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kLsiahrgans. Nr. >7» «Htn-Ausoabe VirnStav, ». Aprü issv Dr--«anIArIft: Nachricht«» Dre»den gernIprecher-Eammelnummer: Id»«l Nne Mr NachlgelprLche: «r. »voll EchrtlUeitung ». HauptgelchSIIlslelle: Dretden - L, 1, Martenstrajic »»/«» «e,ng»ge»I>-r »mn 1. dt« »». «prU I»»0 bet ILgNch ,wrtmcht«rr Zustellung frei Han» 1.7» «t. PvIIbe,ug«preU >ür Monat «PrU ».«» Mk. rinlchl. »« Big. Poltgcbühr «ohne PoftzufteNuna«gebühr>. Anjelnummer 10 Psg. «nieigenpretle: Di« «»»eigen werden nach «oldmarl berechnet: di« ein- ipallige »0 mm breite Zeile »» vl»., I»r au«wär>« K> PIg. gamUienan,eigen und Slellengeiuche ohne Siabatt 1» PIg., aus,erb-lL i« PIg., die »o mm breite Reklame,eile io« PIg., -Überbau, ibo PIg. Olsertengebühr »o PIg. «uiwSrlige «usträge gegen vorau«bezabiung Druck ». Verlag: Lievlch « Neichard«, Dresden. Pastlcheck-Iilo. 10«« Dre«de» Nachdruck nur m» deutl.Quellenangab« lDreidn. Rache.» »ulüilig. Unverlangte Lchctllstilcke «erde» nicht ,ulbe«»br« AVer die Deutschen fehlten Die Gpalierbildung sür de» Trauerzug der Königin Viktoria Vau uuoarou» Stoollkolmor Lorr«8ponckout«u Bei den Trauerseicrltchkeiten für die schwedische Königin haben sich über MO Mitglieder von Vereinen und Vereint» gungen zur Spalterbildung in den Dnrchzngsslrasten des Trauerzugeö sretwillig angemeldet, um der toten schwedischen Königin die letzte Ehre zu erweisen. Da sieht man nicht nur Landsturm-, Turn» und Iugendvereine. sondern auch Frauen vereine in groster Anzahl. Die Königin hat gerade diese sozialen Vereinigungen und mildtätigen Vereine immer be sonders unterstützt,- deswegen stehen sie nun auch alle da, die Heilsarmcesvldatcn und die Krankenschwestern, die Kranken pfleger, Rotekreuzschwestern und Schulkinder. Aber auch ausländische Vereine sind mit dabei. Die fran zösische Schule und italienische Kolonie sind mit Schulkindern in Trachten fast vollzählig erschienen, um der einstmaligen deutschen Prinzessin ihre Verehrung zu bezeugen, die so gern ein Gast im sonnigen Süden war. Nur eine Kolonie fehlt gänzlich — die deutsche. Wir haben in Stockholm eine recht groste Kolonie mit einer stattlichen Anzahl von Vereinen. Wir habe» den Deut schen Frauenverein, wir haben kulturelle und Berufsvcretni- gungen, aber keine von ihnen hat es für nötig gehalten, bei der Spalterbildung für die letzte Fahrt der Königin mit- zumirken, in deren Land sie Gäste sind. Die schwedische Königin war eine geborene deutsche Fürstin. Sie war dem Lande Schweden eine wahre Mutter, aber sie war auch eine von den ganz wenigen starken Persön lichkeiten. die es wagen durste, in einer derartig exponierten Stellung wenigstens im Herzen ihrem einstigen Vaterlande die Treue zu halten. Sie hat nicht nur während des Krieges daS neutrale Barmherzigkeitswcrk der Verwundeten, und Jnvaltdenpflege großartig unterstützt, sondern auch noch nach dem Kriege alles getan, was in ihrer Macht stand, um die Wunden ihrer blutenden Heimat zu heilen. Sie hat das unbekümmert um alle Parteien für Deutsch land g e t a n. Das weist man im ganzen Auslande, das weist man in Deutschland, und das weist man vor allem doch wohl auch in der deutschen Kolonie, in Stockholm. Warum hat sich also die deutsche Kolonie in Stockholm von dieser letzten Ehrung fern gehalten? Weil die hohe Frau mit dem deutschen goldenen Herzen eine — Fürstin und keine Republikanerin war. Deswegen haben sich in Stockholm im letzten Augenblick ein paar Schwarzrotgoldene zusammengetan und gegen die Anregung des Generalkonsuls Däumichen gestimmt, der die Abordnungen vor der deutschen Gesandt schaft ausbanen wollte. Sie haben eS tatsächlich fertig ge bracht. in einem solche« Moment, wo ein ganzes Land ein mütig