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Mchmh-MiW Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Wek-eritz.geltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 R. Ä Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, »«den mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile od« o«en Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complicirt« Inserate Mit entsprecht» dein Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen DHeile, die Spaltenzeil« M Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 121. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 18. Oktober. Die am gestrigen Morgen abgehattene Uebung der hiesigen Gesammt- feuerwehr war im Allgemeinen sehr gut besucht und verlief zur allgemeinen Zufriedenheit. Angenommen war, daß der auf der Aue stehende Turnschuppen in Brand gerathen war und nahmen die einzelnen Sek tionen entsprechende Aufstellung. Das erste Wasser wurde 4 >/» Minuten nach dem Abrücken vom Spritzen hause am Kirchplatze auf das Brandobjekt gegeben. Gegen 8 Uhr war die um 7 Uhr begonnene Uebung beendet. — Nicht uns allein, sondern gewiß Allen, die auf unsrer Sekundärbahn gefahren sind, ist es schon längst aufgefallen, und wir haben es schon früher gerügt, daß an keiner Station der Name derselben auf irgend eine Weise angebracht ist. Es ist aber nicht blos Wünschenswerth, sondern unbedingt nothwendig, daß der Reisende genau wisse, auf welcher Station er sich eben befindet. Anfangs meinten wir, daß aus den auf Sekundärbahnen geübten Sparsamkeitsrücksichten, die es nicht einmal auf der Hauptstation zu elner Uhr bringen können, diese Bezeichnung Unterlasten worden sei; nachdem wir uns aber auf anderen Se kundärbahnen, und neuerdings auch auf der Strecke Potschappel - Wilsdruff überzeugt haben, daß es dort an derartigen Bezeichnungen durchaus nicht fehlt, vermögen wir einen Grund, warum sie auf unserer Strecke unterlasten worden sind, durchaus nicht abzu sehen und hoffen, daß diese erneute Erinnerung ge nügen werde, unsere Bahnverwaltung zu veranlassen, die endliche Herstellung der beregten Inschriften, die jedenfalls beim Baue vergessen worden sind, zu be antragen. Der bevorstehende 4. Geburtstag unserer Bahn wäre der geeignetste Zeitpunkt, den immerhin störenden Mangel auszugleichen, und wenn's noch zu einer Uhr langen sollte, wir hätten nichts dagegen — im Gegentheil. — Am 17. Oktober, Mittags, hat sich hier der 76jährige Schuhmacher Karl August Loßn er erhängt. — Als ein Zeichen der in diesem Jahre herr schenden außergewöhnlichen Fruchtbarkeit wurden uns 2 im Garten der Frau verw. Oekonom Zimmermann auf demOberthorplatz gewachsene, völlig reife Kirschen überbracht; dieselben find die zweiten in diesem Jahre an dem betreffenden Baume gewachsenen Früchte. — Gestern hatten 25 Mitglieder des Dresdner Turnvereins „Jahn" eine Turnsahrt nach Dippoldis walde nnternommen. Mittags hier eingetroffen, wurde im Gasthof zum Stern gemeinschaftlich gegessen und der Nachmittag der Besichtigung der Stadt und der Umgebung gewidmet, bis um 9 Uhr der Abmarsch erfolgte, wobei hiesige Turngenoffen den Gästen ein Stück das Geleit gaben. — Die gestern im Schießhause abgehaltene Bun des-Bezirks-Versammlung der Militär-Vereine des Bezirks Dippoldiswalde verlief, obgleich nur schwach besucht, in echt kameradschaftlicher Weise. Der Bezirks vorstand eröffnete die Versammlung mit einem drei fachen Hoch auf Se. Majestät den König und begrüßte Hierauf die Erschienenen. Dann entwickelte der Be zirksvorstand in längerer schwungvoller Rede eine Darstellung seiner bisherigen Thätigkeit. Es kam zur Kenntniß der Versammlung, daß im Verlauf von ca. einem halben Jahre durch Vermittelung des Bezirks 8 Unterstützungen an hilfsbedürftige Kameraden ge währt worden sind und zwar im Gesammtbetrage von 145 