Volltext Seite (XML)
IS 109. Jahrgang Morgenausgabe nk< 19lS Nr. 2S6 Monte-. Sen 14. Juni ZieniSW sm 5sn wuäemsben »7017 Die Oesterreicher dringen in Bessarabien vor ,7 77 >10 te. v »i lll. NF äk» edel, an«. edel, «hl. eledoar opisedo Olxus, HkreN knii». irtv ix). »All. ,«17 Routt L«.-, a—. zu halten, in denen sich das Bild Europas und der Welt neu gestalten soll. (Ls erübrigt sich heute, noch einmal darzustellen, Ivie unser Streben in die Welt, um für unseren Menschen überschuß deutsches Land zu erwerben, wie der Ausbau unserer Flotte und unser gewaltiger wirtschaftlicher Aufstieg Eng lands Neid und Furcht erregte, seine tradi tionelle Politik, mit Hilfe der übrigen Staaten Europas die stärkste Fcstlandsmacht niederzu ringen, gegen uns in Bewegung setzte und die sen Rieseukampf hcraufbcschwor, in dem wir unser Alles zu verteidigen haben. Man mag über die Fähigkeiten der Männer, die heute Eng lands Schicksal in der Hand halten, denken wie inan will, man mag über die großen Worte eines Kitchcncr und Churchill gelegentlich sich lustig machen, das eine aber wird man auch seht, nachdem zehn Monate dieses Völkerringcns vor übergegangen sind, und gerade jetzt zugcstehen Lagesbericht Ser Obersten Heeresleitung. Großes Hauptquartier, 13. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Nieuport, Dixmuiden, nördlich Arras und bei Hobuterne fanden Artillcriekämpfe statt. Schwächliche Angriffsversuche des Gegners in den Dünen wurden abgcwieseu. Südöstlich H6buterne sind Jnfantcriegefcchte im Gange. Die militärischen Anlagen von Lnn6ville wurden mit Bomben belegt. Oestlicher Kriegsschauplatz. Nordwestlich S.awle machten unsere Angriffe gute Fortschritte. Kuce wurde im Sturm genommen. Feindliche Gegenstöße scheiterten. Acht Offiziere, 3350 Mann und 8 Maschinengewehre waren unsere Beute. Südöstlich der Straße Mariampol-Kowno haben die Kämpfe gegen von Süden herangekommene russische Verstärkungen erneut begonnen. Nördlich Prasznysz wurden weitere 150 Gefangene gemacht. Unserem Einbruch in die feindliche Linie südlich Bolimow folgten in der Nacht russische Gegenangriffe, die sämtlich erfolglos blieben. Die gewonnenen Stellungen sind fest in unserer Hand. Unsere Bente stieg an dieser Stelle auf 660 Gefangene, acht Geschütze, darunter zwei schwere und nenn Maschinengewehre. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Der Brückenkopf von Sieniawa wurde gestern wieder gewonnen. Ter Gegner ließ über 5000 Gefangene in unserer Hand. Nächtliche Gegenangriffe des Feindes scheiterten. Auch östlich Jaroslau und östlich Przemysl lebt der Kampf wieder auf. Truppen des Generals v. Liysingen haben Miyniska ge nommen. Der Angriff auf Aydaczow ist im Fortschreilen. * X Der österreichische Lagesbericht. rvtb. Wien, 13. Juni. Amtlich wird mitgeteilt: 13. Juni 1915 mittags. Russischer Kriegsschauplatz. In Südostgalizien dringen die Truppen der Armee Pflanzer weiter sieg reich vor. Nach hartnäckigen Kämpfen wurden gestern Tysimeniea, Tlnmacz und die Höhen nördlich Olesza genommen. Südlich Czernetiea wird gekämpft, diene russische Angriffe gegen Hateszcziki wurden blutig abgewiesen. Aus der Bukowina über die Reichsgrenze vordringend, warfen unsere Truppen die Russen aus ihren längs der Grenze vorbereiteten starken Stellungen zurück. In der Verfolgung wurden mehrere Orte Bessarabiens besetzt. Gestern fielen 1560 Gefangene in die Hände der Verfolger. Am obern Dnjestr griffen die verbündeten Truppen erfolgreich in der Richtung auf Zydaczow an, wo noch starke russische Kräfte das südliche Dnjestr-Ufer halten. In Mittelgatizien führte der Angriff österreichisch-ungarischer und deutscher Truppen zur Besitznahme von Sieniawa und nach Abwehr eines starken russischen Angriffs zur Erstürmung einiger Stützpunkte nordöstlich der Stadt. Hierbei wurden 3500 Russen gefangen. Die sonstige Lage ist unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Am Json'o fanden in den beiden letzten Taaen, namentlich bei Plava ernstere Gefechte statt. Der dort am 11. Juni von der Brigade Ravenna unter nommene Versuch, die östlichen Uferhöhcn zu gewinnen, endigte mit dem Rückzug dieses Feindes. Gestern früh überschritten die Italiener erneut den Fluß. Nach heftigen Kämpfen gelang es unseren Truppen, den sich fortwährend verstärkenden Feind znrück- zuwerfen und die eigenen Stellungen, vor denen über 400 tote Italiener liegen, fest in der Hand zu behalten. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet dauern die Geschützkämpse fort. Der Stellvertreter des Ghefs des Generalstabs. von Hoefer, Feldmarschalleurnant. müssen, daß die englische Politik noch nichts von ihrem Zielbewußtsein eingebüßt Hut. Kann es einen schlagenderen Beweis dafür geben, als die Ereignisse der zuletzt vergangenen Wochen? Ist es nicht der zähen Arbeit der englischen Diplomatie gelangen, Ita lien von der Seite seiner früheren Verbündeten zu reißen und in den blutigen Krieg mit hincinzuHcrrcn, in dem es — dafür würde im Falle eines Sieges unserer Feinde England schon sorgen — nicht viel zu gewinnen, wohl aber alles zu verlieren hat? Sind nicht Tag und Nacht in Sofia und Bukarest die Sendboten des Vicrverbandes an der Arbeit, zu denen selbst der unselige Gabriele d'Annunzio sich gesellen will, um auch die Völker des Balkans noch argen den neuen Dreibund mobil zu machen, und hat man sich nicht auch über dem Atlan tischen Ozean die größte Mühe gegeben, uns in den Vereinigten Staaten einen neuen Feind für N"Z»ia»n au» L»Ip,Ist UN» Um-»dui,, »I« /mzelgenpreq e. 1 spaitig» ».Utz»«» rr p<, SU k»kiam»,»u« 1 m., von auswärts Zopf., Nrklainen I.rsm., Kleine stnzelgen Slepetitzeilr NU» ropf.,d.wlr-«rdot.Nad.,fln,»1gcnoon0rt>örüen tm amtlichenTrilSiepetit» zett» »opf. Geschäftsan,eigen mit plaftvorschrift Im Peels» »rhäht. Nadatt nach Tarif. Sriiagrn: Gcsamtaufl.7M.»a»Taus«nS au»schl.p»stg»dül>r. Nnzelgen-Nnnakme: 1»hannl»gast«5, del sämtlich»» Malen »,»Leipziger Tageblatt»» uaä ollen slnnonccn «xprSitionen »es 0n- un» slusianSe». Va»Lrip,ig«rTag»dlatt erscheint werktags rmal.Sonn-u.Zetertagstmal. Srriin»rNeSottion:»nörnZrllrnl7, Zernlpeech-ftnschluft: Hansa Ne. 407. auf den Hals zu Hetzen? Gewiß zeigen all diese Anstrengungen an dem einen, daß man in Lon don erkannt hat, daß Deutschland vom Vier verband allein nicht niedergerungen werden kann, und darauf dürfen wir sicher stolz sein, aber wir dürfen deshalb doch nicht übermütig wer den und die Gefahr verkennen, die von Englands zielbewnßtcr Politik uns auch ferner droht. Die Donner, die Ncuter, bevor Wilsons zweite „Lu s i t a n i a"-N o te in Berlin überreicht war, über den Ozcan rollen ließ, waren eine Theatermache, die Herrn Bryans Rücktritt in das Licht rückte, in dem wir ihn von vorn herein sahen: der langjährige Präsidentschafts kandidat hofft endlich zum Ziele zu gelangen, in dem er als Mann der milderen Tonart um die Stimmen der Deutschen und Iren buhlt und als unentwegter Friedensfreund sich anfspiclt. Was Wilson in seiner neuen Note dartut, birgt vorläufig keine Gefahr einer unlösbaren Span nung in sich, und wir hoffen, daß bei gutem Willen auf beiden Seiten eine Einigung sich erzielen läßt. Und wir glauben auch nicht, daß die Regierung der Vereinigten Staaten ihre stolze Flotte iich deshalb gebaut hat, um für die Erhaltung der englischen Weltherrschaft sie in der Nordsee, an den Dardanellen oder am Suezkanal zuschanden schießen zu lassen. Die Yankees sind gleich gute Rechner wie die Briten, und daß ihnen jetzt etwa, noch mehr aber am Ende des .Krieges, unübersehbare materielle Vor teile erblühens das wissen selbst die Leute in London, die heute bereits befürchten, daß die Bankiers der Welt in Zukunft nicht mehr an der Themse, sondern in New Zsork am Hudson sitzen werden. Alle grvßangelcgten Pläne Englands sind bisher an der unvergleichlichen und unerschütter lichen Tapferkeit der deutschen und österreichisch ungarischen