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So war das äußere Bild der heutigen Erössnungssitzung der Haager Schluhkonscrenz würdig und feierlich. Der entzückende «ein- Saal der Zweiten Kammer In seiner ruhigen und schlichten Vornehmheit lieb zwar Zu schauer und Journalisten wegen der Enge der Tribünen und Logen nicht ganz zu ihrem Recht kommen. erwies sich sonst aber als geeignet. Da es seit dem Sommer iS einladende und ciiigcladene Mächte geworden sind, hat der grosse Ovalttich vom August nicht mehr anögereicht. So hat man in der Mitte des Saales ein Viereck aus Tischen zusammengestellt, an ddssen Außenseiten die Delegationen ihre Plätze haben. Im Inneren des Vierecks stehen die Tische sitr die Stenographen und die Ilebcrsctzcr. den übrigen Teil de? Saales füllen Bänke für die diplomatischen Hilfskräfte und Sachverständigen auS. Dem diplomalischen Korps sind besondere Plätze angewiesen. Die Journalisten und Pressephotographcn sitzen oder stehen eng gedrückt ans der Tribüne. In den Seilenlogen schließlich Kopf ä„ Kops dte wenigen Zuschauer, denen cs gelungen ist. eine Eintrittskarte zu erhalten. Kurz vor 5 Uhr kamen die Delegationen nach und nach, l einzeln und ungezivungcn, in den Saal. Die vier -cutschen Delegationsmiuifter nmren unter den erste«. ! Einzelne Begrüßungen svlgten. aber im ganzen wurde 'Distanz gehalten. Die weihen, buschigen Köpfe der beiden Belgier Ja spar »nd Hum ans sielen wie immer «ms. Briand kommt gebückt, etwas müde, ihm zur Sette der neue Ministerpräsident Tarbteu, einst Clemen- ceaus rechte Hand bet der Abfassung des Versailler Diktats, jugendlich und energisch neben dem Alten. Beachtet werden natürlich vor allein die neuen Erscheinungen: Gras Bethlen. Ungarns Führer. Schober der neue Man» in Oesterreich, und die Bulgaren. Snowden lünlt mühsam in den Saal und setzt sich neben die Franzosen, die nun gleichfalls Platz nehmen Die übrigen Delegationen folgen. Man erkennt in der langen Reihe noch das brett- gedrückte Mongolengesicht TttulcScnS. die pfiffigen Züge Be» eick, s. den kleinen zerknitterten Japaner Adatschi, die breite Gestalt des italienischen Delegierten Mosconi und viele andere bekannte Köpfe. Hammerschläge des Präsidenten! ES wird still. A<üvar eröffnet öte Konferenz mit Dankesmorten an die holländische Königin und die Re gierung. Als der Uebersetzer diese wenigen Worte in Eng lisch wiederholt hat, ertönt plötzlich eine Art Kommando- rusvondcrTribüne.üie Delegierten wenden die Köpfe, daSBlitzltchtderPressrphotvgraphen flammt aus. In Gens arbeitete man für solche Zwecke mit Jupiter- lampen. Nun erhebt sich Ja spar zum zweite» Mal. Es ist selbstverständlich, daß e r Präsident ist und bleibt, obwohl aus der ersten Haager Konferenz eigentlich ein regelmäßiger Wechsel des Präsidenten vereinbart worden war. Er ält die Rede eines VereinSvorsitzcnden, der eine Uebcrsicht iber das vergangene VcreinSjahr gibt und die Verdienste seines Vereins natürlich gebührend unterstreicht. Es wird der Männer gedacht, die nicht mehr hier sind, wobet einige warme Gcdcnkworte für Strcscman« fallen, und es werden die neuen Männer begrüßt: Tardieu, Schober, Schmidt. Moldcnhauer, Gras Bethlen. Dann wird Jaspar politisch, aber er bewegt sich in Allgemeinheiten: „Frieden, Frieden, Frieden, Liquidation des Krieges, Zu sammenarbeit, guter Wille", — die nur zu bekannten Phrasen, denen leider keine entsprechenden Taten gegennberstehen. Dem Deutschen, der daran denkt, daß diese ganze Gesellschaft von Ministern fast ausnahnislos nur zusammengckommcn ist, um uns zu schröpfen und unter Bruch früherer Verträge und ans der Grundlage einer Lüge — der Kriegsschuldlüge — uns zu lebenslänglicher