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Aus einer versinkenden Wett. Das Hauptergebnis des sozialdemokratischen Parteitags, der in der vergangenen Woche in Berlin stattgefunden hat, mar im wesentlichen: die Opposition wurde einfach au die Wand gedrückt. Und diese ließ sich das ganz und gar undemokratische Verfahren scheinbar nicht ungern gefallen. Was hatten doch die Zwickauer vorher für große Worte ge- macht und wie klein waren sie vor dem Forum der Partei I Es hat den Anschein, daß, nachdem die Levi und Seydewitz ihre Reichstagsmandate in der Tasche hatten, ihre revolutionäre Wut damit erledigt war, Ihrs Mchbeter, die in zahllosen, von oppositionellem Manncsmut triefenden Zeitungsartikeln auf- geputscht worden waren, mögen lange Gesichter gemacht haben, als sie sahen, wie einfach die löbliche Unterwerfung der Radikalinskis in Berlin vor sich ging. Um der Sache nach außen ein Gesicht zu geben, „einigte" man sich auf eine Er klärung zum sächsischen Konflikt, deren Länge im Gegensatz zu ihrem nichtssagenden Inhalt steht. Die Landesinstanzen und d ie Fraktionsminderheit einerseits und die Fvaktionsmehrheit an drerseits, die monatelang wie Hund und Katze zu einander stan- den, liegen sich nun wieder in den Armen. Das Kriegsbeil ist offiziell begraben, und es ist anzunehmen, daß es bis auf weiteres begraben bleibt, denn die Stimmung in Berlin war eindeutig ge gen die Sonderpolitik der Graupe, Arzt, Menke und Genossen. Den Mut bringen diese Leute natürlich nicht mtf, gegen die abgestempelte Parteiansicht ihre Überzeugung bis aufs letzte zu vertreten. * Ebenso wie über den sächsischen Sturm im Wasserglase ging der Parteitag auch über andere, wichtigere Kontroversen zur Tagesordnung Wer. So beschloß man überraschenderweise eine Art Vertrauensvotum für den Reichswehr- Minister, indem sich die große Mehrheit des Parteitags (249 gegen 99 Stimmen) für die Bewilligung des Reichswehretats aussprach. Es wurde damit Lie Be rechtigung der Reichsexekution gegen Sachsen nachträglich parteiamtlich anerkannt, und die vielen, schönen Artikel der Oppositionspresse, die in Schlagworten ausklangen wie: WirpfeifengusSie, HerrGeneral und Wir spotten Ihrer, Herr General, hätten also unge- schrieben bleiben können. Die Dummen sind auch hier wieder ein- mal diejenigen gewesen, welche die blutrünstigen Erzeugnisse ge wisser Zeitungsschreiber in die Tat umzusetzen versucht hatten und dies mit dem Leben bezahlen mußten oder mit langen Freiheitsstrafen. * Auch eine ausdrückliche Neuauflage der Klassen- kampfparole wurde abgelehnt, wie überhaupt eine ge- wisse Gegnerschaft gegen die bolschewistischen Parolen immer wieder zu bemerken war. Auch mit den ehemaligen Unab hängigen verfuhr man hier uW da recht wenig glimpflich und schob di« Bereitwilligkeit zur positiven Arbeit in Len Bordergrund. Reihenweise fiel dabei die Opposition um, selbst Leute wie Lipinski entkleideten sich ihres Radikalismus'. Die Ünentwetzkn um D i ß m a n n, den MetaNavbeitergewal- tt«n, «litten Schlappe ans Schlappe. k - * Dgs ganze Theater ging darauf hinaus, die Bündnis- fÄhigkett der Sozialdemokratie dem Bürgertum in emp- fehlende Erinnerung zu bringen. Es^juckt verschiedene Herren ofied« nach Minisiersitzen, da» war deutlich erkennbar. Es ist nicht unmöglich, so sagte man sich stillschweigend in den Reihen um den Parteivorfitzenden Wels, daß der heute regierende SchalmeieEn« hiyetnsältt. Vermutlich hat man sich da nicht verrechnet, denn der Ver legenheitskanzler Marx ist seiner ganzen Einstellung nach nicht abgeneigt, eine allergetreueste Sozialdemokratie in die Arme zu schließen, um dann mit ihrer Hilfe gegen Len