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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001025015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900102501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900102501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-25
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
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Jahrgang. -Frankreichs Marinepolittk. -4- In der Budgetcommission der französischen Deputirken- kammer stand dieser Tag« der Mar-ineetat zur Berathung. Ihm liegt bereits das neue französische Flottengesetz zu Grund«, das am 30. Juni dieses Jahres, also unmittelbar nach den über unser Flottengesetz entscheidenden Reichstagssitzungen, von der Deputirtenkammer votirt wurde. Man würde fehlgehen, wenn man das zeitlich« Zusammentreffen dieser für die maritime Fort entwickelung beider Staaten wichtigen Gesetz« mit den Be strebungen Frankreichs erklären wollte, die deutsch« Flottenver mehrung mit erhöhten Rüstungen seinerseits zu beantworten. Frankreich hat bereits seit Anfang der 90er Jahre ständige Flottenvermehrungen, über deren finanziellen Aufwand das jetzige Flottengesetz, abgesehen von d«n Forderungen für Schaffung und Befestigung überseeischer Stützpunkte, kaum hinausgeht. Aber in anderer Beziehung bedeutet das neue Flottengesetz einen Wendepunct in der französischen Marine politik. Es ist der erste Versuch, die Fortentwickelung der Marin« durch ein eine Reihe von Jahren umfassendes, gesetz mäßig fest gelegtes Programm von der jeweiligen An schauung der mit unheimlicher Schnelligkeit sich ablösenden Marineminister unabhängig zu machen- Dieser Versuch dürfte allerdings als eine Nachahmung unseres Vorgehens anzusehen sein, und daß Frankreich mit seiner Jahrhunderte alten Marine nunmehr sich anschickt, in die Fußtapfen unserer mit dem Jahre 1898 inauguvirtrn Marinepolitik zu treten, kann uns als Beweis dafür dienen, daß unsere Marine Verwaltung mit ihren Maß nahmen daS Nichtige getroffen hat. Das französische Flottengesetz sieht den Neubau von 6 Linien schiffen, 5 Panzerkreuzern, zahlreichen Torpedobooten und Unter- seeboten vor, und stellt Geldmittel hierfür mit der Maßgabe zur Verfügung, daß sämmtliche Neubauten bis zum 1. Januar 1907 fertig zu stellen sind. In dieser Beziehung also geht es über unser jetziges Flottengesetz hinaus, das bekanntlich keine Limitirung fest legt. Die Finanzirung wird, wie bei uns, durch die laufenden Einnahmen des Staates bewirkt. Neue Steuern waren hierzu nicht erforderlich, weil, wie bereits hervorgehobcn, das neue Flottengesetz nur unwesentlich über den Rahmen der bisherigen Flotenvermehrung hinausgeht. Irr klebrigen bietet das fran zösische Schiffsbauprogramm insofern besonderes Jnt«resse, als es den Bau großer Linienschiffe vorsieht. Hiermit ent sprach der Marineminister de L aness an, seines BerufeSArzt, bevor er in das'parlamentarische Leben «intrat, der Anschauung des obersten, aus Admiralen bestehenden Marineraths und setzte sich in entschiedenen Widerspruch zu 'den Forderungen der sogenannten „jungen Schule" der französischen Seeofficiere, di« den Bau schwerer Linienschiffe für überflüssig hält und in der Verwendung schwerer Kapertreuzer für den Handelskrieg und von Untersee boten für die Küstcnvertheidigung das einzige Heil für dir See kriegsführung Frankreichs erblickt. Eine Zeit lang, namentlich unter dem Minister Lockroy, dem Vorgänger Lanessan's, schien es, als ob die jung« Schule mit ihren Anschauung«» die Ober hand gewinnen sollte, und tatsächlich ist seit dem Jahre 1898 kein Linienschiff in Frankreich neu auf Stapel gelegt