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Dresdner Journal : 02.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-02
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1902
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Dresdner »ö«, «er»» Nau« Laö«»»,- »ick «erleilährilch Grfchetn«», Werktag« »ach»». » Uhr. 177 1902 Sonnabend, den 2. August nachmittags »a» dieser »icht ei», >erte» vertrüge de»«» »Mn «-.»» (ck-M Haau-ge-ebe» von der Kömgl. SrpeditiW» d^ Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstrahe 20. — Feruspr.-Anschluß Vr. 12SL »d«hre».«r»2Htz»», dat öfterer Wiederhol»», »»nehme der »»geize» dt« mittag« 1» Uhr für die nach- mittag« erschetamrde «»»»»er. Murml. AM Amtlicher Leit. DreS-e«, 2. August Se. König!. Hoheit der Kronprinz ist heute Bormittag 10 Uhr 58 Minuten nach Dre-dea bez. Wachwitz zurückgekehrt. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König haben Allergnädiast geruht, Allerhöchstihren General konsul für Frankfurt a. M und für da« Großherzog- thum Hrffen I. Gerson auf Ansuchen seines Amtes zu entbinden. Ernennungen, Versetzungen rc. t» öffevtl, Dienste. -»Geschtftsderetche -e«Mtutftert»«ö»er Ktuauze». Bei« Fiaaazmiaisterium unmutelbar sind ernannt wordru: Kunze, zeither Bureauassiftent bei der Bauver- wallerei Dreöten I, al« Bureauassistrat; Schubert, zeiiher Expedient bei tem Forstreatamte Pirna, al« Bureauassistent Entlasse» wurde: Lindner, zrither Diener bei der Lotterie. Direktio» in Leipzig. 3« Geschäftsbereiche de« Wtuiftertum« »e« Kult»« ». dffentl. Unterricht«. Zu besetzen: die ständ Lehrer- stelle an d. zweikl Schule zu Milstrich b Kamenz Koll.: die oberste Schulbehörde, iroo M. Stellengehalt, IL0 M. »»widerruft pers. Zulage, die gesetzl. Alterszulagen, ft. Wohnung im L chulhause u. Gartennutzung. die mit »8 M. katastrier» ist. Hierüber 110 M. f. FoiidilvungSichulualcriichi ». nach Befinden Hon f. Nadelarbrit«unterricht. Bewerber, die de« Wendischen möchtig sind u. im Bedars-falle (gegen besond. Hon ) den Kirchschullehrer zu Oßling im Kirchen- dienste vertreten können, erh. den Vorzug. Gesuche m. d. erfordrrl. Beil, sind bi« r« August b Bezirksschuliasp. vr Hartmann, Kamenz, einzureichen; — die 8. ständ. Lehrer- strlle an d. mittl. Bolk-schule zu Zwenkau. Koll: der Stadiqcmklnderal 1KOO M. Ansang«gehalt, der in dreij. Perioden, v. Beginn de« Eintritt« in die Stündigkeit an ge rechnet, zehnmal um je 1S0 M. steigt, so daß nach einer ständ Drenstzeit v 80 I. ein Höchstgeh. v 8000 M erreicht wird. In diesen Sehalttsätzen ist da« Wohnungögeld mit eingeschl, u. zw wird e« b d. Geh. von 1K00 bi« 8100 M. mit 1»^ 1h, bei den solgenden mit 10 1h veranschlagt. Ge sucht sind unter veisügung sämtl Bewerbungsunterlagen bi« 18. August b. Koll, einzureichen. (Vehördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher «eil. Die txtzere Politik »er Woche. Mit den Enthüllungen, den Dreibund be treffend, ist eS jetzt still geworden. Für ernsthafte Leute allerdings hätte ja niemals ein triftiger An laß vorgelegen, daran zu zweifeln, daß Italien, wie sehr eS auch in Friedenszeiten seine Beziehungen zu Frankreich zu pflegen wünschte, doch seine Ver- iflichtungen gegen die Dreibund-Genossen loyal er- üllen würde, falls eine aggressive Wendung der ranzösischen Politik gegen die Dreibundmächte, inS- »esondere gegen Deutschland, eintreten sollte. Tine olche Wendung ist nicht zu erwarten; vor allem arbeitet die deutsche Diplomatie daran, dergleichen zu verhüten, und sie wird dabei durch den all gemeinen Gang der politischen Entwickelung unter stützt, die mehr und mehr die Aufgaben der Groß mächte vom europäischen