Feind, der für ihn bekanntlich rechts steht, mit Macht zu Felde ziehen zu können. * Die zahllosen Risse km Parteigebäude sind also schön überklebt worden. Sie werden aber trotz allem auch weiterhin vorhanden sein. Nicht nur was taktische, sondern auch was strategische Fragen anlangt. So sieht der ruhmge krönte Finanzminister des ersten Kabinetts Stresemann, Hilfferd ing, die Entscheidung über das Schicksal Europas aus dem Westen kommen, während für seinen Stammesge- nossen Levi der russische Osten die Lose der Zukunft birgt. Selbst über die Zweckmäßigkeit der Annahme oder Ablehnung des Sachverständigengutachtens kamen verschie dene Meinungen zum Ausdruck. So hockte Dißmann einen lichten Augenblick, als er die Durchführung des Gutachtens nur dann für möglich hielt, wenn die deutsche Wirtschaft durch Zusammenarbeit mit der Weltwirtschaft in chrer Leistungs fähigkeit bestärkt wird. Diese Zusammenarbeit macht aber bekanntlich das Gutachten selbst unmöglich. * Nach der Begrüßungsrede des Berliner Genossen Künst - ler sollte der Parteitag ein Alarmruf zur Kampfentschlossen heit und Sammlung an das gesamte deutsche Proletariat werden. Er wurde es nicht und konnte es nicht werden. Denn die brüchige Partei hat auf ihm auch ihren geistigen Bankerott bloßgelegt, nachdem der Ausgang der Wahlen den materiellen gezeigt hatte. Der ehemalige Sozialdemokrat August Winnig, der seine Pappenheimer wie kaum ein anderer kennt, faßt seine Eindrücke in folgende Worte zu sammen: „Man wird sich nicht spalten. Der Zerfall der Partei wird -sich in anderer Form vollziehen. Die Arbeiter werden ihr den Rücken kehren. Sie werden zu den Kommunisten gehen, wohin sie ihr Drang nach Aktivität zieht, und sie werden zu den nationalen Verbänden gehen, wohin sie ihr sozialer Instinkt weist. In der Sozialdemo kratie wird zurückbleiben jene abgestoßene Bürgerlichkeit, deren Geist schon heute die Partei und diesen Parteitag beherrscht." Wir glauben, daß Winnig recht behält, und daß die Welt des Sozialismus von heute eine versinkende ist. Auch wenn Hr. Marx das Experiment der ganz großen Koalition wirklich versuchen und der eine oder andere bürgerliche Parteiführer seine Hand zu dem Unternehmen bieten sollte, dän Verfall der sozialistischen Partei aufzuhalten. BerNn, 18. Juni. Der sozialdemokratische Parteitag hat am Sonnabend seine Verhandlungen beendet. Die Abgeord neten Mül ler-Franken, Wels und Crisp ien wurden zu Vorsitzenden gewählt. Wels erklärte, die Partei führe von jetzt an wieder den alten Namen „Sozialdemo kratische Partei Deutschlands", weil das Wort „vereinigte" immer daran erinnert habe, daß die Partei ein mal gespalten war. - «erMgerv»- der Meum-Merträge. Düsseldorf, 18. Juni. Di« gestrigen Verhandlungen zwischen der 'Sechserkommission pyd.der Mieum dauerten von 11 Uhr vormittags bi» S Uhr nachmittag. Nachdem anfangs keine Einigung zu erzielen war, konnte moln sich lisch, längerer Pause auf folgende Formel verstSndt - en: DK am 18. Sunt ablauftnde Vertrag -wischen d« Mieum mch dem Auhr^ bergbau wird unverändert bis zum 30. Juni ver längert. Es wurde vereinbart, daß das nächste, vom 1. Juli ab abzuschließende Abkommen hinsichtlich der Kohlenpreise, der Zölle, der Zu- und Ablaufsmaßnahmen und der anderen Geldabgaben rückwirkende Kraft vom 16. Juni ab erhalten kann. Die Reparationsabgabe. Berlin, 15. Juni. Wie von zuständiger Seite mitgeteift wird, ist das am 23. Februar zwischen der deutschen und der königlich großbritannischen Regierung geschloffene Abkommen über die Herabsetzung der Reparationsabgabe von 26 avf 8 Prozent vom. Werte der aus Deutschland nach England eingeführten Waren bis zur Inkraftsetzung