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UWWNWM Ar. 261 I I Mittwoch, den 6. November lS40 genu»!- SauptgeschLflsstelle «», Sammel - Nr. r»1I Iayrg. 93 Seit Kriegsbeginn 7,1 Millionen BRT. Abfuhre«. feindliche« Schiffsraums vernichtet. Allein im September und Oktober über 1,S Millionen BRT. — Schwere Treffer ans zwei feindliche Borpostenboote. — Nene Brände und Explosionen als Folge ausgedehnter Luftangriffe. Berlin, 6. Nov. Das Oberkommando der Wehr macht gibt bekannt: Kampffliegerverbände setzten am 3. November und in der Nacht zum 6. November ihre Bergeltnngsflüge gegen London fort und verursachten an vielen Stellen neneBrLnde und Explosionen. Zahlreiche Luft angriffe richteten sich außerdem auf Hafen-, Industrie- und Verkehrsanlagen in Süd- und Ostengland, wobei vor allem in Great Yarmouth heftige Explosionen zu beobachte« waren. 3m Laufe des Tages kam es zu mehreren für uns erfolgreichen LuftkSmpse«. Deutsche Jäger schoflen allein vor Portland neun feindliche Flugzeuge ohne eigene Verluste ab. Bei nächtliche n»A »griffen auf schottische Hafen- und Industrieanlagen konnten in Dundee besonders starke Brände festgestellt werden. Am Pentland-Firth erhielten zwei feindliche Vorpostenboote so schwere Treffer, daß mit ihrem Verlust zu rechnen ist. Das Verminen britischer Häsen wurde fortgesetzt. Britische Flugzeuge flogen bei Nacht in Hol- land und in das Reichsgebiet ein und warfen an verschie denen Orten Bomben. Nur an einer Stelle gelang es ihnen, eine Industrieanlage zu treffen und dabei in einer Spin nerei ein Nebengebäude in Brand zu setzen. Das Feuer jedoch i« Kürze gelöscht werde«. Die übrigen B»m- b/n fielen entweder auf freies Feld oder in Wohnviertel, wo einige Häuser beschädigt, zwei Zivilisten getötet und mehrere verletzt wurden. Die gestrigen Verluste des Feindes betrugen 2 3 Flug- zeuge, davon 21 im Luftkampf, eines durch Flakartillerie und eines durch Marineartillerie. Sechs eigene Flugzeuge werden vermißt. Beim Verminen britischer Häfen zeichnete sich das Kampfgeschwader „General Wever" in ununterbrochenem Nachteinsatz auch unter ungünstigsten Wetterverhältnlffen besonders aus. Die Kriegsmarine führte in den beiden vergangenen Monaten den Handelskrieg gegen England mit steigendem Erfolg. Auch die Luftwaffe griff «eben der Durchführung ihrer Hauptaufgabe, dem Einsatz gegen die britische Insel, in den letzten beiden Monaten eine große Zahl von Schiffen und Geleitzügen an. Es wurden an feindlichem oder dem Feind nutzbarem Handelsschiffsraum in den Monaten September und Oktober versenkt: 1 3V8 600 BRT., davon durch Unterseeboote allein 94k 000 BRT. ' Damit sind seit Kriegsbeginn insgesamt 71K2200BRT. feindlichen oder dem Feinde nutzbaren Handelsschiffsraumes vernichtet worden. Hieran sind beteiligt: Ueberwaflerstreitkräfte der Kriegs marine mit 1810 000 BRT., Unterseeboote mit 3 714 000 BRT., Verbände der Luftwaffe mit 1638 200 BRT. Nicht eingerechnet sind in diesen Zahlen die Verluste an feindlichen Kriegsschiffen und Kriegsfahrzeugen, sowie die Verluste der feindlichen und für England nutzbaren neutralen Handelsschisfahrt infolge von Mincnunterneh- mungen der Kriegsmarine oder der Luftwaffe und infolge Beschießung durch Küstenbatterien. Die Gesamtverluste des Feindes seit Kriegsbeginn liegen demnach noch wesentlich höher, zumal die schwerbeschädigten Schiffe — die Luft waffe allein hat seit Kriegsbeginn Handelsschiffe mit mehr als 3 Millionen BRT. zum großen Teil schwer getroffen — nicht in vorstehenden Zahlen enthalten sind. Es kann aber mit Sicherheit angenommen werden, daß