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Wilsdruffer Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die I spaltige Millimeterzeile 7 Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekanntmachungev bei direkter Auftragserteilung 11 Rpfg. ohne Nachlaß, die Ispaltige Text-Millimeterzeile 20 Rpfg. Nachweisungsgebühr 20 Rpfg. Dorgeschricbene Erscheinungslage u.Platz-- Vorschriften werden nach Nk. v Möglichkeit berücksichtigt. Anzeigen - Annahme bis — " " vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, f Das »Wilsdruff" Tageriait» erscheint an ollen Werktagen nachmittags 4 Uhr, Bezugspreis monatlich 2,— RM. Ker Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern w Rpfg. Alle Postanstalten und Post- «-»«»'M M WWd.Mu. Nnmemnd rSM-S- Eewal,Kr,°g°d.,onst.g°- ! -2-2 Betriebsstörungen besteht «lern Anspruch au, -rejerung Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung «ingesandter Schriststücke ersolgt nur, wenn Rückporto bcilicgt. Nr. 3 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 4. Januar 1934 Ser Deutsche FrallenarbeilMensi. Von Oberreglerungsrat Dr. von Funke, Berlin. Der Arbeitsdienst als umfassende Schulung und Er ziehung der Jugend zum deutschen Menschen im national sozialistischen Geiste hat sich folgerichtig auf beide Geschlechter zu erstrecken. Allerdings hat die Vor dringlichkeit der Aufgaben für den Ausbau des Arbeits dienstes der männlichen Jugend und die Knappheit der für den Arbeitsdienst überhaupt zur Verfügung gestellten Rechtsmittel den Arbeitsdienst der weiblichen Jugend zeit weise in den Hintergrund gedrängt. Trotzdem ist in allen Teilen des Reiches von zielbewußten Frauen, die sich selbstlos für die große Aufgabe eingesetzt haben, der Arbeitsdienst der weiblichen Jugend vorwärtsgetrieben und dabei viel praktische Erziehungsarbeit geleistet worden. Die zurückliegende Zeit hat aber auch gezeigt, daß der Arbeitsdienst der weiblichen Jugend, von Männern ge leitet, den von diesen bestimmten Charakter annimmt und so in Gefahr gerät, als ein Anhängsel des Arbeitsdienstes der männlichen Jugend um seinen eigentlichen Sinn und Zweck betrogen zu werden. Es hat sich die Auffassung dnrchgesetzt, daß der Arbeitsdienst, der unseren Mädels den ethischen Wert geregelter, verantwortlicher Arbeit als Weg der Erziehung zur deutschen Frau und Mutter ver mitteln soll, nur dann Sinn und Berechtigung hat, wenn er auf das Wesen der Frau zugeschnitten ist. Hierzu zwingt schon die aus der pbvsischen und seelischen Eigen art der Geschlechter erwachsende Verschiedenartig keit der Arbeitsvorhaben. Während der Mann seine Aufgabe im Arbeitsdienst in erster Linie erfüllen wird durch werteschasfende Arbeit mit Hacke und Schaufel, fällt der Frau im wesentlichen die werteerhaltende Tätigkeit mit Willen und Gemüt zu. Dieser anders gerichteten Sinngebung werden sich auch die äußeren Formen des Lebens und Treibens der weiblichen Jugend in den Arbeitsdienstheimen anzupassen haben. Die Heime sollen nicht mehr als durchschnittlich vierzig Mädels beherbergen. Alles Unweibliche wird aus- geschaltet. Daß trotzdem Zucht und Ordnung in den Heimen herrschen muß, ist selbstverständlich. Trotz dieser in die Augen fallenden Verschiedenheiten hat der Arbeitsdienst der beiden Geschlechter doch die gleiche Quelle und das nämliche Ziel. Wie jener ist auch dieser von der Regierung der nationalen Erhebung aus einer reinen Krisenmaßnahme heraus in den großen Zu sammenhang einer