des Sach- verständigengutachtens verlängert worden. Das Abkom men war ursprünglich mit Geltungsdauer bis 15. April ver einbart und alsdann bis 15. Juni verlängert worden. Die nochmalige Verlängerung ist erforderlich geworden, weil ent gegen der ursprünglich gehegten Erwartung die Gesamtrege lung der Reparationsabgabe inzwischen noch nicht erfolgt ist. Einigung km Eisenbahnerkonflikt? Berlin, 15. Juni. In der Reichskanzlei fand am Sonn abend in Anwesenheit der zuständigen Ressortminister ein« Aussprache zwischen dem Reichskanzler und den Spktzen- organisationen der Gewerkschaften sowie den Vertretern der Eisenbahnorganisationen statt. Mich längerer Aussprache ge lang es, in den wichtigen Fragen eine gemeinsame Grundlage zu finden, -die voraussichtlich zu einer end gültigen Einigung führen wird. Die Verhandlung" ', über die Regelung im einzelnen werben heute Montag, den 16. d. M., im Reichsverkehrsministerium fortgesetzt und schleu nigst durchgeführt werden. i Berlin» 15. Juni. Es liegen weitere Beschlüsse -er Eisen bahner in Mannheim, Frankfurt, Kiel und Königsberg vor, am 29. d. M. in den Generalstreik zu treten. In den Berliner Werkstätten sind einige hundert Eisenbahner den Be- trieben ferngeblieben. Amnestkeautrag an Frankreich. Karlsruhe, 15. Juni. Rach Meldung der Straßburger Zeitung" aus Paris habe der deutsche Botschafter un mittelbar nach der Präsidentenwahl und ohne die Berufung des Kabinetts Herriot abzuwarten, im Ministerium des Aeuße- ren den Antrag überreicht nach allgemeiner Amnestie der Ruhrverurteilten und Einstellung der kriegsgerichtlichen Verfahren gegen frühere deut sche Heeresangehörige vor den französischen Militärgerichten. Verstärkung der Ruhrbesatzangck Duisburg, 15. Juni. Die „Rhein- und Ruhrzeitung" mel det: In Oberhausen, Trier und Kreuznach sind.am Sonnabend weitere 1500 Mannfranzösischär und belgischer^ Truppen eingerückt. In Essen wurden für den 30. Juni für 93 Beamte der Besatzungsintendanturen Wohnungen in Schulen und Privathäusern angefordert. Die hochverräterische „Handelsvertretung^. Verii«, 15. Juni. Hier wurden gestern Dier Sendungen 1 an die in Untersuchungshaft befindlichen Mitglieder der, russischen Handel» ve r t r etung polizeilich beschlag- Nahmt, bie landrsverrSterisches Material und gedruckte Aufrufe zu revolutionären Putschen ent-: hielten, die über Riga von der dritten Internationale in Avs-f kau adgesandt waren. . > O London, 15. Kunt. D«r „Times" und die „Mornina Post" weiden aus Moskau die Demission de» rufsrschem »Ntschaft»«« «NüftiNOßt t» NeuNädtel, am 18. Juni 1924. Ler Sladlrat. Dir .1»«bH,Isch« «»»»«r-m»- «s»«dst »II Nutnah», dir Tog« nach Sonn- und gaftlaga». D« Prat» ftu U« S« nun braila Loli»>«l.a»t«I^M< I-, «»Il-bl-ttkzick Ist 10 <Fam»!rnanz^gen uud suomgpuch« B«dü«Mü«r 11), ouowSrls »1- I»' bl« S0 mm drei!« P«w- RkkIamtZ«!!« »0, ouiwSrk 100. tür dl« S0 mm brckt« a»U. Lolon<lj«>l- 55, auLwlkls »5 «oldrlnuila. Posts««a-a»»t»> o«chp, «r. irre«. Amtliche Anzeigen. Senil»« KMchMWWm. Wenn nicht binnen 3 Tagen adgÄoll, wird darüber verfügt. A»»»tg««-4l>may»« sttr dl« am NachmlNa» «rschrlmad« Namm«« bl» vormlstag» S Uhr tn d«a Säuptgitckäft»- st«ll«a. Sin« s«»ühr Nlr dl« Aulnabm« b« DaZila« a» oorgiichrlid«»« Tag« lowl« an b«INmml«r SMl« «Md nlchl g«g«t>«>, auch »tchl für dl« Rlchllglitlt s« Lurch F«r»- wncker aulgtgtbmta An^Ngro. — FürMckg. uamklaagt e,ng«jandl«r Schriftstück« übtrnlmml die Lchelftl«tluni deine Verauiwartuaa. — Ualardrechuage« des HpchLfts- lxirl»d«»l>«,r»i>dm»il»»N>isprach«. B«tZahluagaoam», und Kmlmr» ««Mn Radav« ai» »tchl v««labaN. Airscheuverpachtung. Die Kirschemtuhung auf Abteilung 5 und S der