worden- Wenn man jetzt endlich zu dem in dem neuen Schiffsbau programme niedergel«gten Entschluss« weiteren Linienschiffsbaus gekommen ist, so haben dazu wohl wesentlich die Erfahrungen der Faschopa--Krisis beigetragen, welche die Unzuläng lichkeit des bunt durcheinander gewürfelten französischen SchiffZ- materials und die Notwendigkeit, mit der Schaffung einheit licher erstklassiger Kampfmittel energisch vorzugehen, klar bewies. Als ein« gewiss« Coneession gegenüber den Forderungen der jungen Schule, die nicht sowohl in Seeofficierskreisen, als bei nichtfachmännischen Parlamentariern zahlreiche Anhänger besitzt, ist di« beabsichtigte Herstellung zahlreicher Unterseeboote aufzu fassen, eines Kampfmittels, das bisher durchaus keinen An spruch auf wirkliche Kriegsbrauchbarkeit besitzt und wohl auch nie erlangen wird. Immerhin scheint es dem aufs Phantastische ge richteten Sinn unserer Nachbarn jenseits der Vogesen zu ent sprechen. Hat doch die Deputirtenkammer ihren BewilligungS- eifer in der Votirung eines Extracvedits von 40 Millionen Francs für die Herstellung unterseeischer Kampfmittel noch be sonders bethätigt! Wir können unsere Marineverwaltung nur beglückwünschen, daß sie bisher die Taschen deutscher Steuer zahler für die Herstellung kostbarer Spielzeug« nach der Art des „Gymnote" und „N-avval", die für die eigentliche Seekriegführung stets untergeordnete Bedeutung behalten werden, nicht bean- fprucht hat. Für da- nächste Etatsjahr ist, entsprechend dem neuen Flottengesetze, Pie-Stapellegung von zwei Linienschiffen' und einem Panzerkreuzer beabsichtigt. Der französische Marineminister hat der Budgetcommission genauere Daten über diese Schiffe vor gelegt, die zu den größten bisher aus französischen Werften ge bauten gehören und von denen er hofft, daß sie an Gefechtswerth alle Schiffe anderer Nationen Übertreffen werden. Die Linien schiffe haben ein Deplacement von 14 863 Tonnen und Maschinen von 14 475 Pferdestärken, welche ihnen eine Geschwindigkeit von 18 Knoten ertheilen sollen. Die Artillerie besteht aus 4 Kanonen großen Ealibers, die Torpedoarmirung au» 5 Lancirrohren, Daten, die mit der Armirung unserer neuen Linienschiffe der Kaiser-Elasse große Uebereinstimmung zeigen. Für di« sofortige Inangriffnahme der Bauten, ihre Genehmi gung durch daS Plenum vorauSgrsetzt, hat di« Budgetcommifsion einen besonderen Credit von 1700 000 Francs bewilligt. Auf die diesjährige Besprechung des Marinvetat» in der Deputirtenkammer darf man füglich gespannt sein. An Be- willigungSeifer wird «S nicht fehlen, dadurch zeichnen sich die fran zösischen Volksvertreter stet» vorteilhaft vor ihren deutschen College» aus. Indessen wird der Marin«ministrr von Neuem sein Programm gegen di« Angriff« d«r „jungen Schule" zu v«r- iheidigen haben. Ob in ihren Kreisen der Exmin-isier und jetzig« Deputirt« Lock roh sich befinden wird, ist zweifelhaft. Die Erfahrungen, die er auf einer Studienreise in den deutschen KriegShäfen gesammelt hat, dürften ihn «her in das Lager seiner bisherigen Gegner hinübrr-iehen. Die Wirren in China. Expedition nach Paotingfu AuS Tientsin, 22. October, meldet „Reuters Bureau": General Campbell kam mit der linken Seitencolonne des TbeileS der Expedition, der von Tientsin nach Paotingfu abmarschirt war, am 17. Octvber in Pafang an. pafang war während der letzten zwei Wochen von 1500 kaiserlich chinesischen Truppen besetzt gehalten worden, von denen 1000 bei der Ankunft der Engländer südlich abzogen. Ein chine- ischer General war am 13. October in einem Gefechte mit den Boxern bei Pantschaiwu schwer verwundet worden, ^>n Menanhsien wurde ein Schreiben deS Prinzen Tuan