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Die Revolution in China und ihre Gefahren für Europa. Wenn das grobe chinesische Reich noch eine starke Regierung und ein brauchbares Heer besäße, so würde inan sich in Europa keine Sorgen um die Entwickelung der Dinge in China zu machen brauchen. In China herrschen aber Anarchie und Revolution sozusagen mit obrigkeitlicher Erlaubnis; und Begünstigung, die altchinesische Rückschrittspartei hat den schwachen Kaiser sammt der kleinen chinesischen Reformpartei unter dem Einflüsse der thatkrästigen und ränkevollen Kaiserin - Mutier von der Regierung verdrängt und unter diesen, Einflüsse ist offen bar auch die große Borerbewegung in China entstanden, «ine Bewegung, welche alle Europäer aus China zu ver treiben und die von ihnen gebauten Eisenbahnen zu ver nichten bemüht ist. Geheime Verschwörerbanden haben in dem despotisch regierten China, wo Niemand zu seinem Rechte kommen kann, immer großen Einfluß geübt, und jetzt stehen diese Borer an der Spitze der altchinesischen Bewegung, und die Kaiserin - Regentin wie auch die Mandarinen und Provinzialgouverneure stecken mit den Borern und anderen geheimen Gesellschaften unter einer Decke. Daß dies thatsächlich der Fall ist, geht daraus hervor, daß die chinesischen Generäle und Beamten zur Unterdrückung der Borerbewegung keine energischen Schritte thun, und daß die Leibgardisten der chinesischen Kaiserin- Mutter den Kanzler der japanesischen Gesandtschaft er mordet haben. Die Haltung der gegenwärtig um die Kaiserin-Mutter in China versammelten reaktionären alt chinesischen Regierungspartei ist durch und durch heuch lerisch, falsch und niederträchtig und ist dem grauenvollen Plane entsprungen, durch eine geheime Begünstigung der Borerbewegung die Europäer von dem chinesischen Boden zu vertreiben, ja durch Raub, Mord und Zerstörung der Eisenbahnen die Europäer in China zu vernichten. Die große Gefahr dieser Lage erkennend haben ja auch die Großmächte von der Hafenstadt Tienisin aus Truppen von. ihren dort vor Anker liegenden Kriegsschiffen nach Peking gesandt, um die Gesandtschaften und die dort lebenden Europäer zu beschützen. Obwohl russische und englische Truppen ferner auch an den Eisenbahnlinien bereits blutige Zusammenstöße mit den Borern hatten und die Großmächte von der chinesischen Regierung zwingend eine Unterdrückung der Borer-Revolution ver langen, so ist diese Bewegung aber noch lange nicht er stickt, nach einer Depesche des amerikanischen Konsuls aus Tschinkiang scheint sich die revolutionäre Bewegung in China vielmehr noch auszubreiten. In diesem Zustande der Verwirrung ist nun offenbar ein einheitliches Handeln der Großmächte gegenüber der chinesischen Regierung das Veste, aber man muß auch befürchten, daß einzelne Groß mächte zum Schutze ihrer dortigen Interessengebiete die Gelegenheit benutzen, um weiteres chinesisches Gebiet in ihre Hände zu bekommen, und aus einem solchen separaten Vorgehen einzelner Großmächte können auch leicht europäische Konflikte entstehen. Rußland scheint die Absicht zu haben, sich bei dieser Gelegenheit der Mand schurei, der nordöstlichen Provinz Chinas, zu bemächtigen, und Japan scheint gegenwärtig von der chinesischen Re gierung ebenfalls neue Gebietsabtretungen erzwingen zu wollen, denn der japanische Gesandte soll in Peking darauf bestehen, daß die chinesische Regierung den japanischen