bewußten Vevölkerungs- und Wirt schaftspolitik hineingestellt worden mit dem Ziel, das deutsche Mädel zu einem vollwertigen Gliede der national sozialistischen Volksgemeinschaft zu erziehen. Die Auswahl der Arbeitsvorhaben wird sich nach der körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit der Frau, nach dem Grade ihres erzieherischen Wertes und nach den örtlichen Bedingtheiten zu richten haben. Im Vordergründe hat stets das eigentliche Ziel des Dienstes, die Erziehung des jungen Mädels zur Haus fr a u u n d Mutter, zu stehen. Die allgemein frauliche Betätigung ist der Krankenpflege und Kinderfürsorge sowie der hauswirt schaftlichen Betätigung im Kochen, Waschen, Schneidern, Bügeln usw. gewidmet. Materielle, praktisch verwertbare Ergebnisse des Frauenarbeitsdienstes sind aus Gründen wirtschaftlicher Art — Selbstversorgung durch eigen bewirtschaftete ländliche Betriebe und dadurch Streckung der Förderungs- Mittel — und aus erzieherischen Gründen — das sichtbare und praktisch verwertbare Arbeitsprodukt erfüllt den Arbeitsdienst mit lebensvollem Inhalt und regt den Arbeitseifer an — erwünscht und anznstreben. Trotzdem werden die Arbeitsvorhaben des Frauenarbeitsdienstes vorwiegend schulungs- und fortbildungsmäßigen Charak ter zeigen. Das liegt in der Natur des Fräuenarbeits- dienstcs . Aber auch für die Mädels ist die Arbeit nicht der einzige Inhalt des Arbeitsdienstes. Daneben hat gleich wertig zu stehen die körperliche Ertüchtigung durch Sport und Ghmnastik sowie die geistige Schulung. Die letztere hat alle die Frau im ernten Reich bewegenden Fragen zu umfassen; ins- ^e Stellung der Frau zu Staat, Familie ""d ferner Vererbungslehre, Nassenkunde, Bevotlerungs- und Siedlungspolitik, Agrarverfassung, kurz aue Stoffgebiete, die im Zusammenhang mit ""d zukünftigen Leben des jungen Mädels siegen. Hierzu gehört auch die Beschäftigung mit politischen ^agesfragen, nicht um die Arbeitsdienstheime zu politisieren, sondern um den Insassen das Rüstzeug in die Hand zu geben, mit dem sie später ihre eigenen Kinder staatspolitisch beeinflussen können. Anzustreben ist vor allem die Herstellung einer tieferen Beziehung der deutschen Frau zu dem geistig-kulturellen Leben der Nation, die Einführung in die deutsche Literatur und Kunst, die Veranstaltung von Lieder-, Musik-, Volkstanz- abcnden usw. Um diese bedeutungsvollen Aufgaben zu lösen, wird der Auswahl und Ausbildung der Führerinnen be sonderer Wert beizumessen sein. GMtMtkstWhe i« DeW-WWen 132 Bergleute noch im brennenden Schacht. Wenig Aussicht auf Rettung. — Bisher 16 Tote geborgen. Auf der Grube „Nelson HI", die der Brüxer Kohlen- bergwerksgesellfchaft in Ossegg bei Dux gehört, ereignete sich eine schwere Explosion, allem Anschein nach infolge der Entzündung von Grubengasen. Die Nachmittags schicht war von 2 0 0 Bergarbeitern besetzt. Aus- gefahren ist noch niemand. Die Rettungsarbeiten sind im Gange. Der Förderturm wurde durch die Explosion zerstört. In den späten Abendstunden des Mittwoch waren noch 160 Bergleute eingeschlossen. Nur drei Tote konnten bisher geborgen werden. Die Explosionen in der brennenden Grube haben auf alle drei Abteilungen der Grube übergegriffen, die unterirdisch miteinander ver bunden sind. Alle Abteilungen haben nur zwei Ausgänge, die durch die letzten Explosionen fast vollständig ver schüttet wurden. Die Rettungsarbeiten sind außerdem durch das andauernde Entweichen brennender und gif tiger Gase