Schauplatz fort nach fernen Küsten wendet. Nachdem nun jene Erörterungen über den Dreibund und Italien zur Ruhe gekommen sind, kann man dieses Thema verlassen, jedoch nicht ohne festzustellen, daß die Wiener „Neue Freie Presse" bisher dem Vorwurf, sie habe sich gelegent lich dieser Auseinandersetzungen in ein Jntriguen- spiel verwickeln lassen, nichts entgegengesetzt hat, als ein vielsagender Schweigen. Von mehr aktueller Bedeutung als die ja nur in dem sehr unwahrscheinlichen Falle eine« Konflikt« zwischen Dreibund und Zweibund praktisch werden- den Pflichten Italien« gegen seine Bundesgenossen ist die Frage der Beziehungen Italiens zu England. Man täuscht sich auf britischer Seite darüber nicht, daß der Status quo im Mittelmeer durch die italienisch-französische Annäherung jeden falls tiefer berührt werde al- die Festigkeit de» Dreibundes. In der englischen Presse ist darauf bingewiesen worden, daß durch die Beseitigung des früheren Mißtrauens, da« Italien der französischen Mittelmeerpolitik so lange entgegenbrachte, e« den Franzosen möglich geworden ist, ohne Erregung der italienischen Empfindlichkeit ihre Stellung bei Biserta auSzubauen. Diese unbedingte Anerkennung der französischen Vorkehrung in Biserta durch die Italiener wäre gewissermaßen al» ein Gegenstück an zusehen zu der stillschweigenden Billigung, womit Frankreich die Absichten Italiens in Tripoli» ver folgt. Diese darf man nicht entstellen. Der voll kommen friedliche Verlauf des Besuch» der italienischen Flotte dort hat gezeigt, daß man an eine Störung de» territorialen Besitzstände» in Tripoli» nicht denkt, und den Italienern die friedliche Ausdehnung ihre» Kultureinflusses in jenen Strichen zu mißgönnen, entspricht der Stimmung in Deutschland und Oester reich-Ungarn so wenig wie derjenigen Frankreich». Die englische Presse läßt sich angesichts der wach senden Intimität zwischen Paris und Rom zu dem Zugeständnisse herbei, daß sie eine friedlich vor- gehende Politik an den Küsten NordafrikaS nur billigen könne. Auf einen anderen Punkt de- afrikanischen Kon tinents, auf Dschibuti, gegenüber von Aden, ist die Aufmerksamkeit Englands dadurch hin gelenkt worden, daß in russischen Blättern offen ver kündet wurde, Rußland müsse dort auf Grund seiner Bundesbeziehungen zu Frankreich eine Kohlenstation erwerben, um nicht dauernd vom guten Willen der Engländer in Aden abhängig zu sein. Gleichzeitig weist auf die Verschiebung m den Mittelmeerverhältnissen, die als Folge der ver änderten Stellung Italien« zu Frankreich zu be trachten ist, auch die immer lebhafter werdende Er örterung über Marokko hin. Der „Figaro" hat un längst geradezu einer Aktionspolitik Frankreichs in Tanger das Wort geredet, allerdings mit dem Hin zufügen, diese Politik solle gegen den Sultan dieses westlichsten JSlamstaateS friedlich und freundlich sein. Auch tauchten aus London Bettachtungen auf, denen wohl der Wunsch zu Grunde lag, zu er fahren, ob und inwieweit ein französisch-italienisches Einvernehmen in bezug auf das scherifische Reich vorhanden sei, und inwieweit ferner England mit Spanien als Drittem bei diesem Einvernehmen zu rechnen habe. Eine unmittelbare Bedeutung sür den Gang der Politik haben diese Vorzeichen einstweilen noch nicht. Sie könnten vielleicht aber doch schon als die Schatten kommender Ereignisse anzusehen sein, und sie bestätigen den Ausspruch des Reichs kanzlerS Grafen v. Bülow, daß die zunächst zu er wartenden Entscheidungen auf dem Welttheater nicht innerhalb deS europäischen Festlands, sondern am Mittelmeere, im Persischen Golf oder in Ostasien fallen würden. Im Hinblick auf solche Möglichkeiten, namentlich