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Dienstag. W 25 27 Mar) 1860 Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post« anstalten. Weißerih-Aeitnng. Pret« pro Quartal 10 R-r. Inserate die spalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauensteiu und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, den 26. März. Großer Schnee, kleine Wasser! Dies alte Sprüchwort trifft auch Heuer bei uns zu, waS jedenfalls zur Beseitigung aller wegen einer Ueberschwemmung gehegten Befürchtungen dient. Zwar schien es , als wollte vorgestern und gestern der Wasserstand unserer Weißeritz in Folge des bei uns ftatlgehabten Regens etwas merklicher sich erhöhen, aber heute ist auch diese Aussicht wieder verschwunden, was wohl sich erklären läßt, wenn die Nachricht sich bestätigt, daß am 24. es in der Altenberger Gegend stark geschneit und geweht, der Winter also.abermals sich auf den Höhen breit gemacht hat. (Aber auch bei uns schneit cs heute Morgen lustig; vermuthlich ist'S der Nachtrab vom große» Schnee.) — Die Borstellungen in Thalia's Tempel durch die Feist'sche Gesellschaft werke» immer noch zahlreich besucht. So am 23. d. Mts., wo das Lustspiel „Des Königs Befehl" sehr gut gegeben wurde, und vor aussichtlich wird es Mittwoch zum Benefiz für Fräu lein Agnes Feist, in der „Pieciosa", auch so sein. ES ist den Mitgliedern der Gesellschaft, die nach Kräften bemüht ist, dem Publikum einen Genuß zu bereiten, selch' günstiger Erfolg namentlich in pecuuiärer Be ziehung zu wünschen und zu gönnen. Dippoldiswalde. Bei der im vor. Jahre hier stattgefunbenen Kirchenvisttatian wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Konfirmation nicht, wie zeither, am grünen Donnerstag, sondern am Palmsonntag voll zogen werden soll. Sicherem Vernehme» nach wird dieselbe für diesmal noch au dem erstgenannten Tage erfolgen nnd die gewünschte Aendcrung erst im nächsten Jahre eiutreten. Aus dem Plauenschen Grunde. Die Thode'sche Papierfabrik Hal laut des ihren Actionären bei der Generalversammlung am 19. März vorgclegte» Ge schäftsberichts im vorigen Jahre 4 Millionen Pfund Papier (also 13000 Pfd. den Tag) producirt. Sie hat ihren Actionären außer den üblichen 4 Procent Zinsen eine Dividende von 8 Procent gewährt. Die deutschen Zollvereinsländcr liefern jährlich 130—140 Millionen Pfd. Lumpen. Da nun der Centner Lumpen in den Papierfabriken durchschnittlich mit 4'/» Thlr. bezahlt wird, so läßt sich leicht berechnen, wie groß daö Capital noch ist, welches bei der Volkswirthschaft im Großen durcb diejenigen Abgänge ^rcpräsentirt wird, welche auch die ärmsten Leute als unbrauchbar weg werfen. In ganz Europa liefert jeder Bewohner durch schnittlich, mit geringen Schwankungen von '/« Pfund, jährlich ungefähr 4 Pfund Lumpen. Pirna. Eine der schönsten Blüthen der Humani- tätSbestrebungcn unsrer Tage ist das stille segensreiche, opferfreudige Wirken unserer Frauenvcreine. Be reits seit 8 Jahren besteht in Pirna ein solcher Frauen verein. Es sind von demselben während dieser Zeit für seine cdeln Zwecke über 3000 Thlr. verausgabt und dabei noch ei» Capitalsond von 1000 Thlr. ange sammelt worden. Preußen. Belanntiich ist das gegenwärtige preußische Ministerium ein ziemlich freisinniges, d. h. es trägt denjenigen durch die Zeitverhältnisse gebotenen Forderungen Rechnung, welche eine freie Entwickelung des Volkslebens und der Volkswohlfahrt in geistiger, wie in physischer Beziehung bedingt. Dennoch aber wird dasselbe von vielen reaktionären Elementen, von denen insbesondere der preußische Beamtenstand durch drungen ist, in seinen edeln Bestrebungen vielfach ge hemmt. Es ist aus diesem Grunde in der zweiten Kammer der jetzt in Berlin tagende» Ständevcrsamm- lung eine auf Entlassung der reaktionären Beamten gerichtete Petition eingereicht worden. In wahrhaft hochherziger Weise bat sich der Minister des Innern, Graf von Schwerin, bei der Verhandlung über diese Petition dahin ausgesprochen, daß er wohl wisse, daß jene Beamten politische Gegner des gegenwärtigen Ministeriums sind, daß dasselbe von ihnen „eine Strafe Gotteö" genannt werde und daß sie eifrig an dem Sturze desselben arbeiteten. Dennoch aber wolle er keine politischen Verfolgungen; um die politischen An sichten der Beamten kümmere sich die Regierung nicht; die politischen Handlungen aber werde sie in den angemessenen Schranken zu halten wissen! Frankreich. Der Kaiser zeigte bei dem letzten Hosconcert üble Laune. Nachdem er den englischen Gesandten Lord Cowlcy etwas derb abgefertigt und ihm, ohne ihm Zeit zum Antworten zu lassen, den Rücken zugedreht hatte, wendete er sich an den Gesandten der Schweiz, 0v. Kern, und fuhr ihn an: „Auch mit Ihnen bin ich nicht zufrieden. Sie wenden sich an alle Welt mit Ihren Beschwerden, an Preußen, an England!" Dieser aber antwortete der zürnenden Majestät sofort schlagfertig: Sire! wir greifen nicht an, wir vertheidigen uns." — (Wir erinnern bei diesem Beispiel von Geistes gegenwart an ein anderes auö der Zeit des „Onkels." Nämlich am 15. August 1808, also an seinem Geburts tage, hielt Napoleon I., der am Tage zuvor aus dem für ihn unglücklich abgelanfenen Kriege in Spanien zurückgekehrt war, in sehr aufgeregter Stimmung eine GratulationScour ab. Nachdem er zuerst an dem Ge sandte» von Neapel seiner übel» Laune in ziemlich maf