ein Teil dieser beschädigten Schiffe ihre Heimathäfen nicht mehr erreicht hat oder nicht mehr wieder hergestellt werden konnte. Wenn die englische Regierung in den letzten Tagen erneut davon schwätzen ließ, die Straße des Sieges beginne sich bereits abzuzeichnen, so dürfte diese naive Reklame nicht ohne einen Seitenblick nach Moskau gemacht worden sein. Man hat sich dort bereits manche Abfuhr geholt und immer will man in England noch nicht begreifen, daß Rußland gar nicht daran denkt, der englischen Plutokratie als Vorspann zu dienen. Nun hat der englische Botschafter in Moskau, der „Arbeiterparteiler" Sir Stafford Cripps, auf den seine Regierung so große Hoffnungen setzt, eine neue Ohrfeige erhalten, als Churchill sich in echt englischer Dreistigkeit anmaßte, Kritik an der Teilnahme der Sowjetregierung an der neuen Donaukommission zu iiben. Herr Cripps mußte eine Antwort entgegennehmen, die recht deutlich war. In ihr wird u. a. festgestellt, daß die Behauptungen des englischen Protestes Lügen sind. Weiter wird die britische Regierung recht unsanft daran erinnert, daß Versailles ein Verbrechen gewesen ist, und dann wird klar zum Ausdruck gebracht, daß England überhaupt nichts an der Donau zu suchen hat. Man denke: das Weltreich England I Wer nun annehmen sollte, daß die Gentlemen in der eng lischen Negierung damit einmal genug haben, der wird sich freilich täuschen. Die politischen Gesinnungslumpen an der Themse haben jede Scham verloren, und so werden sie sich weiter um die Gunst Moskaus bemühen, auch wenn sie dort noch so sehr gestäupt werden. Die überlieferte englische Einmischungspolitik hat in den letzten Tagen auch an einer anderen Stelle Europas Schiff bruch erlitten, indem Spanien die „internationale" Zone von Tanger, die es seit dem Juni besetzt hat, sich kurzer Hand einverleibte. Damit ist — gegen den Willen Englands — insofern einem unerträglichen Zustand ein Ende gemacht worden, als Spanien auf dieses Gebiet vor allen anderen Mächten den alleinigen Anspruch hat. Daß die Tangerzone den spanischen Besitz gegenüber Gibraltar abrundet, sei nur am Rande bemerkt. Auch die heute im „E. V." veröffentlichten Auslassungen des Grafen de Brinon, des neuernannten Botschafters Frank- reichs in Washington, sind für die Londoner Vorkriegspolitik kein Ruhmesblatt. Sie bestätigen die durch das deutsche Weiß buch Nr. tz bereits an die Sonne gebrachten, in London aus geheckten politischen Intrigen gegen Deutschland und das mit ihm verbündete faschistische Italien und zeigen überdies, daß die ach so starke Londoner Regierung (und in ihrem Schlepp tau die Herren Daladier usw.) sich in heiklen politischen Lagen immer neuen Mut von jenseits des Ozeans geholt hat. Fälschungen von Tatsachen, schlechte Ratschläge und der Druck einer hohen Persönlichkeit der USA. spielen in den Aus führungen de Brinons eine bezeichnende Rolle, besonders auch im Hinblick auf das großzüigge Friedensangebot des Führers, das durch verbrecherische Machenschaften jeder Art in London sabotiert worden ist. Vf. Gestern viermal Luftalarm in Loudon. Aus Stockholm wird gemeldet: Am Dienstag erlebte London, wie das britische Lnftfahrtministerium bekanntglbt, verschiedene Luftangriff«, die jedesmal von mehreren Geschwadern ausgeführt wurden. Am späten Nachmittag sei der vierte Luftalarm gegeben worden. Ein Angriff sei auch über der Grafschaft Dorset erfolgt. Auch über mehreren Städten in Ostkent seien Bomben abgeworfen worden. Reuter meldet weiter: Sowie gestern die Dunkelheit be gann, wurden die deutschen Luftangriffe fortgesetzt. In der Nacht