Fronarbeit zu verurteilen, kommt «tn bitterer Geschmack aus die Zunge bei soviel Selbstzufrieden heit. Jedenfalls sollte die deutsche Delegation die Herren beim Wort nehmen. Konkretes fehlt in der Rede, höchsten» hatte der Hinweis auf die Kürz« der zur Verfügung stehenden Zeit und dte ausdrückliche Betonung, man setze jetzt nur »ie erste Haager Konferenz fort. cS gebe keine neue Konferenz, einige« politisches Gewicht. Alles soll eben zwangsläufig gemacht werden, man will n»S keine Zeit znr Selbst-csinuung kaffe». keinen Anhaltspunkt für neue grundsätzliche Forderungen. Nur möglichst schnell und geräuschlos arbeiten, damit Deutschland nicht auswacht, bevor alles beendet ist! Kurzer Beifall, als Jaspar seine Rede schloß. Dann wird nach einigen höflichen Sätzen dte öffentliche Sitzung geschlossen. gn -er nun folgenden gebetmen Tagung wurden, wie erwartet, zwei Komitees gebildet, eines für die deutschen Tribute, an denen auch dte kleinen Gläubiger bedauerlicherweise beteiligt werden, und eins für Ostreparattonen. Vorsitzender des ersten Komitees ist Iaspar, des zweiten Loucheur. also wieder ist der Vorsitz in belgisch-französischen Händen! Vorläufig sollen allerdings die sechs einladenden Mächte die eigentlichen Verhandlungen über die deutsche Frage führen, die kleineren Tributmächte sollen aber Gelegenheit erhalten, ihren Standpunkt zur Gel tung zu bringen, wenn die Frage der deutschen Tribute ab geschlossen wird. Die e r st e Kommission konstituierte sich sofort im Anschluß an die Vollsitzung und hielt ihre erste Besprechung ab. Die Ergebnisse -er Vorkonferenz Parker Gilbert wir- eingela-en Im Haag. 8. Januar. Die sechs einladenden Mächte Deutschland, England. Frankreich, Belgien, Italien und Japan sind am Freitag 8 Uhr nachmlttagS zu einer privaten Besprechung zusammcngetrctcn, in der endgültige Beschlüsse über die Arbeitsmethoden und den weiteren Verlauf der Kon ferenz gefaßt worden sind. Die vier deutschen Rcichsmintster nahmen an dieser Vorkonferenz teil. In der Vorkonferenz ist übereinstimmend der Wunsch zutage getreten, die entscheidenden Fragen möglichst aus schließlich in dein kleineren Kreise der sechs einlabcirdcn Mächte zu behandeln und zu entscheiden, und die übrigen kleine» Mäclitc nur nach Bedarf zu den einzelnen Fragen hinzu- zuzichen, um so eine Beschleunigung und Vereinfachung der Verhandlungen herbeiznsühren. Dte Vollkonferenz wird so dann in der nächsten Sitzung folgende Einladungen zur Teilnahme an der zweiten Konferenz ergehen lassen: An den Generalagenten für die Reparationen, an dte Treuhänder des TaweSplanes, an die Kommission der Internationalen Bank. Die Teilnahme der Treuhänder ist nvtwcndtg im Hin blick auf die Verhandlung der Frage der verpfändeten Ein nahmen nach dem DaweSplan. Die Anwesenheit des Re- parationsagenten auf der Haager Konferenz wird im Hin blick ans die Uebericitnng der Tätigkeit der NeparationS- kvmmission ans die Bank für Internationale Zahlungen alS notwendig angesehen. Der Vorsitzende der Badener Kom mission für die BIZ., Reynolds, hat sich bereits einge- schisft und trifft am 10. Januar in Paris ein, so daß der Zusammentritt des Ausschusses für di« BIZ. am 11. oder 12. Januar im Haag zu erwarten ist. Als äußerster Schlußtag der zweiten Haager Konferenz wird der 17. Januar angesehen» > da der Generalsekretär der Haager Konferenz. Str Morris 1 Hanke», gleichzeitig Generalsekretär der Londoner Flotten« ! konsercnz ist und mit seinem Stab bereits am 18. Januar tn London eintresfen muß. — DcrBölkerbundSrat wird notfalls nicht mit den Hauptdclegierten selbst beschickt werden:' sprach« zu nehmen. es scheint jedoch möglich, daß Reichöaußenminister