Volltext Seite (XML)
Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmmmshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS Haus durch Austräger Mk. t.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Mit einer vierseitige» -»ußtrierte« Eo««ta-»veNaOe Verlag rmd Druck: Güuz L Eule, Naunhof. Redaktion: Wr^vert Düng, WnruDuHe AnkSubigunge«: Für Inserenten der AmtShauptmann- schast Grimma 12 Psg. die fünfge» spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige >5 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Nr. 31. Freitag den 13. März 1914. 25. Jahrgang. Amtliches Stadtgemeinderatssttzung Freitag, den LS. März LSL4, abends 8 Uhr. Tages-Ordnung. 1. Bausache Lerscht. 2. Weiterversicherung der Stadtgemeinde gegen Einbruchsdiebstahl. 3. Ergebnisse über die Untersuchungen des LeitungSwasierS. 4. Gesuch der krankenversicherungspflichtigen Angestelben um Uebernahme der Versicherungsbeiträge auf die Siadlkasie. 5. Anschluß des Oberförstereigrundstücks an die OrtSbeschleusung. 6. Erwerbung des alten Gottesackers. 7. Rechnung für das RechlSgmachten über die Ansprüche wegen der Wasserbeschaffenheit. 8. BeschleusungSangelegenheiten. pi»ML ldeinricks lieike. Er sei „a vsr^ gooä kellov«, ein ganz famoser Kerl, — jo lautet das einstimmige Urteil über den Bruder des Kaisers, wenn er sich irgendwo im Auslande zeigt. Ein unverwüstlicher, prächtiger Sportskamerad. Hat er eine Panne auf einer Autofahrt, dann legt er sich lang hin auf der Chaussee und bastelt alles selber wieder zurecht. Dieser „vsr^ zooä kellov" kann aber auch sehr königlich werden. Dann ist nicht gut Kirschen mit ihm essen; be sonders, wenn er auf Leute stößt, die nicht ebenso be geistert — für seinen Kaiserlichen Bruder sind wie er. Zum erstenmal ging der Prinz um die Jahrhundert wende auf wirklich weite Fahrt: im Jahre 1898 und 1899 war er Chef des Kreuzergeschwaders in Ostasien. Nach der Besitzergreifung von Kiautschau war er ausgesandt worden und hatte begeistert die Mission auf sich genommen, da er wohl von der Möglichkeit großer Taten träumte. Für seine Stellung zum Kaiser ist es bezeichnend, daß er in seiner Antwort auf die Abschiedsrede des Bruders er« klärte, er wolle „das Evangelium der geheiligten Person Eurer Majestät" tu den "ernen Osten tragen. In China wurde er als erster europäischer Prinz vom Kaiser von China feierlich empfangen. Die andere weite Fahrt er folgte 1902 und ging nach Newyork, wo der Prinz bester Freund mit den Uankees wurde, also nicht Spaßverderber war, sondern auf ihre demokratisch derben Allüren einging. Sie schwammen natürlich in Enthusiasmus; und alles, waS auf den deutschen Schiffen nicht niet- und nagelfest war, wurde als Andenken genommen Aus jenen Tagen stammt auch die berühmte Redensart von den „kom mandierenden Generalen der Presse", eine Schmeichelei, die der Prinz auf dem von der Newyorker „Staats- zeitung" ihm gegebenen Diner an die anwesenden Ver treter der Zeitungen richtete. Nun ist Prinz Heinrich wieder unterwegs über den Ozean die-mal nach Südamerika. Von einem längst ver storbenen Diplomaten wird die Anekdote erzählt, daß seine Kollegen, al- er heimging und im Sarg lag, fragten: „Was mag er wohl damit beabsichtigen?