aufge- unden, da« den Befehl ertbeilt, die Expedition im Sumptgelande zu vernichten, und Waffen durch die chinesische Regierung zur Verfügung stellt. General Campbell marschirt südwärts weiter nach Paotingfu. Der übrige Tbeil der auS Tientsin abgegangenen Expedition vereinigte sich mit der am 18. October von Peking abgegangenen Expedition unter General Gaselee. Man nimmt an, daß die ganze Expe dition am 21. October Paotingfu erreicht hat. Ta- deutsch-englische Abkommen Wie unS der Draht aus Hankan, 23. October, berichtet, hat die dortige deutsche Colonie an den Reichskanzler nach- tehendcS Telegramm gerichtet: „Die Deutschen HankanS -egrüßen da» deutsch-englische Abkommen als die beste Garantie für einen erfolgreichen Schutz ihrer Interessen im Aangtse-Tbalr." . Bezüglich der Bemerkung der „Peterburgskiza Wiedomosti , daß das deutsch-englische Abkommen in keiner Weise gegen Rußland gerichtet sei, erfährt da» .Reuter'sche Bureau", daß die» vollkommen richtig sei, und daß das Abkommen auch die russischen Eisenbahnconcessionen in der Mandschurei nicht berühren wolle. DaS Abkommen, dem hoffentlich all« Machte zustimmrn würden, bezwecke die Auf rechterhaltung der Integrität CbmaS, unbeschadet etwaiger zwischen den Mächten hinsichtlich deS Baue- von Eisen bahnen im himmlischen Reiche zu Stande kommenden Ab machungen. Ein Shanghaier Telegramm des „Standard" berichtet, oer bekannte russische Fürst UchtomSky erklärte im Laufe einer Unterredung, die in Shanghai am 22. d. M. sialtsand, das deutsch-englische Abkommen enthalte nichts Neues. Ruß land habe stets jede Absicht, chinesisches Gebiet zu annektiren, in Abrede gestellt, in der Antwort auf eine Frage hinsichtlich de- reckten AmuruferS sagte der Fürst, Rußland könne e» zuriickgeben, wenn der Friede geschlossen ist. ES werde nur einen Theil der Mandschurei halten als materielle Bürgschaft bis die Entschädigung gezahlt ist, aber Rußland müsse «ine größere Streitkraft bereit halten, um die Eisenbahn gegen Einfälle schützen zu können. Englische Pachtung »es Hafen» von Tschingwantao. Es verlautet der „Voss. Ztg." zufolge in London, die britische Regierung pachtete den Hafen von Tschingwanlao im Busen von Liaotung für ackl Monate. Er soll als Stützpunkt für die Landung von Truppen und Kriegsmaterial dienen. Die neue Residenz de» Kaisers von China. Dem Berichte des deutschen Consuls Forke, der später und weiter als Freiherr v. Richthofen in das Innere Chinas gereist war, und über diese Reise in den Mitthcitungen des Seminars für orientalische Sprachen in Berlin 1898 berichtet hatte, ent nimmt die Wiener „Zeit" noch folgende Angaben über Singanfu, die Hauptstadt von Schensi. Ein Blick auf die Karte belehrt uns, daß Hsi-an (oder Singan) der geo graphischen Lage nach eigentlich viel geeigneter wäre, den poli tischen Mittelpunct des Reiches zu bilden, als Peking, das, im Nordosten Chinas gelegen, die enge Verbindung mit den ver schiedenen Theilen des Landes, zumal bei den primitiv«» Ber- kehrsverhältnissen, erschwrrt. Hsi-an jedoch liegt über 900 Kilometer südwestlich von Peking, nicht weit von dem Puncte, wo der Huang-Ho (der gelbe Fluß), von Norden kommend, sich plötzlich nach Osten wendet, um dem Golf von Petschili zuzu strömen. Als Handelsplatz war es von jeher von emi nenter Wichtigkeit, denn von hier aus laufen die Handelsstraßen nach dem Westen in die Mongolei und nach Turkestan, südlich nach Tibet und Siam, östlich den gelben Fluß entlang in die Provinz Tschilt, nördlich von Schanst. Diese bevorzugte Lage machte die Stadt in früher«» Jahrhunderten, und wohl noch in diesem Jahrhundert, zur Zeit innerer Wirren, zum Zankapfel