Heere und an dem Heldenmut der au den Dardanellen kämpfenden Türken zer schellt, und wir hoffen, daß an diesem Felsen sich auch alle weiteren Pläne unserer Feinde brechen werden. Ein russisches Heer von stOOOOO Mann hat der Mai in deutsche und österreichische Gesangenlagcr geführt, mindestens ebensoviel deckten im gleichen Monat die gali zischen Schlachtfelder und füllten deutsche und russische Lazarette. Und wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der heiße Juni ähnliche Ernte aufweisen. Gewiß, auch unsere Opfer sind groß, aber der Siegeszug unserer Helden im Osten bringt uns doch mit jedem Tage dem Ziele näher, der Nicderringung des an Zahl stärksten unserer Feinde. Schon mehren sich die Zeichen, daß Rußlands kraft gebrochen ist, und daß es nach dem Ende dieses Krieges sich sehnt, der ihm alle Hoffnungen zertrümmert hat. Die Zer trümmerung der Donaumonarchie und der Be sitz Konstantinopels, den England ihm übrigens nie gegönnt Hütte, sind ihm in unerreichbare Fernen entschwunden, falls nicht ein Wunder geschieht und das Kriegsglück sich völlig wen det. Soll Rußland deshalb zu den ungezählten Millionen, die es bereits hingeopfcrt hat, noch weitere zur Schlachibniik führen, weil England in seinem Interesse es will? Man darf auf die Ereignisse der nächsten Wochen gespannt sein, um so mehr, als mau wohl auzunchmen berechtigt ist, daß auch in Rumänien und Bulga rin n der große SicgcSzug in Galizien seinen Eindruck nickst verfehlen und die Erkenntnis ver stärken wird, daß an der Seite der Zentral mächte für sie besseres zu erreichen ist, als wenn sie ihr Schicksal mit dem des Vierverbandes ver binden. Doch mögen die kommenden Wochen bringen, was sie wollen, uns soll die Erinnerung an vergangene Zeiten den Willen wecken, in Zu kunft zielbewusste deutsche Politik zu treiben, und wir brauchen uns nicht zu schämen, wenn wir Albions Geschichte uns dabei zum Muster nehmen. Ter nationale Egoismus, der uns so lange gefehlt, wird in diesem Weltenringen hoficntlich so stahlhart geschweißt, daß wir uns durch keine Sentimentalstüten und falsche Rück sichten davon abbringen lassen, das zu tun, wenn des Friedens Tage nahen, was allein uns frommt. Nur um das eine bitten wir, daß uns dann auch der Manu erstehe, der dieser deutschen Politik Träger und des neuen Deutschlands "Wegweiser zu sein vermag. Ter Führer der österreichischen Arbeiterschaft, Engelbert Per- uerstorfer, schreibt im zweiten Juniyeft des „März": „Gewiß hat Deutschland den Wunsch nach Frieden, aber nur nach einem ehrenvollen und fruchtbaren Frieden. Den Frieden um jeden Preis Icdut cs ab. Mit Recht, denn das ganze deutsche Volk hat darin nur einen einzigen Wil len." Das ist so gewißlich wahr, daß des kom menden Mannes Wirken darin eine so gewichtige kür Leipzig UN» Vororte Sur» unferr'rrSger unSepeSiteurrrmoltäglichlnshausgebrachtr »»natlich l.rs M., »lrrteltährllch Z.7S M. Sei Ser Geschäftsstelle, unsrrn Klllalen undftusgodesteUeo adgedolt: monatlich NN.,»ierteljädrllch SM. vur» unser« auswärtigen Maien in» hau» gebracht: monatlich 1.S» M., »iertelfSdellch « SS M. kurch Sie Post: innerhald veutsch- lanS» und Ser deutschen Kolonien monatlich i so M., vlertelfähellch «.»0 M., ausschlieftllch postdestellgelS. Preis Ser Einzelnummer 10 Pf. Sn Leipzig, -en Nachbarorten und den tdrten mit eigenen Ztliaien wird Sie slbenSausgobe noch am fldenS de» Erschein«»» io» Hau» geliefert. Zrrstsblcstt des Rostes und des polireuuntes der Stadt Leipzig «»»aNIon und ch»schäft»st«U»; Johanni»,aff« Nr.