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Nr. «8 L«. Jahr,,. Freitag den 23. März 1917 c> «ezugspreldi Au»aad« ^ mit illuslr. Beilage vierieljährlich <IO In Dresden und ganz Deutsch- !and srei Haus !i.dt!j .V; IN Oesterreich ».itt« X. tluSgade O viertelsäkirtich 2 10 In Dresden und ganz Deutschland frei HauS <.22 in Oesterreich 10S X. Sinzel-Numiner 10 Z Die LLchftsche Boikszeitruig erscheint an allen Wochentagen nachmittags. 2 0 - --e Veidhästsstelle und llk.tintticcnr Dresde»»A. Itß Hoibcinstrahe 4-N Ferusprechtt Lttttii: Postscheckkonto Leipzig Vir. I47K7 o t? Anzeige»! Auiiatimc No» Äeichustsanzeigen lir lONd: von FuinUienanzelg, n dis l l UI» l. Preis ,ü, diePetil -puüzeile«» UN Rivi,- nicleil OO .s ,1ür undcuiiilt, g.ssuiedene, sowie durit. g>>». wrecher »usgegedene Anzeigen tonnen >, - o„ Lelaniworittchkeii surdledtichugt, >t i-es ^>zn« nicht lidetnehinen. Lprechitunde der Reduktion: l I—12 UI>r vorm. c> L Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Katholiken, gedenkt eurer Presse! Noch dröhnen die Geschütze und hüben und drüben rüstet inan sich zum letzten großen Wasfengang, dessen sür uns sieg reichen Ausgang wir mit Gottes Hilfe mit Zuversicht er messen. Der Friede, wohl der Wunsch aller, ist durch die fri vole Ablehnung unseres ehrlichen Friedensangebotes vorerst wieder weiter von uns gerückt: abei unsere Helden zu Wasser .ud zu Lande werden dafür sorgen, das; der Friede doch loimnt, vielleicht eher als wir ahnen. Daß wir noch mitten .mi Wafsenlärm stehen und noch Schweres werden zu tragen haben, sott uns nicht hindern, unseren Blick in die Zeiten deü Friedens, der doch trotz alles Völkerhasses wieder kommen wild, schweifen zu lassen. Zwar hätten wir Anlaß genug, uus mit der muhen Gegenwart zu belassen, doch die Fragen und Probleme der Zukunft sind nicht minder wichtig, wenn lucht wichtiger als die der Gegenwart. Ter Krieg hat die Geister, soweit es eben ans den guten Willen der einzelnen Geistesrichtnngen und dieKunst des Zensors anküinmt, in die Zwangsjacke des Burgfriedens ge steckt, und so erleben wir es, das; wir gegenwärtig von einein Kampf mit offenem Visier nicht viel verspüren. Um so mehr aber werden die (Heister sich regen, wenn die beiden Hanm- baltcr, Zensur und Burgfrieden, das Zeitliche gesegnet haben werden, vielleicht noch viel früher, Und dann heisst es ge lüstet sein mit den Waffen des Geistes, um im Kampfe der Meinungen und AnsckMmngen seinen Mann stellen zu tön- neu. Die katholische Presse wird dabei mit in vorderster Linie zu stehen haben. Hat doch der Weltkrieg Fragen und Probleme anfgerollt, die mir zu sehr mit Katholizismus und Ehristentum überhaupt znsammenhängen. ES sei hier nur e> innert nach ansten an die römische Frage.und die Missionen, nach innen an Parität, Einheitsschule, Neuorientierung nsw. Das alles sind Tinge, die einen Katholiken nicht gleichgültig lassen dürfen, sofern er sich noch neben Standes- und Berufs- fragen um den Stand und die Entwicklung seiner Kirche tilinmcrt. Und zur wirksamen nndstonsegnenten Vertretung mid Verfechtung unserer katholischen Ideale tut uns eine starke katholische Presse sehr not, denn ohne diese werden wir der übermächtigen gegnerischen Presse kaum slaiidzuhalten vermögeii. Wiegen wir nnS nicht in dem .Traume, der Urieg würde uns auch auf geistigem Gebiete „rin einig Volk von Brüdern" bringen. Wer das glaubt, ( 'trügt sich selbst. Gerade die christkatholische Weltanschauung wird nach dem Uri ege die schwersten Geschosse ansznsangen