi» in die jüngste Zeit zwingend. Das ursprüngliche Ziel und die Aufgabe der „Liga der Nationen" war, den inter- nationalen Frieden zu gewährleisten, aber im Laufe der Jahre wurde der riesige Apparat des Völkerbünde» immer mehr sinn- und zwecklos, zumal er regelmäßig versagte, wenn eS einmal galt, Bölkerkonflikte zu verhindern oder zu schlichten. Von den rund «N Mitgliedern deS Bunde» ldarunter die meisten kleinen Staatenl sind bereits Brasi lien, Japan, Deutschland und jetzt Italien ausgetreten. USA. ist niemals Mitglied gewesen, dafür aber Sowjetruh land seit dem Jahre 1k>84. Kein Wunder, daß in Genf der bolschewistische Einfluß im Wachsen ist. Der Austritt Deutschlands wurde am 14. Oktober 1»8.8 verkündet, da un» die wirkliche moralische und sachliche Gleichberechtigung durch die großen Völkerbundsmächte verweigert wurde, der Austritt wurde 1M3 rechtskräftig. Fern von Genf und allem Kollektivismus hat die erfolgreiche deutsche Außen- Politik nun die Gleichberechtigung und Verständnis mit an deren Völkern erreicht. So hat der Völkerbund i« sieb zehnjähriger Arbeit niemals «ine» ko»kreteu und brauch baren Beitrag zum Friede« der Welt geleistet, sondern war stet» ohnmächtig und entpuppte sich höchsten» al» Testamrntvollstrccker des Versailler Schmachfrieden». Nach dem nun eine eindeutige Antwort an die Genfer Komö dianten erteilt wurde und die Zusammenarbeit Berlin- Rom sich auf» neue bewährt hat, dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, daß der Völkerbund trotz aller Kollektivbestre- bungen der Vergangenheit angehört, der man sich nur mit Schaudern erinnert. —ü— Das Riesaer Tageblatt erschein« jede« Tag abend»'/.« Uhr mit der Son b W Einzelnummer Ili Pfg.^luzeige» für burch Postbezug RM 2.14 einschl.Postgebüssr lohne Zustellgebühr), b^ Plätzen wirb nicht übernommen. Grundpreis für die Nummer des Ausgabetages sind bi» 1» Uhr vormtttag» aufzugeben, Petit S mm hoch). Ztffergebühr 27 Rpf., tabellarischer die gesetzte 4S mm breite mm.Zeile oder deren Raum SRpf tue N mm br-ttt,8 ,7naesauU Probeabzüge schließt der Verlag di« Juauspruch- Eine amtliche deMiche Erklöruna Eine Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund wird niemals mehr in Betracht kommen )s Berlin, 12. Dezember. In einer amtlichen deut schen Erklärung zu dem iu der Sonuabendnacht vollzogenen Austritt Italiens ans dem Genfer Institut „Bölkerbund" und zu der Rede Mussolinis wird daraus hiugewiesen, daß die Liga der Nationen iu Genf in Zukunft nicht «ehr das Recht sür sich in Anspruch nehmen kann, daS Genser Ju- stitnt als berufenen Vertreter der Staatenwelt und als höchstes Organ der internationalen Zusammenarbeit hin« zustellcn. In der dentschen Erklärung heißt eS «eiter, daß eine Rückkehr des Deutschen Reiches in den „Völker bund" nie mehr in Betracht komme. Die amtliche Erklärung bat folgenden Wortlaut: „Der Entschluß der faschistischen Regierung, den Aus tritt Italiens aus dem Völkerbund zu erklären, und die hochbedeutsamen Ausführungen, in denen der Duce diesen Entschluß begründet hat, sinden in Deutschland volles Verständnis und wärmste Sympathie. lieber die grundsätzliche Einstellung der italienischen Politik gegenüber dem Völkerbund konnte schon längst nirgends mehr ein Zweifel obwalten. Die Worte von den falschen Göttern Genfs, die Mussolini Ende September in Berlin auf dem Maifelbe sprach, klingen noch in unser aller Ohren. ES ist aber von größter Wichtigkeit, baß die italienische Negierung durch den gestern verkündeten Beschluß nun eine e«dgült,ge Klärung der Lage hcrbeigesührt hat. Der Völkerbund erhält damit die verdiente Quit- tung ans seine politischen Leistungen. Er hat sich in keiner Periode seines Bestehens sür sähig erwiesen» zur Behand- aktuellen Probleme der Weltpolitik einen nützlichen »«"rag zu leisten. Im Gegenteil hat er aus die gesamte politisch« Entwicklung der Nachkriegiszeit stets «nr cruen schädliche«, vielfach sogar einen gefährlichen ^fnslnß ausgeüvt. Unter dem Schutz vorgegebener Ideale wurde er immer mehr zu einem Zweckverbaud ein- zelner Nutznießer der Versailler Regelung. Anstatt die internationale Politik durch «inen vernünf- "AN Ausgleich der natürlichen Kräfte und Bedürfnisse der Völker auf den Weg einer fruchtbaren Entwicklung ,u füh ren, hat man sich in Genf in erster Linie mit der Ausbil- JlalieuS aus dem Völkerbund als Beschlaft des Graften Faschistischen Rates verkündet Die amtliche Mitteilung über die Sitzung des Grotzen Faschistenrates Ueber die Sitzung de» Großen Rate» de» Faschismus ist eine kurze amtliche Mitteilung auSgegeben worden, in der e» lediglich heißt dast in Anwesenheit sämtlicher Mit glieder deS Großen Faschistischen Nates mit der einzigen Ausnahme von dAnnnuzio nach einer kurze« Darlegung deS Duce sein Vorschlag auf den sosortigen Austritt Ita lien» auS dem Völkerbünde durch Zuruf angenommen morden ist.