auf Schwierigkeiten in Asien, wo z. B. Siam in den englisch-französischen Beziehungen ein Fragezeichen bildet, führt der leitende Teil der fran zösischen Presse neuerdings Deutschland gegenüber eine ruhige, leidenschaftslose, ja freundliche Sprache, Lurch und Wissenschaft. Arnolds Kuuftsalon. Di« seit letztem Sonnabend veränderte Ausstellung in Arnold« Kunstsalon macht un« zunächst mit einer Reihe von Landschaften und Tierbilvern bekannt, die von Mitgliedern de« Künstlerverein« Apelle« in Weimar eingesandt worden find. Da« umfangreichste und an spruchsvollste Gemälde dieser Reihe rührt von Richard Starke her E« betitelt sich „Thüringen" und stellt in der Form eine« Triptychon«, die für den Gegenstand nicht ganz geeignet ist, «in Mädcken in Thüringer Tracht mit der bekannten schwarzen Haube auf dem Hintergrund einer au« Motiven au« dem Saalethale bei der Rudel»- bürg und au« der Gegend der drei Gleichen frei zu- sammenkomponierten Landschaft dar, die in mancherlei H nsicht an die Saalelandschaften Paul Schulz«»- Naumburg erinnert, sie aber in bezug auf Innerlich keit nicht «»reicht Der Auldruck in dem Gesichte de« Mädchen« streift hart an di« konorntionille Süplichkeit eine« Plakat«; man wird daher am besten thun, wrnn man da« Gan,« unter dem Gesichtspunkte eine« Plakat«, da« etwa ein Verein zur Hebung de« thüringischen Fremdenverkehr» bestellt haben könnte, betrachtet. Gut vervielfältigt, würde man ein solche» Blatt al« geschmackvoll und zweckentsprechend nur loben können. In Max Stahlschmidt lernen wir dann »inen Tier maler kennen, der zur Abwechselung einmal »icht nur Ochsen und Kühe, sondern auch Pferde auf der Weide und i« Freien an der Kripp« stehend »alt. Letztere g«li»gen ihm sogar bester al» die ersteren, so daß man den Eindruck gewinnt, al« ob er sich ihr Studium zu einer besonderen Aufgabe gemacht habe Er versteht sie recht gut zu mdividuali- fiere» »,d ch-raftcristiich darzustellen, wofür «amentlich da« groß« Bild: „Mittag«stunde" (zwei Brau»« i» d«r Nähe eine« Brunnen« an vrr Kupp«) als Beweis un geführt werden könnte In der Farbe lasten dagegen sämtliche Gemälde Stahlschmidt« verschiedene Wünsche offen. Er nuanciert offenbar noch zu wenig und be gnügt sich mit einem einfachen Braun, Gelb und Grün, da« in seinem Vortrag »icht selten hart und unfein wirkt In diesem Punkte übertrifft ihn sein Bunde«- genoste Otto Tarnogrocki, ein au« Posen stammender, in Berlin und Weimar gebildeter und in Destau lebender jüngerer Künstler (geb. 1875), bei weitem Wenigsten« ist seine auf ein feine« Blaugrau gestimmte Herbstlandschaft „Am Lork" eine in malerischer Be ziehung recht erfreuliche L-istung Bekannter al« dieser bei un« in Dresden wohl zum ersten Male austauchende Künstler ist Franz Bunke, der außer verschiedenen ge schmackvollen kleineren Waldbildern «in große« Gemälde: „Morgensonne" ausgestellt hat, besten malerischer Vor wurf, ein interessanter Winkel einer alten norddeutschen Stadt mit einem schmalen Kanal und einem abgenutzten grünen Frachtdampfer darauf, nicht gerade glücklich hccauSgekommen ist, wie man e« von ihm al» von einem Hagenschüler erwarten sollte Von Paul Drewing« beiden Gemälden ziehen wir die schlichte Abendlandschaft mit den Wallanlagen eines kleinen Städtchen« — so etwa läßt sich da« Motiv deuten — seiner weit größeren alten Hütte, die mit einem ärmlichen Strohdach bedeckt ist, vor Eie sind beide an und für sich nicht schlecht, lasten aber den Beschauer durchaus gleichgiltig, da ihnen jede persönliche Note fehlt An den verschiedenen Bei trägen de« Dessauer Professor« Paul Rieß interessieren un« wenigsten« die offenbar au« Norwegen