Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-22
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M 141 Itzmnir«ek»iprrtst: I» »»rÄä. : Atkrliek: 6 ?KIr. — kkxr ^M.rlick: l „ IS „ I1on»tlicd:— „ IS „ Ll»»«wv klummsiQ: I „ I» trittst, rück 2 ?KIr. Lt-iopelxsbükr, »ll»erk»Id ao» »orää. Nunäs« Post- »oä 8t«wpelrlt»ekl»xdinr«. Saseratenpretst: kile äca 8»um einer xespelteneu 2eils: I kk^r. Unter „Linxeeeoät" äi« 2eil«: Z Kxr. Lrschetnea: Vlxllck, mit Xnenedin» äer 8ovn- noä keierteg», -Ideoäi Nir äeo folxeoäeo Dienstag- den 22. Jmü. Dres-nerZournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1869. Sustratenannahmr auswärts r I-eixrstk: k». Niuxu-mr««, OomnussioaRe -> äes Oreiäaer ^aurnel»; edeväe».: H. L«oi.r», twonx t'oer; N»n>di»iff-N»rUa- Vi»ll-t.,ip»i^-L»»»I-kr»o1rturt ». Ht-smsral« Se Vvoi-ü«, Leriin. 6«urii»^6cliv INieüü., NaraxarL»'» öareeu, Nvvoi.k« Lremco: L. 8c»l.orr»; Lresiee:!,. Huxol:»'» XonvneciNiurskU, Nuu Sc t'eevuoi kreolckart ».öl.: ^^ro^k'ecil« Nuoük.; LSI»! ^o. NüvenLi», k»r^: II^vL», l.irrirr, Uvr-liü« Sc6o., (8, klee« äs I» Luures); kr»^: i'» Dum-lcu» Uuck>»,ü Vice: Li.. Orr»i.i». Herausgeber: Loalxl. Lipsäitian äe» vreeäner äuura»!», vrssäeu, Itlerivaetr»»»» Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 18. Juni. Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten Constantin und Nicolaus sind gestern Mittag von Petersburg in Leipzig cingetroffen und haben die im Königlichen Palais daselbst bereit gehaltenen Zimmer bezogen. Dresden, 20. Juni. Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten Constantin und Nicolaus sind heute Mittag von Leipzig hier ringetroffen und im Hüte! Bellevue abgetreten. Dresden, 12. Juni. Seine Majestät der König haben den Post-Rechnungs-Secrctär Heinrich Wilhelm Theodor Müller in Leipzig zum RechnungSrath zu ernennen geruht. Dresden, 14. Juni. Seine Königliche Majestät hahen geruht, dem Fabrikbesitzer Feodor Zschille zu Großenhain den Charakter als Commerzienrath bei zulegen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Os nabrück. Hamburg. Bremen. Wien. Prag. Pesth. Paris. Mailand. Madrid. London. Kopenhagen. Bukarest. Tunis. Washington. Buenos-Aires.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Gerichtsverhandlungen. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen- Nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. Statistik und Volkswirthschaft. BrtriebSüberficht der sächsischen StaatSeisenbahnen vom April 1869. Jmserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin. Montag, 21. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Zollpar- lamentS wurde zunächst daS Gesetz, betreffend die Sicherung der LollvereinSgrenze in den vom Zoll gebiete ausgeschlossenen Hamburgschen Gebiets theilen, in der Schlußberathung angenommen. Es folgte als zweiter Gegenstand der Tagesordnung : die Zusammenstellung des von dem BundeSratne des deutschen Zollvereins voraelegten Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Ver einszolltarifs vom I. Juli 1865 mit den bei der Vorberathung über diesen im Plenum gefaßten Beschlüssen. Abg. v. Blanckenburg beantragt die Wiederauf nahme des Petroleumzolls in den Tarif. Neber den Petrolenmzoll wird auf Antrag des Abg. v.Hen nig znerst debattirt. Die Abgg. Oehmichen und Schleiden sprechen dagegen. Hierauf ergreift Graf v. Bismarck das Wort. Derselbe sagt: Wenn