Einfluß über die drei chinesischen Provinzen Tsche-Kiang, Kiangsie und Fokieng anerkennen. Da kann der jetzige anarchische Zustand in China leicht das Signal zu einer weiteren Theilung Chinas unter die zunächst interessirten Großmächte Rußland, Deutschland, England, Frankreich und Japan werden, und wir wollen nur wünschen, daß diese Mächte selbst wegen der chinesischen Frage in keine Konflikte gerathen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonnabend gegen Abend trat hier ein Gewitter mit außerordentlich starkem Regen, untermischt mit fast haselnußgroßen Eisstücken, auf. — Auch aus Dresden wird unterm 16. gemeldet: Heute Nachmittag nach halb 6 Uhr entlud sich über unserer Stadt ein förmlicher Wolkenbruch, der von zeitweisem Donner begleitet war. Der Wind jagte die Regenmasfen über Straßen und Plätze, sodaß an ein Bleiben im Freien nicht zu denken war. Erst nach einer halben Stunde klärte sich der Himmel wieder etwas auf. — Bei der großen Bedeutung, welche die Steno graphie jetzt im allgemeinen Wirihschafts- und Geschäfts leben hat, kann es jungen Leuten jeden Standes nicht warm genug empfohlen werden, sich die Kenntniß der Schnellschrift anzueignen, und wollen wir nicht verfehlen, nochmals auf den nächsten Mittwoch beginnenden Kursus des hiesigen Stenographenvereins hinzuweisen. Der Verein giebt in einem besonderen Kursus auch Gelegenheit zu immer weiterer Ausbildung und Vervollkommnung in der Stenographie. — Zu deni heurigen Vogelschießen wird die Schützen halle durch Herrn Rathskellerpachter Müller und das Zelt durch Herrn Restaurateur Preußler bewirthschaftet werden. — Am Sonnabend ist Herr Paul Stephan aus Kiautschou, wo er 2 Jahre bei der Schutztruppe gestanden hat, in sein mütterliches Haus (goldner Stern) zurück gekehrt. Sein Vater ist unterdessen gestorben. Dippoldiswalde. Aus dem kürzlich veröffentlichten Direktorial-Geschäftberichte des Wohlthätigkeitsvereins „Säch sische Fechtschule", welcher gegenwärtig l 08 Verbände und l l Direktorial-Filialen umfaßt, entnehmen wir Folgendes: Die Mitgliederzahl stellte sich im Jahre >800 auf 43 224, wovon auf Dippoldiswalde 250 kamen. Aus 3030 Fami lien entfielen 32925 Mk. Unterstützungen. Der Verband Dippoldiswalde vertheilte 1899 an 23 Familien 218 Mk. Seit Gründung der „Sächs. Fechtschule" (1. Oktober 18Sl) hat das Direktorium zu Dresden insgesammt 2485» Familien mit rund 292115 Mk. unterstütz,. Der 1887 gegründete Verband Dippoldiswalde partiziptrt mit ca. 365 Familien und 2450 Mk. Unterstützungssumme. — In weitem Umkreise sichtbar liegt auf bewaldeter Höhe nördlich von unserer Stadt das durch Herrn L. Schmidt neuerbaute Erholungshaus „Dippoldishöhe", das nächsten Mittwoch durch eine kurze Einweihungsfeier MMmtz-Mmig 66. Jahrgang. Nr. 69. DU Weitzerltz»Jewm," ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners pa und Sonnabend. — Peis vierteljährlich t M. Ä Pik - zweimonatlich ylPfg., einmonatlich 42 M. Einzelne Nummern !l) Pfg. — Alle Postan- äalten, Postboten, sowie Sie Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsklatt für di- Königliche Kmtshaaplmamschaft, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Nedacleur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monats-Beilag.. Dienstag, den 19. Juni 1900. Inserat«, w«H« bet bar bedeutenden Suiflag« de« Blattes eine sehr wirb- same Perbreitung finden, werden mit 10 Psa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« - bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionella» Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. 