stammenden Vorwürfe. Sie führe» un« Partien d«r dortige» felsigen Küste vor Augen, di« in V«rbindung mit de« im Sonnenschein bläulich schimmernden Meere zu anmutigen Bildchen verarbeitet find, di« bescheidenen Ansprüche» ö« ist Uso von allen diesen Weimarer Apelle«wticktn während sie anderseit« den Wunsch nicht verbergen kann, die Spannung zwischen der öffentlichen Meinung Deutschland« und England« möchte, al«E ein für Frankreich günstig wirkender Faktor, noch auf lange hinaus erhalten bleiben. Die Lage im chinesischen Osten betreffend, steht die Bedeutung des neuen englisch-chinesischen Handelsvertrags im Vordergründe. Die Mit teilungen der „TrmeS" darüber machen den Eindruck so großer Genauigkeit, daß sie den Wortlaut zu geben scheinen. Von der französischen Presse sind einzelne Artikel de- Abkommen- skeptisch beurteilt worden, aber sie blieb die Anerkennung nicht schuldig, daß England, wenn eS auch nur mit einem Telle de» Vertrag- etwa» praktisch Lebensfähige- erziele, e» im Interesse aller mit China Handel treibenden Staaten gewirkt habe. Es gälte also, nunmehr Stellung dazu zu nehmen, mit anderen Worten: ein ähnliches Urbereinkommen zu treffen. Auch Deutsch land steht vor dieser Frage, und e» braucht sich der Eventualität nicht zu entziehen. Bi» dahin erfreuen wir un-, wie bekannt sein dürfte, des Meistbegünstig- ungSrechtS, mithin kommt das, was der neue Ver trag England gegeben hat, ohne weiteres auch uns zu gute. Daß zur Zeit für die Durchführung handels politischer Reformen im Osten keine un günstigen Aussichten bestehen, kann gerade die mit dem eben berührten Thema zusammenhängende Nach richt erhärten, daß auch die chinesischen Binnenzölle (die sogenannte Likin-Abgabe) aufhören sollen. Die mit den ostasiatischen Verhältnissen in direkter Be ziehung stehenden europäischen Beurteiler warnen allerdings davor, diese Meldung unbesehen als richtig anzunehmen, oder, wenn sie das auch wäre, darin eine unbedingte Wohlthat für den Handel im Innern Chinas zu erblicken. Das Regierungtsystem deS großen Ostreiches besitzt in den Likinzöllen vorläufig eine seiner finanziellen Hauptstützen; es scheint, daß man sich eine genügende Gehälterzahlung der Beamten ohne da- wesentliche Komplement der Einnahmen aus diesen Gefällen gar nicht recht vorstellen kann. Auch die Londoner Blätter hegen ihre Zweifel, ob da» chinesische Zugeständnis gerade in diesem Falle ernst zu nehmen sei, denn vielleicht bedarf eS gar keines bösen Willens, sondern nur der durch den Ausfall hervorgerufenen Notlage, um die Chinesen bald zu neuen Steuern derselben Art zurückzutreiben. Außer dem ist im Auge zu behalten, wie gering die Aus sichten auf eine Kontrolle des zu befreienden Jnland- handels sind. Der „Ostasiatische Lloyd" meint, die Beschwerden über unrechtmäßige Erhebung von Likin- oder sonstigen Zöllen würden sich so lange jeder endgiltigen Feststellung durch die Mächte entziehen, bi- ein Eisenbahnnetz da- weite Land nach allen Richtungen durchziehe. Immerhin zeigt der handelspolitische Teil des ostasiatischen Problems eine bei weitem hellere Seite al- Korea, wo Japan» Einfluß sich stetig ver mehrt. Daß dieser Umstand in Rußland lebhaft empfunden wird, ließ sich dieser Tage besonder- deutlich aus einer Auslastung der „Nowoje Wrcmja" ersehen. Die gegenwärtigen Beziehungen zwischen St. Petersburg und Söul erklärte das Blatt mit dürren Worten für gespannt und führte weiter aus, daß da» Bündnis Englands mit Japan den russischen Einfluß in Korea völlig verdrängt habe. Die Er nennung de- Japaners Kato zum Rate des korea nischen Hofministeriums sei, entgegen der Zusicherung der Regierung Koreas