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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891111102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891111102
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-11
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
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A da H«npt»rvedttto» ob« den im St«d»- z«,kk und de» Vororte» errichtete» Av«. lAesiellen ab geholt: vierteljährlich ^14^0, bei zweimaliger täglicher ZukteU-ng in« Hau» » üüO. Durch die Post bezogen für Teuiichlaad und Oenerreich: vierieliädrlich 6.—. Direeie tägliche .'brenzbandjendung in« Ausland: >no»atlich 9.—. Li» Morgen-Au-gabe erichrint täglich '/.7 Uhr, die Abcad-ÄuSgsbe Wochentag» v Uhr. LeLaction und LrptLition: 2»ha»uregujje 8. Lie Expedition ist ununterbrochen g». öffnet voll früh 8 bi» Abend« 1 Uhr. Filialen: Vtt« Lortim. lAlfred Hahn)» Uaiversuäisslrohe 1, VouiS Lüsche, Aatharinenstr. 14, varu und KünIgSplas 7. Druck vnd Verlag von E. Polz in Leipzig. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik» Localgeschichte, Handels- nnd GcschLftsverkchr. 1 ern LMAP reid Morge» ^Ausgabe: di« Sgekpaltrn« Piltd« »eile SO xj. Reklamen unter dem RedacttonH- prich l4geipolten> bO-^, vor den Famtlir»- iiakdrichtei: l6 gespalten) 40-ck. Abend-Alis,>abe: die Ogeivattene Petitzrile 40 Reclau> ea unter dein Redaettontffnch i4 gcipalten) I.6. Fainiliennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände ^«lgespalten) 20 ^ O'röhece Cchrlilen laut unseren, Precs- verz>:chnib. Tabellarischer und Zissernsatz nach hbherem Taris. tsptra-Vetlagen lgesalzt), nur mit der LU'rgen-Au-gabe , ob ne Postbesörd, rnng 00.—, mit Postbesorderuilg 70.—. Ännatimeschlrrk für Inserate: Abend-AnSgabe: Vormittag« lO Uhr. Marge n-Ansgabe: tzlochmittag« 4 Uhr. §onn- und Festtags se id !t Uhr. Br: den Filialen und A»nab:nesiellen je eine balbe Stunde früher. Inserate smd fiel» an die iLrprditi«» zu richten. Mittwoch den 1l. November 1891. 85. Jahrgang. Rückblick auf die „Fritdenscoufereuz^. * Au« Rom wird ron einem Theilncbmer an der FriedenSconsercnz geschrieben: Die dritte inter parlamentarische FricdeiiSeviisercn; ist imuierbin eine Er scheinung im ösfenllichcn Leben Europas gewesen, die einen lurzen Rückblick verlohnt. Ter Zweck dieser Eonlercnzcn, dahin zu wirken, dag für die Entscheidung internationaler Eonflicte an die Stell« der Waffen da« Schiedsgericht trete, darf gewiß aus Svnipatbien in den weitesten Kreisen zählen. Aber wir fürchte», daß der Verlaus der soeben in Rom abgebaltencn Versammlung der Sache eher schaden als nützen wird. Die olsiciclle Ausgabe dieser Versammlung war die Bcrathung der Frage eines ständigen Organs der Eon- screnzcn. Als solches wurde von italienischer Seile ein per manentes internationales Eomilü mit einem ständigen inter nationalen Secrctarial vorgeichlagen, das nicht allein^ die künftigen Eonsercnzen vorbcrcitcn und die Propaganda für die Idee des Schiedsgerichts betreiben, sondern auch aus die Schlichtung aller auflancbcntcn »ilernationalcn Eonslieie unmittelbar hinzuwirkcn bestrebt sein sollte. ES ist lein Zweifel, daß die Urheber dieses Vorschlag« sich eine solche Kinrichtiwg ,n aller Harmlosigkeit als ein für die Befestigung dcS europäischen Friedens böckil nützliches Unternehmen gekackt haben. Wer indeß ruhig über die Sache nachrenkt, erkennt leicht, daß ein internationales Secretariat mit der angegebene» Aufgabe, wenn cS übcrbaiipl