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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860329
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860329
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-29
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1886
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Er^hsiRt tsgltch früh Uhr. «ß Lkped«-» Jodamie-Hssse 8. ZPrechstuite» her Leßsttis«: Vermtttag« 10—12 ilye. N»ch mittag« 5—3 lty». s» he» Filiste» für L»stz«: vtta Kt«««. ll,»,„»»»Ii>h> v»»t« Kssche, »artzaitiWißr.«. Mir »t» ',^1 Uhr. r. » Anzeiger. vrga« für Politik, LocalMichtk, Handels- «nd GcschSftSvcrkchr. Auflage lS.KSo. Adonnemenlspreis vierielj. 4'/, 61k. rncl. Brrngerlodn 5 Mk., durch dir Post bezog» 6 Mk. Jede einz-lne Nummer 20Pf. Belegexemplar lO Pf. Gebüdrrn sür Extrabeilagen iin Tageblatt-Format gesalzt) atzar PvstbesSrberung 50 Mk. mit Postbrsörderung 60 Mk. Inserate 6gespaltene Prtitzeile 20 Pf. Brdßere Schrillen laut uns Preiwerzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hüherm Tarif. Urüamrn »»ter dem Redaciioa-slrich die 4gespalt. Zelle bOPs., vor den Familie »nachrichten die 6gespaliene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet» an die tpxvrdilion zu lenden. — Rabatt wird nichi gegeben. Zahlung prneuumerantlo oder durch Post- nachnahme. ^»-88. Montag den 2V. März 1886. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. Mr bri»ft«n hiermit zur allgemeinen Krmttnlß. daß wir beschlossen habe«, den Gelt»««st»r«t» für die Ve» itt«»r»,Ge» »»ter H -s. N—A der sch«« »*blt« riet»» Begradnt-. «»d Urtedh»f3»rtz««»M für die »t«d< «rt»,t, »»» I». «rptm»drr »««, sowie die in s S aagezogen« Beifug» I und U. von denen jedoch die Beifuge ll eure Uendernng au den schon bestehenden Vor schriften nicht enthalt, ans den A. April «e. sestzusetzen. Hiernach habe« von diesem Zeiwnncte an folgende von uns in Pflicht genommen« Personen in dm nachstehend« svd k-) nmdmal« näher bezeichnet» Bezsrkm den Le!che»die«st, und zwar einfchließltch de« Ar«e»ietch«»dte»str», zu besorgen: Kran P»»tfr Vchlrgel, Thom,«gäß»m Nr. 3, Hof l. wohnhaft, ,m «rstm Leichenscha»bezirke, Fra» gfrtedrriüe Lrmnhardl, Nürnberger Straße b, lV. wohnhaft, smzweitm Leichenschoubezirkr, Fi« AI«r« der«. Sgerlaod. Webergafse Nr. 4. M. wohnhaft, im driltm Letchcolchauvezirkr, Ar« Adelheid Grüsch «er, Ltisenstraße Nr. S7 wohnhaft, im vierten Leich»schaubezirke, Fr« Joh ikhristlaue Berg»«««» Kvraerstraße S, S. wohnhaft, im süusl» Lercheuschaubezirke. Fr« I»h«n»r Gettag, Sebastiaa-Vachstraße Nr. t», l. wohnhaft. IM sechstm Leichenschaubezirt«, Fr« G««lt«e Schrrnu» Prommadmstraße Nr. s, IV. wohnhaft, im siebenten Lrichenschaubezirke. Frau Pp»tse Gieteseld, Hallesche Straße Nr. L wohnhaft, im achten Leichenschanbezirkr. Ferner machen wir hiermit bekannt, daß Herr vr wock. Gchr«d»l, Nrumarkt 33 wohnhaft, den Dienst al» Leichen» schanarzt in dem 7. »nd 8. Leichenschaubezirke ausüben wird, de«gleichm Herr vr. moä. Gekiket«, an der Pleiße Nr. 7 wohnhaft, in dem 2. »nd 3. Leichmschanbezirke und Herr Vr. wäck. Schmidt, Petersstraße Nr. 44 wohnhaft, in de« 4.» 