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Mt „Welßerltz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und tzonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- üalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmh-MW. Amtsblatt Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk sam« Verbreitung staden- «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserat« mit «ntspr«chen- dem Aufschlag.-^ Einge sandt, nn r«aktion«llen Theile, die Spalteiqeil« A> Pfg- für die Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Cärt Ikhnt in Dippoldiswalde» Nr. 140. Donnerstag, den 29. November 1888. 54. Jahrgang. Neue Friedenshoffnungen. Die beunruhigenden Gerüchte, welche in letzter Zeit abermals über den Stand der internationalen Be ziehungen aufgetaucht waren, haben durch die Thron rede zur Eröffnung des Reichstages ein hocherfreuliches Dementi erfahren. In überraschend zuversichtlicher Weise ist von Kaiser Wilhelm der bestimmten Hoff nung auf die fernere Erhaltung des Weltfriedens Aus druck verliehen worden und der Hinweis auf die großen Auslandsreisen des Monarchen anläßlich seines Regierungsantrittes läßt klar erkennen, daß der jugend liche Herrscher aus den Ergebnissen seiner Besuche in Petersburg, Wien und Rom diese seine Friedenshoff nungen geschöpft hat. Er würde sich den versammel ten Vertretern der Nation gegenüber gewiß nicht mit solcher freudiger Zuversicht ausgesprochen haben, wenn er von den politischen Reisen nach dem Norden wie nach dem Süden unseres Welttheiles nicht die feste Ueberzeugung mit heimgedracht hätte, daß es gelingen werde, Europa das köstliche Gut des Friedens auch fernerhin zu erhalten und um so mehr tritt daher die Friedenskundgebung aus so hohem Munde hervor. Daß sich diese Auffassung des Kaisers mit den An schauungen seiner ersten Berather deckt, geht hinläng lich daraus hervor, daß sich in der Thronrede nicht die geringste Andeutung auf außerordentliche Rüstungs kredite vorfindet und selbst die neuen Marineforde rungen sind in einer Form gehalten, die unter allen Umständen weit entfernt ist, irgend welchen bedroh lichen Auffassungen Vorschub zu leisten. Die kaiser lichen Worte über die Weltlage sind denn auch nicht nur im Reichstage und nicht nur im deutschen Volke, sondern auch weit über die Rcichsgrenzen hinaus aller orten, wo man aufrichtig die Fernhallung der Kriegs geißel von den Nationen des Welttheiles wünscht, mit lebhafter und allgemeiner Zustimmung ausgenommen worden. Von ihr legen die zahlreich vorliegenden Preßäußerungen aus den politischen Zentren Europas Zeugniß ab und namentlich ist es wiederum die öffent liche Meinung der mit Deutschland eng verbündeten Reiche Oesterreich-Ungarn und Italien, welche mit warmer Anerkennung den Passus der deutschen Thron rede über die auswärtige Politik betont. So erklären die großen Wiener Blätter fast einstimmig, daß der friedensfreundliche Charakter der Thronrede ganz un gewöhnlich hervortrete und weisen sie mit Recht darauf hin, daß die vollständige Uebergehung des ungeheueren militärischen Apparates, über welchen Deutschland ver füge, seitens der Thronrede nur dazu beitrage, die in ihr ausgesprochenen Friedenshoffnungen nur noch schärfer und klarer hervortreten zu lassen. Aehnlich lauten die Echos zu der deutschen Thronrede in den Betrachtungen der Römischen und Londoner Zeitungen und auch im Czarenreiche hat man sich dem Eindrücke der sriedeathmenden Worte Kaiser Wilhelms nicht ent ziehen können, wie ein zustimmender Artikel des „Journ. de St. Petersb." bekundet, lediglich auf fran zösischer Seile scheint man sich mit einigen nichts sagenden Aeußerungen über die vom deutschen Kaiser throne ausgegangene neue Friedenskundgebung hinweg helfen zu wollen — es war dies wohl auch kaum anders zu erwarten! Gewiß wird Niemand behaupten wollen, es seien nunmehr die den Frieden Europas bedrohenden Gefahren mit einem Male geschwunden, dazu ist eben die Lage noch lange nicht angethan. Aber es ist doch wenigstens durch die kaiserliche Thron rede konstatirt worden, daß für die nächste Zukunft, soweit menschliches Ermessen reicht, für die Ruhe und Sicherheit Europas nichts zu befürchten ist und daß die aufgetauchten kriegerischen Gerüchte, welche schon begannen, eine nachtheilige Einwirkung auf Handel und Wandel zu äußern, durch die gegenwärtigen Ver hältnisse in der hohen Politik nicht im entferntesten begründet sind. Mit frischem Muthe und mit neuem Vertrauen können daher die Völker Europas dem ent gegenschauen, was die Zukunft, was das kommende Jahr bringen wird, für deren friedliche Gestaltung der unerschütterliche Fortbestand des europäischen Drei bundes allerdings nach wie vor die mächtigste und überzeugendste Garantie darbietet. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der am Montag stattge fundenen Stadtverordneten - Ergänzungswahl haben von 35 l stimmberechtigten Bürgern 217 von ihrem Stimmrechte Gebrauch gemacht und enthielten die Stimmzettel überhaupt 86 (!) verschiedene Namen. Folgende Herren gingen aus der Wahl als gewählt hervor. Von den Angesessenen erhielten: Weißgerber Theod. Müller 98, Schornsteinfegermeister Ebert und Mühlenbesitzer Heise je 83, Bezirksthierarzt Lehnert 76 Stimmen, beim zweiten und dritten der Genannten hat noch das Loos zu entscheiden, wer als Stadtverordneter und wer als Ersatzmann zu amtiren hat; von den Unan gesessenen erhielten: Privatus Mende 104, amtsh. Expedient Ludwig 82, Rendant Ulbricht 54 Stimmen, es rückt hier, da der zweite der Genannten bereits Ersatzmann ist, «uch der dritte noch als solcher ein. Die nächstmeisten Stimmen erhielten noch von den Angesessenen Kaufmann Jäppelt und Schneidermeister F. A. Heinrich je 67, Vorwerksbes. Jäckel 60; von den Unangesessenen Privatus Fischer und Buchdr.-Bes. Paul Jehne je 44 Stimmen. — Auf vorherige Einladung haben sich in voriger Woche eine Anzahl hiesiger Bürger versammelt und beschlossen, an die städtischen Kollegien folgende Petition abgehen zu lassen: Die cndesunierzeichneten diesigen Bürger gestatte» sich den geehrten städtischen Kollegien folgendes Gesuch ganz crgebenst oorzutragen. — Bereits als im Jahre 1885 bekannt wnrde, daß sich die hiesige Stadtvertrclung mit dem Entwurf eines neuen Regulativs über Erhebung von Gemeindeanlagen be schäftigte, wurde allseitig unter den Interessenten die Hoffnung laut, daß damit zugleich insofern eine bei Weitem gleichmäßigere Heranziehung der betr. Steuerzahler eintreten werde, als in Zukunft bei Erhebung der städtischen Anlagen, wie nun schon seit Jahren bei der Staatseinkommensteuer, die etwaigen Schuldzinscn bei Feststellung des Einkommens des Einzelnen in Abzug gebracht werden würden, nm so mehr, als die jedes Jahr neu erhobenen Unterlagen zur Schätzung jener Steuer, ja eine sichere Quelle für Ermittelung der Schuldzinsen ergeben. — Leider sahen die Unterzeichneten sieb damals bitter getauscht; wurden sich aber schlüssig, nicht sofort nach Veröffentlichung jenes neuen Regulativs den geehrten städtischen Kollegien durch Petitionen oder Beschwerden lästig zu fallen, indem man an nahm, daß die Erfüllung jenes Wunsches, bei der augenfälligen Berechtigung desselben, nur eine Frage der Zeit sein könne. — Um aper doch nunmehr das Ihrige zn thun, die Abstellung dieser großen Ungleichheit in der Belastung der hiesigen Ein wohnerschaft nach Möglichkeit zn beschleunigen, gestatten sich die crgebenst Unterzeichnete» das ergebenste Gesuch: Die ge ehrten städtischen Kollegien wollen beschließen, Vorsorge zn treffen, damit schon bei Erhebung der nächstjährigen städtischen Steuern etwaige Schuldzinscn der Steuerzahler durch Abzug derselbe» bei Auswerfung der Abgabe in Abzug gebracht wer den möchten. — Schon bei einer einfachen Vergleichung der Verschiedenheit der Einschätzungsresultate unter Ab- oder Zu rechnung der etwaigen Schuldzinsen im Unterschied zu denen aus schuldenfreien oder aus Gehalt oder Renten hcrvorgegan- gencn Einkommen, ist die aus dem zeitherigen Modus ent springende Ungleichheit eine so augenfällige, daß sich die Unter zeichneten jeder weiteren Motivirung ihres ergebenen Gesuches enthalten, vielmehr einer wohlgeneigten Berücksichtigung des selben vertrauensvoll entgegensetzend, zeichnen hochachtungsvoll crgebenst. Nachdem diese Petition sodann 163 Unterschriften, meistens mit Wohnhäusern angesessener Bürger, er