Mark. Nachdem der Bezirksvorstand noch zur Pflege der Kameradschaft ermahnt und Rathschläge zur Betätigung derselben ertheilt hatte, wurden noch Be stimmungen getroffen über fetten der Vereine zu zahlende Beträge zur Erhaltung und Schmückung der Krieger- Gräber bei Metz. Durch Vortrag eines Liedes vom Gesangverein des hiesigen Militär-Vereins wurde die Versammlung hierauf geschloffen. Dienstag, den 19. Oktober 1886 — Die 3. Privatpersonenfahrt von Niedersedlitz nach Kreischa wird von jetzt ab statt um 7,50 erst um 7,55 Mm. Abends abgefertigt. Sckmiedeberg. In tiefes Leid ist in den letzten Wochen die Familie des Waldarbeiters Fischer hier versetzt worden. Demselben starben innerhalb eines Zeitraumes von 14 Tagen 3 Kinder im Alter von 9, 7 und 5 Jahren an der heimtückischen Halsbräune. Die Mutter dieser Kinder, welche von ebenderselben Krankheit heimgesucht, aber genesen war, liegt, von Kummer und Schmerz niedergebeugt, aus's Neue krank darnieder. Doppelt schwer müssen diese Schickungen die Eltern berühren, wenn man erwägt, daß ihnen im Jahre 1877 ebenfalls kurz nacheinander 3 blühende Kinder durch den Tod entrissen wurden. Gott tröste die schwergeprüften Eltern und schenke der kranken Mutter recht bald dauernde Gesundheit. — Die seit 3 Wochen unter den kleineren Schul kindern aufgetretenen Masern scheinen einen günstigen Verlauf zu nehmen. Schmiedeberg. Erfreute sich unser Ort infolge der Eisenbahnverbindung immer mehr des Besuches der Touristen und Sommerfrischler auch im ver gangenen Sommer, und ist die Wohnungsfrage durch Errichtung villenartiger Bauten gehoben, so bedeutet die Erbauung eines Kurhauses von Seiten des Herrn vr. Schurtz hier «in hochwichtiges Ereigniß für unfern Ort. Dieser Bau wird noch dies Jahr unter Dach kommen, nächsten Sommer aber bestimmt vollendet werden. Ebenso regt sich die Baulust in Kipsdorf und den Nachbarorten, um den nächst jährigen Sommerfrischlern ein bequemes Unterkommen zu gewähren, wie nicht minder solche sich bereits an sässig gemacht haben. Hennersdorf. Beim Fischen des hiesigen mit Karpfen besetzten Pfarrteiches, wurden auch drei Niesenforellen gefangen, wovon jede gegen 50 om lang und 2 Icx schwer war. Karpfen geriethen gegen 150 Lg in Gefangenschaft. Glashütte. Vorgestern Nachmittag waren zwei Kinder aus der „Bastei", einem ca. 50 Meter hohen, ziemlich steil nach der Müglitz zu abfallenden Felsen, anscheinend ein 10 -12 jähriges Mädchen und ein 4 —5 jähriges Kind. Plötzlich kroch letzteres durch die Barriere und wäre unzweifelhaft heruntergestürzt, wenn es nicht noch von dem Mädchen, welches das zufällig sah, im letzten Augenblicke gehalten und zurückgezogen worden wäre. Wie leichtsinnig viele Eltern mit der Beaufsichtigung kleiner Kinder sind, grenzt manchmal ans Fabelhafte und muß man sich wirklich wundern, daß trotzdem so wenig Unglücksfälle vorkommen. — Vom Turnverein des „Fortbilvungsvereins für Arbeiter jeden Berufs" in Dresden hatten am Sonntage gegen 20 Mann eine Turnfahrt nach Glas hütte unternommen. Von hiesigen Turnvereinsmit gliedern empfangen, wurde natürlich auch die gut eingerichtete Turnhalle und der Turnplatz beaugen scheinigt. Der Abmarsch wurde gegen 6 Uhr Abends angetreten. — Am selben Tage, Nachmittags, hatten sich die Mitglieder der Schützengesellschaft auf dem Schiebplan zu einem Picknick vereinigt. Durch Spenden Seiten des Kompagnie-Schützenkönigs und anderer Wohl- thäter war dies zu einem recht opulenten geworden, und entwickelte sich ein frisches, fröhliches Leben, Dresden. König Albert hat sich in Begleitung des Prinzen Georg zu 8 tägigem Aufenthalte am Sonntag Nachmittag nach Sibyllenort begeben. — Eine für Schlittenfahrer interessante Erfindung ist von dem oberschlesischen Mechaniker Hermann Rü diger gemacht worden. Derselbe hat eine Vorrichtung erfunden, mittelst