an Rußland, dennoch erfolgt, ebenso blieben andere russische Forderungen unberück ¬ sichtigt. Der Aufsatz schließt mit dem Wunsche, e» möge ein Geschwader an die koreanische Küste ent sandt werden, um das Ansehen Rußland- dort wieder zu heben. Bon den sonstigen Hinweisen der „Nowoje Wremja" scheint in England am meisten die Er örterung der Möglichkeit ausgefallen zu sein, daß die verbündeten Jnselrriche eine Flvltenstation in Südkorea errichten könnten, so daß Wladiwostok- Verbindung mit Port Arthur gegebenenfalls prekär würde. — Wenn anderseits darauf verwiesen wird, daß Rußland selbst keine ersichtlichen Fortschritte in der Räumung der Mandschurei mache, so ist eS ein billiges Vergnügen, sich darauf zu versteifen. Die Schwierigkeiten, die dort den Abzug der russischen Truppen verzögern, erweisen sich als ziemlich beträchtlich, Wie die Cholera berichte erkennen lasten, sind die Gesundheitsverhält nisse in jenen Gegenden die denkbar schlechtesten, und die Angriffe der bewaffneten Banden haben zu genommen. Schließlich kann man von den Truppen einer europäischen Großmacht nicht erwarten, daß sie vor solchen Gegnern gleichsam das Feld räumen. Ein angenehmes Gegenstück zu dieser unbe- friedigeuden Lage am nördlichen Pacific hat sich in unserer Nähe vollzogen: die Beilegung deS italienisch-schweizerischen Konflikts durch Ver mittlung der deutschen Diplomatie. Die deutsche Vermittlung konnte einsetzen, weil man in den Berliner leitenden Kreisen wußte, daß beide Teile eS gern sähen, wenn eine dritte, beiden befreundete Macht das erste Wort spräche. Als daher Deutsch land nur seine Bereitwilligkeit dazu andeutete, wurde sie sofort mit Genugthuung acceptiert. Au- Bern und Rom kamen gleichzeitig Stimmen, die davon zeugten, wie freundlich eS hier wie dort berührte, daß Deutschland den kleinen Riß überbrückt habe. In Frankreich haben sich dem Anschein nach die Wogen der Erregung über die Schließung der nicht genehmigten Kongregationsschulen gelegt. Das beweist vielleicht am t heften da» Jnteresse, das man dort einer neuen Personenfrage entgegenbringt, nämlich der Enthebung zweier Ad mirale von ihren Aemtern Zwar kommen in den Provinzen noch immer kleinere Tumulte vor, bei denen übrigen- häufig Frauen dar führende Ele ment bilden, doch finden jetzt auch die zur Beruhig, ung dienenden Erklärungen, wie jüngst die de» BischofS von Pärigueux, schon bereitwilligeres Gehör. Am Mittwoch betrat Chamberlain zum ersten Male seit seinem Unfall wieder das englische Unterhaus, von allen Seiten freundlich begrüßt. Von den Erklärungen, die der Minister abgab, war die in bezug auf Südafrikas Zukunft am inhalt reichsten. Es ging daraus hervor, daß man im Mutterlande nicht nur eine genaue Vorstellung von dem ChaoS hat, bat dort al- übles Andenken an einen schweren Krieg zurückgeblieben ist, sondern daß die Verwaltung auch mit der Abhilfe planmäßig und thunlichst gerecht vorzugehen gedenkt. Vor allem solle, so erklärte Chamberlain, die Loyalität nicht untergraben werden. Dies vorausgesetzt, sei einzuräumen, daß die Lage sich seit dem Ende de» KriegeS hinsichtlich der Konfiskationen völlig ge ändert habe. Auch die Selbstverwaltung würde sich eher erreichen lassen, al- viele annähmen; die höhere Besteuerung der Minenbesitzer wäre durchaus er forderlich. Einen guten Eindruck machte die Schluß wendung Chamberlains, in der eS hieß, daß die Regierung von den Buren kein Aufgeben ihrer alten Traditionen verlange, die auch unter englischer Flagge ein gemeinsames gutes Wirken nicht hinderten. n,qr» Bftonüce» za s^gen unv ftst,ufi«üen, daß ihr Nivea» im allgemeinen hinter dem zurückbleibt, da» sonst