etwa» leisten will, siel« in der (Gefahr sein wird, durch seine Einmischnng cnistcbendc Eon- slicte cber zu schüren als sie zu beschwichtigen. Denn cS ist kein „internationaler Secrclair" denkbar, der so absolut ein sichtig und unparteiisch wäre, daß alle streitenden Tbeile sich vor der Autorität seiner Stimme beugen würde». Tic Deutschen, Engländer, Ocslerreicher, Belgier und Holländer, welche an der Eonscrcnz lbeiinabme», waren von vornherein über die lluailnehmbarkeit einer solchen Einrichtung nicht im Zweifel; sie beantragten statt dessen eine Organi sation, welche neben den alljährlich zu wiederholenden Eon- fcrenzen den Schwerpunkt in dir Tbätigkcit der in de» ein zelnen Länder» zu ernennenden parlamentarischen EomitSS legte. Dieser Vorschlag wurde auch in der vorberatbeudrn Eommission mit großer Mehrheit angenommen. Im Plenum der Eonscrcnz aber ergab sich da« »»»gekehrte Verhältniß. Lämmtliche romanische Nationen sammt den Skandinaviern stinimtcn unter Führung der Franzosen ffir daS internationale Secretariat, und hatten, da die Italiener in reichlicher Anzahl an der Abstimmung tbeilnahmcn, natürlich die Majorität. Man wird nun abzuwaricn habe», ob sich die beschlossene Ein richtung der SchiedSgcricktSbewegung nützlich erweisen wird. Sckon jetzt aber können wir unserericitö mit der Ansicht nicht zurückhaltcn, daß man aus dem bisherigen Wege dieser inter nationalen Parlamente ml kwe nicht weiter kommen wird. Es kann der civilisirlcn Welt nicht zugcmntbct werten, die Beschlüsse einer Versammlung, deren Zusammensetzung ganz und gar dem Zufälle preisgegebcn ist, ernst zu nehmen. Man kann von der römischen Eonsercnz sage», daß sic weit über wiegend aus ernsten und verständige» Männern bestand. Nichtsdestoweniger beherrschte der tolle italienische Irredcntist Imbriani mit einigen französischen Schreiern das Feld, n»d nur der sehr weitgehenden Energie des Präsidenten Bianchcri war cS zu danken, daß der Antrag dieser Gruppe, welcher als Basis dcS Frieden« eine Revision der Karte Europas nach dem strikten NationalitälSprincip und die Entscheidung über Krieg und Frieden durch da« Bolk verlangte, nicht sofort zur Verhandlung kam, sondern für die nächstjährige Versamm lung in Bern aufgespart wurde. Ware die groge Mehrheit der angemcldeten Franzosen nicht durch dir von deutscher Seite durchgesctzte Beseitigung Bongki'S von der Eonsercnz zurückgehaltcn worden, so batte sich die DiScussion dieses Antrags, die nothwcndig die Frickcnsversammlung alsbald in ein Schlachtfeld verwandeln inußte, schon jetzt kaum ver meiden lassen. Nach diesen Erfahrungen und Angesichts dieser Aussichten für die Zukunft wird man den wahren Freunden der SchiebS- gcrichtoidee nur rathen könne», nach zweckmäßigeren Mitteln ibrcr Propaganda zu suchen, als die interparlamentarische Eonicrcnz ini weiteren Verlaufe zu werden verspricht. Ter Nuocn. welcher der diesjährigen Veranstaltung nickt abge- sprecken werten kann, liegt einzig und allein darin, daß cuie Anzahl Politiker aller cnropäifchcn Nationen außerhalb der onieicllcn Versammlungen mit einander in persönliche Be rührung gekommen ist. Es ist das vor Allem der überaus glänzenden Gastfreundlichkeit zu danken, welche den Mit gliedern der Eonsercnz von dem Präsidenten der Depulirtcn- iamiiler Bianchcri, von dem Bürgermeister der Stadt Rom, Herzog v. Sermoncta, und von dem Abg. Fürsten OdcScaichi erwiesen wurde. Leipzig, 11. November. * Dem Vernehmen nack soll dem BundcSratb