^ Dieses Wort war eigentlich die stärkste Anerkennung des verschlagenen Mannes, der bei seinen Lebzeiten alle in Atem gehalten hatte. Ebenso fragt man jetzt bei der Prinz-Heinrich- Fahrt interessiert nach ihren Zwecken und tut enttäuscht, wenn man hört, daß keinerlei politische Aktion dahinter stecke. Mit sehr kleinem Gefolge reist der Prinz mit feiner Gemahlin über das große Wasser, in der Hauptsache lediglich aus dem Grunde, um lbr bei ihrer zarten Gesundheit die Vor teile einer wochenlangen Seereise zu bieten — und dann wohl auch, um dem Alltagsdasein auf eine Weile zu ent rinnen. über den Prinzen aus regierendem Hause schwebt ein tragisches Geschick: zwar kommen sie in sehr jungen Jahren zu hervorragenden Stellungen, müssen dafür aber auch in der Blüte ihrer Kraft mit der Laufbahn wieder abschließen. Prinz Heinrich ist noch so frisch, daß er vor wenigen Jahren sein Pilotenexamen als Flugzeugführer gemacht hat (als Familienvater von 48 Jahren!), aber in der Marine hat er es bereits längst zum Großadmiral und Generalinspekteur gebracht, hat kein Bordkommando mehr und hat im allgemeinen nur noch zu repräsentieren. Das Eintreten für den Motor sport aller Art, namentlich für die all.ährliche große Zu- verlässigkeitsfahrt der Automobile und dann der Flug zeuge, füllt ein Dasein auch nicht auS. Da ist denn die Amerikareise eine willkommene Abwechslung. Natürlich wird nebenbei auch etwas für die „freundschaftlichen Be ziehungen" von Staat zu Staat abfallen. Brasilien, Argentinien, Chile sind die besuchten Staaten, die sich durch den Besuch natürlich sehr geehrt fühlen, zumal da ein anderer Kaisersohn das noch nie getan hat: der deutsche ist der erste. Im übrigen sind nur wenige Tage des Landaufenthaltes überall vorgesehen. Die Seereise für die Prinzessin Heinrich bleibt die Hauptsache. ,,Ue t» L very sooä kellow!" wird es jetzt also auch in Südamerika heißen, nur natürlich auf spanisch und portugiesisch. Ein ganz famoser Kerl! Und das färbt natürlich auch auf die Beurteilung des ganzen Deutsch land ab. Nur hält so etwas nicht für immer vor, denn das Unkraut der Verleumdung wuchert oft genug über raschend schnell wieder empor. Politische Aunälckad. Deutliches keiok. 4- Die Reichsversichernngöanstalt für Angestellte hat im Verlauf der Wintermonate eine bemerkenswerte Erweiterung ihrer Organisation durchgeführt. In zahl reichen größeren und kleineren Gemeinden sind Orts ausschüsse gegründet worden, welche den Zweck haben, die Verwaltung in Berlin in den Fällen durch Begutachtung zu unterstützen, wo es sich um Einleitung eines Heil verfahrens handelt. Durch diese Neuerung sollen die Feststellungen beschleunigt werden, damit der kranke An gestellte möglichst bald einem Sanatorium usw. überwiesen werden kann. Den Ortsausschüssen gehören Arbeitgeber und Arbeitnehmer an, ihre Begutachtungen gehen direkt an das Direktorium. Schon in der kurzen Zeit des Be stehens dieser Ortsausschüsse hat sich in der Einleitung und Gewährung von Heilverfahren eine erhebliche Be schleunigung gezeigt. * Mit einer Reihe von Ausnahmen von der Sonn- tagsruhe hat sich die Sonntagsruhe-Kommission des Reichstages beschäftigt. So nahm die Kommission zwei Kompromißanträge der bürgerlichen Parteien an, nach denen vier Ausnahmesonntage im Jahr gesetzlich festgelegt und weitere sechs dem Ermessen der höheren Verwaltungs behörde anheimgegeben werden. Die Beschäftigungsdauer darf an diesen Tagen acht Stunden betragen und sich nicht über 7 Uhr abends erstrecken. Für Kurorte und Plätze mit starkem Touristenverkehr kann die höhere Verwaltungs behörde den Handel mit geringwertigen Andenken, Er innerungszeichen und dergleichen bis 7 Uhr abends ge statten unter der Voraussetzung, daß die Angestellten dann an jedem dritten Sonntag von aller Arbeit befreit sind. Die letztere Maßregel bezweckt, zu verhüten, daß das Klein gewerbe durch ein Verkaufsverbot ruiniert wird. 4- In der zweiten