Dr. Curttus und auch B r i a n d zu der Eröffnung des Bölker- bundSratcs am 13. Januar ans zwei bis drei Tage nach Gens reisen und dann nach dem Haag zurlickkehren. Wie verlautet, hegt Dr. SurtiuS den Wunsch. Deutschland auf dem Völker- bundsrat wenigstens tn den ersten Tagen zu vertreten. Der Beobachter der amerikanischen Regierung, Wilson, nimmt an allen Verhandlungen der Konferenz, insbesondere auch an Len geschlossenen Sitzungen der sechs einladenden Mächte, teil. Aus deutscher Seite wird besonderer Wert aus seine Anwesenheit gelegt, obwohl dte Rcparattonsbeztehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten in dem deutsch-amerikanischen Abkommen geklärt worden find. » Sonnabend vormittag werden nach dem am Freitag ge faßten Beschluß dte Finanzsachverständigen der sechs ein ladenden Mächte znsammentreten, um den Gtreltstand in der Reparationsfrage festzulcgcn, b. h. Feststellung der EtnigungS- nnd der Differenzpunkte, Teilung der Fragen tn wichtige, zu deren Behandlung dte Teilnahme der Minister erforderlich ist. und unwichtige, die ausschließlich im Kreise der Finanz- sachverständigen geklärt werden können. Gnslisch-franzöfi'che Gintgkett Im Haag, 3. Januar. Der Haager Sonderberichterstatter der Agentur Havas meldet» daß Darbte«, Briand, So«, cheur «nd Ehsron beute vormittag mit den französischen Sachverständigen noch einmal die französische« Thesen über« prüft hatten. Im Anschluß daran feien Tardtea «nd der englische Schaßkanzler Snowden in INstündiger Unterredung dte durch die Anwendung deS UonngplaneS aufgeworfenen Fragen dnrchaeganaen. Sle hätte« »olle Ueberein» ftimmung ihrer Ansicht hinsichtlich der in Aussicht genom menen Lösungen «nd der aus der Konferenz ein,«schlagenden Arbeitsmethoden sestgestellt. Reichsanßenminister Dr. EnrtinS besuchte heute vor mittag bald «ach seiner Ankunft im Haag den bisherigen Prä sidenten der Haager Konferenz, de« delgifchen Ministerprä sidenten Jaspar. um über die ttchnischen technischen Angelegenheiten und de« bisherigen Verlaus der Borarbeite» mit ihm Rück- Am Fn-iens Kaiserkrone Seit der Beendigung des Weltkrieges gärt es unter den Völkern Afrikas und Asiens. Das ist kein Wunder, hat doch dte Entente durch die Verwendung kolonialer Hilfsvölker auf den Kriegsschauplätzen alles getan, um den Glauben an den europäischen Uebermcnschcn gründlich zu zerstören. England und auch Frankreich haben es aber nicht nur dabei gelassen, ihre Hilfstruppen für das Kriegshandwerk abzurichten, sie haben, um den Nimbus des weißen Mannes vollends zu ver nichten, die Kriegsgreucl und Hunnenmärchen auch unter den Eingeborenen ihrer Kolonien verbreitet. Das beginnt sich jetzt langsam an ihnen zu rächen. Die Hauptleidtragenden sind dabei die Engländer. Sie herrschen über Völker, die über eine uralte kulturelle und geschichtliche Tradition verfügen und die selbst eine Führerschicht von hoher geistiger Bildung besitzen: Aegypter und Indier. Insbesondere den Indiern hatte man für treue Gefolgschaft das Domlnlnmstatnt, die Selbstverwaltung innerhalb des Imperiums, zugesichert. Die englischen Versprechungen wurden geglaubt, zahlreiche Frei- willige strömten zu den Waffen. Selbst Gandhi stellte sich als Sanitäter zur Verfügung. Nach dem Weltkriege zeigte eS sich rasch, baß England nicht an dte Einlösung seines Versprechens dachte. 