ein zweiter Nachtragsetat für daS ElatSjabr l89l/92 zngcgangen sein. Die Hauptforderungen desselben sollen tick' ans die Naluralverpsiegung für die Verwaltung dcS Rcich-bccrcS beziehen, für welche die im Etat aiigcsetzlc Summe sich i„ Folge der gesteigerten Preise der Lebens mittel als unzulänglich erwiesen hat. Man will durch die Nachsortcrung einen sonst für daS ElatSjabr l89l 92 mit Sicherheit z» erwartenden Fehlbetrag vermeiden. Auch die erste Rate sür die Befestigung von Helgoland, für welche die Hauptforderung bekanntlich in den Etat sür 1892 93 ein gestellt ist, soll in dem NachlragSetat enthalten sein. Die nachträgliche» Forderungen würden naturgemäß, soweit sic den ordentlichen Etat betreffen, durch eine Erhöhung der Matriciilarnnilagcn, soweit sie im außerordentlichen Etat sieben, durch eine Anleihe zu decken sein. * Wie bereits mitgetbeilt, bestimmt der dem BundcSralhe zugegangcnc Gesetzentwurf über die Einnahmen und Aus gaben der Schutzgebiete u. A. in Uebrreinstimmung mit Artikel 72 der Rcichsversassiing, daß dem BunveSralhe und Reichslage die Eontrole über die Ausführung des gesetzlich skstgestcllten WirtbschaslSplaneS der Schutzgebiete durch jahr- liche Rechnungslegung ermöglicht wird. Wie verlautet, soll bei dieser Rechnungslegung der Rechnungshof Mitwirken, dem die bezüglichen Geschiffte in ähnlicher Weise gesetzlich über» kragen werden sollen, wie solches betreffs de« LandcShau-baltS ron Elsaß-Lothringen geschehen ist. * Schon voni Frübjakr des laufenden IabrcS ab werden zur Sicherung der Schifffahrt Vermessungen der Küste dcS dcutsch-ostasrikanischen Schutzgebietes vor- gcnvmmen. Wie wir hören, dürsten diese Vermessungen auf die Küsten sämmtlichcr Schutzgebiete erstreckt und deren Er gebnisse in besonderen Karten niedcrgelcgt werden. Die Mittel dazu sollen in den nächstjährigen Marineetat ein gestellt werten. * Dem Vernehmen nach liegt eS im Plane, für daS ächsische Militaircontingcnt ein eigenes Rcmontr- tepot iiinerbalb de» Königreichs Sachsen zu schaffen und soll zur Einrichtung desselben die Milte 1892 pachtsrei werdende königlich sächsische Tomaine, Kammerzut Kalkreuth, verwendet werden. Es würde damit die Remontirung für das sächsische Evntingent, welche bisher hauptsächlich in Ost preußen voracnommcn werken mußte, wenigstens tbcilwcisc im eigenen Lande sichcrgcstellt werden. * Von conservativer und von antisemitischer Seile wird, wie die „N.-L. E" hört, beabsichtigt, die jüngste» Vorgänge in der Berliner Bank- und Börscu-Welt deinnächst im Reichstag zur Sprache zu bringen. * Die „Hamburger Nachrichten" sprechen sich über die Erncniinng dcS Propstes von StablcwSki zum Erzbischof von Posen also auS: ..Nach unserer Ueberzeugung ist da« Bestreben, jeden Eonslict diircki Eoncelsion an den Gegner und durch Mkaiisr» desselben zu beseitige», nicht mir nutzlos, sonder» auch gefährlich ii»L muß zur allinSiigen Ligiiidalio» de» SlaatSwesenS sichren. Historisch und polnisch begründete Ilänivse müssen auch im Inner» auSgetämvil werde», wen» dauernder Friede geschlossen werden soll; durch Nachgiebigkeit sind nur AugenblickSersolge zu erzielen, inan ein- lastet die Gegenwart zu Uugunstcn der Zukunft. Die Unbequem lichkeiten, denen man zur Zen enigeht, verschwinden nicht, sondern keinen in bedrohlicherer GestaN wieder zurück. Zugeständnisse werbe» immer als Schwäche gedeutet und haben »»r den Ersolg, die Ansprüche zu vergrößern. Der Staat in seiner Autorität ist nur durch