der streitenden Parteien, als welcher sie wiederholt zerstört und aufgebaut wurde, so daß ihr Beiname „Westliche Ruhe" mehr einem frommen Wunsche, als den thatsächlichen Verhältnissen entspricht. In Folge der gemachten Erfahrungen ist Hsi-an heut« stark b« festigt, hat eine Stadtmauer von 40 Li (gleich circa 20 Kilometer) im Umkreise, die nur von vier Thoren durchbrochen ist, vor deren jedem eine drei Li lange Vorstadt liegt, die wieder mit einem Erdwall umgeben und von der eigent lichen Stadt durch einen Graben getrennt ist. Die Stadt selbst hat ein weit großstädtischeres Aussehen als Peking. Die beiden Hauptstraßen, dir sich rechtwinkelig unter dem Glockenthurme schneiden, sind so wie die größeren Neben- straßen mit Steinplatten gepflastert. Di« größeren Läden habe» zwei Stagen, deren obere mit bunt bemaltem Holz umkleidrt, mit Fenstern versehen und mit originellen Ornament«» verziert sind. Elegante Clubhäuser (Hui-kuan) dienen den Tinwoh. nern bestimmter Provinzen zum Absteigequartier. Die Polizei, stationrn, die in Peking oft unansehnlich und halb verfallen sind, haben in Hsi-an gut erhaltene stattlich, Gebäude. Vor Allem aber sind die gepflasterten Straßen auch im Regen passtrbar (während sie sich in Peking bei nassem Wetter sofort in einen großen Morast verwandeln) und werden regelmäßig mit Besen und Schrubbern gereinigt — ein in China sonst ganz un erhörter Vorgang. Auch läng« der Straßen find Bottiche mit Wasser zum Sprengen angebracht. von der alten Kaiserstadt der T'ang, di» an Stelle Hsi-an» gestanden haben soll, ist heute nicht» mehr zu bemerken. Der ganz» Platz außerhalb d«r Nordmauer, wo einer Chronik zufolge di, «tadt lag, «st h«ut, urbar g,macht und mit Feldsrüchten bestellt. Um so deutlicher aber sind die Spuren der erst«» christ lichen Ansiedelungen. Im Tempel Cheng-ching-sse, ein« Viertelstunde vor dem Westthore der Stadt, zeugt noch heute eine Tafel von der Anwesenheit der Nestorianer im Jahre 789 n. Chr. Diese Tafel, die von den Chinesen mit nach- ahmungswllrdiger Pietät wiederholt durch ein Dach geschützt wurde, hat an ihrem oberen Ende ein Kreuz, unter dem deutlich lesbar die Worte stehen: „Gedenktafel zur Erinnerung an die Verbreitung der erlauchten Religion Syriens in China." Ein zweites wichtiges Denkmal ist der sogen. „Inschriften wald" Peilin oder Peilung im Osten der Stadt. Zur Zrit der Ming-Dynastie 1368—1644 n. Chr. wurden hier etwa 300 Inschriften von verschiedenen Dynastien in allen Größen gesam melt und in mehreren Hallen aufbewahrt. Beständig sind um dieselben eine Anzahl Clicheure beschäftigt, welche die Inschriften „abklatschen" und die Clichös in einem Laden außerhalb des Peilin verkaufen. Als Meister und Liebhaber der Epigraphik haben es die Chinesen gerade in dieser Kunst sehr weit gebracht. Sie kaufen die Faksimiles gerne, haben dabei Verständniß für deren Alter und Sinn für Kalligraphie und besitzen vorzügliche Werke, in denen alle wichtigeren Inschriften kritisch beleuchtet und erklärt sind. Deutscher und britischer Handel ans dem vangtse. Mit Recht wendet sich der „Ostasiatische Lloyd" gegen den Brauch, di« Aufstellung«» d«s Serzollamte» al» Maßstab für die Handelsinteressrn der einzelnen Nationen in China anzulegen, und weist darauf hin, daß Mischen den SchifffahrtSinteressen, di« allein das -Seezollamt verzeichnet, und den eigentlichen Handel sinter essen denn doch «in großer Unterschied bestehe. Diese eigentlichen Handelsinteressen auf dem Pangtse beleuchtet das Blatt an der Hand der Schätzungen eine» Fach mannes folgendermaßen: ES kann am Aangtse eigentlich nur von einem Platzt die Rede sein, an dem ein nennens wer