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Schönburger Tageblatt und Val-enburger Ameiger sblatt für den Stadlrath zu Waldenburg. Filialen: in Altsladtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarreufabrikant an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. «»scheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nSchster- icheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Ler Abonnementspreis beträgt viertestähr- ltch 1 Mk. 5« Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. Amt Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ÄstUndt-Waldenbura Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- i-uba-Niederhain Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, L berwiera, Lberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, ° «/ «» Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1901 Freitag, Sen S. August 184 der Politische Rundschau. Deutsches Reich. Aus Homburg v. d. Höhe wird berichtet, daß Waldersee hat ruhig in Peking nachgedacht, gearbeitet und seine Befehle ertheilt, aber diese Arbeit, in der ein Gedanke in dem anderen aufging, hat eben den Krieg entschieden. Das war das Kriegführen. Hier in Deutschland, am grünen Tisch lassen sich die militärischen Maßnahmen des deutschen Obercommando's in China leicht abthun; an Ort und Stelle sie vorbe reiten und ausführen, das war etwas Anderes. Was an Verkehrtheiten möglich ist, das zeigte der erste ver unglückte Zug auf Peking unter dem Commando eines britischen Admirals, der nach dem Urtheil selbst von englischen Offizieren alles Andere eher, denn ein Meister stück war. Was Waldersee auf militärischem Gebiete geleistet, wird von den fremden Offizieren in China so unumwunden anerkannt, daß der Deutsche getrost seine Kritik für sich behalten kann. Wenig, weil es ein sehr heikles Thema ist, wird von dem gesprochen, was die Autorität Waldersee's glücklich verhindert hat: Ohne seine Anwesenheit würden sich nicht blos die internationalen Truppen, sondern auch ihre Führer gehörig in die Haare gerathen sein. Die Hänseleien zwischen den Soldaten waren so wie so schon zahlreich genug, und darüber, daß die Eifersüchteleien namentlich unter den Stabsoffizieren recht große ge wesen sind, braucht kein Wort verloren zu werden. Mag mancher General auch nur ungern dem Ansehen. Waldersee's sich gebeugt haben, genug, er hat es gethan Nun gar von Uebel ist das Aufwärmen der Mord- und Brand-Märchen! Es ist von renommirlustigen Leuten reichlich ausgeschnitten, und fällt Einer darauf hinein, nun so ist es sein Pech. Aber wir Deutschen haben wahrlich keinen Grund, bei der Heimkehr Waldersee's und seiner Leute ein anderes Gefühl zu empfinden, als das einer herzlichen Genugthuung und Freude. : Obelisken verläßt der Trauerzug den Park und betritt i städtisches Gebiet von Potsdam. Der Weg führt dann ; durch die Obeliskenstraße über den Luisenplatz, am Brandenburger Thor vorüber durch die Allee von : Sanssouci. Auf der Stelle, wo Straßen passirt werden, wird das große Publikum Gelegenheit haben, den Zug zu sehen. Auf dem ganzen Wege werden Truppen Spalier bilden, ebenso auch Vereine und Körperschaften. Unmittelbar vor dem Leichenwagen reitet eine Ab- theilung des 2. Leib-Husarenregiments, dessen Chef die Heimgegangene war. Im Mausoleum werden bei der Beisetzung nur die Angehörigen des Kaiserhauses, die Minister und höchsten Hofbeamten, sowie die Vertreter fremder Staaten zugegen sein, da der beschränkte Raum eine größere Zahl von Leidtragenden nicht zuläßt. Un mittelbar neben dem Sarkophag Kaiser Friedrich's be findet sich die Marmorplatte, welche die für seine Ge mahlin bestimmte Gruft zudeckt. Die Platte wird in diesen Tagen entfernt. Die Stadt Potsdam trifft für eine würdige Ausschmückung der Straßenzüge, welche