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»ter rck log ('-«B LgcO-Otlu nt 6 4 Ilkatkr -g ttsrr in >ren Z801-2< 50 ch tterr in >ron ->/2^) Z651-L700 ^ratkr ende Tage »tt» >8) eater ende Tage Nummer 2S7 — 26. Jahrgang Erscheint omni wöchenlltch mit den illusirterten MraNSbeilagen „Die Welt" und „Für »nsero Iletnen Leute", sowie den Tert- bciiage» „Tt. H-emw-Bintt", „ltnicrhnltuug und Wissen", „Die Weit der Fron", „Nerztiicher Siatgeber", „Literarische Belilige", „Filinrnndichan". Monatlicher Be,»nspreis S-- Mt, einschl. Pcslellgeld. Einzelnummer IN 4, Sonni-mmimmer 80 4. Hanvtschrisiieiter: De. w. TeSczhk, Dresden. Mittwoch» den 12. Oktober 1927 Anzeigenpreise! Die Igcspaitene Petitzetic »« 4. Familien, anzclge» und Stellengesuche 8» 4. Die Petitreklamezeile. 89 Millimeter breit, 1 Offeriengcbllhr 8» 4, bet lieber» scndnng durch die Post ouherdem Porto,»schlag. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpslichiung auf Lieserung sowie Erfüllung v. Anzeigen-Anslrügen u. Leistung v Schadenersatz. Geschäftlicher Teil: «rtur Len,. Dresden. vieschiistsstelle. Drurk u, Verlag: Germania, A.-G. iür Verlag und Druckerei. Filiale Dresden, DreSden-A, 1, Polierslrahe>7. Fernens2l012. Vosilchecklonto Dresden r7ag, BankkontoE Stadtbank Dresden Nr a>7ls Für christliche Politik und Fiullur Redaktion der Sächsischen Volkszeitung DreSdcn-Altstadt l, Polierstratze l7. Fernrns L07tl und SI0I2. K«p» li, kloslriok l!,eater s 8 Uhr l Programm eise) !tari«>n iel-Allce-s Uhr tnll 8«skn»n Zwei englische Parlellage (Von unserem Korrespondenten.) * London, 9. Oktober. Labour und Konservative haben diese Woche beide, die elfteren in Black pool, die letzteren in Cardiff, ihren Parteitag abgehalten. Jede von diesen beiden Veranstaltungen war in ihrer besonderen Art schon ein Vorspiel zu den nächsten Wahlen. Man hat auf der Labour-Konferenz mehr als gewöhnlich zum Fenster hinaus geredet und bei den Konservativen sorg fältiger als je die Fenster verhängt, und nicht einmal hinter den Vorhängen hat sich im letzteren Fall Intimes abegspielt. Die maßgebenden Leute haben sich auf beiden Tagungen bemüht, die Debatte trocken, „matter- ok tact" zu halten. Denn der Wähler, dessen Gemütsverfassung die politischen Stimmungskünjtler jetzt zu studieren ansangen, ist vielleicht nicht besonders dankbar für soviel Sachlichkeit, aber er hat auch nach dem sozialen Kriegsjahr 1926 vor allen Dingen kein Bedürfnis nach Aufregungen. Im übrigen ist kein Stoff für Aufregungen vorhanden. Die Situation ist in keiner Weise heikel. Cecils Rücktritt hat starke geistige Kontroversen, aber keine innerpolitischen Störungen hervorgrufen. Die Außenpolitik, wo das vorhandene malalse mehr durch Stillstand als durch irgendeine umstrittene Aktion verursacht ist, beschäftigt im Augenblick nur den gewohnten engeren Kreis. Kurz, vorbehaltlich einer taktischen Ueberraschung, die die Regierung nicht zu beabsichtigen scheint, besteht kein Grund. die Wahlen früher als zum planmäßigen Termin, 0. h, im Frühjahr 1929, zu erwarten. Die Labour Party akzeptiert diese anscheinend unabänderliche Aussicht, rvenn auch widerstrebend. Der Parteitag in Blackpool hat den Vorstand beauftragt, ein für die Wahlen brauchbares Programm, für das eine etwaige Labour-Regierung nachher auch einstehen kann, zu entwerfen und im nächsten Jahr den Delegierten vor zulegen, „es sei denn, daß die Umstände deren frühere Einberufung zu einer Sondertngung erforderlich machen". Die Richtlinien für diese Arbeit, die der Parteitag in seinen kurzen Entschließungen gezogen hat, zeigen an mindestens zwei Punkten markante Abweichungen von den alten Lehrsätzen der Partei. Sie unterscheiden sich auch gründlich von den sektiererischen Programmen radi kaler Labour-Gruppen, hinter denen in den letzten ein, zwei Jahren eine Politik der Partei eigeirtlich überhaupt nicht mehr aufzufindsn war. In Vlackpool hat man ein für alle mal den Verzicht auf die „Kapital abgabe" ausgesprochen. „Die Zeit dafür ist