trauert, den innerpolitischcn Streit in Deutschland auch ins Ausland z« tragen und das Trauerspiel deutscher Zer rissenheit auch hier weiterzuspielen. Den Schweden ist der Partetkamps im AuSlande gänzlich unbegreiflich. Sie sehen nur, dast die Angehörigen derjenigen Macht, welche am meisten Veranlassung hätte, ihrer Dankbar keit Ausdruck zu geben, sich von einer staatlichen Trauerfeter scrnhalten, bei der in Schweben nur die — Kommunisten ab seits stehen. Die schwedischen Zeitungen sind natürlich viel zu taktvoll, um darüber ein Wort zu verlieren. Sie verzeichnen nur dank bar die Aufmerksamkeit der ausländischen Kolonien — wie es die italienische verstanden hätte ihrer Dankespslicht Aus druck zu geben — und schweigen von der deutschen. Von offizieller und halbofftzteller Seite ist Deutschland da gegen würdig vertreten worden. Der in Schweden recht populäre deutsche Geschäftsträger Prinz Erbach-Schön- berg schritt als Vertreter des Reichspräsidenten und der Neichsregierung hinter dem Sarge her und legte Kränze sür diese nieder. Als offizielle Vertretung der Reichswehr war eine Ofsizicrsabordnnng des ehemaligen „pvmmerschen FüsilierrcgimcntcS Nr. 84 Königin Viktoria von Schweden* erschienen. Der Generalkonsul Däumichen hatte Tele- gramme an den König in Nom und an den Kronprinzen ge- schickt, die beide herzlich erwidert wurden. Am deutschen Trauergotteödienst in der deutschen Gemeinde nahmen sämtliche in Stockholm anwesende Mitglieder der königlichen Familie teil. Die Kirche war bis aus den letzten Platz besetzt. Um so mehr must man es bedauern, dast ein paar Außenseiter das Et»ve.rnehmen durch parteipolitische Ge sichtspunkte störten. Die republikanische Demonstration geschah «ns Kosten des deutschen Ansehens im AuSlande. ES galt ja nicht nur die tote Königin, sondern gleichzeitig auch daö Land Schweden zu ehren. Wie gewöhnlich, wenn sich die neudcutschc Parteipolitik bei einer solchen Gelegenheit cinmischt, gab eS ein vernichtendes Ergebnis. Wenn wir im AuSlande unter derartigen Gesichtspunkten weiter arbeiten, dann werden wir unsere letzten Freunde verlieren, die »nü bla heute noch ge- bliebe« sind. Ztalienerschlacht in Paris Zwei Faschisten von Kommunisten aus -er Straße ermor-et Vrndtdorlvdt nnovrvo kortavr llorrvovonckvutou Paris» IS. April. Im Pariser Quartier de la Billette kam eö zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen italienischen Faschisten und Antifaschisten. Die Gegner hatten sich schon vor 8 Tagen geprügelt und einander Rache geschworen. Schon damals waren die faschistischen Arbeiter von den italienischen Kommunisten so verletzt worden, daß sie sich im Spital pflegen lassen mußten. Als die Faschisten Montag abend eine Bar betraten, drangen kurz daraus sttns italienische Kommunisten in Begleitung einer Italienerin ein, woraus die Faschisten sortgingen, aber nach kurzem von deu Kommunisten cingeholt und ausgesorbert wurden, sich zu ergeben. Zwei leisteten der Aufforderung Folge, die anderen entslohen. So fort schoflen die Kommunisten die beiden, die zum Zeichen der Ergebung die Hände hochhobcn, nieder. Einer der ver wundeten Faschisten zog aber noch seinen Revolver und ver letzte einen Kommunisten durch einen Lungenschuß. Als die Polizei auf dem Schauplatz erschien, waren die beiden Faschisten, von denen der eine Vater von acht Kindern ist, bereits tot. Reue Vlutprozesse in Rußland Moskau, 18. April. Am Montag begann in Charkow ein Riesenprozeß gegen 1L7 Sowjctbcamtc der russischen Holz industrie, die der „wirtschaftlichen Konterrevolution* gegen die Sowjetrcgicrung angeklagt sind. Aus der Anklagebank sitzen u. a. mehrere russische Ingenieure, Arbeiter und Ver treter der ukrainischen Intelligenz. Nach amtlichen russischen