wir nach Finanzzöllen streben, müssen wir nach den geeig netsten Gegenständen suchen. Als solcher erscheint das Petroleum. Die Zollgesetzgebung und die Gesetzgebung der indtrecten Stenern müssen ineinander greifen. Wollen Sie Zollermäßigung, so brauchen wir Acqui- valente. Ich bemerke im Namen des Zollbundes präsidiums, daß eine Tarifändrrung ohne Pctroleum- zoll die verfassungsmäßig nothwendtge Zustimmung des Präsidiums nicht erhalten wird. Nachdem der Abg. v. Wedemeyer für, und der Abg. Lasker gegen Pe troleumzoll gesprochen, wird dieser bei Namensaufruf in der Schlußberathung mit 157 gegen 111 Stim men abgelehnt. Die übrigen Bestimmungen des Ta rifs werden mit 139 gegen 129 Stimmen ange nommen. ES folgt die Zusammenstellung des von dem BundeSrathe deS Deutschen Zollvereins vorgeleg- ten Entwurfes eines Gesetzes, die Besteuerung des ZuckerS betreffend, mit den bei der Vorbr- rathnng über diesen im Plenum gefaßten Beschlüs sen. Präsident Delbrück erklärt die Zustimmung deSZollbundeSrathes zu den Beschlüssen deS HauseS bis auf den ^bekannten Zusatzparagraphen des Abg. LaSker (wonach das Zuckcrsteucrgesetz gleichzeitig mit dem Zolltarif in Kraft treten soll) und zeigt an, daß Se. Majestät der Könia morgen Nachmittag das Zollparlament und den Reichstag im weißen Saale des königlichen Schlosses schließen wird. Osnabrück, Sonntag, 20. Juni, Abends. (W. T. B.) Auf eine Ansprache, welche Bürger meister Miquel an den König in demjenigen Saale des RathhauseS hielt, in dem (am 24. Oktober 1648) der westfälische Friede geschlossen wurde, und welche die historische Bedeutsamkeit des OrteS her vorhob, entgegnete Se. Majestät: Zwischen damals und heute lägen schöne, aber auch trübe Ereignisse. Die Ereignisse, welche uns zu- sammengeführt haben, sind weiter gegangen, als be rechnet werden konnte, die von der Kanzel gehörten Worte: „Gottes Wege sind nicht unsre Wege" deutlich bewährend. Alle Übergangszeit sei schwer, wenn auch der Osnabrücker Empfang dies beinahe vergessen lasse. Madrid, Sonntag, 20. Juni, Morgens. (W. T. B.) Dem „Jmparcial" wird aus Cadir ge meldet: Der Präsident deü hiesigen republikanischen Elubs ist verhaftet worden. Die Verhaftung er folgte angeblich wegen einer den Regenten belei digenden Rede. Der Vorfall hat eine große Auf regung hervorgcrufen. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Juni. Das 22. Stück des Bun desgesetzblattes des Norddeutschen Bundes vom Jahre 1869 enthält unter Nr. 304) Gesetz vom 12. Juni 1869, die Errichtung eines obersten Gerichts hofes für Handelssachen betreffend (der Wortlaut be- befindet sich in der Beilage unter „Statistik und Volks wirthschaft"), nebst Anlage, enthaltend einen Auszug aus dem k. preußischen Gesetze vom 7. Mai 1851, die Dienstvergehen der Richter und die unfreiwillige Ver setzung derselben aus eine andere Stelle oder in den Ruhestand betreffend. v. Berlin, 20. Juni. In Betreff der Verhand lungen zwischen dem Zollbundesrath und hervor ragenden Parteiführern im Zollparlament in Be treff der Acquivalente für die durch das Tarifgesctz entstehenden Zolleinnahmcausfälle stand die Sache gestern ncch so, wie vorgestern. Der Petrolenmzoll scheint nicht durchzubringcn zu sein, wenn sich auch die Con- servativen bis Montag durch Hcranziehcn ihrer jetzt noch entfernten Kräfte verstärken sollten. Neis wird immer noch als der beste Artikel