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Dresdner Journal : 22.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-22
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1902
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Vez«,»pret»r Beim Bezüge durch die Uefchaftesteue ianertzat» ^L»x^ 1 <U O^Il llUl Zoumal Wird Zurücksenduna der für dir Schriftleitung bestimmt«, ^wcd^tea"'«^^'?'^ Herau-gegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. (Pracht, io ist da» Postgeld beizufügea. Urschet«« t Werktag» nachm S Uhr. U»kündt,«»a»,eh»tzre«, Die ZeUe kleiner Schrift d« 7 mal aefpalten« Anlandt» gang» Leite oder der«Rau» -0 Is Bei Tabellen- uud Zifiernsatz d Pf Aufschlag für die Zeile llaterm R«. daktionsstrich (Lingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren > Ermäßigung bei bsterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag» 1» Uhr für du nach mittag» erfcheinend« Nummer. M 17. Mittwoch, den 22. Januar nachmittags.1902 Amtlicher Teil. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die Kaufleute Maschinenfabrikant Ernst Wolde mar Bößneck und Fabrikdirektor Gustav Rohn in Ehemnitz zu Handelsrichtern sowie die Kaufleute Maschinenfabrikant Emil Richard Moßdorf und Maschinenfabrikant Paul Rudolph Voigt, ebenfalls in Ehemnitz, zu stellvertretenden Handelsrichtern bei den Kammern für Handelssachen im Landgerichte Chemnitz zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberförstern von Oppen in Schmiede berg und Schmidt in Kreyern den Titel und Rang eines Forstmeisters zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Zollassistent Bieder mann in Grimma die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehene Rothe Kreuz-Medaille 3. Klosse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fürstl. Schönburgsche Revierförftys Johannes Schwarz in Hartenstein die ihm von Sr. Majestät dem Schah von Persien ver liehene silberne Medaille des Sonnen und Löwen- OrdenS annehme und trage. Grueuuuugeu, Versetzungen re. im öffeatl. Dienste. I» Geschtft»»eretche de» Mtntftertnm» »er Justiz. Bei dcm 'Nach dem Reich-grsetze vom 11. Januar 187S für da» Königreich Sachsen gebildeten gewerblichen SachverstSn- digenvereine ist an Stelle de» verstorbenen Kommerzienrath» Bernhard Bößneck in Glauchau der Kaufmann Ernst Alfred Focke in Meerane zum ordentlichen Mitglied« ernannt worden. I« «eschäftsdereiche »es Ministerin«» »e» Kult«» ». -fieutltchen Unterricht». Erledigt: die Schulstrlle in Schmalbach Koll: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer fr. Wohnung m Garten u. Hon. f Fortbildungsschule, fowie den gesetzt. Alter»zulagen 1200 M Bewerbung-gesucht bi» S Febr an den Bezirksschulinspektor zu Döbeln; — die Kirchschulstelle zu Lohmen Koll: das Min. des KultuS rc. Außer fr Wohnung im Schulhaufe m. Garten 1257 M vom Schuldienste u. 10»1,12 M kirchendienstl. Einkommen Be- werbungSgesuche sind an den Koll, zu richten u. nebst den erfordert. Beilagen, hierunter das zur Uebernahme von Kirch- schulstrllen berechtigende musikalische PrüfungSzeugniS, bis ». Febr. an den BezirkSschulinspektor zu Pirna, Schulrat Lehmann, einzureichen. — Zu besetzen: die «irchfchulstelle in Zschorna Koll: die oberste Schulbehörde Außer fr. Wohnung u. Gartengenuß 1200 M. vom Schul-, S18.8S M. v. Kirchendienst, 110 M v. Fortbildungsschule bb M.f. Turn unterricht, 8V M. f. Heizung u. «0 M f. Handarbeitsunter richt. Gesuche m d. erfordert Beilagen bi» 11. Febr. an Bezirksschulinspektor vr Mickel, Grimma; — zwei Sprach lehrerstellen in Freiberg, eine a d. Knaben-, die andere a. d MSdchenbürgerschule. Koll : der Stadtrat. AnsangSgehalt, einschl. WohnungSgeld, 1600 M, steigt