Mitteilungen schweben zur Zeit in der Ukraine drei große politische Prozesse, bei denen insgesamt 3»ü Personen an- gcklagt sind. Man erwartet in diesen Prozessen etwa SV bis 8V Todesurteile, weil den Angeklagten vorgeworfcn wird, Versuche zum Sturz des Sowjetregimes unternommen zu haben. ^ Moskau, 16. April. In Moskau wurden am Montag neun leitende Angestellte der russischen Genossenschaft „C e n- trosojus" mit dem Direktor Sch ko lnik an der Spitze verhaftet. Die Verhafteten werden der wirtschaftlichen Gegen revolution beschuldigt und sollen durch das oberste Gericht der Sowjetunion abgcurtetlt werden. Der „Centrosojuö" ist die größte russische Genossenschaft» die schon vor dem Kriege bestand und ihre Vertretungen im Ausland besaß. Die ersten SowjethandelSgcschäste im Aus lande wurden auch über diese schon eingeführte Genossenschaft getätigt. Mitarbeit oder Opposition? Die Berliner Presse zum Stes öer Reichsrevieruns Vrublmvlckuun uu»«or Sorlloar SobrltUoltang Berli«, 16. April. Unter den Leitartikeln, die der gestrigen ReichstagSschlacht gewidmet werden, sind besonders diejenigen Stimmen der Rechten von Interesse, die sich ausführlicher mit der durch bas AuSeinanderfallen der üeutschnationalen Fraktion geschaffenen Lage befassen. Bon Bedeutung ist, daß sich auch das Blatt des deutsch- nationalen Parteiführers Dr. Hugenberg, der „Ber- liner Lokalanzeiger", bemüht, die durch die Spaltung gegebene Lage nicht auf die Spitze zu ttetben. Das Blatt bemerkt, cs wolle mit niemanden rechten, der jetzt der Psychose erlegen sei oder ber der Psychose seiner Wähler bet der Lage der Dinge in ber Fraktion schließlich habe geglaubt, Rechnung tragen zu müssen. So aber wie es jetzt gewesen sei, gehe es nicht weiter. Um der nationalen Bewegung willen dürfe die Schlagkraft der Deutschnationalen Partei durch deren Reichstagsfraktion nicht weiter lahmgelegt werden. — Wenn auch diese Wendungen verschiedene Deutungen offcnlassen, so ist ber Grundtenor des Leitartikels des Lokalanzetgers doch auf Versöhnlichkeit gestimmt. Die „Deutsche Zeitung" enthält sich jeder Stellung nahme, während die „Deutsche Tageszeitung" es als tief bedauerlich bezeichnet, baß die deutschnationale Reichs- tagsfraktton sich nicht wieder zu einer großen tiefen Einheit zusammengefunden habe, obwohl doch nach ihrem AuSein- anborfallen am Sonnabend klar gewesen sei, dast eine Reichs tagsauflösung in diesem Augenblick auch vom Standpunkt der Partei der schwerste Schaden gewesen wäre. Eindrucksvoll find die Aeußerungeu der „D. A. Z* die seststellt» daß bas deutsche Staatsleben eine große und mächtige konservative Gruppe brauche. Die Auseinander setzungen vor den deutfchnationalen Parteiinstanzen dürfte» also nicht so geführt werden, baß die Gruppe eine nicht wieder gutzumachende Schwächung erfahre. Die Deutschnationale Partei werde eine konservative Partei im englischen Sinuc werden, oder sie werde untergchen. Als revolutionärer Stoßtrupp sei sie vollkommen unbrauchbar, weil sie viel zu groß und viel zu wenig homogen sei. Die Minderheit, die an Adolf Hitlers Seite den integralen revolutionären Nationalsozialismus durchzusehen versuchen wolle, habe nur zwei Möglichkeiten: entweder ordne sie sich der großen Mehrheit unter, oder sie ziehe die Konsequenzen. Um alle Mißverständnisse zu vermeiden, erklärt das Blatt nochmals, daß ein Staat in ber heutigen Lage Deutsch lands einen revolutionären Auftrieb möglicherweise nützlich verwerten könne. Von links her wirke er sich als heilsamer Druck gegen die Sozialdemokratie aus, von rechts her könne er ein Korrektiv gegen nationale Knochenerweichung sein. Aber beide Be wegungen seien mit Selbstverständlichkeit regierungsunfähig, und sollten ihre, ihnen selbst