genannt, der Ersatz schafft; doch auch Zucker, die Steuer um 1 Sgr. erhöht, taucht wieder auf. Daneben kommt noch eine größere Herabsetzung der Roh- und Brucheisenzölle in Frage. Wiewohl nach Allem, was man hört, die Möglichkeit eines durch Reis gebotenen Compromisscs näher ge rückt ist, so ist dieses Compromiß doch noch keineswegs so sicher, daß man nicht ohne die lebhafteste Spannung der Montagssitzung entgegen sähe. Die materiellen Interessen laufen im Zollparlamcnt oft so diametral gegeneinander, sie kreuzen sich außerdem noch mit Par teifragen, daß ein einigermaßen sicherer Ausspruch auf das endliche Schicksal der großen Fragen zu den Un möglichketten gehört. Diese Ungewißheit wird dadurch gesteigert, daß man erwartet, der Vorsitzende des Zoll- bundesrathes, Graf Bismarck, der sich bisher von den Verhandlungen des Zollparlaments fern gehalten hat und welcher heute von seinem Ausfluge nach Bre men, Oldenburg und Wilhelmshafen hier in Berlin wieder eintrifft, werde morgen im Zollparlament zum ersten Male erscheinen und das Gewicht seiner Stimme in die Wagschale werfen. Dies könnte aller dings, wie man theils hofft, theils von der Gegenseite fürchtot, alle Berechnungen über den Hausen werfen. Heute verhandeln alle Parteien über die Position, die sie gegenüber den morgen zu erwartenden verschiedenen Wechselfällen und Erklärungen einnehmcn werden. Man will sich auf Alles vorbereiten. Es heißt heute, daß eine Anzahl Zollbundcsrcgierungcn auf den Petrolcum- zoll nicht mehr den Werth legten wie früher; besonders soll die bayerschc Regierung geneigt sein, den Petroleumzoll fal len zu lassen.—Die gestrige, in dicZollparlamentssitzungcn eingeschobene Neichstagssitzung nahm einen cigen- thümlichenVerlauf. Zunächstwurdc die mehrfach schon auf der Tagesordnung gestandene Wahl des oberhessischen Abg. Buff für giltig erklärt. Die national-liberale Partei Hessens, deren Candidat, der Berliner Literat Oppenheim, dadurch ausgeschlossen wurde, hatte das Aeußerstc aufgcboten, um die Wahl Bufs's zu casstrcn und eine Neuwahl zu veranlassen. Auch von der Ge genseite waren die äußersten Anstrengungen gemacht worden. Sodann wurde der Etat des obersten Bun desgerichtshofes in Handelssachen in erster und zweiter Lesung bewilligt; nur die Zahl der Subalternstellen wurde reducirt und die Gegner des Jnstitus des Bun- deshandclsgerichtshofs überhaupt, welche dessen Jns- lebentrcten durch Versagung der Geldmittel verhindern wollten, blieben in entschiedener Minorität. Sodann berieth man einen vom Abg. Schulze ausgcarbeiteten, dem entsprechenden sächsischen Gesetze über die juristi schen Persönlichkeiten Hochgebildeten Gesetzentwurf über die privatrechtliche Stellung von Vereinen. Dieses Ge setz widerstrebt der strengconservativcn Partei, und der Abg. Wagener gab dieser Antipathie einen unverhohlenen Ausdruck. Nachdem sich die Verhandlung über dieses Ge setz vor leeren Bänken bis ^4 Uhr hingczogcn hatte, stellte sich auf Anregung eines Mitgliedes dieser Partei heraus, daß das Haus beschlußunfähig war. Die Fortschrittspar tei sah in dieser Anregung die Absicht derStrengconserva- tiven, den betreffenden Entwurf in dieser Session überhaupt nicht zum Abschluß bringen zu lassen, sie begrüßt daher den lÄttschluß des Präsidenten, die Sitzung Abends 7 Uhr von Neuem beginnen zu lassen, mit lebhaftem Zurufe.