fortwährenden Kampf, der für ihn da» Lebe» bedeutet, zu erhalten. Eine Politik, die diesen Kampfe» systematisch au-weicht, bringt da» StacNSleden zn einer Stagnation, welche nicht nur politisch, sondern auch wirlhschaftlich und sonst die Entwickelung de» Lnndeo gesäbrdet. ES tritt ein lähmender Zusland ein, au« dem schließlich nur auf explosivem Wege oder durch kriegerische Per- Wickelungen „ach außen herauizugelangen ist. Die Erreichung de» vollsten inneren Friedens ist «ine ebenso gefährliche ühimäre, wie die „Versödnuiig" des feindlichen Auslandes. Es muß gekampil werden, und der gewissenhafte Staatsmann hat lediglich dafür zu sorge», daß er den Kamps stet» unter günstigen Bedingungen zu sichren vermag." * I» einer Besprechung ber drei große» Berliner Bankbrüche der letzten Wochen urlbcilt die „Köln. Ztg.", nachdem sic die Möglichkeit hcrvorgehoben, daß noch weitere Firmen von den gestürzten nachgcrisse» werden könnten, nicht unzutreffend u. A. wie solgt: Dennoch ist mit Genug- thunn^ fcstzustellcn, daß nach Ansicht unserer hervorragen den sachverständigen von einer ErcditkrisiS in Deutschland unter keine» Umständen die Rede sei» kan». In dieser Hinsicht ist der Stand der Dcntschen RcichSbank durchaus überzeugend; er ist so überaus slüssig und günstig, wie man cS selten um diese Zeit des IahreS findet und er berechtigt zn den besten RüctickOüsicn aus die gute und gesunde Lage unserer großen Bauleu. Daß trotzdem solche schlimme Auswüchse auf einem sonst ge sunden Körper auSreifen und so schlimme Nachwirkungen an-übcn können, wie daS jetzt der Zusammenbruch der drei Berliner Privatbanken gcthan bat, ist deSbalb weniger vom wirtbschastlichen, als vom sittlichen und socialen Standpunel auS zu bedauern und zu vcrurthcilcn. Tenn wenn man gerecht und unbesangen urtbcilen will, so muß man ziigc stehen, daß an diese» Zuständen einen reckt erheblichen Thcil der Schuld daS große Privalpublicum selbst trägt, baS i» seiner große» Spielwulh, in seiner über alle Maßen gehenden Leidenschaft rasch reich zu werden, den günstigsten Boden sür derartige Spiclcxistenzcn angiebt und sie zu een gewagtesten Geschäften verführt. * Betreffs der angeblichen standrechtlichen Er schießung in Köln wallen immer noch Zweifel ob. Die „Kölnische Bolk--Zeitung", welche darüber berichtet hatte, schreibt: Gegenüber der Nachricht von der Execution eines Marine- Soldaten auf Fort Müngersdorf schreibt die „Kölnische Ztg.": „Dem königlichen Gouvernement, welchem das FcsliiligSgesaiignis, MüngerSdor» untersteht, ist von dem Falle nichts bekannt. Ter angeblich erschossene Marine-Soldat soll an- Kalk gebürtig sein. Ein junger Mann von dort, welcher bei der Marine diente, ist vor einem Jahre zu einer anderthalbjährigen FestnngShast verurtheilt worden und verbüßt seine Strase auf Fort MüngerSLors." Tie „Rhcin- und Rudr-Zeitung" druckt Vorstehendes ab, bringt aber unmittel bar dahinter folgende Zuschrift aus Köln, 8. November: „Entgegen dem Dementi in der „Köln. Ztg." kann ich aus das Bestimmteste ver sichern, daß der Marine-Soldat am verflossenen Donnerstag gegen 8 Uhr Morgens aus dem Hose des FestungSgesängnisses zn MüngerSLors bei Köln erschossen worden ist. Au> der Rückreise von Yokohama nach Kiel begriffen, brach aus einem Kriegsschiffe in der Höhe von Singapur eine Meulcrei auS, in deren Berlau jener Soldat einen Teckosficier erstach. Der Verbrecher wurde von Setten des Kriegsgericht» zum Lode verurtheilt und, »ach- dem Se. Majestät