mit vollendetem 2S Lebensjahre aus 1800 M, m d. 32. auf 2000 M. u. schließlich auf 3400 M.; di« Sprachlehrer erhalten außerdem eine pension-berechtigte Vergütung von 200 M Gesuche mit Zeugnissen, die auch Ausweis geben über die bestandene Prüfung im Französische«', thunlichst auch im Englischen, bi» ». Febr. an den Koll. Nichtamtlicher Leit. Rentabilitätsberechnung in der Landwirtschaft. ES wird von neuem versucht, die Erhebung über die Rentabilität typischer Landwirtschaftsbetriebe als ungenügend darzustellen. Man hatte, um die Be deutung der Erhebung herabzusetzen, zunächst hervor ¬ gehoben, daß von 10000 befragten Betrieben nur 2000 geantwortet hätten, und schien damit beweisen zu wollen, daß eS den anderen Landwirten an Anlaß und Neigung gefehlt habe, über die Rentabilität ihrer Besitzungen zum Zwecke handelspolitischer Er wägungen Auskunft zu geben. Schon dieser Ge dankengang würde, so schreibt die ministerielle „Berl. Korresp", wenig schlüssig sein; in dieser Beziehung wird auf unsere früheren Ausführungen verwiesen. Neuerdings ist nun aber nachgewiesen worden, daß der Fragebogen überhaupt nicht an 10000 Betriebe gesandt, sondern lediglich in dieser Auflage dem Deutschen LandwirtfchaftSrat zur Verfügung gestellt worden ist. Damit giebt man sich nicht zufrieden, beruft sich vielmehr auf den Wortlaut einer Mit teilung, die vor drei Jahren bald nach Ein leitung der Erhebungen, al» die Verhältnisse noch nicht genügend geklärt waren, ergangen ist, und findet hierin einen Widerspruch mit den jetzigen Fest stellungen, ohne daß ersichtlich ist, was dadurch für die sachliche Beurteilung der Erhebung gewonnen wer den kann. Um de» Sachverhalt nochmals klarzulegen, sei zunächst über die formale Seite folgendes mitgeteilt: Der Fragebogen und die sonstigen für die Erheb ung nötigen Schriftstücke sind im Wirtschaftlichen Ausschuß auf das Eingehendste von Sachverständigen durchderaten, alsdann zunächst in 4000 Exemplare» gedruckt und dem Deutschen Landwirtschaftsrat zur Verfügung gestellt worden, weil man von der Vor aussetzung auSging, daß diefe Zahl derjenigen der zu befragenden Betriebe etwa entsprechen würde. Der LandwirtfchaftSrat forderte aber nach Einleitung der Erhebung eine größere Anzahl von Fragebogen nach und hieraus entstand die Auffassung, als ob von landwirtschaftlicher Seite eine noch weitere Aus dehnung der Erhebung inS Werk gesetzt worden sei, während eS sich, wie schon nachgewiesen worden ist, zum großen Teil nur um den Verbrauch von Ueber- exemplaren und dergleichen handelte. Vom Lavd- wirtschastsrat ist den sämtlichen Zentralvertretungen und auch sonstigen landwirtschaftlichen Bereinigungen die für den betreffenden Bezirk erforderlich erschei nende Zahl von Fragebogen zugestellt worden — im ganzen 9603 einschließlich ter Probe- und Orientier- ungSexemplare. — Die landwirtschaftlichen Vertretun gen leiteten die Fragebogen an die inzwischen ermittel ten typischen Betriebe, deren Auswahl sie sich mit besonderem Eifer hatten angelegen sein lassen, und sammelten die aukgefüllien Fragebogen ein. ES ge lang innerhalb der für den Abschluß der Erhebun gen gesetzten Frist den Bemühungen der Zentral vertretungen, eine umfassende und annähernd gleich mäßige Beteiligung in den einzelnen Bezirken zu erzielen, obwohl eine derartige Erhebung zum ersten Male gleichzeitig und gleichmäßig über die gesamte deutsche Landwirtschaft stattfand. Nach dem Grund gedanken der Erhebung kam es nicht sowohl auf die Zahl der befragten Betriebe an, die sich ja nach der Lage der Verhältnisse unter Umständen ins Un gemessene hätte reimehren lassen, als auf die rich tige (typische) Auswahl und auf die Vollständigkeit