Skrahe Anna, berg—Schneeberg. Abteilung 1 der Etrab« Aue—Slellberg und aui der Sirabe Schneeberg-Zwickau soll am »ounerstag, den 19. Juni, »achmMag 2 Uhr im Gasthaus wuldentat Aue verpachtet werden. Straken» und Wasserbau««» Schwarzenberg. » enthaltend die amtliche» Bebaunlmachungen der Amishauvkmamschast und der Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staats- u. städtischen Behörden sn Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. L« werden außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Stadkräte zu Au« und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Aue und Johanngeorgenstadt- Verlag S. M. Gärtner, Aue, Erzgeb. -«mspmchar, «« 51. Söünt, (Ami Au-) 1«. 0chnk«»«k, 1», SchUarrmd««, 551. Dmhla»schr,fl! «aMfraund Au»»rzg«5!rq«. Nr. 139 MMS——- Bekanntmachung! Durch Ilnterwersungsverhandluno vom 7. Juni 1924 bei dem «mlerzeichnelen Finanzamt — Nr. 22 Strafg. Bch. 1924 — ist gegen den Malermeister Johannes Robert Krause in Beierfeld Nr S2K «egen Lohn- und» Betriebslteuerzuwtderhandlung eine Geldstrafe von 1090 G.-Mk. lestaeseht worden. Die Bestrafung ist auf Kotten des Genannten bekanntzumachen. SchwarzeNberg. am 10. Juni 1924. Finanzamt. Schwarzenberg. »AK»'» zu gewähren. Es kommen in Frage bedürttige Laushaltung». »orNSnde kinderreicher Familien und »war: ») wenn der Dater noch lebt, für das viert« und wettere Kind, d) wenn der Dater nicht mehr 77. Iahrg. im sog. Drauerteich an der Dermsgriiner Strahe, sowie das Lineiutreibe» von Gänse». Snle» usw. in diesen Teich hiermit verboten. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt. Schwarzenberg, am 14. Juni 1924. Der Bai der Stadt. Der unterreichneie Etadtrat bringt in Erinnerung, dah das freie Ilmherlausenlasseu der Lunde in Wald und Flur verbot«« ist. Lunde sind auh«rdalb der bewohnten Orte an kurzer Leine zu sühren. Nicht betrossen werden von diesem Verbote Jagdhund«, di« zur Ausübung der Jagd mitgenommen werden. Zuwiderhandlungen werden an den Tierballern selbst oder an den mit der Aussicht über die Lunde beauftragten dritten Personen mit Geldstrafen bi» t» 150 Goldmark oder mit Last bi» »u 14 Tagen bestraft. Schwarzenberg. 12. Juni 1924. D«r Bat der Stadt. Poli»eiabl«iluug. Dienstag, den 17. Juni 1924. lebt, für da» dritte und weiter« Kind. Für Kinder, dir das 16. Le bensjahr vollendet baden, werden Drotbeihilsen nur gewährt, wenn die Kinder nicht in der Lage sind, ihren Unterhalt selbst zu bestreiten. Die Anmeldung bat bis spätestens Sonnabend, de» 21. Juni 1924, mittags 12 Uhr im Stadthaus II. Zimmer Nr. 8, zu erlolgen. Spätere Anmeldungen können auf keinen Fall berücksichtigt werben. Schwarzenberg, 13. Juni 1924. Der Bat der Stadt. Wohlfahrtsamt. Es wird in Erinnerung gebracht, dah zur Bekämpfung der Krankheiten und Schädlinge der Obstdäume in jetziger Jahreszeit di« nötigen Mabnabmen zu Irrsten lind. I«der Besitzer von Obstbäumen wird deshalb hiermit autgesorderi, für unverzSgliche Vertilgung der Obstbaumschädlinge besorgt »u sein. Lierbei wird nochmals daraus ausmerksam gemacht, dah als Sachverständige sür ScdwarzKcherg die Kerren Ratsförster Deubner und Slrahenmeister Sckober aus gebildet und bestellt sind, die nach Einvernehmen mit den Obstbaum- oesitzern und Regelung der Kostenfrage die Bekämpfung vorzunehmen haben. Zuwiderhandlungen werden, soweit sie nicht der Bestrafung nach 8 3s8 Ziff. 2 des R.-Ekr.-S.»Bs. unterliegen, mit Geldstrafe bis zu 1!iO Mk. oder mit Kalt bl» zu 14 Tagen bestraft. Schwarzenberg. 12. Juni 1924. Der «al der Stabt. Pollzeiabkeilung. Zur Reinhaltung der Zuflüsse für unser Stadtbad wird mit Einverständnis der Grundstückseigentümerin bas Baben von Lunde»