ther europäischer Handel «xistirt: Han kau. Der Theehandel liegt zu vier Fünfteln in den Händen russischer Firmen (fünf in Hankau ansässigen Fir men und einer Firma, di« einen Vertreter dorthin sendet, deren Einkäufe aber unter dem Namen einer englischen Firma gehen). Daneden giebt es zwei 'deutsche Firmen und eine amerikanische, deren Einkäufe mit -denen einer der deutschen regkstrirt werden, während die Einkäufe der anderen deutschen Firma als englisches Geschäft aufgeführt werden. DaS wirklich oon englischen Firmen in Hankau gemacht« Theegeschäft beläuft sich auf höchstens rund 1500 000 Taels, wobei nicht in Betracht gezogen ist, daß auch hiervon noch ein großer Theil für Rußland und Amerika be stimmt ist, während Fälle, in denen Nicht-Engländer für Eng land kaufen, zu den Seltenheiten gehören dürften. Der all gemein« Exporthandel liegt nun zum allergrößten Theil« in den Händen deutscher Firmen, die ihn in der That erst geschaffen haben, und der nächstgrößt« Theil in denen französischer Firmen, während nur drei englische Firmen sich mit diesem Handel be schäftigen und 'verhältnißmäßig geringe Umsätze mach«». Tin« Vieser Firmen vertritt im klebrigen eine französische Firma, doch soll sie als englische gerechnet werden. Das allgemeine Export geschäft dieser drei Firmen ist auf allerhöchsten? 1000 000 Taels im Jahre zu schätzen. Ein englischer Einfuhrhandel besteht, ab gesehen vom Zuckerimport aus Hongkong und einigen Kleinig keiten, überhaupt nicht in Hankau; wohl aber ist eine englische Firma, der Agent der Standard Oil Co., und deren schwer zu beurtheiknder Absatz in Hankau dürft« nach Analogi« anderer Fälle dem englischen Handel zuzunechnen sein. Schließt man diesen ein, fo greift man sicher nicht zu niedrig, wenn der gesummte Import-Handel englischer Firmen in .Hankau wieder auf 1000 000 Taels angegeben wird. Demnach beziffert« sich der Gesammt- handel englischer Firmen in Hankau auf höchstens 3 500 000 Taels- Dem gegenüber belaufen sich der deutsche Ausfuhrhandel Hankaus auf mindestens 4 000 000 Taels und der Einfuhrhandel auf 2 000 000 Taels, also im Ganzen 6 000 000 Taels, oder 70 Procent mehr, als -der britische Handel. WaS von dem Rest der 90 Millionen Taels, mit denen der Handel Hankaus in der Zollstatistik figurirt, nicht auf andere, mit geringeren Beträgen vetheiligte Nationen kommt, ist lediglich chinesisches Geschäft, d. h., in der Hauptsache Transitgeschäft, das schon in der Statistik anderer Häfen ei »geschlossen ist und auf das unsere englischen Nachbarn nicht'mehr Anspruch haben, als wir. Von ihm aber können wir uni bei tüchtiger Leitung mit der Zeit in -demselben Maße einen Antheil sichern, wie uns deutsche Dampfer zur Beförderung der Maaren zur Verfügung stehen. Hieraus ergiebt sich, wie sehr die Zollstatistik geeignet ist, irrezul-eiten, noch mehr aber, wie grundlos die fortwährende Betonung der eng lischen Interessen auf dem Uangtse ist. Der Umstand allein, daß Waar«n auf einem britischen Dampfer von einem Hafen zum anderen geschafft werden, macht den Handel damit zum britischen Handel (diese englisch« Auffassung ließe eventuell di« absurdesten Möglichkeiten zu). Auch darf man nicht vergessen, daß von den zwölf „englischen" Flußdampfern vier nicht mehr wirklichen An spruch haben, die englische Flagge zu führen, als die Dampfer der China Merchants Steam Navigation Company, di« aus politischen-Gründen heute statt der chinesischen die britische Flagge führen. Einer der vier Dampfer ist Eigenthum einer deutschen Firma (nach anderen Angaben das der Erben einer chinesischen höheren Beamten), die andern drei sind chinesisches Eigenthum, und di« ganze