3. »nd «. Leichenschaubezirke. Wegen Inkrafttreten« der Übrigen Lheike der Vegrllbniß- »»d ttriedhos-ördnuna vom 18. September 1885 wird seiner Zeit noch besondrre Bekannt»acheing erfolgen^ Leipzig, dm »3. ststärz t886. De» -knth de» Stadt Leipzig. Heßlrr. Eichoriu». D Leichenschau de« lrte. l. Die innere Stadt südlich de« Brühls. N. Di« Tanchaer-Vorßabt »wische» de, «leise« derLeipzig-DeSdner Eisenbadn bi« »um GtrohenkSrper der K-ni-straße. Die IodanniS-Borstadl »wischen Thonberg, den Straßen, köroern der Köalgstraße, der Dtndmühlengosse und Wind- müoleuftraße und der slldöstNch» Kreuze de- Bäuerische» Bahnhof-, also einschließlich de- Johonai-rhal- und Friedhof». Die innere Süd-Borftadt »wischen dem Ttroßenkörper der Windmühlengass«, d«r Windmühlenstrnße und der süd-stliche» «re»»e de- vayerifchen Vahahvs- etnerseit« und der Pleiße andernseit- von der Promenade bi- zum Straßenkörper der Körnerftraße einfchl,«blich der Llltzowstrahe. V. Die äußere Süd-Borftabl »wischen dem Bayerischem Bahnhof« »ud der Vieche. südlich de- StraßenkörperS der K»ruer-raße. einschließlich ter vlohlmamistraße. Di« -lagwitzer Vorstadt »wischen der Pleiße, der Promenade, de« Straßenkürper der Lrntralstroß«. der itlsterstraße und der Liadeaoner LHauff«, einschließlich de» Knhthurme- »nd der Rennbahn. VH. Di« Fraaksurtre Borstadt zwischen den Straßenkbrvrm der Lrntralstraße. der Llsterstraß« aud der Lindenauer Lhansi« etnerseit- and der Promenade, dem Tchulplatz, der Pleiße vom Sämlplatz bi- »ur Bohlijrr Mühl« ondererseit-, also ein schließlich de« neuen Schützenhanse« und der Rath-»i«gelei. VIII. Der uSrdliche Theil der innere» Stadt, enthaltend den Brühl nnd Alle- wa- davon nördlich liegt, hie innere Nordvvrftadt nnd die änßere Nordvorstadt. westlich begrenzt »v» der Pleiße, östlich begrenzt von dm Gleise» de« Dresdner Bahnhofs, diesem selbst, sowie die Grundstück« Bohnhofstraße 13 (Stadt Now) »nd 14 ei», schließend. Bo« de» obige» Bezirk» der 8 Leichenfrau» Pud die Bezirke I, VN «nd VHI dem 1., dir Bezirke kl »ud III dem S. »nd die Be zirke IV, V nnd VI dem 3. Leicheuschauarzt überwiesen. VetamllMchiLß. Di« Dahl eine- geistlichen Abgeordneten za der bevor» stehenden IV. ordentlichen Lande-shnod« für dm IX. Wahl bezirk soll ««tt»»ch de» 7. «pril dieses Jahres vorgenommen werden. Die wahlberechtigt» Milglieder der Nirchenvorstlknd« in der Ephorie Leipzig werden ersucht, sich am gedacht» Tage Abend- 3 Uhr auf dem Nalhhanse in der groß» Rathsstnoe gefälligst «inzusinden. Leipzig, dm 27. Mär, 188« Der Lvah!e»««tssar. Hehler. Ovüvlltliokv Lanllelslekranstalt. Vogt« 4« 5s. SobnUabro» am 3. Uni 4. 4. Via Loiw- eounmmo 4«r blkboroo Tvtdelloo, 4«r äiwrnlt (ärvzjllbnnar (furnua) doroekrigvo «am LiosLdrie-Vrei'eilli^enäisoate. Blr ja HL« Loot«, waled« ^,h <t«> 6oreckkigua»r«cbein m Plpjsbrip-Praiwtlli^euiiieu»«« «rreorboo dadoo, i« oiu tkod- retnnonaatinMtvbor 1'uraua von 1»dr»-»4»o«r bei SV l/abrntuncker» in 4«r Woode «lureriodlet. lfnterriedt Iv alle» 2welu«> 4er U»o4el»»i««iwod»tt. Vraoavaiacde u»4 »u^Ii«üie öpraodo »bü- N»r»r»od, itnlieiuaek« voll ipiuli«ds Sprncd« kaealwur. 