Kammer des elsaß-lothringischen Landtages hielt der neue Staatssekretär Graf Roedern eine vielbenierkte Rede, in der er u. a. betonte, er unter streiche die Meinung des Abgeordneten Hauß (Zentrum), daß die Verfassung nicht angetastet werden dürfe. Der Abgeordnete habe ferner betont, daß im Lande nur die verfassungsmäßigen Faktoren zu regieren haben. Auch diesen Ausführungen könne er durchaus zustimmen. Auf bereits erledigte Angelegenheiten einzugehen, liege für ihn kein Anlaß vor. Er sei übrigens der Meinung, daß in den lebten Jahren von Verfassungsfragen so viel gesprochen worden jei, daß dringende Fragen der Verwaltung hätten in den Hintergrund treten müssen. So sei die Finanz reform eine der wichtigsten Aufgaben. Der Staatssekretär schloß unter lebhaftem Beifall des Haufes mit den Worten: „Wir werden gern in ernster gemeinsamer Verwaltungs arbeit mit Ihnen zusammenarbeiten." 4- Nach den Arbeitsdispofitionen de- Reichstag- wird die Beratung des Kolonialetats bis zum Mittwoch der nächsten Woche auSgesetzt werden. Der 14. und 16. März bleiben sitzungsfrei. Am Freitag dieser Woche und am Dienstag nächster Woche wird die Duellfrage zur Beratung gestellt werden. Da das Plenum deS Reichstags zurzeit an Stoffmangel leidet, weil die Budget kommission den Militäretat noch nicht beraten hat, so wird voraussichtlich nach dem Abschluß des Kolonialetats auf einige Tage die Etatsberatung unterbrochen werden und andere Gesetze, deren erste Lesung noch aussteht, wie die Gew rbeordnnngsnovelle über Gastwirtschaften und Kinos, zur Beratung gestellt werden. 4- Die braunschweigische Gesandtschaft in Berlin, die bis 1905 bestanden hat, soll wieder ins Leben gerufen werden. Dem braunschweigischen Landtag ist bereits eine entsprechende Vorlage zugegangen. Der preußische Staat unterhält bekanntlich eine Gesandtschaft am braun schweigischen Hofe, die mit der enigen Preußens in Oldenburg vereinigt ist. Es ist möglich, daß diese Ver einigung der preußischen Gesandtschaften aufgehoben und in Braunschweig wie in Oldenburg je eine besondere preußische Vertretung geschaffen wird. - Die Ausreise des Kaisers nach Korfu ist jetzt end- gültig auf den Abend des 22. März festgesetzt worden. Die Kaiserin wird sich ebenfalls nach Korfu begaben, jedoch erst kurz vor Ostern dort eintreffen. Die Rückkehr des Kaisers wird voraussichtlich in den ersten Tagen des Mai erfolgen. * Die Prinzessin Eugenie von Oldenburg mm Gagry im Kaukasus lebensgefährlich erkrankt. Die Prm. zessin ist eine Schwester der kürzlich verstorbenen Prinzessin Wilhelm von Baden. Srollbritannien. X Uber den augenblicklichen Stand de- englischen Heeres hat der Kriegsminister Seely im Unterhause interessante Erklärungen abgegeben. Der Minister sagte: „Wir halten außerhalb Englands 117 000 Mann völlig mobilisiert und im Heimatlands selbst 121 000 Mann sowie 146 000 Reservisten sofort zum Dienst verwendbar. Im Falle einer Mobilisierung würden wir in sehr kurzer Zeit eine Expeditionsmacht von 162 000 Mann haben, alles voll ausgerüstet: Leute, Pferde, Geschütze und Munition. Im Falle einer plötzlichen Notlage in Friedenszeiten würden wir, allgemein gesprochen, 50 OM Mann aller Waffen gattungen in einigen Stunden bereit haben, um sie irgend wohin zu senden." frankrelckr. X Der Gründer der Zeitung „Le Matin", Mr. Edwards, ist im Alter von 67 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Edwards, der als Sohn eines englischen VaterS und einer französischen Mutter in Konstantinopel geboren war, gründete im Jahre 1883 mit dem Gelbe eines amerikanischen Konsortiums