— Der erste Punkt der Tagesordnung ist die Prüfung der Wahl des hessischen Abg. Buff. Dieselbe wird nach einer sehr ausführlichen Debatte für giltig er klärt, nachdem sich die Abgg. v. Blanckenburg, Nor deck zur Rabenau und Ackermann lebhaft für die Gil tigkeit der Wahl ausgesprochen, nicht minder lebhaft aber die Abgg. vr. Becker, Braune und v. Hennig dieselbe bekämpft hatten. Hieran schließt sich die erste Md zweite Berathung über den Gesetzentwurf an, be treffend die Feststellung eines Nachtrags zum Bundes haushalt. Es werden nämlich als Etat für einen obersten Bundesgerichtshof in Handelssachen 74,500 Thlr. gefordert. Aba- Reichensperger: Während in Preußen infolge des 12 Millionen-Deficits die noihwendigen Ausgaben aus das äußerste beschränkt werden sollen, hat man uns einen Etat hier vorgelegt, der einen Gerichtshof gründen soll, der eine schwere Schädigung des Rechts bildet. Die finanzielle Lage Preußens hält mich ab, noch neue Ausgaben zu bewilligen. Versagen wir die Mittel, ein solches schädliches Institut ins Leben zu rufen. Außerdem besteht ein arges Mißverhältnis; zwischen den Gehalten der preußischen Lbertribunalräthc und denen der Bundesoberhandelsgerichtsräthe. Präsident Delbrück: Ich habe nicht geglaubt, daß ich noch uöthig haben würde, in Bezug auf die Noihwendigkcit der geforderten Ausgaben ein Wort zu verlieren. Ich meine, daß die Ausführung einer durch Gesetz festgcstellten Anordnung in sich die Begründung der Notwendigkeit trage. (Sehr wahr!) Deshalb trete ich in die Discussion darüber, ob diese Institution überhaupt nothwendig sei, nicht ein. (Bravo!) Was das Ver- hältniß der Gehalte dieses Gerichtshofs zu denen des preu- ßischen Obcrtribunals anlangt, so lag es zwar nabe, die letz ter« auf den neuen Gerichtshof zu übertragen (2t>vü Thlr. im Durchschnitt, 2200 Thlr. im Minimum, 3000 Thlr. in Maxi mum); allein dies war unmöglich, da bei einem Gerichtshöfe, der sich auS Juristen verschiedener Bundesstaaten zusammen setzt, die Einführung des Amicnnetätsverhältniffes, wie sie das Ausrücken in den Gehaltsstufen bei dem Obertribunal er möglicht gar nicht versucht werden konnte. Ucbrigens werden bei zwei obersten Gerichtshöfen der Bundesstaaten noch höhere als hier in Aussicht genommene Gehalte bezahlt. Wollte man nicht den Kreis der zu diesen Posten geeigneten Personen auf daö Aeußerste beschränken, so mußte man solche Gehalte bieten. Daß man für den Präsidenten 8000 Thlr. fordert, hat darin seinen Grund, daß man wenigstens den Präsidenten eines Preu ßischen Oberappellationsgerichts für eine solche Stelle gewin nen wollte. Abg. vr. Schleiden: Der Schlußparagraph des betref fenden Gesetzes bestimmt, daß der Zeitpunkt der Errichtung des obersten Gerichtshofs in das Ermessen des Bundesraths gestellt werden soll. Wir brauchen ihn nicht schon im nächsten Jahre ins Leben zu rufen: wir können warten, bis die all gemeine deutsche Eivilprocetzordnung zu Stande gebracht und eingesührt ist. Wollte man aber trotzdem niit der Errichtung eines solchen Gerichtshofs vorgehen, so mußte man ihn wenig- stens umfassend orgamsiren, zwei Senate errichten, noch mehr Rathsstellen schaffen und den Gerichtshof nicht als einen Chambregarnisten nach Leipzig bringen, gerade wie der Reichs- tag der Chambregarnist des Herrenhauses ist. Redner bringt noch eine größere Anzahl Bedenken vor und meint namentlich, daß die Höhe der Gehalte schon jetzt