erschwert. Alle Anlagen über der Erde sind vernichtet. Die Fensterscheiben in den Häusern der ganzen Umgebung sind durch die Gewalt der Explosion eingedrückt worden. Der Feuerschein ist weithin sichtbar. Es besteht wenig Hoffnung, eine größere Anzahl der noch unter Tage eingeschlossenen 160 Bergarbeiter zu retten. Die Grube ist die zweitgrößte in ganz Böhmen. * Vier Mann retteten sich aus über 300 Meter Tiefe. Das Los der eingeschlossenen Bergleute noch immer ungewiß. Durch die Grubenexplosion wurde das Städtchen Ossegg wie durch ein Erdbeben erschüttert. Eine riesige Stichflamme schlug aus dem Schacht empor. Die Förder schale wurde durch die Gewalt der Explosion aus der Tiefe emporgeschleudert und blieb oben in der Versteifung hän gen. Aus den Trümmern des Förderschachtaufbaues wur den ein Toter und ein Verwundeter geborgen. Die Ein geschlossenen befinden sich in einer Tiefe von über drei hundert Metern. Über ihr Schicksal ist noch immer nichts bekannt. Die Telephonleitungen der Grube sind zerstört. Vier Bergleuten gelang es, sich zu dem benachbarten Revier des Nelson-Vll-Schachtes zu flüchten und von dort aus Leitern ins Freie zu gelangen. Sie sind durch das Einatmen von Grubengasen schwer erkrankt und so erschöpft, daß eine Schilderung ihrer Er lebnisse nicht zu erhalten ist. Auf dem gleichen Wege, den die vier Geretteten nahmen, hat sich eine Rettungsabtei lung in die Grube begeben, über ihre Tätigkeit liegt noch keinerlei Nachricht vor. 140 Bergleute eingeschlosien. Brüx, 3. Januar. Wie nunmehr endgültig feststehk, be fanden sich zur Zeit der Katastrophe 140 Mann der Belegschaft einschließlich von S Aussichtsorganen unter Tag. Zu den ge meldeten vier Opfern kommen zwei Opser der Explosion auf dem Förderfchacht hinzu, und zwar ein Werkmeister und eins Waschfrau, die beide um die achte Abendstunde tot geborgen wurden. Außer den vier Geretteten ist noch ein Arbeiter unter den Trümmern des Fröderfchachtes lebend geborgen worden. Emgeschlofsen sind noch immer 132 Mann, für deren Schicksal die schwersten Besorgnisse gehegt werden. Lieber die Ursache der Katastrophe bestehen zur Stunde immer nur noch Vermutungen. Möglicherweise kann es sich um die Explosion des Dynamitlagers handeln, das unweit der Sohle des Förderschachts im Schacht untergebracht war. Da das ganze Revier nach der Explosion von heftigen Rauchschwaden erfüllt war, sehen die Fachleute dem Ergebnis der emgeleiteten Rettungsaktion mit großem Pessimis-. mus entgegen. Bis 21 Uhr gelang es, srische Wetterströme in die vergasten Reviere einzusühren, so daß die Qualm- und Dampfentwicklung um diese Zeit fast vollständig zum Stillstand gelangt war. Um diese Zeit begann die Einfahrt der ersten Ret tungsmannschaft. Die Fortschritte der Rettungsaktion dürften langsam vor sich gehen, weil das Einsteigen auf Leitern erfolgt und jedenfalls auch mit starken Verbrüchen unter Tag zu rechnen ist. Man erwartet für die nächsten Stunden die erste Nachricht über das Schicksal der 132 eingeschlossenen Bergarbeiter. Bisher 16 Tote geborgen. Brüx. Ueber dem Nelson-Schacht m, in dem nach den neuesten Nachrichten 132 Bergleute durch die schwere Gruben- explosiv» eingeschlossen sind, konnten bisher 16 Tote geborgen werden. Klopfzeichen der Eingeschlvffenen sind nicht mehr zu hö ren. Die Aussichten für' eine Bergung der Eingefchlossenen sind sehr gering, weil die riesigen Stichslammen eine große Hitze entfalten. Alle Zugänge zum Unglücksschacht sind