vorbei". Man greift statt dessen auf einen Vorschlag zurück, der die Steuersätze auf Einkommen aus Kapitalsanlagen, unter Freilassung von 800 Lstrl. jährlich, um die Hälfte (zwei Schilling im Pfund) heraufschraubt und der in einer Königlichen Finanz-Untcrsuchungskommission im vorigen Jahr in der Minderheit geblieben war (diese Minderheit setzte sich hauptsächlich aus den Labour-Mitgliedern der Kommission zusammen). Der Ertrag dieser Sondersteuer auf das „unverdiente" Einkommen wird von den Spe zialisten der Partei vermutlich stark überschätzt, und er empfiehlt sich den Hütern der orthodoxen englischen Finanzpolitik nicht, weil die Verteilung dieses strittigen Ertrags auf neue Soziallasten einerseits und die Tilgung der öffentlichen Schuld andererseits selbst wieder um stritten wird. Aber schließlich kann sich die englische Wirtschaft und Finanz auf einen Mann wie Sn 0 wden, den selbstverständlichen Schatzkanzler einer etwaigen Labour-Regierung, stets verlassen. Die Labour Party hat auch an die Stelle ihres ver wickelten Sozialisterungsplanes für den Bergbau ein Programm unmittelbarer praktischer Reformen gesetzt, das stark an die Vorschläge der (überwiegend liberal zu sammengesetzten) Kohlenkommission von 1926 gemahnt, Aufhebung des Achtstundentag-Gesetzes, Regelung des Arbsiternachwuchses im Bergbau, staatliche Versorgung der dauernd überschüssigen Bergarbeiter, zwangsmäßige Rationalisierung und Einrichtung gemeinsamer Verkaufs agenturen. Die Sozialisierung bildet, wie Mac- Donald erklärte, „den Hintergrund" des Programms. Herbert Smith, von A. I. Look nicht zu reden, hat an scheinend große Anstrengungen gemacht, sie wieder in den Vordergrund zu bringen, und die Resolution zu diesem Punkt ist etrvas zrveideutig geblieben. Der ganze, heute latente, aber darum nicht weniger heillose Konflikt im Bergbau hat eine gewisse Tendenz, sich gerade unter einer Labour-Regierung mit voller Macht zu entladen, er ist die größte Gefahr für die Partei. Für den Augenblick aber stehen Mac Donald und die umgänglicheren unter den Bergarbeiterfiihrern wieder auf gutem Fuße. Wie denn überhaupt Mac Donalds Wiedereintritt in seine alten autoritativen Führerrechte, markiert durch sein von Natur etwas schroffes Austreten, in Blackpool stark in die Augen fiel. — Es ist vergleichsweise sehr wenig über den konser vativen Parteitag in Cardiff zu sagen. Baldwins große Rede war von geradezu studierter Inhaltslosigkeit in ihrem Ausblick auf das bevorstehende Schlußjahr des gegenwärtigen konservativen Regime». Es 8!ik i>ie Weil -es AWMes Reichskanzler Dr. Marx in Koblenz — Kundgebungen in -er Sla-lveror-nelensitzung un- beim Oberpräsi-enken -er Rheinprovinz »oblenz 10. Oktober. Zu Ehre» des Reichskanzlers Dr. Marx hat, wie schon kurz mitgeteilt, heute mittag ein« außerordentliche Festsitzung der Stadtverordneten im Rathaus stattgefunden. Oberbürger meister Dr. Russell begrüßte den Reichskanzler in herzlichen Worten, auf die Reichskanzler Dr. Marx mit folgender An sprache erwiderte. „Nehmen Sie, verehrter Herr Oberbürgermeister, meinen herzlichen Dank entgegen für die freundlichen Worte der Be grüßung, die Sie zugleich im Namen der Herren Beigeordneten und Stadtverordneten an mich gerichtet haben. Es ist mir eine besondere Freude, daß ich bei meiner gegenwärtigen Reise nach dem Rheinland Gelegenheit finde, der Vertretung der Stadt Koblenz als dem Mittelpunkt der noch besetzten Gebiete einen Besuch abzustatten. Ich habe dies umso lieber getan, als es mir leider wegen meiner starken Inanspruchnahme nicht mög lich gewesen ist, Ihren wiederholten Einladungen zu einer Be sichtigung der Nheinausstellung zu folgen, wie ich es an sich so gerne getan haben würde. In eindrucksvoller und überzeu gender Weise haben Sie, Herr Oberbürgermeister, die beson ders schwierige Lage geschildert, in welche gerade die Stadt Koblenz bei der Eigenart ihrer traditionellen Lebens grundlagen durch die Besetzung und die gesamte Entwicklung der Nachkriegszeit geraten