8obal- xelä 240 ^ klte Ina 1»dr Lriweläiuineu erbittet »ick 4«r llotameieduet« in 4«u Woeben- ta^eu eou tl—iS 0dr. lehmig, iw 11» rr 1886. knrl Wvltpnm, vlreetor. M. rv VI. Lkphilfiiril»« i» »er «rer» Mse. Iw Obergeschoß der neuro BSrse sind einig« Geschtftlrsume zu denn leihen. Diejenigen, vekche solche zu vermirthen wünsch», weichen hierdurch ersuch«, sich Lirn-tag, de« 3s. «Srz ». vormittegö tl Uhr in der neuen Börse, Eingang von der Ldendseite, 1 Treppe hoch kiuzusinden. Leipzig, de, 25. Mörz 1886. Dir hnndelrknmmer. SSach-mnth, Bors. 0r. 3>»sel. S. Hoh-Auctioa. -L>fl de« Naauhosrr Korftre»terr i, d» Adrhrilmg» Sä »nd 4ll bm. «4 aufberritete 10? eich. Klötzer, 10—34 em stark, 2.5—7 m lang, 76 sickii. - 12—28 » » 5—7 B » 423 kies. » 20—36 » » 4—6 « » 780 sicht. Stange», 3—7 » » 2—8 » - 1315 fi<vt. nnd tief. Stong», 8—15 «m stark, 3—13 m lang, 2 «« eiche»« Nitzscheite, 28 . hart« vre« „scheite, Knüppel »nd Zack». 781 - weiche Brenascheiie. 531 » » Breankiiüpprl, 188 - hartes I 381 » weiche- 1-.«..«in» 7 «llhdrt. hartes s «rmarrtstg. 298 5 » weiches j 16 kies. Langhaus«« »,d 3V Sw hatte Swckscheite nnb S-ähne so>» «on-4». den s. April dis. A4.. »«, Hormitt«« * Ntr «» meistdietand aeg» iosvrtP» vepehluag unttr d» ^ ^ »u a«»»d» Badinpuw» »msteiäut »eeh». versnmmlnnn «ns de» »nmch^ cationZwege unweit de« Nnntzcheils. «eldLmnp»« im Gafthofe „zur Stadt Leipzig' «» «mmhnk. »änigl Rmierverwnltnntz Na«Hof »tznipl. horstrrntamt D»»G». am 27. «ste, 1883. » Ornthold. Bachmonn. Nichtamtlicher Theil. Die Unruhe« in Lelgien. Fürst Bismarck sagte am Freitag im Reichstage: „Heut zutage steht die sranrvsische Armee den Arbeiterbewegungen in Decazeville gegenüber. Wir wissen nicht, ob wir den Tbat- fachm mehr Rechnung trag» sollen, daß sie sie in Schach hält, oder den Andeutung» von ministerieller Seite her. daß der Soldat von heute der Arbeiter von gestern ist und der Arbeiter von beute der Soldat von gestern: wir wissen nicht, wer in Frankreich bei der Bewegung schließlich den Sieg davon trag» wird. Kur;, wenn wird«/ groß« eurvpäiftd Erschütterungen komme» sollten. — sie werbe» viel coinp»«- cirker fein, al- diejenigen, welche wir dinier un« haben, uud sie werden zum Iveil interuationaler Natur sein." WaS der Reichskanzler in Bezug auf di« französische Arbeiterbewegung sagt«, paßt auch aus die belgische. Auch in Belgien wird jetzt die Probe daraus gemacht, ob die Armee zuverlässig ist, wenn sie vor die Aufgabe gestellt wird, Ruhe und Ordnung grgen Tie. welche sie stören, aui'rechk zu er balten. In einem Falle hat v>e Armee vic Probe nicht be standen, eine Depesche au» Brüssel vom 26. Marz meldet, daß in Lüttich ein Unterossic er und drei Geineine wegen Insubordination verhaftet wurden. Ta» ist eine sehr ernste Thatsacke, zuiiial sie wahrscheinlich nicht vereinzelt geblieben ist. In einem anderen Falle haben die augrcisenven Soldaten den Kürzeren gezogen; während ber Plünderung der Gio«- sabrikeu in Darboux wurde eine Abthriluug Lancier» vo» den Plünderern zurückgeworsen. Die Bewegung in Belgien er streckt sich Über einen so großen Bezirk, daß die Truppen zur Bewältigung der AuSschrritungr» nicht hinretchen. die Garnison von Brüssel harrte bereit» am 27. März de» Befehl«, „ach Charleroi zu rücke», wo ber Ausstand am heftigsten würbet. Brüssel würde vann dem Schutze der Bügergarde anvertraut sein. In