verschüttet. Aus dem Schachte steigen giftige Gase auf, von denen einige am Ausgang des Schachtes arbeitende Rettungsmannschaften be täubt wurden. Die Ordnung wird durch hundert Gendarmen aufrecht erhalten, die Mühe haben, die vielen Hunderts von Angehörigen der Verunglückten von dem Eingänge des Tores zurückzuhalten. Ueber die Ursache des Unglückes bestehen nur Vermutungen. Es kann sich um eine Explosion brennbarer Gase, aber auch um eine Explosion des Dynamitlagers handeln. Die Fachleute erklären, daß im Nelsonschacht schon seit einigen Tagen ein Erübenbrand wütete, den man mit größter Mühe, aber vergeblich einzudämmen versuchte. Diesem Grubenbrande schiebt man die Explosion zu. Menifame Gespräche in Rom. Was hat Mussolini dem englischen Außenminister vorgcsch lagen? Im Vordergrund des europäischen Interesses stehen zur Zeit die Gespräche des englischen Außenministers Sir John Simon mit Mussoliniin Rom, die auch für die endgültige Entscheidung über die französische Antwort an Deutschland und deren Begutachtung durch die Reichs regierung nicht ohne Bedeutung sein dürften. Nach den bisherigen Meldungen ans Rom, Paris und London hat es den Anschein, als ob Mussolini dem Engländer nicht nur seine allgemeine Ansicht über die Abrüstungs- und Völkerbundsfrage mitteilen, sondern ihm in sehr bestimm ter Form seine Meinung sagen wird. Nach den auffallend übereinstimmenden Meldungen nun der römischen Korrespondenten sowohl des Pariser „Matin" als auch der Londoner „Morning Post" wird Mussolini dem englischen Kollegen „bestimmte Vorschläge" machen. Die Berichterstatter beider Blätter melden u. a., nach Mussolinis Ansicht müsse man Deutschland „eine ge wisse Genugtuung" („Matin") bzw. ..etwas Spielraum" Manches ist schon erprobt, vieles bleibt noch zu leisten. Es ist zu hoffen, daß der Deutsche Frauenarbeitsdienst in seiner Entwicklung mit dem Arbeitsdienst der männlichen Jugend Schritt hält und somit auch einen Baustein stellt sür das neue Deutschland. („Morning Post") geben, und der französische Journalist fügt in dem Bericht an sein Blatt hinzu, Mussolini werde für die tatsächliche Anerkennung der Gleichberechtigung eintreten, und zwar deshalb, weil der italienische Ministerpräsident eine wirkliche Ab rüstung „bei der gegenwärtigen Lage in Europa" für undurchführbar halte. Eine Ncuaufwärmung der bekannten ganz aus Frankreich abgestellten Vorschläge Simons, so berichtet der Engländer seinerseits aus Rom, sei für Mussolini undis- kuticrbar, weil er sie „sür schlimmer altz zwecklos hält". Für die Völkcrbundsresorm werde Italien die Loslösung des Bundes von den Fricdensdiktaten, die Beseitigung der Sanktionsverpslichtungen und eine Anpassung der Rechtslage der Mitgliedstaaten an ihre tatsächliche Verant wortung (also eine Zurückdrängung des Einflusses der kleinen Staaten) fordern. Zu den Pikanterien um die Überreichung der fran - zösischen Antwortnote in Berlin ist eine neue gekommen. Aus der Haltung der Pariser Blätter geht nämlich hervor, daß diese durch die fast überstürzte Schnelligkeit der Überreichung völlig überrascht gewesen sind, und erst jetzt haben sie den G r u n d der Übereile Frankreichs, genauer gesagt: des französischen Außenministers Paul-Boncour, erfahren. Es hat sich nämlich heransgestellt, daß der Pariser englischeBot- schafter noch am Sonnabend versucht bat, gewisse Ab änderungen der französischen Note und überhaupt eine mehr entgegenkommendere Haltung Frankreichs in deu