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Mßeritz-Zeitung Freitag. Erscheint Freitags. Zu beziehen durch alle Post- - anstalten. Amts- und Anzeige- Platt der Königlichen Gcrichtsamter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, Muenstcin und Altenberg. 10. December l838. Preis >>>o Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten. Zeile 8 Pfg. Verantwortlicher Redactcnr: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 5. Decbr. 1858. Das königliche Finanzministerium Hal beschlossen, für den königl. sächsischen Postbezirk zum Zweck der östern Bereisung der Postanstalten, mithin der persönlichen Beaussichligung und Controlirung des Postbienstes in allen seinen Theilen, vier Postinspectoren und einen Posthaltereiinspector anzustellen, deren Geschäfte vom I. Decbr. d. Js. ab beginnen sollen. Dieselben sind instructionsmäßig angewiesen, auf ihren Dienstreisen sowohl mündliche als schriftliche Beschwerden über Gegenstände des Postdienstes von Jedermann anzu nehmen und entweder selbst sofort zu erledigen ober Bericht an Vie Oberpostbireclion zu erstatten. Indem wir diese Einrichtung besonders im Interesse der Reisenden willkommen heißen, benutzen wir diese Gelegenheit, um auf einen Uebelstanb in dec Postver- bindung zwischen hier und Dresden aufmerksam zu machen. Zwar ist, wie wir dankbar anerkennen, in den letzten zehn Jahren sehr viel für die erwähnte Verbindung geschehen, namentlich ist in der neuesten Zeit, wenn auch mit Erhöhung des Fahrgeldes bei der Früh- und Abendpost, für bequeme und elegante Wagen gesorgt worden; auch können wir drei Mal veS Tages nach Dresden hin und zurück gelangen. Aber wer in dem ungünstigen Falle ist, erst Nachmit tags oder Abends von hier nach Dresden aufbrcchen zu können, der muß entweder Schusters Rappen wählen ober ein Privatgeschirr miethen, da die letzte Post bereits Mittags 1 Uhr abgeht. Wir sind natür lich nicht in der Lage, anzugeben, auf welche Weise hier eine wohlthätige Aenberung eintrelen könne; ob durch Verlegung der durchgehenden Marienberger Post auf eine spätere Stunde, wodurch dieselbe gleich zeitig aufhören würde, eine Concurreiuin der um 12 Uhr Mittags, also bloS eine Stunde früher, abgehenden Altenberger Post zu sein, oder durch Errichtung einer besonderen Fahrgelegenheit. Wir überlassen dies vertrauensvoll dem Ermessen der hohen Behörde und hoffen von selbiger eine geneigte Berücksichtigung und Abstellung des genannten Uebelstandes, um so mehr als der Personenverkehr nach Dresden in den letzten Jahren bedeutend gestiegen ist und wir keine Aussicht haben, der Wohlthat einer Eisenbahnverbindung theil- haftig zu werben. Vom Gebirge. Wie überall, so Hal auch hier die Kälte bedeutend abgenommen, auf der höchsten Höhe ist ebenfalls Thauwelter, wie in der Tiefe. Der Schnee wird bald verschwinden. Schon kommen die Krautfelber hervor und es erheben sich die Krautsturzeln, freilich nicht in dem besten Zustande, denn sie sind in Fäulniß übergegangen, so daß selbst die Hasen sich mit Abscheu davon wenden. Der Ruf der Holzböden um Schonung findet Berücksichtigung und die Gewässer fließen den Bergwerken wieder reichlich zu. — Nach Zinnwald gehl man noch immer fleißig ins „böhmische Bier"; jedoch scheint es mehr nur bei den Meisten Sache der Gewohnheit zu sein, da, sowohl hinsichtlich derQualitär, als auch des Preises (12 Pf. Vas Glas), Vas Bier zurücksteht. Dermalen hat „Seph" das beste Bier. Daß aber der Besuch des böhmischen ZinnwaldeS nur noch einem klimmende Dochte gleicht, kann man alle Tage sehen; nur zu manchen FeiertagS- zeiten gleicht dieser Besuch einer aufflackernden Lampe, die vielleicht mit der Zeit ganz verlöschen kann, je mehr, wie die Erfahrung lehrt, im Jnlande bessere und billigere Biere erzeugt werden. — In diesen Tagen (den 24. November) ist der berüchtigte Dieb Langbein aus Zinnwald aus Waldkeim entlassen worden, wo derselbe zwei Jahre zugebracht har und zwar in verschärfter Weise. Tie Seinigen erwarteten die „Heimkehr des Vaters." Aber wer nicht kam, daS war Langbein. Derselbe hatte nehmlich sein rast loses Streben nicht bis auf die Heimkunft sisticen können, sondern hat schon, ehe die „Rückkehr" gefeiert werden konnte, in BnrkerSdorf, Abends den 29. Nvör., wieder an zwei Orten eingebrochen, jedoch ohne Er folg. Ein Stücklein Brod hat er sich blos holen wollen, hatte aber vergessen, daß er ja gegen I Thlr. Geld in der Tasche gehabt, waö man bei ihm gefunden. Jetzt genießt er wieder im Amte zu Frauenstein die Früchte seines Eifers und hat nun den Ausspruch des Gerichtshofs zu erwarten, der ihm etwas ganz Neues und in seiner PrariS noch nicht Vorgekommenes sein wirb. Mil ihm wäre es freilich am Besten, zeitlebens „ein gezogen" leben zu müssen. L. ist 58 I. alt, Diebstahls halber 2 Mal mit Gefängniß und 4 Mal mit Zuchthaus bestraft, worunter übrigens eine 8 Jahre währende Gefangenschaft zu rechnen ist. Seine Familie aber (Frau und 5 Kinder) sind unbescholten und haben an seinem Thun und Treiben nie Theil gehabt. Dresden. In der Nacht vom 7. zum 8. Decbr. ist auf der Holzhofgasse ein Kutscher in seinem Stalle mörderischer Weise überfallen, durch Messerstiche ver wundet und seiner Baarschasl beraubt worden, wobei derselbe dem Räuber eine bedeutende Verletzung durch einen Biß in die Hand beibrachte. Ein der That verdächtiges Individuum ist eingezogen. — Am 4. Dec. früh ist in Löbau der wegen Ermordung seiner Ehefrau zum Tode verurtheilte Johann Heinrich Ullrich aus Schönbrunn hinge richtet worben. Ullrich hatte zwei Tage vorher die