Brüssel selbst ist aber die Lage gleichfalls sehr be denklich, denn an den Mauern waren Ausrufe zu Brand stiftung und Plünderung angeschlagen und vor dem Palait kam e< am Abend des 25. März zu einem Handgemenge zwischen Ruhestörern und Polizei. Tie nächste Folge dieser Vorgänge ist eine allgemeine Geschäftsstockung. Bier Bezirke sind hauptsächlich von dem Aufstande ergriffen: Lüttich, Süd» Brabank, Namur und Hennegau. Alle Nachrichten, welche au» Belgien über bi« Bewegung zu un» gelangen, wissen nur von Tbatsachen zu berichten, von keiner Seite wird die leiseste Andeutung über die llr'achen der Bewegung gemacht. Ob der Streik, der an so vielen Orte» zu gleicher Zeit auSgebrochcn ist, die Folge unzu reichender Löhnung, zu langer Arbeitszeit, oder ob er lediglich da» Ergebniß der Aiishetziing der socialistischen und anarchi stischen Bestanvtheile der Arbeilerbrvölkerung, ober ob er endlich durch auswärtige Sendlinae angestislct worden ist. über alle» da» schweigen sämmisiche Millbeilungen voll ständig. Wir wissen nur, daß viele Arbeiter, welche arbeiten wollten, von den Streikenden zur Arbeitseinstellung gezwungen wurden und daß sich unter den Verhafteten auch viele Fremve befind». E» ist offenbar kein Zufall, daß die Bewegung fast gleich zeitig in Frankreich. Belgien und England zum Au»brnch ge kommen ist. Nirgend« ist von Forderungen der Arbeiter an die Arbeitgeber die Rede; der Zweck de» Streik» ist nicht, wie da» fönst zu geschehen pflegte. Lohnerhöhung und Ab kürzung der Arbeitszeit, die Streikenden habrn überhaupt nicht dre Absicht, weiter zu arbeiten; mit dem Revolver de» wnsfnet, dring» sie in die Häuser ein und verlangen Geld. Di« Fabrik» werden zerstört, geplündert, Landhäuser und Schlösser werden in Brand gesteckt, und erst wenn di: Ruhe störer erkannt haben, daß da» auf die Dauer doch nicht so sortgeben kann, nehmen sie die Arbeit wieder aus, wie in dm Kohlengruben der Umgegend von Lüttich und in dm Eockrrill'scben Puddlewerken in Seraing. Die Ereignisse in Belgien erschein« al» die Frucht der fortgesetzten systematischen Aufreizungen, wie st« besonder« fett langer Zeit in Frankreich betriebe» Word» find» wo jede socialistische und anarchistisch« Versammlung stet» mit einem Hoch aus die sociale Revolution und mit der Aufforderung endete, die reichen Bourgeois ru berauben. Durch me socialistische und anarchistische Presse ist die Unmsriedendeit in dm Kreis» der Arbeiter fortdauernd systematisch genährt und. wo sie nicht vorhanden «or, künstlich erzeugt worden. Endlich ist der Winter gewichen, »Nd die milde Witterung hat di« in der Brust schlummernden Lervenscbasten zu Thate» erhitzt, man hat einmal dm Versuch mach» wollen, ob man nicht ohne Arbeit durch Raub und Plünderung der Besitzenden ein an« aenehmerr« Leben führ» könne. Einzelnen mag da» gelungen sein, wie e» ja Dieb« nnd Räuber gibt, welch« di« Aufmerk samkeit der Sicherbeit»behvrdm längere Zeit zu täuschen wisse» and dabei di» zu einem gewissen Grade ein wenigsten» äußerlich angenehme« Dasein führen Die Frage, welche hier zu beantworten ist, laulel aber, ob dadurch der Dauer fähige Zustände aeschaffen werden können, und diese Frage ist auct> dnrch di« oelgische Bewegung, wir