den „Matin", den er aber schon 12 Jahre später endgültig verließ. Edward- war dreimal ver heiratet; in erster Ehe mit einer Tochter des berühmten Nervenarztes Charcot, dann mit einem Fräulein Godewska und schließlich mit der schönen Schauspielerin Lantelme, die im Rhein auf tragische Weise den Tod fand. Edwards hat lange Jahre im Vordergründe des politischen Lebens in Pari- gestanden. X Des Ministerpräsidenten Rede über die auswärtige Politik brachte keinerlei Überraschungen und war un Grunde genommen reichlich belanglos. Die einzige An spielung auf Frankreichs Verhältnis zu Deutschland fand man in dem Satz, daß Frankreich nicht beabsichtige, die legitimen Interessen anderer Völker in Afrika zu schädigen. Ministerpräsident Doumergue schloß mit den Worten: „In vollem Einvernehmen mit seinen Ver bündeten und Freunden verfolge Frankreich in loyaler Weise seine Politik offen und ehrlich. Es sei entschlossen, in der Welt den Platz zu behaupten, der seiner ruhm reichen Vergangenheit und seiner Arbeit gebühre, gestützt auf sein Heer und seine Seemacht, die stark feien, nicht um zu drohen, sondern um die Ideale der Freiheit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Albanien. X Eine der ersten Rcgierungshandlungen des Fürsten ist gewesen, daß er den holländischen Major Thomson zum Generalbevollmächtigten für die beiden Distrikte Koritza und Argyrokastro ernannt hat, indem er ihm gleichzeitig alle Machtbefugnisse zur Durchsetzung der ihm über tragenen Verlrauensmission bezüglich der Aufrechterhaltung der Ruhe sowie der Organisation der verschiedenen Ver waltungszweige erteilte. Major Thomson begab sich mit mehreren holländischen Offizieren nach Santi Ouaranta, um von dort an feinen Bestimmungsort zu gelangen. Die internationale Kontrollkommission ist nach Valona zurückgekehrt. Oklna. X Das Räubcrttuwefe« greift immer bedrohlicher um sich. So drangen etwa fünfhundert Räuber durch Verrat in die norwegische Missionsstation Laohokow in der Provinz Hupeh ein, plünderten sie und steckten sie sodann in Brand. Der Missionar Froyland wurde getötet, der Missionar Sama schwer verwundet. Die Räuber er beuteten eine Menge Munition, 6M bis 700 Gewehre und verschiedene Geschütze. Sie zwangen Kulis, ihnen die Beute fortzuschaffen. Kundgebung fiin cken Statthalter Grafen Meckel. 800 000 Teilnehmer. Straßburg i. G., 11. März. Hier ist geplant, dem scheidenden Statthalter Grafen Wedel und seiner Gemahlin bei seinem Fortgang Ende dieses Monats eine große Huldigung darzubringen. In einem großen Fackelzug werden dem Statthalterpaar die Abschiedsgrüße deS Landes dargebracht werden; dabei wird eine kunstvoll ausgeführte Widmung überreicht. Bis jetzt haben 2900 Vereine und über 3M MO Mitglieder sich der Huldigung angeschlossen. 2M Vereine aus Straßburg und Umgebung mit über 12 OM Mitgliedern haben bereit- ihre Teilnahme am Fackelzug angesagt. Presse und Landesverrat. Militärische Auskunftsstellen. Berlin, 11. März. Die ReichStagskommifsion zur Beratung des neuen Spionagegesetzes beschäftigte sich heute mit dem 8 9 deS Gesetzentwurfes, der besonders für die Presse von Be deutung ist. Dieser Paragraph sieht Strafen vor für den jenigen, der fahrlässig ein militärisches Geheimnis an die Öffentlichkeit oder ein militärisches Geheimnis, das ihm kraft seines Amtes zugänglich war, an einen andern ge langen läßt. Von feiten des Krtegsministerium- wurde dargelegt, wie durch Mitteilung von Geheimnissen daS Ausland und, ihm folgend, auch Deutschland selbst zu großen Kostenauf wendungen gezwungen worden sei. Unter Ablehnung