Verwaltung dieser Linie liegt in chinesischen Händen. Es ist also selbst mit der englischen Schifffahrt auf ^m Aangtse nicht so weit her, wie man dn Welt gern glauben machen möchte. Der Krieg in Südafrika. CrSint'» Girrschar,if». Mit Bezug auf die Reis« des Präsidenten Krüger nach Eu ropa und gewisst damit verknüpfte Umstände und Thatsachen läßt sich de« „Mormng Post" von ihrem „juristischen" Mitarbeiter, der moisten» s«hr vernünftig« Gedaicken ZN Tag« fördert, Fol gende» schreiben: „Mr. Krügrr's Reis« nach Europa hat zu d«r Aufwerfung einiger ganz merkwürdiger Fragen Veranlassung gegeben. Da ist zum Beispiel di« Bürgerschaft der irischen Hauptstadt Dublin, die den Präsidenten de» Transvaals zum Ehren- bUrgerder Stadt machen will, obwohl natürlich kein Zweifel darüber herrschen kann, daß «in solch thörichter Beweis von Un loyalität nicht zur Ausführung kommen wird. — Etwas Anderes ist eS mit der Frage, -was der diplomatische Effect eines groß artigen nationalen Empfanges des Herrn Krüger in Marsaille sein würde. Von Rechts wegen sollte eine derartige Function, wenn sie wirklich stattfände, als «in Act der Feindseligkeit be trachtet werden, und 'dementsprechend« energische diplomatische Recl-amation-en rechtfertigen. Höchstwahrscheinlich würbe aber unsere Regierung etwas Derartiges einfach ignorir«» und einer solchen Demonstration nicht die Ehr« anthun, ihr irgend welche -olitische oder nationale Bedeutung beizulegen. — Durch die Reife des Ex-Präsidenten nach Europa wird jedoch ein anderes Problem von großem internationalen Interesse ge schaffen. Angenommen, daß der alte Herr wirklich das Gold und die Archive der Transvaal-Republik m'it sich genommen hätte, was würde dann die Position unserer eigenen Regierung einem solchen Factum gegenüber sein? Es liegt natürlich klar auf der Hand, daß irgend welcher Versuch, von unserer Seite, Mr. Krüger's Schätz« an Bord des holländischen Kriegsschiffes mit Beschlag zu belegen, und sie von dort mit Gewalt zu entführen, einen Oasus dvlli abge-bcn würde, und demnach außer Frage ist. Andererseits ist nach britischer Auffassung der Krieg mit den süd afrikanischen Republiken beendigt, die letzteren sind als Colonien der Königin unserem Weltreiche einderleibt worden, und des halb fällt für uns di« Frage der eventuellen „Kriegs-Contre- bande" ebenfalls fort.. Dann fragt «S sich, ob die britische Re gierung in der Lage ist, durch einen Proceß mit Hilfe der niederländischen -Gerichte gegen Mr. Krüger vorzugehen, und da durch zum gewünschten Ziele zu kommen. Aber hier finden wir neue, enorme Schwierigkeiten, da die Einverleibung des Trans vaal-Staate- den übrigen Mächten bis jetzt noch nicht notificirt worden ist, noch haben die letzteren bislang in irgend welcher Weise anerkannt, daß eS mit der Unabhängigkeit der Boeren- Republkken vorbei ist. Wenn also die holländische Regierung der Ansicht ist und auf dem Standpuncte steht, daß Krüger immer noch Präsident der Republik ist, so würde er in den Niederlanden volle und ungetheilte Acclamation finden, wenn er sich auf seinen Standpunkt der selbstständigen und unab hängigen Souveränität stellte. Hierbei würde es uns wenig nützen, wenn wir uns darauf berufen wollten, daß der Transvaal vor «dem Kriege bereits unter unserer Souzeränität gestanden habe. Zunächst würde dies« sogenannte Souzeränität einfach be stritten und abgeleugnet werden, und dann würden wir mit dem Präsidenten Krüger das Gleiche erleben, was uns vor einigen Jahren mit dem Sultan -von Johore passirte. Dieser Potentat ist «in unabhängiger Souverän, ausgenommen mit Bezug auf feine auswärtigen Beziehungen, und als er -damals wegen