ist. Sie haben zugleich die Wege be zeichnet, die nach Ihrer Ansicht zur Schaffung neuer Fundamente und damit zu einem Wiederaufblühen Ihrer schönen Stadt führen können. Seien Sie versichert, meine Herren, dag ich den besonderen Nöten der Stadt Koblenz volles Verstand»«? entgegenbringe und daß gerade auch im Neichsministerium für die besetzten Gebiete ihre Verhältnisse bekannt sind und volle Würdigung finden. In kritischer Zeit, als äußerste Gefahren drohten, hat die Bevölkerung am Deutschen Eck ihre unbeirr bare deutsche Treue durch die Tat bekundet. Im Gedenken hieran wird Ihnen das Deutsche Reich, wie es bisher schon mehrfach tatkräftig eingegrisse» hat, auch rveiterhin im Rahmen seiner Kräfte jeden nur möglichen Beistand leisten, damit Koblenz, von dem schweren Druck der Gegenwart befreit, einer besseren Zukunft entgegensieht und seine volle Geltung im Kranze der rheinischen Städte behauptet. Nach der Festsitzung der Stadtverordnetenversammlung begab sich der Reichskanzler zum Oberprüsidenten der Rhein provinz. Bei dem Empfang im Ob e r p r ü s i d i n m waren die Spitzen der Behörden, der Geistlichkeit, der Ge- iverkschaften und viele Parlamentarier anwesend. Oberprä sident Dr. Fuchs begrüßte den Reichskanzler mit einer Herz- lichen Rede, in der er die Verdienste des Kanzlers in der ev. folgreicl-en Sachwaltung des rheinischen Schicksals hervorhob. Im Vertrauen auf Regierung und Volksvertretung werde das rheinische Volk ausharren bis die Stunde der Befreiung schlage und unbeirrt vom Wandel der Ereignisse auch in Zu kunft treu zum dentscl>en Volke und zum Vaterlands stehen. Es sei dankbar anzuerkennen, daß infolge der Befriedigungs politik der Neichsregierung namhafte Erleichterungen im Be satzungsgebiet zu verzeichnen sind. Der Kern dieses Ve- satzungsregims aber sei geblieben. Stach wie vor fänden Manöver fremder Truppen im neutralisierten Rheinland statt. Das Rheinland wünsche aber trotz dieser Lasten nicht, daß seine Freiheit mit außenpolitischen Zugeständnissen grundsätz. sicher Art erkauft werde. Reichskanzler Dr. Marx dankte dem Oberprüsiöenten für die Begrüßung und führte aus: Aus den Worten des Herrn Oberprüsidenten erklang, was uns alle bewegt, die große seelische und materielle Slot, die die Besetzung für diese schönen Gaue am Rhein bedeutet. Bald dauert diese schwere Last neun Jahre, ein Zeitraum, den man früher nicht für möglich gehalten hätte. Not erkennen hilft nicht, man muß sie bekämpfen. Seien Sie überzeugt, daß die Neichsregie rung stets ein offenes Ohr für Ihre Klagen und Beschwerden hat. Sicher haben unsere Hilfsaktionen im Rheinlande nicht volle Zufrievenheic sclnfffen können. Es darf aber nicht ver gessen werden, daß das Reich sich in äußerst schwierigen Finanzverhältnissen befindet. Gewiß ist im Besatzungsstistem manches gegen früher besser geworden, auch die zugesagte Herabsetzung de« Besatzungsstiirke um 10 000 Mann ist zweifel los eine begriißensiverte Erleichterung, aber es liegt j„ der Natur der Sache, daß eine solche Herabsetzung an dem Ge samtbestand der Besatzung nicht viel ändern kann. Viel wich tiger ist der Drang nach Freiheit, der unstillbar im rheinischen Herzen liegt. Dieser Freiheitsdrang ist -'gleich getxwrt mit hoher Vaterlandsliebe. Im dcutsclum Volke, das so viel Unrecht und Unfreiheit zu ertragen hatte, und noch immer zu ertragen hat. ist diese Sehnsucht nach der Herr schaft von Freiheit und Gerechtigkeit besonders tief. Möge der Tag der Freiheit uns bald beschicken sein! ist vermutlich nicht nötig, nach versteckten Gründen für dieses unaufdringliche Verhalten zu suchen. Die Negie rung wünscht die Svahlen in Ruhe vorzubereiten. Ob die Partei in der rechten Gemütsverfassung dazu ist und bleiben wird, ist eine andere, jedenfalls nicht glatt zu be jahende Frage. Dis konservativen Parteitage pflegen ziemlich lebhaft zu verlaufen: das übliche ist in London, ihre Entschließungen ein wenig von oben herab und ihre Temperamentsausbrüche als ein billiges