haben, nachdem der Krieg so viele der tiefstes, Probleme ans gerührt hat. Werden wir auch nicht so vertrauensselig, wenn dem Munde eines Staatsmannes oder Linkspolitikers bei Gelegenheit ein katholikensrenndliches Wörtchen entschlüpft. Was Worte bedeuten, das lehrt uns die Bergangenheit. GGade bei dem Kapitel Presse hat von seiten der Katho liken noch viel zu geschehen und manches ist noch uachzn- lwlen. Viele Katholiken, die sonst nicht zu den schlechtesten zählen, stehen, was ihre ZeitungSlcktüre anbelangt, in frem dem Lager. Diesen fehlt die Konsequenz, oft auch der Mut, sich nach allsten hin katholisch zu zeigen. Auch der beliebte Einwand so vieler „Anchkatholiken", Religion hätte mit Poli tik nichts zu tun, ist hinfällig und keiner kiitischen Betrach tung mehr würdig. Oder ist es sür gewisse „Katholiken" eine „Rückständigkeit", ein ZentrumSmann zu sein? Die Grundsätze und Ideen der Zentrumspartei haben ihre Feuerprobe mehr als einmal bestanden, und wir branckien am allerletzten revisionistische Gedanken anf- loimiieii zu lassen, wahrend dies von unseren Gegnern nicht iuliner behauptet werden kann. Also sort mit aller Duck mäuserei und Kriecherei ans Kosten seines katholischen Ge- wiisens. Seien wir mehr selbstbewusst und überzengnngs- tieu, auch ans die Gefahr hin, gelegentlich als „Schwarze" erkannt z» werden. Lernen wir von unseren Gegnern, denen io nicht einsällt, ein Zentrumsblatt zu lesen, und verlangen uür auf de» Bahnhöfen und in öffentlichen Lokalen ein Blatt unsere r Richtung und unterstützen wir mit unserem Geld nicht noch eine Presse, die offen oder versteck! gegen nnS arbeitet. Wir stehen jetzt vor dem nächsten O.nartalswechsel und hier würde sich willkommene Gelegenheit bieten, prak- stsck)e Werbearbeit für sein Blatt zu leisten. Wollte jeder Leser der „Sächsischen Volks,;citnng" zum 1. April nur einen neuen Leser gewinnen, cs wäre wahrhaftig ein schönes Stück uornlärts zur Stärkung unserer Presse. In Freundes- und Bekanntenkreisen ließe sich manches erreichen. Also seien wir ganze Katholiken und treue Zentrunisanhänger. denn >mr brauchen nns unserer Sache wahrhaftig nicht zu sckläineu. Deutscher Reichstag Ber 1 in, 22. März. Am Bundeäratstische: Dr. Helffe- lich, Dr. Liseo, Graf Roedern. Präsident Tr. Kaeinpf eröffnet die Sitzung nach 1 Uhr G Minuten. Die zweite Beratung des Haushalts für das Reichsamt »,», -s. -1 - ««,» » « ß Das Neueste vom Taae I »»««——————»-,-»»»»»«»»»-—- -— '««»»» Zkl MW LklltW LUKM! (Amtlich. W. T B.) G r o st e S H a u P t q u a r t i e r, 2ll. März 1917. Wl'stlicijec Kri e § -»sch n »r pl a l; Infolge mehrerer Vorstöße eigener und feindlicher Er- kiindungsabteiliingeii nahm an der flandrischen Front und im ArraS-Abschnitt zeitweilig die Artillerietätigkeit zu. Eine Aiizalst Gefangener ist dort in unserer Hand geblieben. Französische Truppen, die beiderseits von St. Simon über Somme und Erozat-Kanal gegangen waren, sind durch Angriis gegen und über diese Abschnitte zurückgeworsen worden. Der Feind erlitt blutige Verluste und büßte 2l!0 Gesungene sonne mehren Maschinengewehre und Fahr zeuge ein. Zwischen Oise und Aisne entspannen sich in den Abend stunden Gefechte westlich und südlich von Margival: Angriffe starker sranzösischer Kräfte sind durch Feuer und im Gegen stoß verlustreich abgeschlagen worden. Unsere Artillerie fand auch außerhalb dieses Kampffeldes lohnende Ziele in .Trrippen-Ansammliingen und -Bewegungen. Im Walde von La Bille-anz-Bois ist ein nach starkem Feuer einsetzender