in Arnold« Kunstsalon eingehalten zu werden pflegt Nicht bester kann die Zensur «»«fallen, die man den Architekturstücken und staffierten Interieur» von von Karl Seiler in Riga erteilen muß Bi» etwa auf die „Kartenstudie", auf der wir drei elegant ge- kleidete Bergfexe in einer Sennhütte mit der Besichtig ung einer Spezialkarte beschäftigt finden, sind sie samt und sonder» ganz gewöhnliche Kunsthändlrrware von ziemlich mittelmäßiger Ausführung Dagegen wirkt die Strandlandschaft des Berliner Julius Wentscher mit den vom Sturm arg mitgenommenen Kiefern und Birken beinahe vornehm, und die beiden Marinen von Karl Leipold au» Störort in Holstein, der zum ersten Male bei Arnold ««»stellt, sind so geschickt gemacht, daß man sie auf den ersten Blick zu der noch immer in demselben Saale hängenden Kollektion holländischer Bilder, die wir früher besprochen haben, rechnet Der weibliche Studienkopf von Gabriel Max beweist auf neue, daß der Künstler in glücklichen Stunden auch heute noch weit Vorzüglichere» leisten kann, al» die wächsernen Puppenbilder, die er in letzter Zeit so oft auf Bestellung geliefert hat Ebenso hält sich Gotthard Kuehl« norddeutsche« Interieur mit einer an ihren Fässern beschäftigten Waschfrau auf der von dem Künstler erreichten Höh« grschmackooller Schilderung Die über diesem Bilde auf einer Staffelei sichende Blumenstudie Manet« ist namentlich wegen ihrer malerischen Aut- führung fesselnd; eS ist erstaunlich, welche« Leben der Meister auch diesem einfache» Gegenstände zu verleihen gewußt hat I» dem Kabinett recht« vom Entree ist neben der bereit« von un» gewürdigten Nachlaßau»stellung von G. Meißner, di« um da« «i«e od«r and«rr Stück vermehrt sein dürfte, ein« Lu«wahl von meist kleineren Bilder» von Erich Kubierschky zu sehe» Im Motto« emander durchgängig höchst verwandt, sind sie wohl ohne Au«nahme al» Arbeiten eine« ebenso geschmackvollen wie geschickten Spezialisten zu bezeichne» Kubierschky vermeidet absichtlich jeden kräftigeren Ton; er liebt nur da« Flüstern in Busch und Hain und di« tiefe Stille in der Natur, die durch keinen menschliche» oder tierischen Laut gestört wird In de» Wiedergabe solcher meist etwa« melancholischen Stimmungen ist er Virtuo« Seine Farbe ist je länger je mehr beinah« zu zart und seine Zeichnung zu zierlich geworden Noch ein Schritt weiter, und die Manier fängt an unleidlich zu werden Auch im Weißen Kabinett de« Salon« hängen noch eine Anzahl ganz ähnlicher Brldche« Kubierschky« Seinen besten Schmuck aber empfängt dieser Raum zur Zeit durch drei ungewöhnlich tiefe und vortrefflich durchgeführte Aquarelle von Walter Leisti- kow, von denen namentlich die von oben gesehene weite Flußlandschaft mit ihren au« der Ferne herüber- schimmernden Dörfern und Segeln «in Meisterstück in» timer Landschaft-kunst ist, der man jedoch die Schwierig keit der Herstellung nicht im geringste» anmerkt, da alle« darauf wie in der Natur selbst al« notwendig er scheint H A Lier. Wissenschaft. * Au« Göteborg wird berichtet: Einem Telegramm an Direktor Andrä« zufolge ist die gesamte Baldwin- Ziegler-Expedition in Honung«vaag in Norweg«» eing«troff«n All« Teil»rhm«r find wohldehaften * Nach dreijähriger Arbeit ist e« de« italienischen Erd bebenforsch cr vr. Cancani gelungen, einen Apparat zur Erdbebenmessung herzustellen, der »ine erheb lich größere Feinheit in der Aufzeichnung vo» Erdstößen gewährleistet Bi«her waren die Erdbeben- meffer meist so eingerichtet, daß di» Ausz«ichnu»grn auf einer glatten Platte oder einem Pavierstrnfen geschahen, der entweder selbst durch einen Erdstoß in Bewegung
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