langt hatte, ist dieselbe am 27. November an den Stadtrath abgegeben worden. Indem wir die Petition in ihrem vollen Wortlaute veröffentlichen, enthalten wir uns jeder Meinungsäußerung über dieselbe, sind aber gern bereit, etwaige Aeußerungen für und wider dieselbe zur Veröffentlichung zu bringen. — 29. November. Das den amtshauptmannschaft lichen Bezirk Dippoldiswalde zum größten Theile be rührende Eisenbahnprojekt, von Niedersedlitz aus über Kreischa, Poffendorf, durchs Poisenthal nach Deuben eine Schienenverbindung zu schaffen, hat neuerdings die dabei zunächst betheiligten Ortschaften lebhaft be schäftigt, wird vielfach erwogen und scheint selbstver ständlich Anklang zu finden. Inwieweit dasselbe außer dem lebhaft gefühlten Bedürfnisse, auch den nördlichen Theil der Amtshauptmannschaft in das Eisenbahnnetz einzubezirken, dem anderen Bedürfnisse, eine Entlastung der Dresdner Bahnhöfe und zunächst des Böhmischen Bahnhofs herbeizusühren, genügen könne, vermögen wir selbstverständlich nicht zu sagen. Doch wollen wir darüber jetzt nicht streiten; es ist vielmehr unsere Absicht, ein schon Anfang der 70er Jahre aufge tauchtes, damals zum Theil bearbeitetes Projekt in die Erinnerung zurückzurufen, das allerdings wie kein anderes geeignet sein würde, nicht nur den Böhmischen Bahnhof in Dresden, wie überhaupt die Strecke Pirna- Dresden wesentlich zu entlasten, sondern auch zugleich eine Bahnverbindung herzustellen, die die Entfernung zwischen zwei der bedeutendsten Eisenbahnstationen um mindestens ein Drittel abzukürzen geeignet wäre. Wir meinen die direkte Verbindung zwischen Pirna und Freiberg. Bereits dem Landtage 1872—73 hat dieses damals von einem Dresdener Konsortium angestrebte Projekt vorgelegen, ist in der am 26. und 27. Januar 1873 stattgefundenen Eisenbahndebatte in der zweiten Kammer allerdings abgelehnt worden, aber mit dem Zusatze „zur Zeit", woraus also hervorgeht, daß die Bedeutung desselben im Allgemeinen anerkannt worden ist. Sicher würde man seitens des genannten Kon sortiums beim nächsten Landtage abermals um Ge nehmigung nachgesucht haben, wenn nicht inzwischen durch den sogenannten „großen Krach" dieses, wie so manches andere Projekt hätte fallen müssen. Aber trotz dieses Umstandes wird man die volkswirthschaft- liche Bedeutung desselben nicht verkennen können, und es wäre sehr zu wünschen, daß seitens der durch eine solche direkte Verbindung zwischen Pirna und Freiberg berührten und interessirten Ortschaften und Industrie stätten aus das Projekt zurückgekommen und dasselbe der kgl. Staatsregierung zur wohlwollenden Prüfung und Erwägung empfohlen würde. Näher auf die Darlegung der volkswirthschaftlichen Bedeutung dieser direkten Verbindung einzugehen, würde sich erst nöthig machen, wenn die Idee Anklang finden und sich maß gebende Kreise für die Ausführung derselben interessiren sollten. Es würde uns in der Thal sehr erwünscht sein, wenn uns in der beregten Angelegenheit Kund gebungen zugehen sollten. Wir eröffnen hiermit die Debatte. — Das in unserer nächsten Nähe befindliche Eisen hüttenwerk Schmiedeberg befaßt sich, wie wir bereits früher besprochen haben, mit der Produktion eines, von der gesammlen Maschinenbauindustrie und ver wandten Branchen immer mehr in Aufnahme kommen den Materiales, dem sogenannten Schmiedebaren Eisenguß, der die hervorragende Eigenschaft besitzt, als vollständiger Ersatz für mit der Hand geschmiedete Maschinentheile zu dienen. Dieses Material wird in fertige Facons als Maschinentheile gegossen und durch den sogenannten Taucherprozeß in ein Material ver wandelt, welches dem geschmiedeten Eisen an Qualität der Schmiedebarkeit gleich ist. Durch die fortwährend steigende Nachfrage in diesem neuen Industriezweig der Eisenindustrie sehen sich die Besitzer des Werkes ver anlaßt, ihren Betrieb erheblich zu erweitern. — Nach § 5 der zu Ausführung des Gesetzes vom 16. April 1884, die gewerbmäßige Ausübung des Husbeschlages betreffend, unterm 17. April desselben Jahres ergangenen Verordnung sind die Namen und Wohnorte der als „geprüfte Hufbeschlag meister" diplomirten und derjenigen Schmiede bekannt zu machen, welche auf Grund bestandener Prämien-