e« nicht ander» sein kann, als thöricktt und unmöglich verneint worden. Da kommt zunächst der Kampf mit dm Sicherheitöbehörden und mit der bewaffneten Macht. Dieser hat seine sehr un- angenehme Seite, denn dabei giebt e» Tovte und verwundete. Man glaube doch ja nicht, daß e» der großen Mehrrabl der Ruhestörer mit ihrer Redensart ernst ist: .Lieber steroen. al« ei» solche» Leben weiler führen!' Wenn sie sehen, daß eü auf gewaltsame Weise nicht geht, dann kehren sie zu den Fabriken zurück und nehmen die Arbeit wieder aus. Do« Schlimmste, wa» geschehen kann, ist Da», wa» wir am An- fang unsere» Artikels andeutrten. daß die Armee dm Dienst verzagt und mit den Aufrührern gemeinschaftlich« Sache macht. In eine« geordnelm SlaatSwesen geschieht da» nicht so leicht, in eine« unkerwüblten. wie in Spanien, ist diese Befürchtung schon besser begründet, aber auch dort ist e» gelungen, kie anarchistisihen Leidenschasten durch di« bewaffnete Macht zu unterdrücken, von den A»»schreitungm der Schwarz» Hanv ist es still geworden in Süvspanien. Vo« internationalen Staubpunct betrachtet, Haben die Un ruhen i« Belgien besonder» dadurch eine verderbliche Wirkung, daß sie aus ankere Arbeilerbezirke ansteckend wirken. Es ist klar, daß dieselben unruhig» Elemente, welch« in Lüttich und Eharlrroi. in Decazeville und St. Öurulin, in Londcn »nd Birmingham den Fried» gestört Hab», auch anderswo ihre aufreizende Idätigkeit entfalt», und wir können über- zeugt sein, daß e» auch in ander» Lände» nicht an dem Will» der gleichartigen Kalegori» fehlt, dieselben Zustände herbrrzusübren. Da» aber ist der große Vorzug einer stark» zielbewnßten Regierung, daß solche Bestrebung» sich da. wo Ke wallet, nicht an dir Orffenllichkcit wag». Die Anarchist» in Deutschland müssen sich damit begnüg», di« Faust in der Tasche zu bullen, tue aastäuvigen und vernünsligen Arbeiter geben sich nicht dazu her, um sür ihre anrüchig» Berus»genoff» die Kastanien au» de« Feuer zu hol». Aber selbst in lheorctischer Beziehung find dt« Vorgänge in Belgien lehrreich genug, denn sie «"gen. daß die Ziele der Socialistru und Anarchisten aus dem Wege der Gewalt überhaupt nicht zu erreichen sind. Wa» kann e» wenn ein paar Wochen die staatlich« Ordnung auf- »fPHärd und Alle« drunter und drüber gebt, da bann spä.rr koch wieder Alle« in da» alt« Gtei» zurückkrhr» ? So und so viele Familien sind ihrer Eruädrer beraubt, sie sind entweder todt oder zu Krüppeln geschossen, die Frauen uud Kinder gehen zu Grunde oder sollen der Gemeinde zur Last, die Erwerb-thäligkril wird gestört, der ArbeilSmartl ver schlechtert. aber bie golden» Flüchte, welche die Hetzer und Bkisübrer versprochen baden, bleiben au«, nach dem Rausch der AuSschreilung kommt der Katzenjammer des selbstver schuldeten Eiend», da» ist der natürliche Verlaus solcher Be wegung. * Leipzig, 29. Marz 1886. * Wie da» „Poseuer Tageblatt" ersäbrt, liegt in der Er- nennung de» G»ö»l- der Infanterie v. Stichle zum Ehrs de» Ingenieur« und Pioniercorp« und General- insprcteur der Festungen der B wei» eine» hohen Ver trauen» Sr. Majestät de» Kaiser«, welcher in brr bezüg lich» Allerhöchsten Eabinclöorvre auSgelproch» bat. baß e» «ine» ganz besonder» kenntnißreicken