der Kaiser das inzwischen »inaereichte Gnaden gesuch verworsen, am Donnerstag durch 10 Insanteristen des 10 JnsanleriercgimentS unter Führung eines PrcmierlieutenantS erschossen. Tic übrigen Meuterer sitzen gegenwärtig noch hinter Schloß und Riegel." Wir beschränken unS vorläufig daraus, beide Angaben wieder,»geben, mit dem Beisügen, daß un» bis jetzt weder vv» dem königlichen Gouvernement, noch von einer sonstigen Be- Hörde eine Millheilung über die fragliche Angelegenheit zu- gegangen ist. * Am verflossenen Sonntag fand in Graudenz ein Parteitag der westpreußischen Nationalliberalen statt, wobt, die Herren Rechtsanwalt Wagner, Abg Hobrccht, Abg. Dr. Krause und Geh. Commerzienrath Gibsone Ver träge hielten. * Es wird gemeldet, daß der Großherzog Ludwig von Hessen-Darmstadt sgrb. am 12. September 1837, dessen erste Gcmablin Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland am >1 Deeember k8?8 verstorben ist) die Prinzessin Victoria von Wale- (aeb. K. Juli 1868) bciratbcn wird. Diese Hrirath soll demnächst in officieller Form in einer Proclamation des GroßhcrzogS au seine Unlerthanen bekannt gegeben werden. * An« dem Großberzogtbum Baben wirb gc- cbriebcn: Laut Bekanntmachung de- „StaatSanzcigerS" sind unsere Land stände auf tcn 17. November einberuscn; zugleich bat der Grcßbcrzog gemäß bc» ibiu versassuugs mäßig zuskebcucen Reckte« acht Mitglieder, sowie den Präsi denten iiir die Erste »kämmer cruaiint. AuS der Wahl der Persöulichkeilcu gebt hervor, daß der LandeSsüuk an keinen Systemwtchsel, am wenigsten im Sinne von Zugeständnis'cn an das Ecntrui», denkt. Die Führer de« letztere» sind seil ihren Wahlersolgen mit einer solchen Rücksichtslosigkeit, be- ondcrS gegenüber dem Großherzog, ausgeirclc», daß dies elbst im eigenen Lager Bedenken erregte. Von den liberalen Versprechungen, von dciie» ber nltraniontane Wahlausrus triefte, ist >etzt mit keinem Worte mehr die Rede; die in Form von „Befehlen" erlassene» Klindgebungcn der Partei leitung sprechen nur vrn der Einführung der Orden und Klöster. Die gemäßigten Elemenlc aus naiionalliberaler unk reisinniger Seile suchen unter diesen Umslänren gegenseitige Fühlung zu gewinnen. Da aus ualioualliberaler-Seile icur gewichtige Stimmen laut geworden sind, welche sich sür Ein- küdrung de« dircclcn Wahlrechte«, liberale Reform de« Ge meinde- und des BcaiiilcngeietzeS. Erhaltung der gemischien Sckulc» zusiiiiimcnd ausgesprochen haben, so darf man mit einiger Zuversicht ans ein ersprießliches Zusanimeiigehcn der verschiedenen liberalen Elemente Kossen. Den neueste» Nachrichten aus Kairo zufolge hatte die dortige Polizei-Verwaltung bis zum 3V Oktober 2l7 Sudanese» ür den deutschen Dienst in Ostafrika zusamiiieugebrachi. Major von Wissmann wird nicht mehr als 30» mil sich lickine», eine weitere Anzahl Soldaten soll im küi'lige» Frühjahr angcworhcn werten. Major von Wissmann wollle anfänglich von Egypten nack Berlin gebe», aber er erhielt den Bcsekl, ohne Zeitverlust wieder aus seinen Posten uaa« Deutsch Ostasrika zurückzuledren, »amciillich Wege» der Mis; Verständnisse, die sich zwischen den obersten Mililair- und Eiviibeainlcn der deutschen Eoionie fühlbar inachlen. * * Bei der Annahme dcö RecrntenconIingcntS in ber öster reichisch-ungarischen Delegation erklärte der liberale Führer Sucß, die Linke bewillige ta« Gesetz, weil die Tüchtig- eit der Armee außer Zweifel sei »nv der Werth derselben ür die Alliirtcn sich bei den letzten Manövern