und Zuverlässigkeit der von den Befragten ge machten Angaben. Es ist hiernach schlechterdings nicht ersichtlich, welchen Wert es hat, aus der Zahl sei es der gedruckten Fragebogen, sei es der be fragten Betriebe Schlüsse ableiten zu wollen. In sachlicher Beziehung sei folgendes bemerkt: Die Aufgabe der Erhebung war besonders schwierig, und anderseits mußte den Befragten die Mitarbeit nach Möglichkeit erleichtert werden. Die Beratung und Feststellung deS Fragebogens Kat deshalb dem Wirtschaftlichen Ausschuß viel Arbeit und Zeit ge kostet. Um die denkbar einfachste und übersichtlichste Form des Fragebogens zu finden, wurde als nächstes unmittelbares Ziel der Befragung lediglich die Fest stellung deS Geldertrages gewählr, der die wichtigste Grundlage der eigentlichen Rentabilitätsberechnung bildet. Die hierzu nötigen Fragen waren nach sach verständigem Urteil in der That verhältnismäßig am einfachsten zu gestalten und am leichtesten zu beantworten. Wenn gleichwohl — und für den mit den Verhältnissen Vertrauten liegt darin keineswegs ein Widerspruch — der Fragebogen noch 28 Bogen feiten umfaßte, und wenn seine genaue und gew ffen- hafte Ausfüllung den einzelnen Landwirten wochen- und zum Teil monatelange Arbeit verursachte, so erklärt sich das daraus, daß zur Beurteilung der Verhältnisse und zur Kontrolle über die Angaben, betreffend den Geld-Reinertrag, eine Reihe eingehen der Ermittelungen und Angaben unentbehrlich ist, und zwar zunächst Angaben, die Zusammenhängen mit dem Natural Roherträge und dem daraus zu entwickelnden Geld Roherträge, ferner Mitteilungen über Lage, Größe, Bodenarten, Kulturzustand, Wirtschaftssystem, lebendes und totcs Inventar, Verwaltungs-, Gesinde- und Arbeiierpersonal, Lohn sätze, Amortisationsquoten, VerkehrSverhältnisse und dergleichen. Für manche dieser Angaben war auf Grund umfangreicher Berechnungen die Ausfüllung vielspaltiger Tabellen erforderlich. Diesen hohen sachlichen Anforderungen gerecht zu werden, war in zahlreichen Fällen schon deshalb besonders mühevoll, weil die landwirtschaftliche Buchführung nicht durch weg nach demselben Schema erfolgt und deshalb eine einfache Uebertragung aus den Büchern in die Rubriken deS Fragebogens häufig unmöglich war. Der Durchführung der wichtigen Arbeit, deren Umfang auch bezüglich der Zahl der Befiagten von keiner früheren gleichartigen Erhebung erreicht wird, haben sich fowohl die landwirtschaftlichen Ver tretungen als auch die einzelnen Befragten mit größter Hingabe gewidmet. Ihre Arbeit hat der sachlichen Prüfung und Beurteilung der landwirt schaftlichen Verhältnisse ein dauernd wertvolles Material zugeführt, das in wachsendem Maße An erkennung finden dürste, je mehr die sachverständigen Kreise in die Lage kommen werden, sich mit den Einzelheiten zu befassen. Der Offizierersatz in der sranzöfischen Armee. * Ter Abg. Gervais hat, vermutlich nicht ohne Vorwissen des französischen Kriegs Ministers General Andr^, einen Gesetzentwurf eingebracht, der da- Weiterbestthen der alten, in gewissem Sinne be rühmten französischen Offizierschulen zu St. Cyr, Fontainebleau und der Polytechnischen Schule zu Paris mit Auflösung bedroht. Nach diesem Vor schläge hätie sich künftighin das Offiziercorps der französischen Armee zu einem Trittteil aus Unter offizieren zu ergänzen, die gewissen Bedingungen in bezug auf Dienstzeit, Lebensalter und Rang ent sprechen. Zweidritttcile dagegen sollen aus Anwärtern her Vorgehen, die vor allem obligatorisch ein Jahr als „gemeiner Soldat" in der Kaserne zugebracht haben. „Dieses System", fühlt der Antrags!.ller Gervais aus, „wird der Kaserne einen neuen Charakter geben. Sie wird nicht mehr als niedrige