und erfahrenen General» drdürfe, um bie neu gestaltete Organisation de» Ivgenieur- corp» der deutschen An»« zu vollenden und in lbrer Nützlich keit zu prüfen. Unter dem Ansdruck der warmen Anerkennung der biSberig» Eommanvosuhruna de» 5. Armrecorp« hat Se. Majestät dem General v. Stiehle sein« neue und so wichtige Aiisgabe noch ganz besonder« an« Herz gelegt. Mit welchen Gefühlen der General von dem L. Armeecorp» scheibet, ersieht man au» dem nachfolgenden, ollen Truppentheüen pudlicirt» Abschieds-Gruß: „Se. Majestät rer Kaiser und König haben mich mittelst Allerhöchster CabinelSorvre vom 22. v. M. unter Belastung in dem Verhältnis al» Generalabjutanl zum Cbes de» Ingenieur- und PionieicorpS und Generalinlpecteur der Festungen ernannt. Indem ich hiernach da» Eommando über da» 5. Arinercorp» nirverlege. muß ich dein stet» gehegten Wunsche entsag», mich auch in einem nächsten Kriege an der Spitze kiese» ruhmreichen Corps zu befinden. Aber mehr al» vier Jahre ernster FrievenSarbeil halten mich für alle Zeit mit demselben verbunden, und scheide ick Mil der Zuversicht, daß da» Evrp» auch unter meinem Nachfolger in drin gleich» Bestreben sorlsaüren wird, die Krieg-lüchtigkcit zu erhallen und zu fördern. — Ich ruft- dem brav» 5. Armrecorp» ein herzliche« Lebewohl zu! v. Stiehle." * Fürst Biömarck bewegte sich am Sonnabend bei seiner Anwesenheit im preußischen Herrenbaule in un gezwungener geselliger Weise unter den in lebhaftem Gespräche befindlich» Mitgliedern im Saale und unterhielt sich ». o. namentlich auch mit dem Bischof Kopp. C? war eigent lich auf da» Erschein» de» Bischof» nickt gerechnet worden; aber au» der Thatsache semer Anwesenheit und de» herzlichen Verkehr» mit dem Ministerpräsidenten wirb von einstußreicher Seile der Schluß gezca». daß die kirchenpolitische Situation sich seit Sonnabend gebessert und die Möglichkeit einer Ler< ständigung neu» Boden gewonnen habe. * Die „Nord deutsche Al lg« mein «Zeitung" schreibt: „Die .St. Petersburger Zeitung' vom 24. entnimmt polnischen Blätter», daß der Spion KraözewSki, der dekannllich aeg» Hinterlegung einer Eaulion au» seiner Hast in Magdeburg sreigrlass» wurde, beschloss» Hab«, lieber die für ihn eingerahlte Summe zu verliere», al» evenl. nach Magdeburg zurückzulehrr». Dies« .Opsersreudiqkeit" setzt un«nicht m Erstaun», denn daKraözewski die Caution nicht selbst gezahlt hat. so schädigt er. wenn er nicht nach Magdeburg zurückkehrt, nicht etwa seine eigene Börse, sonder» »or di« seiner betrogenen Freund«, die iu naivem Vertrauen aus seine Ehrlichkeit sür ihn gut gesagt hatten.' * In dem „Deutsch» Tagrblatte" war dieser Tag« eia Aufruf zu lesen, in welchem die Here» G»tSvern>alt»r Leo Streitz und Rudolf Hilgeudorfs zur Zeichnung von Anlbeil- schein» behus» Cuttivuung eine« von der Deulsch-Ost- «frikunischen Gesellschaft zu erwerbende» Terrain« von zehntavsend Morgen aossorter!». Die Tculsch-Ostasrikamsckie Gesellschaft erklärt, daß sie von diesem Ausrufe nicht da« Mindeste gewußt dal, bi» er au» der Zeitung bekannt wurde. Ein schrisllicher Antrag aus den Verkauf von Land ist ibr nickt zugegangen' er würde sonst mit dem Hinweise daraus, daß die Landvertäufe bi» aus