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WeWtz-MW Amtsblatt für die Königliche Amtshanptmaimschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Zirauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blatte« eine sehr wirt» saine Verbreitung finden, iverden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Cuige- sandt, iin redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie oie Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 12. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Bei dem am Berliner Hofe am Sonntage abgehaltenen Ordensfeste wurde allgemein die Frische und Lebendigkeit des Kaisers bewundert. Es zeigte sich dieselbe namentlich beim Cercle, welchen der Kaiser länger als bei früheren Gelegenheiten aus dehnte und wobei er sich mit den verschiedenen Gruppen der Anwesenden fortgesetzt lebhaft unterhielt. Zu Staatsbeamten sprach er von Geschäften, von Landtags vorlagen, auch von den Steuervorlagen, wobei er meinte, es sei nothwendig, da, wo man nach unten entlaste, nach oben aufzulegen. In einem Kreise höherer und niederer Zivilstaatsbedienstcter und Offiziere äußerte der Monarch: Es ist so leicht, Auszeichnungen zu ge währen und eine so große Freude, das Verdienst zu belohnen, wenn man so gut bedient ist, wie Ich es bin. — Die hohe Politik ist wieder einmal durch den Besuch des Herrn v. Giers in Wien und durch die von Berlin aus in Umlauf gesetzten näheren Mit theilungen über die Bedingungen des deutsch-öster reichischen Bündnisses und des Anschlusses Italiens an dasselbe zur politischen Diskussion gestellt worden. Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daß die Waffen brüderschaft zwischen Deutschland und Oesterreich denn doch noch eine engere ist, als man bisher annahm, nur über die Bedingungen des Beitrittes Italiens wissen auch diese „Enthüllungen" nichts Positives zu berichten; daß dieselben gerade zur Zeit des Aufent haltes des Herrn v. Giers am Wiener Hofe in die Öffentlichkeit gelangt sind, beruht wohl nur auf einem Zufall. Am Dienstag hat der russische Staatsmann Wien wieder verlassen und sich direkt nach Petersburg zurückbegeben. Seine Acußerungen über den ihm in Wien von allen Seiten zu Theil gewordenen herzlichen Empfang lauten sehr befriedigt. Er verlasse Wien, erklärte der russische Minister, mit Gefühlen der Dank barkeit und Freundschaft. — Der preußische Volks- wirthschastsrath ist ani Dienstag unter dem Präsidium des Staatsministers v. Bötticher eröffnet worden. Es waren 47 Mitglieder anwesend. In seiner kurzen Begrüßungsansprache sprach der Minister sein Bedauern aus, daß der Negierung durch das Votum des Abge ordnetenhauses die Mittel benommen seien, den Mit gliedern des Volkswirthschaftsrathes wie bisher Diäten zu gewähren, doch bilde es eine Genugthuung für ihn, daß die Mitglieder trotzdem so zahlreich erschienen seien. Die Versammlung trat hierauf sofort in die Plenar- berathung der Grundzüge des Unfallversicherungsge setzes ein. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Abge ordnetenhaus hat am Dienstag seine Sitzungen init der Diskussion eines alten Kampf- unv Streitobjektes, der Sprachenfrage, wieder ausgenommen. Es handelt sich um den Antrag des der Verfassungspartei ange hörigen Abg. Grafen Wurmbrandt, die Negierung unter Grundlage der deutschen Sprache als Staats sprache zur Vorlage eines allgemeinen Sprachengesetzes auszusordern. Vom Präsidium des Abgeordnetenhauses sind für die Sprachendebatte vier Tage in Aussicht genommen und darf man auf das Resultat dieser für die künftige Stellung des Deutschthums in Oesterreich hochwichtigen Verhandlungen gespannt sein. — Der ungarische Minister-Präsident'von Tisza weilte am Dienstag und Mittwoch abermals in Wien, um dem Kaiser über die jüngste Wendung in der kroatischen Frage, welche sich durch die laut königlichen Reskriptes verfügte Vertagung des Agramer Landtages doku- mentirt, Vortrag