eines an den Schlitten anzubringen den Excenterwerks Fahrräder vom Kutschersitze aus zu senken und zu heben, so daß mit dem Schlitten auch 52. Jahrgang. —-—- > l» schneefreie Straßen passirt werden können. Eine Dresdner Gesellschaft ist mit dem Erfinder wegen Aus beutung seines Patents bereits in Unterhandlung. — Der Mangel an Volksschullehrern in Sachsen weicher in den letzten Jahren beseitigt schien, droht in derselben Weise wieder aufzutreten, wie es in den 70er Jahren der Fall war. Zunächst trägt dazu der Umstand bei, daß die Zahl der Lehrerstellen sich mit jedem neuen Schuljahr vermehrt; sind doch letzte Ostern in den fünf gröberen Städten des Landes zusammen ca. 200 neue Stellen begründet worden. Und auch auf dem platten Lande, insbesondere in den Vorstadt dürfen grober Städte und in Fabrikgegenden, macht sich die Gründung neuer Stellen nothwendig. Ehl besonderer Andrang zum Lehrerberufe ist aber durch aus nicht bemerklich. Die Klassen in den Seminars- zeigen hier und da ziemliche Lücken. Nicht mit Un, recht dürfte diese Erscheinung auf den Grund zurück zuführen sein, daß die Zahl der Minimalstellen eine so große ist, daß für sehr viele Lehrer ein nennenS- werthes Aufrücken in besser bezahlte Stellen nur ein frommer Wunsch bleibt. Der Mindestgehalt beträgt 840 Mk. Aus den Ankündigungen erledigter Stelle kann man ersehen, wie oft in der That nur dieses Minimum gewährt wird. Und aus den überaus zahl reichen Bewerbungen selbst um Stellen, welche nur 100—150 M. mehr als daS Minimum bieten, kau« man entnehmen, wie sehr in gar vielen Schulhäüsern die Verbesserung der äußeren Lage ein lebhafter und nicht unbegründeter Wunsch ist. Sollte daher der immer fühlbarer werdenden Stockung in der Ausbil dung zum Lehrerberufe dauernd abgeholfen werden, so würde eine durch Gesetz festgestellte Erhöhung deS Mindestgehaltes ein wesentliches Mittel sein. — Zu keiner der sächsischen Ephorien gehören so viel außersächsische Orte bez. Ortstheile, als zu der Ephorie Plauen. Die Zahl derselben beträgt 16, während von den übrigen Ephorien, an welche außer sächsische Orte gewiesen sind, Leipzig II deren 8, Borna 7, Werdau 6, Großenhain 4, Glauchau 4, Grimma 3, Pirna 1 enthält, während die übrigen der 25 Ephorien es lediglich mit sächsischen Orten zu thun haben. Loschwitz. Dieser Tage hat die traurige Ange legenheit des Vorschuß-Vereins endlich seinen Ab schluß gefunden. Zur Schlußvertheilung gelangten 4738 M. 73 Pf., während die Forderungen 138 774 M. 20 Pf. betrugen. Freiberg. Die im Sozialistenprozeß verurtheilten sozialdemokratischen Abgeordneten beabsichtigen, sich so fort zum Strafantritt zu melden. Die zur Ver breitung gelangte Meldung von der Absicht einer Mandats-Niederlegung wird in einer von dem Abg. Bebel ausgehenden Erklärung in Abrede gestellt. Plauen i. V. Ueble Erfahrungen, die man hier machte, daß mehrfach Lehrer sich nach ihrer Anstellung als leidend erwiesen, haben den Schulausschuß zu dem Beschlüsse veranlaßt, von neu anzustellenden Lehrern ein Gesundheitszeugniß zu fordern, und hat dieser Beschluß auch die Zustimmung des Stadtrathes erhalten. Leipzig. Die 5. Klasse der 110. königl. sächs. Landeslotterie wird vom 3. bis mit 24. November, mit Ausnahme des 7., 14., 19. und 21. gezogen werden. Die Erneuerung der Loose hat spätestens bis zum 25. Oktober zu erfolgen. Tagesgeschichte. Berlin. Der Bundesrath hat nach mehrmonat licher Unterbrechung wieder eine Plenarsitzung abge halten, die sich indessen nicht mit Fragen von allge meinerem Interesse beschäftigte. Hinsichtlich der Vor bereitungen für die Reichstagssession hört man, daß hochpolitische Vorlagen, wie etwa die Militär- und eine neue Branntweinsteuervorlage, nicht vor der zweiten Hälfte der Session, nach Neujahr, eingebracht werden sollen. Die Thätigkeit des Reichstages in der Zeit