Weitere» sisttrt jelc», adgcteh»! worben sein. * Dieser Tage hat die Deutsch-Ostasrikanische Ge sellschaft. Carl Peter» and Genossen, die Rechlssori», welche sie im Frühjahr >885 annehm» mußte, um möglichst schnell Recht»sähigkeit zu erlang», nämlich die der Cominandiigesell- schast unter genannter Firma ausgegeben und ihre sämmt- lich» Rechte aus Herrn Peter» contracklich übertragen, derart, daß ibm die Gesck>äsl»leitung ausschließlich zustekt. Ibm zur Seite steht ein Belralh von 10 Herren, welcher insbesondere bie finanzielle Control« auSübl. Tie Rechnungssubrung während der Zeit diese« Provisorium- hal Herr Carl v. d. Heydt (in Firma von der Hrvdi-Kersten <L Söbne) über nommen. Die Factor» haben rbr Rechlsverbältniß durch einen Syndikats-Vertrag geregelt, nach welchem die alleinige Haftbarkeit dem Herrn Carl Peter» verblieb» ist. * Au« Riga. 23. März, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Die evangelische Lanveskirche Liv land» bat abermal» einen schwer» Schlag erleiden müssen. Kaiser Alexander III. hat aus Antrag de» Minister» de» Innern am 18.,6. März befohlen, den evangelisch-lutherischen Prcviger zu Palzmar-Serbigal im WalLichen Kreise. C. Brandt, weg» widergesetzlicher TbäNgkeit seine» Amte» zu entsetzen. Pastor Brandt siebt, wie t6 seiner liv.änbisch» Aintsg»oss», in gerichtlicher llnterluchiing. weil er sich der Grw>ssen»noth einer Anzahl ehemaliger Gemeinde glieder. die sich zur Annahme der griechisch» Religion haben verführen lass» und wieder au» derselben heranszukoiiimen trachten, erbarmt und an denselben Amtshandlungen vollzogen hat. Diese Untersuchung ist noch nicht adqeschloss». Außer dem ist gegen Pastor Brandt seiten« der Gendarmen« (poli tische Polizei) eine geheime Untersuchung geführt Word», weil er angeblich mehre« Perlenen griechisch» BekenniwsseS ver anlaßt haben soll, an den Kaiser die Bille um Genehmigung ber Rückkehr zur lutherischen Kirche zu richten. Für dieses selbe „Vergehen" haben ber Schulmeister und der Gc- meindeschreiber in Palzmar ihre Stell» verloren. Die Schule keS OrleS ist geschlossen." * Man schreibt un» au» Brüssel vom 27. März: „Ta» von 'der hiesigen Arbeiterpartei für vorgestern Abend ein- bcruskne, von dem Soeialist» Re narb geleitete „Meeting" war außerordentlich zahlrend besncht. Nachdem während fast vrei Siunti.n verschiedene Redner, vorunter der bekannte Volker» und der unvermeivlicbeAdvoeal Roch Splingard, eie heftigsten Angriffe gegen da« Kö,iig«hau« und die be sitzenden Classen losgelösten hatten, »ahm man einstimmig folgende Resolution an: „Die am 25. März in der „5'oavolln Ovar cko UeinvUi;«" versammelten Brüsseler Arbeiter ver- »rtbeile» ans va» Schärfste die Haltung der Regierung, die. statt den geknechteten Brüdern m der Provinz zu Hilfe zu kommen, dieselben durch Truppen süsilire» läßt. Sie werben mit allen Kräften für die Erlangung t>» allgemeinen Wabl- inodu» tbäliq sein, ber die jetzig» schmachvollen Zustände ansbeben und dem Arbeiter zu seinem Rechte verhelfe» soll." Am Schluß der Versammlung zog eine 4—500 Mann starke Bande unter dem Gesang der Marseillaise u»V Carniagnole. sowie mit den Rusen „Vivs la li^paliliquol ^ bas Is Roi!" nach dem königlichen Palai», wo