deutlich er wiesen habe. — Der Kaiser soll dem Ministerpräsidenlcn Grafen Taasse erklärt haben, er wünsche, daß die Schwierig keilen, die sich der.Herstellung der Stadtbahn ciilgcgcnslcllteii, behoben würden. * Nack einem Berichte aus Wien herrscht in den Kreise» der dcuischliberalcn Partei große Befriedigung über die Art, wie bei der Eonsiituining der österreichischen Dcle gation ans ihre Stellung Rücksicht genommen worben, inte::! der hervorragende Vcrlrcler derselben in der Ersten Kammer, Fürst Schöiiburg, zum Präsikculcn ber Dclcgaiion und Herr v. Plcncr zum Obmann de« Budgetausschusscs, Beide mit Einstimmigkeit, gewählt worden. Es spiegelt sich hierin die Veräiiderniig der Parlcislclluiigcn deutlich ab, und zeigt der erwähnte Vorgang auck, daß die Regierung in de» Dele gationen auf die Unterstützung seitens der erwähnten Partei rechnet und rechne» kann. * Als seinerzeit die ersten Nachrichten vrn Mch» sorderungen des Kriegs!» in ist er« von Bauer laut wurden, erscholl scwohl in Oesterreich wie in Ungarn der Ehor: „Wir können nicht." Eine besonders entschiedene Sprache führte bisher der „Pester Llovd", dessen Ehcsrcdacteur zu den Delcgirtcn gehört und dessen Erklärungen daher einiges Gewicht haben. Da ist cS nun sckr lehrreich, baß ber nämliche „Pester Llovd" einer allensallsigcn ernstlichen Opposition gegen die Wünsche des KriegSiiiinisterS jetzt sehr deutlich abwinkt, den» die Majorität der Dele gationen wünsche Ersprießliches zu leisten, was die Ver weigerung der geringen Mclirfordcruugcn nicht wäre. Herr v. Bauer wird also erhallen, waü er wünscht Eni wahres, wenn auch nicht neues Wort sprach Graf Schönburg bei der Eröffnung der Sitzungen, nämlich, daß sich Europa in fort währendem RUstiingSkampse finanziell aufreibe, während Amerika in ungeahnter Kraft erblühe und der beherrschende Weltthcil zu werden drohe. Sehr erfreulich ist die finanzielle Lage des OccnpaticiiSgcbicteö Bosnien und Herzegowina. Tie Verwaltung weist auch diesmal einen Ucbcrschuß von mehr als too oov Gulden aus. * Der bekannte russische General Baron Kaulbar«, ein nicht hanz geschickter Diplomat, aber ein tüchtiger Soldat, welcher früher als Militair-Altachö am Wiener Hose weilte, hat unter dem Pseudonym Moders eine Schrift heran gegeben des TilelS : „Bemerkungen über die österreichische Armee." Die 2t2 Seiten starke Schrift charaktcrisirl, ohne mit dein Tadel zurückzuhaltcn, diese Armee als einen festen Organismus, der sich ciiimülhig aus jeden beliebigen Feind stürzen werde, so lange der Sieg ihm »reu bleibe. Die heutige Armee sei eine andere, als die vom Jahre 1860. Die In fanterie würde im Mobilisirungsjallc am sünslcn Tage, die Artillerie und die Genietruppen am siebente» Tage und die Eavalleric schon am zweiten Tage kampfbereit sein. Alle Organisationen im Rücken der Armee können schon am neunten Tage inS Feld rücke» Es sei offen anzu erkennen, daH der österreichischen Armee in ihrem gegen wärtigen Zustande einer der ersten Plätze unter den euro päischen Heeren gebühre. Sic sei ein sehr ernster Gegner und eine- der Hauplelcmeiitc zur Lösung der internationalen Frage. Im Speciellrn lobt KaulbarS die Freiübungen, den Schwimm unterricht, die Schießübungen ,c. Besonderes Lob sinket auch die Artillerie DaS OssicicrcvrpS bilde de» Eckstein der Armee. DaS österreichische Lssicierscorps sei sicher und zuverlässig, die Lsficiere sind gut vorbereitet, und sic arbeiten viel, wobei der Kaiser selbst ein glänzende- Beispiel