wahrscheinlich unbewußt, rein taktischen Funktionen im Bersassungsleben nicht verlieren. Einfach «neutbehrlich jedoch seie» die großen konservative» Massen für den Staat und seine praktische Führung in Regie rung und Parlament. Der „B ö r s e n c o u ri e r* hebt hervor, das Ergebnis dieses letzten Kampftages, der den Sonnabend noch an Heftig keit überboten habe, sei nicht nur die erfreuliche Tatsache, daß der Artikel 48 nicht in Anwendung zu kommen brauchte. Knapp vor Toresschluß der kreditierenden Banken habe das Reich die erforderlichen Mittel erhalten. Die dringendste Kassen- und Finanznot sei behoben Das „BT." erklärt, es zeige sich nur von neuem und auf besonders bezeichnende Art» wie es um die Mehrheit des Kabinetts Brüning bestellt sei. Brüning habe in dem langwierigen Kampfe gesiegt. Aber die erste und größte Aufgabe seines Kabinetts werde es sein, dafür zu sorgen, daß die Kosten dieses Sieges für das deutsche Volk wirtschaftlich und innenpolitisch nicht zu grob werden. Höchst kostspielig werde dieser Sieg auf jeden Fall sein. Die „Voss. Ztg " glaubt, daß der Tag nicht mehr fern ist, an dem der Reichskanzler werde überlegen müssen, ob er sich lieber stürzen lassen wolle oder dem Sturz durch die Schaffung einer trag- fähigen Basis vorbeuge. Auch die Spaltung der Deutsch nationalen schaffe der Regierung keine parlamentarische Mehrheit. Der „vorwärts* schreibt, bi« Regierung Brüning «erbe dem Volke ungeheuer teuer zu stehen kommen. Das Volk werbe sich wehren. Die Sozialdemokratie werde den Kampf gegen die reaktionäre Regierung Brüning unerbittlich fort setzen. Sie sei sich ihrer Stärke in der Opposition wohl be wußt. Die Wendung des neuen Bürgerblocks gegen di« Arbeiterschaft gebe ihr glänzend« agitatorische Chancen. LcmdivIrtMsttzSlle und «reiSsteigening vruhtmolckuug uoooror Aorlluor SodrUtlolkuug Berlin, 16. April. Im Anschluß an die gestrigen Ent scheidungen über die Agrarfragen im Reichstag ergeht man sich vielfach in Vermutungen über Preiserhöhungen, die die agrarischen Produkte in Zukunft haben könnten. In land- wirtschaftlichen Kreisen steht man aus dem Standpunkt, daß Preiserhöhungen durchaus nicht notwendigerweise die Folge der neu beschlossenen Zollgesetze sein müssen. Eö wird daraus hingewicsen, baß die Spanne zwischen Produktionspreis und EinzclvcrkausspretS über das gerechtfertigte Mast hinaus» gehe. Do wird auch betont, daß der Getreide- und MehlpreiS in den letzten Wochen und Monaten vielfach die gleiche Höhe hatte wie vor dem Kriege und daß trotzdem die Vrotvreise nicht wesentlich gesenkt worben seien. Hinsichtlich der Benzin» und venzolzölle. di« «ine Verteuerung ber Betriebsstoffe sür Kraftfahrzeuge zur Folge haben müssen, hofft mau tu autvmwbtlisttschen Kreisen, daß die bisherigen Preise wenigstens nvch über Ostern gelten sollen, damit dt« Ostcrretsen nicht schon versteuert werden. Nelkm-migen über »ie WmMmiSstemr Berli«. 16. April. Unmittelbar nach der endgültigen An nahme der erhöhten Umsatzsteuer im Reichstag fanden im Reichsfinanzministerium Besprechungen über dt« Durch führung des SonderzukchlagcS für Großbetriebe, ber so genannten Warenhauöstcuer, statt. An den Beratungen nahmen auch Vertreter der nächstbeteiligten Organisationen, namentlich der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels und der Handelskammern, teil. Bei der allgemeinen Hast, in der dieses Gesetz gemacht worden ist, sind viele Fragen osfcn geblieben. DaS ReichSfinanzministcrtum will deshalb möglicherweise schon Dienstag, jedenfalls aber sofort nach Verkündung der Steurrgesetze durch den Reichspräsidenten, eine vorläufige Durchführungsverordnung herauSgrbrn. Die endgültige Durchführungsverordnung wird erst tm Hunt vo» RrichSrat erlassen, .