Schule erscheinen, in der nur Elemente von geringerer geistiger Be deutung militärischen Unterricht genießen, sie wird zur ersten Schule des künftigen Offiziers. Ihr wird der wahre Charakter in einem demokratischen Staate beigelegt, in dcm der Gemeine als letzter der Generale und der General als erster der Gemeinen anzusehen ist!" Durch diesen Dienst des Offizier- alt gewöhnlicher Soldat soll eine „Annäherung auf gleicher Stufe zwischen Offizier und Mann" erreicht werden, eine „sntents ovräials", ein gegen seitiges Vertrauen und Achten, das das „Geheimnis der unbezwingbaren Kraft der Revolutionsarmee" gebildet habe. Erst nach dieser gemeinsamen praktischen Vorschule in der Kaserne würden die Offizierraspiranten in die eigentlichen Schulen ein geteilt werden, und zwar zunächst in eine gemeinsame, ohne Unterschied der Waffe, damit sich ja kein Parti- kularismus der Waffengattungen zeitige, dann erst würden die Offizieranwärter in die verschiedenen Schulen der Spezialwaffen versetzt. Der Antrag steller glaubt, daß diese Homogenität zwischen Offizier und Mann der französischen Armee eine unschätzbare Ueberlegenheit über den Gegner jenseits der Vogesen sichern werde, bei dem das Offiziercorps eine durch einen „Abgrund von den gemeinen Soldaten ge- tremtte Kaste" bilde. Andern Ortes wird man die zersetzende Wirkung erkennen, die solche nach den hohlen Schlagworten des Tages eingerichteten Maß nahmen selbst auf eine tapfere und tüchtige Armee, wie es die französische Armee ohne Zweifel ist, auS- üben müssen. Vergeblich scheint der Opfermut deS Lande» zu sein, das verhältnismäßig die höchsten Militärlasten trägt und den letzten Mann im Kriegs fälle aufzubieten bereit ist; vergeblich lebt noch der alte kriegerische Geist s.iner Vorfahren in dem heiß blütigen französischen Volke, wenn da- moralische Element der Armee als solches, dieses die Massen im Augenblicke der Gefahr und in den höchsten KriegS- strapazen beherrschende Jmpond.rabile, durch eine um die Gunst politischer Parteien und die Zustimmung, der TageSmeinung buhlende Leitung irregeführt und zerstört wird. „Der Geist der Armee liegt im Geiste der Offiziere", sagte Friedrich der Große, die vom Ge neral Andr« begonnene Demokratisierung der Offi ziere aber richtet sich gegen diesen Geist zum offenen Schaden für den opferwilligen Staat und das sonst ausgezeichnet gerüstete Heer. Die internatio»ale Sozialdemokratie kann an der inneren Entwickelung des französischen Heeres ihre Hille Freude haben, wie an der den „Soldaten ohne Rang" bezeigte« Achtung des französischen KriegLministerS. Der Krieg i» Sü-afrik«. Wir haben gestern unter TageSgeschichte den Wort laut ter neuen Rede wiedergegeben, die der britische Kolonialsekretär Chamberlain vorgestern im Londoner Unterhause über den südafrikanischen Krieg gehalten hat. Er erklärte, daß England nach Ablehnung der bekannten Kitchencrfchen Vorschläge durch Botha mit Anreg ungen nicht mehr hervortreten könne. Er vermied es daher, im einzelnen Andeutungen über die Grund lage von Friedensunterhandlungen zu machen, die für England annehmbar wären Indessen ließ er sich doch deS Näheren über die Voraussetzungen für die Einleitung der Unterhandlungen aus, um damit allein die Geneigtheit Englands erkennen zu lassen, thunlichst demnächst zum Frieden zu gelangen. Der bedeutsamste Teil der Rede deS verantwortlichen Leiters der britischen Kolonialpolitik giebt deutlich zu erkennen, daß England nicht abgeneigt sein würde, geeignete Friedensvorschläge autorisierter Burenunter händler zu hören. Die englische Regierung scheint ferner nunmehr bereit zu fein, den Buren folgende Zugeständ- Kunst und Wissenschaft. Konzert. Da« vierte