Eifersucht bei verschiedenen Obertribunalräthen erregen werde. Abg. Lasker: Das letztere könne er unmöglich glanbcn. Von allen Arbeiten des Reichstags habe gerade dieser oberste Gerichtshof aus die Süddeutschen den besten Eindruck gemacht, und ihnen viel mehr imponirt, als alle ander» vom Reichstage beschlossenen guten Gesetz-, die diese mehr sür innere Angelegen- beiten des Bundes erklärt hätten. Wenn man aus Mangel an Geld diesen Gerichtshof verweigern wollte, könnte man eben so gut das Obertribunal abschaffen. Uebrigens müßten die Stellen der Subalternen beschnitten werden. Abg. Roß und Abg. v. Luck erklären, daß sie zwar ge gen daS Gesetz, die Errichtung eines obersten Bundesgerichts hofs betreffend, gestimmt hätten, aber nunmeh'', da sie in der Minderheit geblieben seien, die Mittel nicht versagen würden, um das Gesetz auszuführen. Abg. v. Luck wünscht aber, daß an Stelle von vier Subalternbeamten nur zwei bewilligt wer den. da diese an und für sich in Leipzig nichts zu thun haben würden. Man kommt zur Bewilligung des Specialctats und genehmigt ohne Debatte 6000 Thlr. für einen Präsi denten, 4000 Thlr. für einen Vicepräsidenten, 36,000 Thlr. sür 12 Näthe mit je 3000 Thlr. Hingegen streicht man die Stelle eines Kanzleidirectors (1200 Thlr.) ganz, und bewilligt statt 8 Secretären und Re gistratoren nur 4 mit zusammen 3600 Thlr., auch sonst streicht man (und zwar allenthalben mit Zustimmung des Präsidenten Delbrück) noch einige untergeordnete Posten. Die andern persönlichen und sachlichen Aus gaben, sowie die einmaligen außerordentlichen Ausgaben werden bewilligt. Ferner stimmt man dem zweiten Paragraphen des Gesetzes bei, wonach die Mittel zur Bestreitung des Etats des mehrgenannten Gerichtshofs, soweit sic nicht durch die aufkommendcn Gerichtskosten gedeckt werden, durch Beiträge der einzelnen Bundes staaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufgebracht werden sollen. Schließlich genehmigt man den gesamm- ten Etatsnachtrag in zweiter Lesung. — Hieran schließt sich die Berathung eines vom Abg. Schulze ausgearbet- teten Gesetzes, betreffend die privatrechtliche Stel lung von Vereinen. Eine Commission hat den Echulzc'schcn Entwurf vielfach amendirt. Dieser Ent wurf bringt den Satz zur Geltung, daß die Rechts fähigkeit (juristische Persönlichkeit) eines Vereins nicht ein Geschenk des Staats, sondern ein Erzeugniß des Willens der Betheiligten sei; daß deshalb die Mit wirkung des Staates nicht in einer willkürlich zu ver sagenden Verleihung, sondern nur in einer das Vor handensein der Rechtsbedingungcn bestätigenden An erkennung zu bestehen habe, und daß demgemäß diese Mitwirkung nicht von den Verwaltungsbehörden, son dern von dem Gerichte zu üben sei. Die Commission hat, wie der Referent vr. Bähr entwickelt, auch die Frage erörtert, ob der Reichstag überhaupt iu dieser Frage kompetent fei. Einige Mitglieder sprachen sich hierüber, wegen Zusammenhangs der Lehre mit dem „Obligatiomnrcchte", in bejahender, andere in vernei nender Richtung aus. Schließlich ließ man aber die Kompetenzfrage fallen, da diese Frage insofern praktisch von keiner Bedeutung sür den Reichstag ist, als er auch Gesetze, die nicht in seiner Compctcnz liegen, mit einfacher Stimmenmehrheit beschließen kann, während die Frage von Erheblichkeit für den Bundesrath wird, da dieser bei Competenzzweifeln nicht mit