Bruches eines Eheversprechens hier in England verklagt wurde, bestritt er die Jurisdiction des britischen Obergerichtes mit der Begründung, daß er ein unabhängiger Herrscher sei, womit er dann auch Recht behielt. Die internationale -Position des Präsidenten Krüger würde auf mindestens ebenso fester Basis stehen, wie diejenige des Sultans oon Johore, und ganz besonders in -den Niederlanden." Eines Lommentares bedürfen diese Ausführungen nicht. Eaffaguac über Krüger Die regierungsfreuntlicken französischen Blätter sind, wie wir berichteten, bemübt, allzu geräuschvolle Kundgebungen bei der Ankunft deS Präsidenten in Marseille zu verhindern Da bieten denn selbstverständlich dieGegner dcSEabinets Alles auf, um daS Gegentheil herbeizufübren, und machen kein Hebt aus ihrer Absicht, dadurch Herrn Waltcck-Nonsseau und seinen College» Verlegenheit mit England zu bereiten. Man wird, schreibt Cassa gn ac, Len wackeren Mann feiern, wie noch Niemand gefeiert worden ist. Er wird nicht der mächtige und glücklich« Monarch sein, der seine Schaulust in unserem Lande spazieren führt, sondern der große Verbannte, die heilige Verkörperung des durch daS Unglück nieder gedrückten Patriotismus. Wenn er sich an unserem Herde niederlassen will, so wird man ihm eine warme, herzliche Wohnstätte gewähren; ihm huldigen, wie dem Edelsten unter unS. Die fromme Verehrung für den alten Krüger wirb überdies noch eine Nahrung finden in dem Gedanken, daß die Henker der Boeren die Feinde find, welche jeder Zeit und überall die Henker Frankreichs waren — die Engländer. Den gleichen Haß, die gleichen Zuneigungen empfinden, daS ist die wahre Freundschaft, sagt der lateinische Dichter. Faschoda kann Pretoria die Hand reichen. Der schmerzliche Rückzug Marcband'S ist verwandt mit den unsterblichen Ritten De Wel'S. Za, Krüger wird auf unserem Boden mit vollen Armen ernten, waS die Abneigung gegen England seit Jahrhunderten gesäet hat. Darum ist die Re gierung so ängstlich. Zhr dangt vor dem Aufenthalte Krüger's bei unS und sie thut Alles, um ihm denselben im Voraus zu verleiden. Wenn Waldeck eS wagte, so würde er den alten Krüger an der Grenze packen lassen und den Engländern schicken. Dafür würden ihm die Danksagungen des Banditen Cdamderlain und vielleicht auch reichliche Sporteln zu Tbeil, wie der Anwalt Eiffel'S sie seinen verdächtigen und faulen Clienten zu entlocken versteht. Auszug »er Voereu nach »eutschcn «olonten. Aus Brüssel, 23. Octvber, wird der „Intern. Corr." geschrieben: Der jüngst« Aufenthalt vr Leyds' in Hamburg galt mit 'der Frage der Ueberführun-g der in Lourrngo Marques befindlichen Boeren nach deutschen Colonleg«bieten. Jedenfalls werden dieselben mit einigen Dampfern der Wörmann-Linie nach Deutsch-Südwestafrika gebracht werden. Der Hamburger Bertra>l»tn»mann deS Or. Dehd», Herr Siffe, wird di« Ver handlungen mit der Colonialäbtheilurrg de» auswärtigen Amtes führen. (?) Hotmkehrenhe Heldeu. Ganz London spricht nur von „gooä olck Luller" und den heimkedrenden Litv c>k l,onäon Imperial Voluuteers, di« am nächsten Sonnabend in der Metropole eintreffen und dann wahr scheinlich durch die in Vorbereitung befindlichen Empfangsfest lichkeiten schlimmeren Strapazen ausgesetzt sein werden, al» sie während ihr«» „Aufenthalte»" in Südafrika durchzumachen hatten. Da» Festmahl, welche» den heimkehrenden Burgersol- baten vorgesetzt werden wird, besteht nach heute veröffentlichtem „Menu" u. A. au» Salm, Kapaunen, Truthabn, Fasanen, Enten, Hühnern, dem unvermeidlichen Roastb««f, Hirsch-, Reh-, Hasenbraten u. s. »». und ungezählten andnen „Kleinigketten",
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