zu halten. Frankreich. Die Pariser Arbeiterbewegung stellt in Frankreich die Tonkin - Affaire einstweilen in den Schatten. Es herrschen allerdings in der französischen Hauptstadt Nothzustände, welche eine ganze Reihe von Arbeiterkategorien betreffen und die sich schwerlich durch spezielle Maßregeln beseitigen lassen werden; die Sache wird dadurch noch komplizirter, daß auch politische Mo Sonnabend, den 26. Januar 1884. tive mitspielen, welche natürlich von den ultraradikalen Wortführern gehörig für ihre Zwecke ausgebeutet werden. Die wirthschaftliche Krisis greift auch in die Verhand lungen des Parlaments hinein, wozu die Budgetdebatten im Senate ivie in der Deputirtenkammer eine günstige Gelegenheit geben. Auch die von der Deputirten kammer votirte Uebernahme eines Theiles des Budgets der Pariser Polizeipräfektur auf das Ministerium des Innern droht für das Ministerium Ferry zu einer Quelle von Verlegenheiten zu werden. Es ist hierdurch unter den Pariser Konstablern eine große Erregung hervorgerufen worden; dieselben protestiren gegen die an den Pensionsbedingungen vorgenoinmenen Verän derungen, ein Strike oder sonstiger Zwischenfall ist indessen noch nicht vorgekommen und will die Regierung den Wünschen der Konstabler entgegenkommen. England. Aus England kommt das Gerücht von einem gegen den Prinzen von Wales, den englischen Thronfolger, beabsichtigten Attentat. Kurz vor der Abreise desselben von London nach Halton am ver gangenen Dienstag wurden in einem Bahntunnel mit Explosionsstoff gefüllte Packete aufgefunden, was die Entstehung jenes Gerüchtes veranlaßte. Der Spreng stoff erwies sich indessen als ziemlich ungefährlich und auch die Lage der Pallete war eine derartige, daß ein Schaden unmöglich hätte angerichtet werden können. Wahrscheinlich hat man es nur mit einem muthwilligen Streich zu thun, auch übt der Prinz von Wales so wenig Einfluß auf den Gang der Regierungsgeschäfte aus, daß sich ein gegen ihn gerichtetes Attentat schwerlich erklären ließe. Spanien. Das neue spanische Kabinet Canovas del Castillo befestigt sich augenscheinlich sehr rasch im Lande. Aus allen Theilen desselben laufen in Madrid Adressen und Depeschen ein, welche dem Ministerium zustimmen und von demselben das Beste erhoffen. Da die Cortes aufgelöst sind und die Neuwahlen zu denselben erst im April vor sich gehen sollen, so hat das Kabinet Gelegenheit, in der Zwischenzeit die Durch führung seines Negierungsprogramms energisch zu be treiben und von dem entschlossenen Charakter Canovas del Castillo's steht zu erwarten, daß er sowohl kar- listischen als republikanischen Pronunciamentos zu be gegnen wissen wird. Rußland. Der Moskauer Adelskonvent ist am Dienstag zum ersten Male seit der Krönung Alexander III. zusammengetrelen, behufs Vornahme der Wahlen des Adels zu den öffentlichen Aemtern. Der General- Gouverneur von Moskau hielt die Eröffnungsrede, in welcher er die erprobte Loyalität des Moskauer Adels hervorhob, wodurch sich derselbe eine Ehrenstellung vor den übrigen Ständen erworben habe, schließlich drückte der Gouverneur die Hoffnung aus, daß der Adel auch fernerhin eine Stütze des Thrones und Vaterlandes sein werde. Es folgte hierauf die Abfassung und Ver lesung der Adresse an den Kaiser, welcher die Versam melten enthusiastisch zustimmten. Nord-Amerika. Der nordamerikanische Kongreß beschäftigt sich noch immer mit der „Schweinefleisch frage". Der <Lenat hat eine Kommission beauftragt, gegenüber den Ländern, welche die Einfuhr amerika nischen Schweinefleisches verbieten oder beschränken, gesetzgeberische Maßregeln vorzubereiten. Lokales nnd Sächsisches. Dippoldiswalde. Seit dem Abend des 23. Jan. tobt hier ein heftiger Sturm, der an Dächern und Zäunen mancherlei Schaden angerichtet hat; der herab stürzenden Ziegel wegen war es am Donnerstag zeit weilig gefährlich, auf den Straßen zu gehen. Am Vormittag des genannten Tages hob der Sturm einen Laden ans und schlug derselbe ein großes Schaufenster des Herrn Kaufmann Hermann Näser vollständig in Stücke. Da Herr Näser leider die Scheibe nicht ver sichert hat, ist der Schaden ein ganz empfindlicher. 