einfacher, sondern mit ^-Mehrheit Beschluß zu fassen hat. Der BundtScommissar Geh. Rath Eck bemerkt, daß der Bundesrath noch nicht in der Lage gewesen sei, über den Entwurf in Berathung zu treten. Abg. Wagener zNeustettin) erblickt in dem Gesetze den Avsang zur Gründung von Kriegskassen der Demokratie, man wolle in ruhigen Zeiten Gelder sammeln, um bei Agitationen gerüstet zu sein. Er bittet dringend um Ablehnung deS Entwurfs. Der Antragsteller Schulze entkräftet diese Bemerkungen durch den Hinweis, daß sein Entwurf mit dem entsprechenden sächsischen und bayerschen Gesetze über die „juristischen Perso nen" identisch sei, daß er ihn denselben nachgebildet habe und daß die Ordnung der privatrechtlichen Stellung der Vereine eine Forderung des humanen Fortschritts wie deS Rechtsstaates sei, die man dem Norddeutschen Bunde um so weniger vorcntbalten dürfe, als ganz dasselbe Gesetz in Sachsen bestände, ohne daß der Staat dadurch in revolutionärer Weise gefährdet werde. Feuilleton. K. Hoftheater. Sonnabend den 12. Juni beschloß Herr Kammersänger Sontheim seine Gastrollen als Manrico in Verdt's Oper „Der Troubadour". Weit weniger noch als die Partie des Masaniello eignet sich die Repräsentation des liebevollen Troubadours für die Persönlichkeit des Gastes. Aber Herr Sontheim ver steht mit kundiger Gesangs- und Vortragsbc Handlung die eigenthümlichen Effecte der italienischen Musik in der melodischen Phrasirung, Rhythmik, Steigerung rc. hervorzuheben. Und obwohl sich die Tonkraft seiner Stimme bereits sehr spröde gegen die schmiegsame schmelzende Weichheit der italienischen Cantilene ver hält, somit eine feine Ausführung derselben nur theil- weise erreicht wird, obwohl sein dramatischer Ausdruck sich weder reich, noch gefühlswarm und im edeln Sinne charakteristisch, sondern monoton erweist, so behauptet doch die energievolle, gesanglich sichere Gestaltung de» letzter», von so auSgiebigen wohlbeherrschten Stimm mitteln unterstützt, eine ungewöhnliche Wirkung. Außer manchen einzelnen sehr gelungenen Stellen traten in vorzüglicher Ausführung vorzugsweise die Kavatine im dritten Act und die Cantilene im vierten (beim Mise rere) hervor, weder geschmackvoll noch correct aber, sondern nur materiell effectvoll war der Vortrag der Schlußcabaletta im dritten Act. Herr Sontheim hat den durch anderweitige Erfolge angeregten Erwartun gen nicht in der Weise entsprochen, wie man auch nach seiner eiffien Rolle erwarten durste. Bon dm drei hier gegebenen Partien erwies sich eben sein Eleazar in der „Jüdin" als die künstlerisch beste und seiner Indivi dualität zusagendste Leistung. Die übrigen Leistungen in dieser Oper sind bekannt. Frau Kainz-Prause zeichnet sich als Leonore aus; besonders durch correct und fein ausgcarbeiteten Vor trag der ersten Arie im vierten Act. - C. B. x Reichenbach i. V., 20. Juni. Ein in diesen Tagen hier zusammengetretener Count« hat sich die Auf gabe gestellt, auf Errichtung eines Denkmals der Frie derike Karoline Neuberin geb. Weißenborn, welche sich um die deutsche Bühne so große Verdienste erwor ben hat, hier in ihrer GeburtSstadt ein Denkmal zu errichten. Die über ihr Geburtsjahr bestehenden Zwei fel (1697, 1695 oder früher) hofft man durch Nach forschungen im hiesigen Pfarrarchive zu beseitigen. Literatur. „Auyely Bölte: Streben ist Leben- Jena, Hermsdorf. 1868. 