der Leichenzug berührt, Vorkehrungen. Namentlich das Brandenburger Thor soll einen imposanten Trauer schmuck erhalten. Ter Trauergottesdienst in der Kronberger Stadtkirche erfolgt auf persönliche Anordnung der Verstorbenen. Sie hatte auf dem Schmerzenslager ihrer Familie gesagt: „Ich wünsche aufgebahrt zu sein nicht an der Stelle, wo ich so große Qualen gelitten, sondern in der Johanniskirche in Kronberg, wo ich so oft Tröstung gefunden habe!" Pfarrer Aßmann wird den liturgischen Gottesdienst halten, Oberhofprediger Dryandcr aus Berlin die Leichenpredigt. Ter Zinnsarg für die Leiche kommt aus Berlin, der kunstvolle Holz sarg aus London. In England fanden viele Trauer kundgebungen statt. Am Tage der Beisetzung der Kaiserin wird ein feierlicher Trauergottesdienst in der St. Pauls- Kathedrale zu London abgehalten werden. Im Unter hause wurde eine Adresse an König Eduard eingebracht, laut welcher das Haus sein tiefes Bedauern über den Verlust des Königs durch den Tod seiner Schwester ausdrückt und ihn bittet, dem Kaiser Wilhelm die tiefe Sympathie des Hauses auszudrücken. Ueber die Heimkehr des Grafen Waldersee liegen noch eine Anzahl Nachrichten vor, die sich fast alle auf die Abänderung des Festprogramms infolge des Ab lebens der Kaiserin Friedrich beziehen. In Kuxhaven begrüßte die Gräfin Waldersee ihren Gemahl. Der Feldmarschall und seine Gemahlin entzogen sich jedoch schnell allen Ovationen, indem sie in ein Hotel fuhren. Nach einigen Stunden begab sich der Feldmarschall je doch wieder an Bord der „Gera", woselbst er am Mittwoch früh den Besuch der Gräfin empfing. Von Kuxhaven ging es nach Brunshausen. Tort findet auf der „Columbia" ein Festmahl statt. Von Kuxhaven aus wurden 250 Reconvalescenten, die an Bord der „Gera" die Heimreise zurückgelegt hatten, mit dem Dampfer „Glückauf" nach Bremerhaven befördert, um sich in den dortigen Barackenlazareths vollständig zu erholen. Graf Waldersee wird erst am 12. d. M. in Hannover erwartet. Ob der Feldmarschall die Zwischen zeit über in Hamburg bleibt, ist noch nicht bekannt ge worden. Die Einzugsstraße in Hamburg ist prächtig mit Fahnen, Wimpeln, grün umwundenen Masten, roth weißen Pyramiden, auf denen Lorbeerbäume stehen, ausgeschmückt. An der Landungsbrücke von St. Pauli ist ein Begrüßungszelt errichtet, an denKbenachbarten Kaiser am Mittwoch den Vortrag des Reichskanzlers Grafen Bülow hörte. Mit welcher Schnelligkeit der Kaiser vom hohen Norden nach Kiel zurückgekehrt ist, dürfte die Thatsache ergeben, daß die „Hohenzollern" und ihre Begleitschiffe die Fahrt mit 21^/z Seemeilen in der Stunde Geschwindigkeit zurückgelegt haben. Dem Musikchor der 2. Matrosendivision, welches des Kaiser auf der Nordlandsfahrt begleitete, machte der Monarch ein namhaftes Geldgeschenk. Nunmehr bringt auch der amtliche deutsche „Reichs anzeiger" einen Nachruf für die Kaiserin Friedrich. Er ist äußerst nüchtern gehalten und beansprucht einen breiten Raum, um die Namen der Kinder und der Schwiegersöhne der Verstorbenen aufzuzählen. Tie Leichenfeier bei der Beisetzung der Kaiserin Friedrich dürfte sich ähnlich gestalten wie die Beisetzung Kaiser Friedrich's. Nach dem Eintreffen des Sarges auf der Wildparkstation bei Potsdam wird dieser zu nächst nach dem Neuen Palais überführt und dort in der Jaspisgallerie aufgebahrt. Zn Häupten der Ver blichenen wird der berühmte Raphaelsche Christuskopf mit dem Dornenkranz angebracht werden. In der Jaspisgallerie wird auch die eigentliche Trauerfeier stattfinden, worauf der Sarg auf den mit sechs Pferden bespannten Leichenwagen des kgl. Hauses getragen wird; alsdann nimmt der Trauerzug seinen Weg durch den für das Publikum gänzlich abgespcrrten Park von Sanssouci nach dem Mausoleum. In der Nähe des »Waldenburg, 8. August 