Philharmonische Konzert vermittelte die Bekanntschaft mit der Gesangsvirtuofin FU. Rose Ettinger, der von ihrem ersten Auftreten in Deutschland (vor fünf Jahren im Leipziger Gewand. Haus«) «in bedeutender Ruf vorangegangen war. Die junge, in der Schule Mathilde Marchesi« herangebildete Deutschamerikanerin bestätigte diestn Ruf gestern al» vorzügliche Kolorotuffängerin, deren nicht allzu kräftige, aber klangschöne, liebliche Stimme in Bellini» Arie „Oars Oompaxns" au» der „Nachtwandlerin" ohne Mühe und Anstrengung bi» zum dreigestrichenen Ls hinaufgeführt wurde Lie Sängerin beherrscht ihr Organ wie ein Instrument, auf dem Passagen und Figuren, auf- und absteigende Skalen, Triller und sonstige Verzierungen mit nahezu vollkommener tech nischer Fertigkeit hervorgebracht werden. Diese Künste entzücken und Blenden zwar den Sinn, finden aber keinen Weg zum Herzen Und wenn gestern viel« Konzertbesucher in eitel Entzücken und Beifall»lust schwelgten, so vermochte der kritische Hörer über eine kühle Bewunderung der Dorträye nicht hinaus- zukommen Er sehnte sich (in d«n Liedern) nach einer HerzenSwärme, nach einer seelischen Durchführung jede» einzelnen Tone», wi« die« in hervor, ragendster Weise beim Spiele de» Hrn. Jacqu«» Thibaud — d«» zweiten Solisten de» gestrigen Abend» — der Fall war In Bruch» 6-moll. Konzert und namentlich im langsamen Satz der prächtigen Komposition entfaltete der jugendliche französische Geiger einen Adel, rin« Poesie und Gefühl«wärme de« Au»druck», daß man dem allerding« noch nicht am letzten Ziele seiner Ent« Wickelung angrlangten Künstler schon jetzt neben Suarn Vsaye einen Platz unter den ersten Violinspielern der Gegenwart zuwersen darf Bewers dafür war auch die hervorragend stilvolle, intonatior.ssichere und llangfchöne Wiedergabe de» (al« Zugabe gespielten) Bachschen L-änr- Sonatensatze». Mit den vorzüglichen Eigenschaften einer wahrhaft vornehmen musikalischen Natur spielte Hr. Thibaud neben dem bekannten A-woII-Rondo von Saint-Saön» noch eine Romanze von Svendsen, die zu den feinsinnigsten Darbietungen der neueren Violin- litteratur gehört Al» begleitende Faktoren bewährten sich die Trenklersche Gewerbchautkapelle und da» Klavier- spiel de» Hrn Karl Pretzsch auf- beste Nur in der eifften, walzerähnlichen Zugabe der Sängerin brachte der Leiteton der L-änr-Tonart dem Letztgenannten ein vorübergehendes Verhängnis. U. S. Erinnerungen einer Urgroßmutter. Am 8 Oktober 1777 schrieb Goethe, schon seit Wochen mit seinem Herzog und einem Teil des Hofes in Eisenach verweilend, in sein Tagebuch: „Stund in- wärt» gewendet wieder auf. Die Ankunft de« Stadth (der Koadjutor v. Dalberg, kurmainzischcr Statthalter von Erfurt, ist gemeint) schloß mich auf einige Augen, blick« auf, GrimmS Eintritt wieder zu. Ich fühlte so inniglich, daß, alle» andere bei Seite, ich dem Mann« nicht« zu sagen hatte, der von Petersburg nach Pari» geht " Der Dichter empfand in j«mm Herbst, seinem dritten in Weimar, den ungeheuren Gegensatz zwischen sein«» Welt und der Welt, der der Baron Friedrich Melchior v Grimm, der Pariser litt«»arischr Korrespondent der „aufgeklärten" Höfe, angrhörte, mit besonderer Schärfe; Goethe spürte nicht die leiseste Teilnahme für da«, wa» dem au« der Schule der französischen En- cyttopädisten stammenden Grimm al« Leben, Geist, Philosophie und Litteratur galt, er flüchtete vor dem Feuerwerk der Unterhaltung, da» Grimm ab. brannte, auf die einsame Wartburg „Sah den Monv Uber dem Schlosse und herauf. Hier nun zum letzten Male auf der reinen ruhigen Höhe, im Rauschen de» Herbstwind»!" Und doch — ward e« Goethes Schicksal, den Be« rührungen mit dieser Welt, die von der