3 Bde. kl. 8." Unter diesem sinnigen Spruche hat die geschätzte Verfasserin sieben größere und kleinere Tendrnznovcllen veröffentlicht, die allerdings nach der Ansicht de» Unterzeichneten nicht von ganz gleichem Interesse und Werthe sind. In jeder Beziehung gelungen sind die zwei Novellen des zweiten Bande-: „Der Kun tgärtner und seine Töchter" und „Ein Liebesabenteuer de» Grafen Moritz von Sachsen"; auch „Der Letzte seine» Stammes" im drit ten Bande ist eine gut erfundene und spannende Er zählung, allein „Der Phrenolog" (Band I) befriedigt nicht, denn man erfährt eigentlich nichts aus dem Tage buche desselben, wie versprochen war, ebenso ist „Der Landwehrmann" (Bd. I) schwerlich geeignet, eine Apo logie des Instituts vorzustcllen, und in der längern No velle „Die Jüdin", die allerdings reich an einzelnen vor trefflichen psychologischen Bemerkungen (z. B. S. 8 über moderne Mädchen erztehung) ist, erscheint der Charakter der Hauptperson doch ziemlich unwahrscheinlich und nament lich ist der Schluß nicht recht vereinbar mit der frühem Energie derselben. „Der Photograph" endlich ist eine leichte Novelle, die sich, wie sich dies allerdings über haupt von allen übrigen sagen läßt, recht gut liest und angenehm unterhält. Wir können also auch dieses neue Product der fleißigen Novellistin namentlich der jün- gern Damenwelt als interessante Lectüre empfehlen. vr. Gräße. 7 Geographie. Das 5. Heft von vr. A.Peter mann'» „Geograph. Mitteilungen" (Gotha, I. Perthes), enthält folgende größere Beiträge: Die neuesten russischen Forschungen in Centralasten. Die geographischen Ergebnisse des englischen Feldzuges in Abessinien (Schluß). Von Hintertndien nach China. Karl Mauch's dritte Reise im Innern von Afrika. An diese größern Aufsätze schließen sich interessante gro- grapbische Notizen an, ferner ein Litcraturvertcht, wie die zweite Quittung über die vom 18. April bis 21. Mai eingegangenen Geldbeiträge für die zweite deutsche Nordpolerprditton. Zugleich ist daS Ergänzung»heft Nr. 26 zu Petermann'- „Geogr. Mitthetlungen" er schienen. Dasselbe bringt die erste genaue und aus führliche Geschichte der arktischen Fischerei der deutschen Seestädte von Moritz Lindemann. Bet dem gegenwär tigen warmen Interesse für den nordpolarcn Theil unsrer Erde wird letztere Arbeit doppelt willkommen sein. * Die neue billige Auflage der commentirten Shakespeare-Ausgabe von Delius (Elberfeld, bei Fridertchs) ist in raschem Erscheinen begriffen. Die eben erschienenen Lieferungen 15 und 16 enthalten König Johann und Richard II. Wie man aus Bonn schreibt, wurden bei der Versteigerung der Welcker'schenBibliothek sehr hohe Preise erzielt. Besondere Aufmerksamkeit erregte, neben dem philologischen, der archäologische Theil, und obgleich nicht gerade Seltenheiten sich darin befanden, so war doch, außer der großen Reichhaltigkeit, insbe sondere der Umstand von Interesse, daß die meisten Schriften mit zahlreichen Bemerkungen von Wrlcker's Hand versehen waren. s Am 15. Juni starb in München im Alter von 81 Jahren der frühere Professor der Akademie der bildenden Künste, Joseph Schlotthauer. * Hugo Müller, der mit seinem letzten Drama „Adelaide" viel Glück hatte, ist mit einem neuen Cha- rakterbilde hervorgetrrten, da» sich „Onkel Moses* be titelt und Mose» Mendelssohn zum Helden hat, der als Apostel der Menschenliebe erscheint.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite