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täglich «U Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Äinahms von Inseraten für die nächster» iHi'nend« Rummr» nachmittag» 2 Uhr. Der Xbonnrmentsprei» beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SS Hf. gerate pro Zeile 10 Pf., Tinges. 20 Pf. ^r?e»>tion Waldenburg, Obergaffe 291 s. «ud MÄiM fll Les AMrch j« WsldMürz. Mllat««: in Nltiiadtvakdenbnry b»i H-vr», Lausmann Otto Förster; in Penig oei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Äsuzeuau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Ättstrdt-Waldenöurg, BräunSdorf, EaLenbsrg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» mLa-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Ruhdorf, Schlazwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Mittwoch, den 28. August 1««S. 20». - Witterungsaussichteu für de« 28. August: Theils heiteres, theils wolkiges Wetter bei weuig wärmerer Temperatur. Barometerstand am 27. August, nachmittags 3 Uhr: 763 mm. Gestiegen. 'Waldenburg, 27. August 1889. Nirgends, auch im deutschen Reiche nicht, ist den Franzosen bestritten worden, daß sie mit ihrer Welt- Ausstellung in Paris einen sehr hübschen Erfolg er zielt haben, den auch die Energie und Thatkraft, mit welcher das kostspielige Riesenwerk in Angriff genom men, unter sehr schwierigen Verhältnissen zur Vollen dung gebracht und durchgesührt wurde, vollauf ver dienen. Aus allen Ländern sind Besucher der Aus stellung nach Paris gekommen, und Präsident Carnot hatte Recht, wenn er kürzlich auf dem Bürgermeister- Bankett von einem bedeutenden friedlichen Erfolge der Republik sprach. Nach ihrer Art haben sich die Pariser Blätter auch gar nicht genirt, das gespendete Lob an zunehmen, und sie haben, die geringe Bescheidenheit der französischen Blätter ist ja sprichwörtlich, aus dem be deutsamen Erfolg, einen einzig dastehenden Riesenerfolg gemacht, wie ihn die Welt noch nicht gesehen. Das ist nun freilich eine Niesenöbertreibung, aber man sollte annehmen, daß Leute, die sich mit solchen Ge danken tragen, nun auch ihre gejammten Anschauungen darnach cinrichten. Gerade das Gegentheil! Die französische Regierung hatte es nicht unter lassen, vor Antritt der Reise des deutschen Kaisers nach Elsaß-Lothringen die Blätter freundschaftlich zu bitten, sich bei der Besprechung dieses Ausfluges mög lichste Vorsicht aufzulegen. Das geschah auch ein paar Tage. Die Journale waren in einiger Verblüffung über den außerordentlich glänzenden und herzlichen Empfang der deutschen Majestäten in Straßburg und bemühten sich vorerst, den Eindruck dieses Empfanges abzuschwächen, indem sie behaupteten, nur auf Com- mando der Behörden seien Fahnen ausgesteckt worden, die erschienenen Festgäste seien Badenser gewesen, die schmucken Elsaß-Lothringerinnen maskirte Beamtentöch- ter, und was dergleichen Späße mehr waren, bei deren Erzählung die drolligsten Confusionen mit unterliefen. Dann aber war man des trockenen Tones satt, Aus stellungsfrieden und Ausstellungsstolz wurden vergessen, und die letzten Tage haben ein nicht wiederzugebendes wüstes Geschimpfe gebracht, Alles nur deshalb, weil es der deutsche Kaiser unternommen hat, das durch den Vertrag von Frankfurt am Main am 10. Mai 1871 Deutschland wieder zugesprochene Elsaß-Lothringen zu besuchen. Für die Pariser Zeitungen bleibt das deutsche Reichs land französisch, zum mindesten muß die Besitzfraze offen gelassen werden, und daß die Bevölkerung ebenso denkt, darauf wirken die Blätter aller Parteien in ganz gleichem Maße hin. Egal, ob Boulangisten, Republikaner und Monarchisten, in diesem Punkte blasen sie alle dieselbe Trompete, und man muß die ungeheuere Macht der Presse in Frankreich kennen, um einzusehen, welche Folgen dieses wüthende Geschrei hat. Eine Belehrung oder Bekehrung ist absolut unmöglich. Mit Ausnahme der russischen Zeitungen haben die jenigen aller Länder gerade heraus.gesagt, daß die Franzosen närrisch seien, wenn sie Elsaß-Lothringen jetzt noch für sich reclamiren wollten; ganz gleichgiltig, hier ist absolut keine Aenderung zu erwarten. Man ist in Paris in einer Stimmung, die keinem Poten taten nur das Betreten des deutschen Reichslandes ver zeiht; wurde doch der arme Schah von Persien, dem der deutsch-französische Streit ganz sicherlich höchst „wurst" ist, selbst via Schweiz nach Süddeutschland spedirt, nur um nicht durch Elsaß-Lothringen zu kommen. Wenn wir uns an die schönen Friedensreden erin nern, die bei der Eröffnung der Weltausstellung und während derselben gehalten wurden, so kann man sich eines ironischen Achselzuckens nur sehr schwer erwehren. Die Pariser Regierung denkt, und die Pariser Blätter lenken das Volk nach ihrem Sinn, und die Presse ist, was Elsaß-Lothringen anbetrifft, mächtiger, als cs je eine Regierung sein wird. Die Ausstellung ist als großes Friedenswerk hingestellt und gefeiert worden. Dazu geholfen, eine Neigung zum wahren Frieden, eine Achtung vor den bestehenden Verträgen in Frank reich yervorzurufen, hat sie aber m keiner Weise. Es ist heute noch Alles genau ebenso, wie vor dem 1. Mai. Politische Nundschou. DeutsLes Reich. Der Kaiser begab sich am Montag Morgen zu einer Pürschjagd nach dem Wildpark, von welcher der selbe um 10 Uhr vormittags nach dem Neuen Palais i» Potsdam zurückkehrte, wo die laufenden Regierunzs- fachen erledigt wurden. Nachmittags unternahmen die j Majestäten eine Ausfahrt. Am Mittwoch treffen der s Kronprinz Wilhelm und seine Brüder aus Wilhelms- f Höhe wieder in Potsdam ein und am gleichen Tage ! begiebt sich der Kaiser zur Beiwohnung der Festungs manöver nach Küstrin. Die Kaiserin Augusta stattete, wie aus Schlangen bad gemeldet wird, dort der Königin Isabella von ; Spanien einen Besuch ab. ; Der „Reichsanzeiger" publicirt die Verleihung des s Schwarzen Adlerordens an den Erzherzog Franz s Ferdinand von Oesterreich, den präsumtiven Thron- l folger. j Die Ankunft des Kaisers von Rußland in Pots- z dam wird nach einem in Berlin umlaufenden Gerücht heute Dienstag erwartet. Da von den Behörden jede Auskunfsertheilung über die Czarenreise verweigert wird, so muß abgewartet werden, was da geschieht. Glaub haft klingt diese Ueberraschung nicht gerade. Die Stadt Straßburg überreichte dem Kaiser paare als Erinnerungs- und Gastgeschenk ein pracht voll gebundenes Werk „Deutsche Kaiser und Könige in Straßburg". Die Majestäten nahmen dasselbe mit lebhaftem Danke entgegen. Dem Reichstage scheinen auf militärischem Ge biete wirklich Ueberraschungen bevorstehen zu sol len: Nachdem neulich die „Köln. Ztg." mit Rücksicht auf Frankreich ziemlich unverblümt eine Verstärkung der deutschen Armee gefordert, giebt jetzt die „Nordd. Allg. Ztg." einen langen Artikel der „Hamb. Nachr." wieder, in welchem der Reichstag aufgefordert wird, sich die Bereitwilligkeit der französischen Kammern, für Militärzwecke sofort Geld zu genehmigen, zum Muster dienen zu lassen. Es heißt in den Haupt- sätzen des Artikels: „Wir wollen hier nicht untersu chen, ob Frankreich in der That soviel reicher ist, als wir, noch weniger, ob seine Finanzen auf die Dauer solchen Militär-Aufwand vertragen können. Wir wol len nur die Thatsache constatiren, daß Frankreich seit dem letzten Kriege seiner Heeresleitung in financieller Beziehung so zu sagen earts blaueste giebt. Zwei fellos ist das ein Ausfluß der