gebe. Nur cm der artige- Oisicicrcorps erkläre den befriedigenden Zustand der Armee trotz der Verschiedenheit der nationalen Elemente. * DaS Wiener „Frembenblatt" sagt bei der Besprechung der Rede des italienischen Ministerpräsidenten di Rndini, cS wäre eine arge Verkennung ber Ziele dcS Dreibünde-, wenn man daS feste Zusammenhalten ber drei Mächte nothweudig begleitet anjehe von der Erkaltung der Br- ziebungen zu den übrigen Mächte». Vielmehr liege eS gerade im Wesen des FrietciiSbundeS, daS er ein allscitigcS freundliche- Verhällniß pstcge und dadurch die Grniitlagen der Friedenssie!>erbc>l befestige. Dem entsprechend sei die Znsainmciilnnji dcS russischen Ministers von Gier« mit Rntiiii und der Bestick de« ersteren in Italien, Oesterreich und Tenlschlaiid mit Bcsrictignng ailgctehcn worden. Die persönliche Beiübrung de- italienische» Minister- mit dem russischen StaatSmanne habe sicherlich Gelegenheit geboten, etwaige irrtümliche Anschauungen maß gebender Kreise Rußland« zu berichtigen und die friedlichen Zwecke de« Bündnisses tarzuthlin. * Tic in Belgien seit drei Jahren bestehende bedingte Vcrnrthcilung bat, wie man dem „Hamb.Eorr." schreibt, im Allgemeinen günstige Ergebnisse erzielt; die Zahl dieser Veiiirlheiliingcn nimmt ständig zn, wogegen die Zahl dcr Riickiälligcn sich mindert Tie belgische Regierung dal daber aus Anirag de« Iiisli;in>»isierS die Elubriiigung eines Gesetzes beschlossen, da- bic'e Vernrlbeiliing bedeutend austcbnl. Bi ber »»ißte der Richter die Bctinglheil der Verurteilung ausdrücklich aussprcck'cn. und die erste Slrase wurde nur im Falle einer zweiten Verurteilung vollsiceckbar. Nach dem neu geplante» Gesetze wird d:e Vollziehung icter ersten, einen bestimmten Satz nickt überstbreileiidc» Verinteilnng von Reckt« wegen vertagt: im Falle schlechter Aussübrung des Verurteillen wirb sic vollzogen. Auch wird de» Staats- aiiwäl'en das BcrllsunzSrccht in zuchlpolizeilicbcn und polizei lichen Sarve» entzogen " DaS Journal dcS DöbatS" sagt anläßlich der Rede 9c ud ini's, daß dieselbe einen guten Eindruck in Europa tzervorbringen werde. Rndini habe die Sprache eine- RegierungSmanneS gesprochen, der. in einer schlimme» Lage befindlich, daran« den möglichst . lenen Nutzen zu ziehen' su-vt, der die Unannehmlich keiten derselbe» verheimlich! unk geschickt daran arbeitet, hcrauSzulomiiie» Die Politik, die er aiiSeinantcr- gesctzt babe, sei eine Politik der wirtdschasllichrn Sparsam- leit und de« sickeren Friede»-. Es sei nicht an seiner voll ständigen Ernstastigkeit zn zweifeln, aber man müsse dock ringesteben, daß diese aiiogezcichnclen Absichten sich schlecht mii dem vorzeitigen und geradezu hastigen Eintritt Italiens in den Dreibund vereinigen ließen. Daraus rcsultirc sür Italien die Nolbwendigleit anßerordcilllicher Ausgaben, die seiner eigenen Sicherheit »ichlS nutze» und trotz All m die Sicherheit der andern Staaten gefährdeten. Um wie viel reicher würde Italic» sein und »ni wie Vieles wirklich grö>;cr, wenn e» der wirthschasllichc» Freiheit, welche Rndini als zn er reichende« Ziel hingesicllt hake, noch die politische Freiheit hinzngejügt habe. Es habe große Bündnisse vorgezogc», ob gleich sie der Unabhängigkeit lästig seien, die nichts gekostet habe. ES habe seinen ganze» Stolz darin gesetzt, im euro päischen Staaleiisystem zn signriren, wo gar kein Platz sür dasselbe gewesen sei. Italic» gefalle sich dann, mit Deutsch land den Frieden Europa« und mit England da« Gleich