zum heutigen Mittwoch gab es den frühesten Luftalarm, den die Hauptstadt des Empire seit Beginn des Krieges erlebte. Kurz nach dem Alarm seien auch schon die deutschen Bomber über London erschienen. c „Daily Mail" klagt darüber, daß täglich aus dem ganzen Lande Äteldungen über Plünderer eintreffen, die von Kriegsgerichten abgeurteilt würden. An einem einzigen Tage Hütten solche Verhandlungen in Grays, in Woolwich und in Weybridge, wo sechs Unteroffiziere und Soldaten vor dem Kriegsgericht standen, stattgefunden. In einer Stadt an der Ostküste habe ein IKjähriger Arbeiter 63 Plünderungen eingestanden. „Daily Mail" schreibt dazu. An die Stelle der Ausschweifungen des Nachtlebens in Westend sind die Plünderer getreten. Statt der Betrunkenen und Raufbolde gibt es in Ostend jetzt die Plünderer, sie übertreffen alle anderen Verbrecher im Verhältnis von 5 zu 1. Die Po lizei hat kürzlich die Zahl der Beamten verdoppelt, so daß die Ergreifung von mehr Plünderern zu erwarten ist. Was die Plünderer selbst anbetrifft, so befinden sich unter ihnen oft junge Leute, die es als Sport betrachten, zu plündern. Da gibt es auch alte Leute, die angeben, sie brauchten die ge stohlenen Lebensmittel für ihre hungrigen Kinder, oder sie brauchten Geld, um es ihren Frauen und Kindern zu bringen. Die englische Stimmungsmache «nd die Wirklichkeit. Der Umfang der deutschen Luftangriffe in der Nacht zum gestrigen Dienstag, in deren Verlauf — laut OKW.-Bericht — allein auf London 1500 Bomben aller Kaliber abgeworfen wurden, kann nicht einmal vom Londoner LUgenministerium vollkommen geleugnet werden. So begnügte man sich mit dem angesichts des deutschen Einsatzes geradezu lächerlichen Der- such, die Wirkung dieser Vergeltungsangriffe noch Kräften zu verkleinern. So heißt es in dem amtlichen Bericht des Luft fahrtministeriums u. a.,' die Angriffe feien sehr ausgedehnt gewesen und in ziemlich großem Maßstabe durchgeführt wor den. An mehreren Orten in Enland und Schottland seien Bomben abgeworfen worden, aber „nach den bis jetzt vor liegenden Meldungen" seien die Opfer an keiner Stelle zahl reich und die Schäden „verhältnismäßig leicht" gewesen. London war nach dem Bericht von neuem das Hauptziel, aber es fielen auch Bomben auf zwei Städte in den Midlands, am Mersey und auf eine gewisse Anzahl Ortschaften in SUdost- cngland, den östlichen Grafschaften und Schottland. Der Angriff auf das Londoner Gebiet wurde während der ganzen Dunkelheit fortgesetzt und an mehreren Stellen wurden Bomben abgeworfen. Obgleich „einige Schäden" angerichtet worden seien, zeigten die bisher vorliegenden Meldungen, daß die Zahl der Getöteten oder Verletzten klein ist. Was wieder einmal eine unbeabsichtigte Bestätigung dafür ist, daß die Ziele der deutschen Bomben militärische Objekte sind. Immerhin" sind die Schäden doch so groß, daß die Negierung eine Heraufsetzung der Prämien sür die Schüdenversicherungen erwägt, um die Versicherungsgesellschaften zahlungsfähig zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß der „Daily Herald" zugeben muß, der große Einsatz von U-Booten habe England innerhalb von fünf Tagen mehr Verluste an Handelsschiffen gebracht als je zuvor, mit Ausnahme von Dünkirchen. * „Lichtblicke." Die Londoner Zeitschrift „John Bull" veröffentlicht regel mäßig auf der ersten Seite eine Zusammenstellung unter der Ueberschrift „Lichtblicke", in der die Lage Englands rosig und die der Achsenmächte „geradezu verzweifelt" dargestellt wird. Ein paar Beispiele: Bomben, die auf die Midlands abgewor fen wurden, enthielten Sand oder Sägespäne . . . Aus