seinigen so unterschieden war und der er schon in leinen Straß burger Etudententagen ablehnend, ja feindselig gegen- übergrstanden hatte, auf die Dauer nicht entrinnen zu können. Zu nahe waren die verwandten Höfe von Weimar und von Gotha einander gerückt, zu mannigfaltig di« persönlichen Beziehungen, zu stark die Nachwirkunyen der französischen überwundenen Bildung, um sich mcht mitten im neuen Leben, dessen Dichter und Herzen«, kündig« Goethe selbst war, geltend zu machen Wenn die Morgenröte aufgeht, steht die verblassende Mondsichel noch oft genug am Himmel Und al« sich längst entschieden hatte, daß die Herrlichkeit der leben«vollen deutschen Dichtung den Esprit d«» Rokoko weit übrrstrahlte, als man selbst auf dem Friedenstrin zu Gotha und in der goldnen Schmied« zu Siehfeben wußte, daß die Losung eine» neuen Jahrhundert« Goethe und nicht Voltaire laute« werde, da sügte e« rin weltgeschichtliche« Schicksal ohne« gleichen, daß Reste und Trümmer der Voltaire-Diderot- schen Welt nach Deutschland getrieben wurden Vom Strom der französischen Emigration floß auch ein Arm nach dem friedlichen Thüringen, vor Laterne und Guillotine der Revolution sucht«n die Zierden de» Versailler Osil ä« bosuk und de, Pariser Salon« irgendwo Zuflucht Auch Fr Melchior v. Grimm schloß Ende 1790 die „Corrrspondar.ce litt^raire" und wandte sich nach Gotha, wo er nicht nur al» langjähriger Geschäft«, tiäger am französisch«« Hofe, al« vertrautcr Korre. spondent, sondern al» Freund der verstorbenen geist vollen Herzogin Dorothea und de» regierenden Herzog» Ernst II wohl ausgenommen wurde und, noch einer kurzen Episode al» russischer Gesandter in Hamburg, seine letzten Lebensjahre verbrachte Mit ihm aber kam di« Familie de» Grafen Duroux de Bueil nach der kleinen mitteldeutschen Residenz, während Graf Bueil im Heerhrufen der Emigranten gegen da« revolutionär« Frankreich kämpft«. Grimm hatte guten Grund, die Familie der Gräfin de Bueil wie seine eigene Familie anzusehen, war di« Gräfin doch Emili« de Belsunce, das ye> liebt« Enkelkind der Frau v Epinay, jener Freundin, der der zum Franzosen gewordene Deutsche, zum Reich«- baron verwandelte Kandidat, bis an ihren Tod die unerschütterlichste Anhänglichkeit bewahrt hatte. Grimm bewährte sich nicht nur als aufopfernder Wohl- thäter und treuer Berater der Bueilschen Familie, sondern gab auch seiner unablässigen Fürsorge durchaus den Anstrich einer völliy natürlichen Sache, die gar nicht ander« sein könne Bi« zu seinem Tode im Dezember 1807 blieb er so da» Haupt und die Stütze einer Fa milie, die nicht seine Familie war, und die Kinder de» französischen Emigranten hatten dem alten Encyttopi« disten den besten Teil ihrer Erziehung zu danken. Au« den angedeuteten Verhältnissen find Leben«- läuft hervorgegangen, die sich zwischen Frankreich und Deutschland abspielen und deren einen die „Erinner ungen einer Urgroßmutter" (Katharina Freifrau v B«chtol»h«im, geborene Gräfin Bueil), herau«gegeb«n von Karl Graf Oberndorfs (Berlin 1902, Verlag von F. Fontane u Co), schildern Di« Verfafferin dieser für ihre beiden Kinder Baron Alexander v Bechtolrheim und Gräfin Klotilde v Oberndorff niedergeschrirbenen und von ihrem Urenkel Gras Obern- dorff hkrautgeqebenen Aufzeichnungen, war die jüngste Tochter de» Grafen und der Gräfin v Bueil (eine» Paare«, dessen pomphafter Heirat«kontrakt, in dem auch Grimm al» „kr^äsrio Avlekior Raron Orimm äs Oriww kok «t äu kaint Lwpirs, Oonssillsr äktat äs 8». Uajsrtö l'lwp^ratrivv äs Unssiv, Ainistrs plSnipotan- tiairv äs son Alt.«»»« körsnissünv Is One äs Kar» Ootk» st Altsobourg xrss än Uo^" fungiert, mit den
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