346 v. 438 ä. 442 ä. 445 ZU ZU zu gewiesen. Lieferung von Bietnalien pp. Die für die Bezirksanstalt Dippoldiswalde auf das 2. Halbjahr 1900 erforder liche Lieferung von Brod, Fleisch, Speck, Bohnen, Reis, Graupen, Erbsen, Nudeln, Hirse, Herr Bürgermeister Vr. Wagner in Glashütte ist als Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Glashütte in Pflicht genommen worden. Dippoldiswalde, am 11. Juni 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. Gesperrt wird vom 22. bis mit 27. ds. Mts. die Dorfstraße in Höckendorf wegen Aufbringung von Massenschutt. „ .... . Der Verkehr wird unterdessen auf den durch die Höckendorfer Heide führenden Weg gewiesen. Dippoldiswalde, am 14. Juni 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. Gesperrt werden im Königlichen Forstrevier Altenberg wegen Massenschuttes: 1. vom 18. bis mit 20. dieses Monats der Georgenfelder Weg, 2. vom 20. bis mit 22. dieses Monats der Buschmühlen- oder Weißeritzweg, 3. vom 22. bis mit 25. dieses Monats der Bärenburg-Schellerhauer Weg. Der Verkehr wird auf die angegebene Zeit 1. auf die Altenberg-Rehefelder Straße und auf die Schneise 31, 2. über Bärenfels bezw. auf den Schellerhau-Altenberger Kommunikationsweg, 3. auf den Falkenhainer Flügel und Bauweg Dippoldiswalde, am 15. Juni 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. Gesperrt wird der von Oberhäslich nach Reinholdshain führende Kommunikationsweg vom 19. bis mit 21. dieses Monats wegen Massenschuttes. Der Verkehr wird unterdessen über Dippoldiswalde bezw. Reinberg gewiesen. Dippoldiswalde, am 15. Juni 1900. Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. Mehl, Kaffee, Butter, Heringe, Lichorie, Seife, Soda, Salz und Steinkohlen (Nußkohlen> soll demnächst vergeben werden. Bewerber darum wollen ihre Gebote bis den 23. dieses Monats versiegelt mit der Bezeichnung „Lieferung für die Anstalt" und unter Beifügung von Gemüseproben an hiesiger amtshauptmannschaftlicher Kanzleistelle abgeben, woselbst auch die näheren Lieferungsbedingungen einzusehen sind. Die Bewerber sind bis Ende dieses Monats an ihre Gebote gebunden. Dippoldiswalde, am 16. Juni 1900. Das Direktorium der Bezirksanstalt. 200 k. Lossow, Hk. Amtshauptmann. Bekanntmachung. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der Land straße von Hänichen nach Rippien liegt bei dem Postamte 7 in Dresden Abstellbf, Kellerstr. 12, aus. Dresden, 14. Juni 1900. Kaiserliche Ober-Postdirektion. I. V.: Gräper. Bekanntmachung. Während meines Urlaubs in der Zeit vom 2V. Juni bis 25. Juli d. I. werde ich von Herrn Bezirksarzt Medizinalrath vr. Gras in Pirna vertreten. Dippoldiswalde, am 16. Juni 1900. öklilllUNt ük. I-UktMNNHI Holzversteigerung aus dem Rehefelder Staatsforstreviere. Montag, den 25. Juni ds. Js., Vormittags '/-10 Uhr: 1871 w. Stämme, 13 h. u. 12397 w. Klötzer, 221 w. Stangenklötzer, 52,5 rm w. Nutzknüppel; Nachmittags 2 Uhr: 9 rm h. u. 95 rm w. Brennscheite, 2 rm h. u. 299^ rm w. Brennknüppel, 4,5 rm h. u. 31 rm w. Zacken, 1,5 rm h. u. 73 rm w. Aeste, im Kahlschlag der Abth. 53, sowie im Einzelnen der Abth. 13, 33, 36 bis 38, 67, 82, 83. Königl. Forstrevierverwaltung Rehefeld und Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 15. Juni 1900. Breitfeld. Krause.