1019 erklärte die englische Regierung zwar abermals, sie bereite die indische Selbstverwaltung vor, aber sie ent wertete dieses erneute Versprechen durch zahlreiche Vorbehalte. Rur schrittweise, so erklärte die Regierung, könne auf dieses Ziel htngearbeitet werden. Und das Tempo? Ja, das behalte sich England natürlich ganz vor. Tiefe, tiefste Enttäuschung tr ganz Indien. Kamps gegen das betrügerische England wurde dte Parole. Aber Indien müßte nicht bas rätselhafte Land geheimnisvoller innerer Kräfte sein, wenn es diesem Kampfe nicht eine besondere Note verliehen hätte. Es war ein selt samer Krieg der Seele gegen die Gewalt. Der Führer in diesem Kreuzzug gegen Albion war ein Schwärmer, den seine Landsleute die „Große Seele" nannten, war Gandhi, der Nationalhcilige. Er erhielt nngchcurcn Einfluß anf seine Landsleute durch Mittel, d!c dem Europäer völlig fremd sind. Ein völlig unscheinbarer Mensch, häßlich und schwächlich, fast ein wandelndes Gerippe, notdürftig mit einem selbstgcwebten Tuch bekleidet, dabei von höchster Bildung, einst ein viel gesuchter Rechtsanwalt, der an den englischen Universitäten mit Auszeichnung studiert hatte, früher reich, jetzt tn frei williger Armut lebend, sein Leben mit einigen Früchten und etwas Milch fristend, kurz, der typische indische Aszet, bas ist Ghandi. In Europa würde man einen Menschen dieser Art verlachen, tn Indien wird er zum Volksführer, ja zum Nationalheiligcn. Denn Indien, das Land des märchenhaften Reichtums, ist tn Wirklichkeit von bitterer Armut beherrscht. DaS Hungerleidcn ist eine nationale Kunst, die von 800 Mil lionen dieses in seinen fruchtbaren Flußniederungen außer- ordentlich dicht besiedelten Landes geübt werden muß. Nir gends gibt es so viele wandelnde Gerippe wie tn Indien. Und aus dieser Tatsache erklärt sich die inbrünstige Verehrung für den freiwilligen Aszeten Gandhi. Als er seinen Ruf nach passivem Widerstand gegen bas englische Regime tn den Jahren 1920 bis 1922 erhob, folgte ihm ein begeistertes Volk. Sein Programm der Befreiung Indiens von britischer Herr schaft war denkbar einfach. In drei Punkte läßt es sich zu- sammcnfassen: Keine Zusammenarbeit mit den Eng ländern, kein Widerstand gegen die Negierung und keine Ge walttätigkeiten. Absolute Passivität und geduldiges Ertragen jedes Unrechtes als Mittel nationaler Befreiung: eine selt same Politik, die aber durchaus dem indischen Volkscharakter entsprach. Trotzdem erreichte Gandhi sein Ziel nicht. Die Gründe dafür lagen in erster Linie darin, daß die indische Intelligenz ihre Mithilfe für dieses allzu schwärmerische Pro- gramm versagte. Zum anderen aber darin, baß der zart, besaitete Gandhi, durch blutige Unruhen erschreckt, den pas siven Widerstand selbst auf einen späteren Zeitpunkt verschob. Unterdessen wirkte die Erklärung der englischen Regierung über die Ausarbeitung einer indischen Verfassung für einige Zeit beruhigend. Im Jahre 1927 erschien denn auch eine Kommission des englischen Parlaments unter Führung deS Liberalen Sir John Simon tn Indien, die praktische Vor- schlage machen sollte. Sie verfiel jedoch dem nationalen Boykott, weil die Engländer sich weigerten, einen Indier zu den. Beratungen hinznzuzichen. Dte indischen Parteien arbeiteten nun selbst einen Verfaffungsentwurf auS, der den DominionSstatns verlangt, jedoch in der heiklen Frage der indischen Armee den Engländern weitgehende Zugeständnisse machte. Auf dem vorsährtgen Alltnbischen Kongreß, der alljährlich tagenden großen indischen VolkSorgantsation, wurde dieser Entwurf angenommen. Zugleich beschloß der Kongreß, Indien würde sich nur bis »um 81. Dezember 1920 mit dem DomInIumstatuS begnügen. Set er bis zu diesem Termin nicht bewilligt, so fordere es völlige Unali- hängtgkett. England ist aus das Ultimatum nicht ein- gegangen. Mit dieser Situation hatte sich nun der diesjährige Allindische Kongreß, der soeben in der nvrdindischen Stadt Lahore beendigt wurde, auSetnanberzusetzen. Er nahm einen imposanten Verlauf. Eine Biertelmtllion Indier, darunter