französischer Vorstoß gescheitert. Bei Watronville in der Woevre-Ebene brachte ein eige nes Unternehmen l2 Gefangene und 2 Maschinen gewehre ein. < QesUicher Kriegss^nr,platz Keine größeren Kampshandlnngen. Mazedonischen Front Bis ans einen sehlgeschlagenen Teilangriss in der Seen- Enge und Störnngssener verhielt sich der Franzose bei Monaslir ruhig. Eines nnserer Luftschiffe hat in der Rocht vom 20. zum 21. März englische Anlagen bei MndroS ans der Insel Lein- nos wirknngsvoll mit Bomben beworfen und ist unversehrt in seinen Hasen zurückgekehrt. Ter erste Gencralgnartiermeister: L»de»darf,s Groiisürst Ktzrilß (er jetzt Admiial Romanow aenannt wird, toll sich ver- ichiedencn Blättern zufolge geäußert haben, eS sei zwecklos gewesen, mit dem Zaren zu verhandeln. Als die Gemahlin des Großsürsle» versucht habe, der Zarin zu Augen zu össneu, habe diese geantwortet: Gegen nn-S ist nur Petersburg und eine kleine Gruppe kürtenspieleilder Aristokraten. Ich weiß, daß das Bolk innere Familie liebt. Groiisürst Nikolai Nikolujcwitsch soll den Ministerpräsidenten Fürsten Lwow drahtlich ansge- soidert haben, die Ordnung im Lande wieder Herzlistellen: er selbst übernehme die Ausgabe, die Disziplin im Heere l.»siecht zu erhalten. Der Doppeltest der Note Miljukows Die doppelte Fassung der Note Miljnkows wird dahin e.iifziiklären versucht, das; die russische Regierung zwei Fas sungen ins Ausland gegeben habe. Nur der nach London gegebene Tekt enthält die Verkündung des russischen Kriegs willens bis znm Ende. Heftige Prcßangrisse ans Wilson Das „Berl. Tagebl." meldet ans Rotterdam: Wie den „Times" ans Washington gemeldet wird, wird der Präsi dent in der amerikanischen Presse jetzt heftiger angegriffen als jemals seit Beginn seiner Negierung. Demokratische Blätter fragen, wie lange die Union sich noch erniedrigen werde, indem sie der Politik der hohlen Phrase und des Zögerns folge. des Fnnern wird fortgesetzt, stu de» Ausgaben sür die Reicllc-ü'blsttomuli'ij')!, ist-gi wlgen.de Eutiüüießnug des H ,,ec- haltaussckmnes vor: Ten verrn Reichskanzler zu erstirben, »all, Beendigung des Krieges die Verlrelei der Nämlichen und gemeindlichen Schulverwaltungen, der pädagogischen Theorie und Pre.-iS und der Ock'nlpotirik. sowie ander»' geeignete Sachverständige zu einer R e i ch s s g, u l t o n l e r e n z zniammen mbernieu, die iui .vunvlnl mg die >iriegselßchn!i!gen die Gesanstneit der pädngoglichen. ickuilgeietzstchen und ickwwraanißUai isckieit Fragen zu beraten und stell giunrotlich darüber zu äußern bat. Avg. L eb u i «Eest-n. Loz.,: Es ist wünschenswert. n> erfahren, ob eie Reuchsstlmlto'»Mission die neue Plüniugs- orduuug der Einjährig Freiwilligen schon seitiggestellt leck. Miiilärißhe Auwriiäleu v.-.oei- die bisherige als unk! >u>Iu zeitgemä': und als iui uiiliiai iickien Sinne unzweckmäßig be- tämpst, Fell wiiide Mick, iremu. Iveuu die llteickrssehn:- tommissiou zu dem estutncht!'» täme. lieber das Volksichü!- Ivesen so >niszugeiiaiteu, das: eine Verkürzung der Tiencheir möglich wäre. LOS Reich dau stell die Iniriaftve ans de:>i tßebiete de-.