1901. Das deutsche Ober-Kommando für China ist wieder daheim! Ist im Hinblick auf das Hinscheiden der Kaiserin Friedrich auch der officielle Empfang des Grafen Waldersee und seines Stabes anders ausgefallen, als geplant worden war, die Herzlichkeit des Willkommens hat nicht vermindert werden können. Dem deutschen Polke ist es ganz gewiß lieber, daß Graf Waldersee das, was im fernen Ostasien erreicht werden mußte, ohne großes Blutvergießen, ohne Conflicte mit anderen Staaten erzielen konnte, als wenn es Tausende von Menschenleben gekostet hätte. Wir freuen uns des Er folges, der mit nicht allzuschweren Opfern errungen Worden ist. -^Als der Chinazug begann, hat es von excentrischer Seite an den allerdüstersten Prophezeiungen nicht ge fehlt. Von uferloser Politik war die Rede, an das mexikanische Abenteuer des dritten Napoleon, das Frank reich Tausende von Menschen und Milliarden Geld ge kostet hatte, wurde erinnert, und selbst die ruhigen Dar legungen des Reichskanzlers Grafen Bülow vor der deutschen Volksvertretung stießen auf Zweifel und Un glauben. Und dieselben Leute, die solche Voraussetzungen machten, betonen heute, daß der Weltmarschall im Reiche der Mitte ja doch eigentlich gar nichts zu thun gehabt habe, sie haben also vollkommen vergessen, wie schwarz sie gesehen haben. Unsere Zeitgenossen haben zum großen Theil ein schwaches Gedächtniß, und Niemand mag gern daran erinnert werden, daß er sich einmal gründlich irrte, aber im vorliegenden Falle verdienen die Thatsache» doch festgehalten zu werden. Erst großes Halloh über das Unheil, das kommen könne, hinterher ironische Erörterungen, daß gar nichts Schweres passirt sei. Nun, wo der Feldmarschall wieder zu Hause ist, ver dient an ein Wort von ihm erinnert zu werden, das für seine Beurtheilung der Sache bemerkenswerth war. Er sagte: „Tie Geschichte kann drei Monate dauern, aber auch drei Jahre!" Daraus geht hervor, daß er mit allerlei Langwierigkeiten rechnete, aber sich bezüglich etwaiger zu erringender Schlachtenlorbeeren keinen großen Täuschungen hingegeben hat. Wie kann man nun mit Worten kommen: Waldersee mußte Größeres thun!', Er konnte nichts Größeres thun, als indem er sich selbst auf den Boden der praktischen Thatsachen stellte und nur diesem Rechnung trug, nicht den Anforderungen der militärischen Glorie. Gerade, als er im Begriff war, seine Heimreise anzutreten, wurden, wie erinnerlich sein wird, von London aus wieder einmal allerlei Sen sationsnachrichten über China verbreitet. Ein kriegs lustiger General hätte daraus leicht Anlaß nehmen können, dazubleiben, von Neuem , vom Leder zu ziehen; Graf Waldersee hingegen ist nicht nur nicht abgereist, er hat auch sofort im allerberuhigendsten Tone erklärt, nach seiner Ueberzeugung hätten die Chinesen genug. Ter Feldmarschall verdient das uneingeschränkteste höchste Lob, welches einem Armeebefehlshaber zu Theil werden kann: einen Feldzug so schnell, wie möglich, mit thunlichst geringen Verlusten beendet zu haben. Besseres konnte er nicht thun, und er hat es gethan. Die Pose allein macht es nicht. Es sei an das Wort des großen Schlachtenmeisters Napoleon I. erinnert, der einen Maler, der ihn mit dem Degen in der Hand an der Spitze ! eines zum Bajonett-Angriff vorgehenden 'Regimentes < male» wollte, mit den trockenen Worten abwies: „Mit > dem Degen gewinnt man keine Schlachten!" Ja, Graf u Witterungsbericht, ausgenommen am 8. August, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 764 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand 19" 6. (Morgens 8 Uhr Z- 16° 0.) Fenchtigkeitsgehalt der Luft nach ^ambreckts Volymeter 58"/n. Thanvunkt -ft 11'6. Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,« mm. Taher Witternngsaussichten für den 9. August: Halb bis ganz heiter.