Furcht vor dem englischen Angriff wird die Evakuierung der Bevölkerung Westdeutschlands nach Frankreich beschleunigt . . Die deutschen Zivilisten werden gezwungen, jede Nacht zwei Stunden zu arbeiten, um die von der RAF. angerichteten Schäden -wieder zu beseitigen. Nicht unter diesen „Licht- blicken" ist zu finden, daß in Rundfunk und Presse die RAF. nach wie vor die Reklametrommel rühren muß, um die nöti gen Rekruten für die Luftwaffe zu werben. Neben einer Herabsetzung der Ausbildungsdauer für englische Piloten hat mn, wie die britische Botschaft in Washington (!) be- anntgibt. jetzt auch die Altersgrenze für freiwillige Flieger in der englischen Luftwaffe von 28 auf 31 Jahre erhöht. Es scheint also, entgegen allen großsprecherischen Erklärungen über die täglich wachsende Stärke der Luftwaffe, an dem wich- tigsten, nämlich an ausgebildeten und erfahrer m Piloten, zu fehlen. Zwtschenzählung: Mehrheit für Roosevelt Stärkste Beteiligung an der Wahl. Neuyork, 6. Nov. Eine Zwischenzählung ergab heute früh 17 061280 Stimmen für Roosevelt und 13 779002 für Willkie. Infolge des Wahlsystems ergibt sich bei der Vertei- lung der Wahlmännerstimmen für die beiden Kandidaten ein anderes Bild. Danach würde bei dem gegenwärtigen Stand der Zählung Roosevelt von den 531 Wahlmännerstimmen 447 erhalten, Willkie nur 84. Die Wahlen gingen unter riesiger Beteiligung vor sich. Bis 5 Uhr nachmittags, d. i. 24 Uhr deutscher Zeit, hatten in Neuyork bereits 85 v. H. der Wähler ihre Stimme abgegeben, obwohl die Wahllokale erst um 9 Uhr abends schlossen. Kali fornien, das hinter den, amerikanischen Osten drei Stunden zurück ist, schloß sogar erst um 11 Uhr, also um 6 Uhr früh deutscher Zeit. Man rechnet mit einer in der Geschichte der USA. noch nicht dagewesenen Beteiligung von wahrscheinlich 50 Millionen Wählern. Entscheidend für den Ausgang sind aber bekanntlich nicht die abgegebenen Stimmen, sondern die Zahl der Wahlmänner. Die Spannung, mit der die Bevöl kerung dieses Ergebnis erwartet, ist außerordentlich stark. Auf Straßen und Plätzen wurde überall lebhaft über den Wahl ausgang diskutiert. Zu ernsten Zwischenfällen soll es nirgends gekommen sein, wozu wohl das Alkoholverbot beigctragen hat. Einige Personen wurden wegen versuchten Wählschwindels verhaftet. In der Stadtmitte Neuyorks sammelten sich vor Einbruch der Dunkelheit viele Tausende, um die laufende Be- kanntmachung der Einzelergebnisse abzuwarten. Noch bis in die späten Nachmittagsstunden hatten beide Parteien auf den Straßen starke Propaganda durch Lautsprecherwagen, Flug blätter usw. betrieben. Besonders lebhaft war das Straßen bild am Broadway, in dessen Nähe die Parteileitungen ihre Hauptquartiere hatten. In der Gegend des Gebäudes der „Newyork Times" mußte der Straßenverkehr schließlich um geleitet werden und mußten die Straßenbahnen den Betrieb einstellen. Die Menge stand zu Tausenden dicht gedrängt und erwartete die Bekanntgabe der Wahlergebnisse, die durch Licht reklame an Hochhäusern, Lautsprecher, Rundfunk, Extrablätter, auf der Leinwand der Kinos verkündet wurden. In Washing ton war sogar ein Luftschiff aufgestiegen, an dessen Außen wänden in grellrotem Licht die letzten Ergebnisse erschienest. Algeciras, 6. Nov. 28 Ueberlebende des englischen Wacht- schiffes „Kingston S H-Cp girl", das auf der Höhe von Huelva torpediert und versenkt wurde, find in Gibraltar an Bord eines englischen Schiffes eingetroffen, nachdem sie vor- her von einem spanischen Tankschiff ausgenommen und nach Huelva gebracht worden waren. Drei Mitglieder der Be- ^bung werden vermißt.