Privileg für die Hinterwäldler zu betrachten. Aber es muß nachdenk lich stimmen, daß der vorletzte Parteitag entgegen der damaligen Absich des Kabinetts (als ganzes) nach dem „Hinauswurf der Roten" und der „Revanche für den Generalstreik" schrie und daß diese Wünsche in weniger als. einem Jahr wortwörtlich in Erfüllung gingen. In Cardiff ist viel Stimmung dafür zeinacht worden, die bekannte Oberhausreform wieder auszugraben, die im vorigen Sommer binnen acht Tagen die konservative Partei in drei oder vier verschiedene Lager auseinanderriß und deshalb von der Regierung schleunigst als „bloßer Diskussionsstoff" er klärt und zuriickgestellt wurde. Man hat schließlich die vagere von zwei Resolutionen angenommen, die aber nichtsdestoweniger das Signum des draufgängerischen Teils der Versammlung trug und der Negierung nicht zenehm war. Die Oderhausreform in ihrer ursprüng lichen Fassung würde eine Wahlniederlage der Konser vativen ziemlich sicher machen, und eine mittlere Strömung in der Partei und wohl auch im Kabinett möchte die Reform auf eine bloße Erweiterung der Kompetenzen des Oberhauses ohne Aenderung in seiner Zusammensetzung beschränken, um so das Risiko zu vermindern. Aber es würde nicht viel wahlrednerisches Geschick dazu nötig sein, nachzurveisen, daß das den Fall verschlimmert. Baldwin ist über die Entschließung in Cardiff souverän hiuweg- zegangen: er hat erklärt, daß das Kabinett seine Beschlüsse bis zum Ende des Jahres fassen werde, aber er hat damit auch den nicht sehr beruhigenden Eindruck hinterlassen, daß die Angelegenheit noch in der Schwebe ist. Lenksamer haben sich die Delegierten erwiesen, indem sie mit einer überwältigenden Mehrheit für die von der Regierung beabsichtigte Herabsetzung des Frauen- wahlalters auf einundzwanzig Jahre (Gleichstellung mit den Männern) stimmten. Baldwin hat dadurch eine anscheinend ziemlich nötige Handhabe erhalten, um sich der rücksichtslosen Prooaaanda der Rotbermereorelle gegen die „Vots-t kor klsppevs", das Backskschrvahlrecht, zu erwehren. Ein Zuwachs von mehreren Millionen Wahlberechtigten wird große Unsicherheit in die Wahlberechnuugen hinein tragen. Von konservativer Seite hat man hoffnungs freudig an die bekannte Rolle erinnert, die die Frauen bei der Wahl Hindciiburgs zum Reichspräsidenten gespielt haben. Keine sehr verläßliche Theorie, wenn man be denkt, wie stark dabei das Persönliche in die Wagschale fiel, und wenn man sich vorstellt, daß die jungen englischen Wählerinnen z. B. auf den pittoresken Lloyd George ver fallen könnten. Anderthalb Jahre im voraus über Las englische Wahlergebnis prophezeien zu wollen, wäre offen bar durch nichts zu rechtfertigen. In dem Bilde, das sich diese Woche al>gcrollt hat, fehlen auch ganz die Libe ralen, die man zwar bei den anderen Parteien meist nur erwähnt, um sie totzusagen. auf die aber beispiels weise die Labour Party bei der Formulierung ihrer Verg- baupolitik in Cardiff eine höchst bemerkenswerte Rück sicht genommen hat. Das Erdbeben Ln Oesterreich Wien, 10. Oktober. Das Zentrum des Erdbebens, das am Sonnabend den Schwechater Bezirk östlich von Wien heimsuchte, hat namentlich iir den Dörfern Schwäd 0 rf und Enzersdorf verheerende noch bis gestern mittag verspürt wurden, wurden etwa 90 Pro zent der vorwiegend aus Fachwcrk bestehenden Häuser beschädigt, davon einige so stark, daß sie abgetragen werden müssen. Line Reih« von Familien mußte ausquartiert werden. Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhos zeigen besonders schrvere Schäden. Auch das Schloß des kürzlich verstorbenen Fürsten Montenuevo, Margarethen am Moos, hat sehr gelitten. Die 400 Jahre alten dickeil Mauern erhielten starte Risse. In einigen Vorwerken sind von den Gebäuden Schorn st eine und Mauerwerk herabgestürzt und sperrten noch bis gestern abend die Straßen. Der in dem betroffenen Gebiet weilende niederösterrcichische Landeshauptmann veranlagte die Einsetzung von Militär zur Besorgung der dringendsteil Sichern ngsarbeiten.