sie von der Polizei auseinander getrieben wurde. — Für heute Abend ist ein »eueS »Uovti uff rövolutiolinairs" ausgeschrieben; die Plakate tragen in fettem Druck dieTagesorbnung ..Nolhwendiakeil derNevoluiion". Bon der Polizei in letzler Nacht abgerissene weiße Asfichen fordern die Arbeiter aus. ihre Wobnungen anziisiinken, die Läden zu Plunder» und da» .Ouarticr Ltopold" (da» aristo kratische Stadtviertel) mit S>»ri» pr nehme». — A»S Gram mont und einige» kleineren Industriestädten werden theilweise Arbeitseinstellungen gemeldet. In der Lütticher Gegend erwartet man binnen Kurzem da» Ende de» Streiks; neue Unruhen waren nicht zu verzeichnen. Dagegen komm n au» Cka rlervi Nachrichten schwerster Art, die an de» Pariser Com- inune-B»sstank> erinnern. Der Streik im Bassin vo» Cüarteroi ist ganz allgemein geworden. Freilag Nachmittag 2 Uhr rog ein ungeheuererTlupp vonArbeilern (manspiicht von 4—5000) durch die Stadt, verwüstete die Läden und rückte dann gegen die Gla-hiilte», Eisenweike :c. der Umgegend vor. Die große Brauerei Binard in Chätelrt wurde angezündet. ebenso mehrere Glashütten, in denen man vorher alle« Material zertrümmert batte. TaS Schloß de« HüttenbesiyerS Baudonx wurde vollständig au» ge plündert und alSdann mit Petroleum «»gesteckt; die Ali'iübrer er brachen die Weinkeller und veranstalteten ans der Straße ein große» Gelage. D e Gendarmerie war macblloS; in der Nacht wurden telegraphisch au» Tournai und Mo»S 3 Escab'cnZ Reiterei und 2 Bataillone Infanterie verlanat, die deute Morgen erwartet wurden. Man fürchtet ba» Schlimmste für die nächsten Tage." ^ Wie hockossieiö« au» Berlin mitgetkeill wird, ist die Nachricht, daß der ita lienisch» Hof odcr die > t at len i sch e Regierung sich zu Gunsten de» La» deSverrä t der» KraSzewSki ausgesprochen hätten, vollkommen a„S der Lust gegriffen: damit ist auch, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" versichert, der tendenziösen. Erfindung ven einer Er kaltung der deutsch-italienischen Beziehungen dir Unterlage entzog». * Die sibirische Presse tritt immer nachdrücklicher gegen die Verschickung aus dem europäischen Rußland in da» Innere Sibirien» ans. Die „Ssibrskaja Gaseka" verlangt sogar eine völlige Aushebung ber D-portatw» uach Sibirien: „Die Verschickung nach Sibirien >»»ß aniüör-n — ka» ist im Augenblick die wichtigste Frage, die Lebe, -frage sür Sibirien . . . Wer in Sibirien auch nur ein riar Iah« gelebt hat. weiß, daß die Verbannung nach S>b>ri>» keine Strafe, Sibirien jetzt schon langst kein Schreckdild mehr ist. Die freiwilligen loie unsreiwilligen Ansiedler leben „ud richten sich hier wenigsten» ebenso gut ein wie 'in europäischen Ruß- land, und die Mehrzahl derselben denkt später gar nicht daran, Sibirien zu verlassen und in die Heimalb zuriickinkehren. Ganz abgesehen davon aber, daß die Verbannung nach Sibirien keine Strafe ist. sinket da» verbrecherische Element nirgend» einen so günstig» Boden zur Fortsetzung seiner Tbätigkeit wie in Sibirien. Die Verschickung liegt überall in Sibirien j>l» eine schwere Last an« der bäuerlichen Bevölkerung. Sie rst c», die die Verbrecher ernäbrcn muß und nicht» dafür
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