49. Jahrgang. — Auf der Beschälstation Dippoldiswalde werden am 4. Februar die 3 Hengste Hüon, Mark graf und Norfolk eintreffen und dieselbe am 30. Juni wieder verlassen. — Für den Blinden-Unterstützungsfond der König!. Landes-Blindenanstalt zu Dresden sind bei der hiesigen König!. Amtshauptmannschaft auf das verflossene Jahr im Ganzen 176 Mk. 70 Pfg. eingegangen, und zwar von der Stadtgemeinde Altenberg 15 Mk. und den Stadtgemeinden Bärenstein und Geising je 5 Mk.; sowie von den ländlichen Gemeinden Bärenstein 3 Mk., Beerwalde 2 Mk., Börlas 4 Mk., Burkersdorf 10 Mk., Dittersbach 5 Mk., Elend 1 Mk., Friedersdorf 2 Mk., Fürstenau 3 Mk., Fürstenwalde 10 Mk., Georgenfeld 1 Mk. 50 Pfg., Gombsen 3 Mk., Großölsa 3 Mk., Hausdorf 1 Mk. 50 Pfg., Hänichen 5 Mk., Henners dorf 3 Mk., Hermsdorf bei Frauenstein 5 Mk., Herms dorf bei Kreischa 3 Mk., Holzhau 3 Mk., Höckendorf 5 Mk., Kipsdorf 1 Mk., Kleincarsdorf 2 Mk., Kreischa 6 Mk., Lieben«» 3 Mk., Lungkwitz 3 Mk., Nassau 3 Mk., Niederpöbel 1 Mk., Obercarsdorf 5 Mk., Ober cunnersdorf 3 Mk., Possendorf 6 Mk., Pretzschendorf 10 Mk., Nechenberg 3 Mk., Reichstädt 6 Mk., Rein hardtsgrimma 5 Mk., Röthenbach 2 Mk., Sadisdorf 3 Mk., Saida bei Kreischa 1 Mk. 50 Pfg., Seifers dorf 3 Mk., Schmiedeberg 3 Mk., Bröschen, Kleba und Theisewitz 1 Mk. 20 Pfg., Wittgensdorf 3 Mk., Zaunhaus-Nehefeld 3 Mk. und Zinnwald 2 Mk. Dippoldiswalde, 25. Januar. Wir machen dar auf aufmerksam, daß die für heute angesetzte Ver sammlung des Gewerbevereins, wie wir hören, wegen einer Festlichkeit der Schützengesellschaft, ausfällt, dafür aber nächsten Donnerstag, den 3l.d.M., stattfinden soll. — Die Versammlung des hiesigen Gebirgs- vereins am gestrigen Abend war trotz des Sturmes und Schneetreibens doch verhältnißmäßig sehr gut be sucht. Nach der Aufnahme eines neuen Mitgliedes und nach Bewilligung ansehnlicher Mittel zur Ver mehrung der Vereinssammlungen, genehmigte man den Entwurf einer Petition an die Generaldirektion der Staatsbahnen, um Einstellung eines vierten Zuges in den Sommerfahrplan unserer Bahn. Hierauf hielt Herr Direktor Lamer - Hainsberg seinen Vortrag über „das landschaftliche Auge" nach W. H. Riehl. Der interessante Vortrag verbreitet sich des Weiteren über die Auffassung, welche die verschiedenen Jahrhunderte von einer Gegend hatten und wie sich diese Auffassung in den Gemälden ihrer Zeit wiederspiegelt. — Angekündigte öffentliche Sitzungen des königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Strafsachen: Den 30. Januar, Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung gegen den Schulknaben Borschütz in Luchau wegen Forstdiebstahl. 10 Uhr: Privatklag sache des Wirthschaftsbesitzers Johann Gottlieb Richter in Börnchen gegen Henriette verehel. Liebscher in Börnchen. — In Zivilsachen: Den 31. Januar, von Vormittags 9 Uhr an: Handlung in Firma „Deißner L Bäd" in Berlin gegen W. Zager hier; Gasthofs besitzer Heinrich August Hickmann in Schmiedeberg gegen Gasthofsbesitzer Lehmann in Deuben; Werk meister Carl Fügen in Hanau gegen Louise Fischer, geb. Fügen in Kreischa; Obergärtner Josef Fügen in Elberfeld gegen die vorgenannte Fischer; Gutsbesitzer Johann Gottlob Claus in Kreischa gegen Wirthschafts- besitzer Carl Gottlieb Simon in Oberhäslich. Reinhardtsgrimma. Im Jahre 1883 erhielten 2398 Durchreisende an Ortsgeschenke 120 Mark 30 Pfg. 1882 erhielten 2676 Mann das Geschenk; gegen 1883 ist also eine Abnahme von 278 Mann zu verzeichnen. Dresden. Die zweite Kammer berieth am 23. Januar einen Antrag der Sozialdemokraten, die Gesindeordnung vom 10. Januar 1835 auszuheben und den Arbeitsvertrag zwischen Dienstboten und Dienstherren allen übrigen Arbeitsverträgen gleichzu-