«. E Zernsprech-N-schluft Nr. >«»«, 14S03 un» 1«d»4. Aelbewussl Fiinfundvierzigste Kriegswoche Stolze und wehe Erinnerungen zugleich aus deutscher Vergangenheit zogen in diesen Tagen an uns vorüber. Noch hatten am Abend des 18. Juni 1815 Blüchers Preußen ber Water loo die Engländer Wellingtons nicht vor der Niederlage bewahrt und Napoleons Herrlichkeit der hundert Tage nicht in Trümmer geschlagen, da ward zu Wien der Deutsche Bund un seligen Angedenkens geschlossen, der die Völker Deutschlands zum Lohne für die beispiellosen Opfer, die sie rn den Befreiungskriegen gebracht, um alle versprochenen Rechte betrog und Deutsch land selbst nicht die geringste Sicherung seiner Grenzen eintrug, nicht die alten Reichslaude Elsaß und Lothringen, nicht die deutschen Ge biete in Belgien zurückgab. Zerrissenheit und Ohnmacht blieben weiter die Kennzeichen des Landes, das die Hauptlast an Gut und Blut bei der Nicderringung Napoleons getragen hatte, und Mißmut und Erbitterung ergriff die Herzen der Besten, die eine Wiedererstchung der alten Kaiserherrlichkeit erhofft hatten. Nur der eine erfreuliche Lichtblick strahlt aus jenen Tagen zu uns herüber, die Gründung der Deutschen Burschenschaft, die die staatsbürgerliche und politische Erziehung ihrer Mitglieder sich zum Ziele setzte, um mit ihr doch endlich aller Deutschen Sehnsucht, Deutschlands Einigkeit und Größe, erreichen zu Helfen. Heute, da wir uns gegen eine Welt von Feinden zu verteidigen haben, was eines Bis marcks unvergleichliche Staatskuust in wenigen Jahren uns schuf, tut ein Verweilen bei ver gangenen Zeiten und den Lehren, die sie uns gaben, doppelt not. Schon als des großen Fritzen strahlender Stern an Europas Himmel äufzog, ward man in London ungeduldig, weil man in diesem Preußen die künftige Vormacht des Festlandes gleichsam instinktiv ahnte. Ehe aber Deutschlands Einigung unter Preußens Führung sich vollzog, ging eine neue Sonne auf, die Englands Weltmachtstellung gefährden konnte. Die Volksheere Frankreichs, von dem genialen Korsen geführt, warfen die Söldnerscharen der übrigen Staaten Europas über den Haufen. Eine Koalition nach der an deren brachte der englische Goldstrom zusammen, als Napoleons Ziel immer klarer zutage trat, mit Hilfe der unterjochten Völker Europas die britische Weltherrschaft zu brechen. Sein groß angelegter Plan, der den Lebensnerv Englands in Aegypten treffen wollte und mit einer Lan dung auf den Inseln Großbritanniens selbst ernsthaft rechnete, mußte scheitern, weil Frank reichs Volkstraft, in den vorangegangcueu Er oberungskriegen gebrochen, dieses Ziel allein nicht mehr zu erreichen vermochte, und weil die Völker Europas erst ihre Freiheit und fran zösischen Fesseln sich erstreiten wollten und für Napoleons letzte große Absichten kein Verständnis haben konnten. So war es dem stolzen Albion ein leichtes, Europa zu benutzen, um die ihm drohende Ge fahr von sich abzuwenden und ohne große Opfer an eigenem Blut, wenn auch unter Daran setzung gewaltiger Geldmittel, sich von dem ge fährlichen Feinde zu befreien. Seitdem sind hundert Jahre ins Land gezogen, aber England ist sich gleich gebleiben. Die Zeit, da Deutsch lands Einigkeit mit Blut und Eisen geschaffen wurde, stürzte Frankreich von seiner Höhe als erste Festlandsmacht Europas, und von Jahr zehnt zu Jahrzehnt wuchs des neuen Deutschen Reiches politische und wirtschaftliche Kraft, bis wir, ob wir wyllten oder nicht, die Bahnen der Weltpolitik betreten mußten. Und auf diesen Bahnen trafen wir mit Englands zicl be wußte r Politik zusammen. „Die Politik keines Staates der Welt", so schreibt Fürst Bülow in dem Buch „Deutschland unter Kaiser Wilhelm II.", „bewegt sich so fest in traditionellen Bahnen, wie die englische. Das A und O aller englischen Politik war seit jeher die Erreichung und Erhaltung der englischen Secherrschaft. Die sem Gesichtspunkt sind alle anderen Erwägungen, Freundschaften wie Feindschaften stets zielbewusst untergeordnet worden. Es wäre törichi, die eng- lische Politik mit dem zu Tode gehetzten Wort vom „perfiden Albion" abtun zu wollen. In Wahrheit ist diese angebliche Perfidie nur ein gesunder und berechtigter nationaler Ego ismus, an dem sich andere Völker ein Bei spiel nehmen können." Wir werden gut tun, dieses kluge Wort de- vierten Kanzlers des Deutschen Reiches in den kommenden Monaten uns stets vor Augen