Erkenntniß, daß selbst Milliarden immer noch fruchtbringender zum reichlichen Ausbau des Heeres und der Landesvertheidigung an gelegt werden, als zur Bezahlung von Kriegsentschä. digungen. Aber die großartige Opferwilligkeit, mit welcher Frankreich seit Jahren seine materiellen Hilfs ¬ quellen seiner Armee zuwendet, zusammengehalten mit den großen persönlichen Opfern, welche sich die fran zösische Nation durch das neue Wehrgesetz aufgelegt hat, lassen erkennen, daß nicht mehr Besorgniß für das eigene Land und Gegenwehr gegen fremden An griff das treibende Motiv bei seinen Rüstungen sind, sondern die Hoffnung, die Ueberlegenheit über uns zu gewinnen. Wir können nur wünschen, daß man bei uns das Verfahren des französischen Parlaments bei Geldbewilligungen für Heereszwecke nicht aus den Augen verliere." Auch die „Post" veröffentlicht Zuschriften, die sich im gleichen Sinne aussprechen. Da heißt es: „Wir dürfen uns nun einmal der Einsicht nicht ver schließen, daß Frankreich mehr leistet, als wir: mehr an persönlichen Opfern, mehr an Gelbopfern, mehr an Friedensstämmen, mehr an Berufsoffizieren, mehr an Festungen, mehr an Eisenbahnen für Kriegszwecke. Ob wir alle diese Mehrleistungen im Frieden ersetzen wollen und werden durch Mehrleistungen auf dem Schlachtfelde, oder ob wir uns auch schon im Frieden zu höheren Leistungen anspornen wollen, ist die Frage. Jedenfalls nützt eine Verdunkelung derThaisachennichts." > Zwei Wochen sind seit den Friedenstoasten der Kaiser s im Berliner Schlosse gerade vergangen, und nun schon wieder diese Allarmartikel! Wie soll da Ruhe in Han del und Wandel aufkommen? In dem festlich geschmückten Bochum ist am Sonn tag der diesjährige deutsche Katholikentag eröffnet worden. Anwesend waren die Abgg. Windthorst, Hert ling, Bachem u. A. Probst Köster bewillkommnete die Anwesenden. Windthorst dankte für die freundliche i Aufnahme, die ihnen zu Theil geworden und sagte, ; man habe Bochum zum Versammlungsort gewählt, ' um den Manifestationen Anderer gegenüber zu zeigen, daß der Kathollcismus den Muth habe, seine Fahne hier aufzupflanzen. Was die Lohnbewegung betreffe, so sei er der Ansicht, daß das Berhältniß zwischen Ar beitgebern und Arbeitern auf festen Grundlagen ge- gründet werden müsse. In der nächsten Parlaments session würde er und seine Freunde dieser Bewegung ! besondere Sorgfalt widmen. Die einzige Lösung der ! socialen Frage gipfele in der wahren Nächstenliebe. Zum Präsidenten des Katholikentages wurde der durch seine Thätigkeit auf socialem Gebiete bekannte Professor Hertling, zum 1. Vicepräsidenten Abg. Porsch, zum 2. Vicepräsidenten Capilularvicar Giese gewählt. Am Montag wurde die an den Papst gerichtete Huldigungs adresse verlesen und die Antwort desselben. Dann be gannen die Vorträge. In Mainz erregt die Verhaftung eines Wagner meisters, der seither fast ausschließlich für das dortige Artillerie-Depot beschäftigt war, großes Aufsehen. Alle Bücher, Briefe rc., die der Verhaftete in Besitz hatte, wurden confiscirt. Wie verlautet, hängt diese Ver haftung mit Unlerschleifen zusammen, die an der Mili tär-Verwaltung verüot sein sollen. Thatsache ist, daß auch gegen Militärpersoncn die Untersuchung eingeleitet worden ist. Die ganze Angelegenheit wird sehr ge heim gehalten. Aus Straßburg ist bereits ein Gesuch an den Kaiser nach Potsdam betr. die Aufhebung des Paß zwanges und die Gewährung von Jagdscheinen abgegangen. Bezüglich des Paßzwanges ist auf alle Uebelstände, alle Schäden, welche derselbe im Gefolge hat, hingewiesen und die Bitte ausgesprochen, daß, wenn diese Maßregel nicht völlig abgeschafft werden könne, doch wenigstens eine mildere Handhabung der»