gewicht im M'iNctmecrc zn erhalten. Ini klebrigen balle cS Frcundschast mit allen Staaten, Frankreich ciiigeschlosscn; in Bezug aus letzteres babe Rudiili den herzlichsten Versiche rungen und frenildschasllichc» Gefühlen Ausdruck gegeben, welche Frankreich erwidere. Dari» habe Italic» sich nicht gelauscht, wenn auch zuweilen Mißhelligkcilcn unter den Regierungen vorhanden gewesen seien. Italien dürfe sicher sein, daß Frankreich niemals sein Ssniltner bleiben werde in Bezug aus freiindschastliche Beziehungen. ^ Die Ernennung re« SchatzamtSsecrclalrö Mr. Jackson zum irische,, Oberscerctair wird von der konservativen ciiglischciiPreffe mit offener Geiliiglbnuiig begrüßt, und selbst die liberalen Blätter sind der Ansicht, daß die Wahl unter den obwaltenden Umständen aus keine» besseren Eandidalcn hätte fallen können. Hat der neue irische Oberscerctair sich bisher auch nicht besonders im politischen Leben auSgczcichucl und besitzt er auch nickt tao seines Vorgänger-, Mr. Balsour, so ist er dock ein Mann von nickt zn unter schätzender Bedeutung, dessen fähige Vertretung der Re gierung im Unterbaust, verbunden mit großer persönlicher Liebenswürdigkeit, ihm die Achtung auch seiner Gegner cingc tragen bat. Im Iabre l8W in Otley geboren nnd im elterlichen Hause von ausgezeichnete» Privallchrcrii erzogen, widmete er sich ursprünglich, wie so mancher englische Staatsmann vor ibm, der coinmcrcicllen Lansbalm, in welcher sich der Erfolg an seine Fersen heftete Seine Ernennung zum irischen Oberscerctair erfolgte wesentlich ans Vorschlag und Billigung Mr. Balsour«. mit welchem er da« Projekt der irischen Seeuiidairbahiien gemeinschaftlich dnrck gearbeitet und durch geführt batte. Mr. Jackson ist also kein gänzlicher Neuling i» dem Departement, kessen Leitung fick >ctzl in seinen Händen befindet. Was die Welt von ihm weiß, spricht nur zn seinen Gunsten, und cö beißt, daß er sich nie einen Feind, dagegen mir Freunde gemacht hat. - - Die „Dailn News" glaubt nicht an den Fortbestand der Balfo»r'sche» Zwang-politik sür Irland und ist der Ansicht, daß Mr. Jackson dieselbe ruhig falle» lasse» wird. * Wie auS Roni berichtet wird, hat man Nachrichten a»S Tunis, die neuerlich Mißtraue» gegen die Absichten der sraiizösijchcn Regierung erwecken, indem dieselben ver iniilhen lassen, daß man sranzösisckerscitS wenn nicht gar eine Anoorciliing der Machtsphäre, so doch eine weitere Befestigung der Stellung in Tunis beabsichtige, um dieselbe ;.»» ^lützpilncte sür etwaige llnlcriichmiiiigcii macken zu lonnen. Besonders stutzig ist man über die Nachrichten ge worden, nach welchen es fick »m neue geplante sortisicatorilGe Arbeiten handle. Man beschränkt sieh vorläufig daraus, die bezüglichen Meldungen in einer Weise an geeigneten Stellen zu rcgislrircn, wodurch die sranzösisckc Regierung nicht ini Zweiscl darüber bleiben kann, daß man iialicnischcrseitS aus diese Vorgänge ei» wachsames Auge babe * Bei der gestrigen belgischen .Wammer-Eröffnung wurde LantSbeere mit 6ä von 82 Stimmen z»m Präsidenten ge wählt In seiner Eröffnungsrede erklärte derselbe die gegenwärtige Session als die wichtigste seil >83». Sie werde eine Revisions-Session sein. Manifcsta tionen seitens der Revisionisten baben noch nickt stattgesunden Der Senat vcrsanimclte sich ebenfalls; Gras Merode wurde zum Präsidenten erwählt Der Eisenbahn 1 Minister hat sich bereit erklärt, sür nächsten Dien-tag di«
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