- Ta-ntweiens >:>a>r aus der Hand geben. Aste- biindesslantürveu Bedenken müssen hier im Fnleieije i-'S allgemrinen zueücktrekeu^ Abg. K ii n'vosi <e,!r,i: Für den inngen Ossi »achwnch. isl rin geiviües ivi'ienschaftliches Miudestumn >a>- bedingk notwendig das bat gerade dieser >l i ieg ge g ier. Tarüber hinan:- bat -ich abe. das Einjähriaen Privileg elS eine Schrank,' erwiest». So mussten sich letzt ii» Kstaegs Künstler und Schriftsteller vo-i Weltruf erst einer Prüsuu»« nnterzielieii um Offiziere werden zu können. Ein sotlärr Ockiemotisum muß vermieden werden. Tos mittlere Schul wesen konnte stch nicht mehr entwickeln, weil jeder, der esta as werde» null, aus der höheren Schule das Einjährig Frei willigen-.'',enguis erwerben muß. Ostrade daS Wirtschaft;» leben verlangt n'ir die mittleren Berufe hochwertige ArteGs- kräste, die die mittlere» Klassen der höheren Schulen inckst liefern können Man muß sich deshalb fragen, ob e nicht: angebracht ist. das Einjährig-FreiwilligewEramen gam von der höheren Schule zu verweisen. Bleibt der Einjähriger.- Tienst bestehen, dann soll die stnlasinng dazu dem Heere überlassen werden. Hoffentlich tominen wir bald z» riucv Einlieitlichteil der Behandlung der Kriegsprimaner im e-ai - zen Tentschen Reiche. Bei der milüärischen Vorbereitung unserer Jugend darf mg» nicht übereilt Vorgehen, Eia- Iiigeiidschiitzgesetz ist für unser deutsches Vaterland eine un bedingte Notwendigkeit. Tie Ansschnßentschließung werd»» wir gbtebnen, denn im vreußischen Abgeordneteuhause ist mit den Stimmen aller Parteien eine Resolution angenom men worden, welche die Einberufung einer Schillkonserrnz zur Beratung einer zeitgemäßen, allgemeinen llmgestalt!»:-? des höheren, mittleren und niederen SchnItvesenS fordert. Ter.Kultusminister bat dieser Resolution seine ZiistimmunA bezeugt. Tie Schule mns; dem parteipo!'tischen Kamps ent zogen, sie muß den Schulmännern überlasse» werde». Ter Gedanke einer Neichskonserenz ist praktisch gar nicht anstiil.- bar. Fällt das Gutachten der .Konferenz gegen die ein'ct- siaatlichen Schulverwaltungen uns. was dann? Ter .Konfe renz wird in der Entschließung auch eine viel zu weite Aus gabe gestellt, Tie Schule ist »nr das Mittel zu dem Zwecke, eine tücbtige, kraftvolle, gottessnrchtige und vatcnlandsln e, Jugend heranzubilden. «Beifall im .'srntrum.l Abg. Di. ,K -' r s ch e n st e i n e r tFortickn. Voltsp.): Was der Vorredner über das Einjährig-Freiwilligen Instiiat rusgesührt bat, kann ich vollinhaltlich nnlerschreiben. W„s die Reichsschulkonserenz betriist, io habe ich mich oft gewr jede Zentralisation aus dem Schulgebiete anSgesprorstur. F 'v keine Institution ist Freiheit so notwendig, wie s.ür d:e. Schule, stentraliiation isl sür die Entwicklung der Schule >r:ck der Knust absolut tödlich. Das preußische Abgeordnetenba. s hat für Preußen eine Schultonstren; gefordert. Lassen w:r sie arbeiten vielleicht entwickelt stch daraus ei» ständiges Brratungsargan für das Reich. Das wäre ein ungeheuerer Vorteil. (Bestall,) Ministerialdirektor Dr. L e w a l d : Es wird kanum - forderlich sein, gegen die Reichsschnltonserenz noch Hesond-.<S zu poleniisieren. Die Entschließung, wie sie von dem Vor- redner begründe! worden ist, läuft daraus hinaus, das Sckml' wesen dem Reiche ;n übertragen. Wenn man sich den G--< dankenaang veransckwulscht, der in der Entschließung »ieder» gelegt ist, w würde das ohne weiteres daraus hinführen, daft auch die Schulnnterbaltnnaspflichl mitgeregelt wird, Dos, würde in die Befugnisse der einzelnen Staaten eingr/ii-ir und direkt in den Einheitsstaat ansmünden. Das kann mchst in Anssickkk gestellt werden und darum hoffe ich, daß auch tw Fortschrsttlick>e Volks»irti'i ihr>nn Redner folgt und der schließmig nicht znstimmen wird. Abg O t m a n n (Natl.i: Ich glaube nicht, daß die Be» laskuna der S-ckmle init dem Fortfall des Einjähxiqo:! > privst"g^ verschwindet. Ich möchte der Meiuung entgeg-: '.