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Dresdner Journal : 27.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-27
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1887
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OS5 Mittwoch, den 27. April, abends. 1887. l« ä»at»«L« L«t«k»: iLkrliod ^^Ldrlietlr 4 Kl«.r^ KO kk. Lin»eli>« ünounsru: 10 ?k. «L»»»rd»Id 6«» ä«ut»ei>«u Lsieb«« tritt kost- aod 8t«wp«I,u»eU»^ tiioru. 4iiNNnckixuox»x«dNdre» r ?Lr d«a L»aiu »msr ^s»p»tt«ll«v 2sil» ^leiuvr Lckritt SO kk. Vot«r „LlL^s-ruidt" dis 2eile KO kk. üsi 1'»b»U«v- und 2i8«ri>»sts «ütspr. Aukictil»^. Lr^cNetQeo: ItGlicl» mit ^uiLLdme der 8ovo- iurd ksisrt»^« »kevd» Ksrusprseti-Aosotilllss: lir. 12SS. Dres-mrIouiMl. L»L»d»l« ro» ^LNN»NiU»»U»i, I Lstp«t»: n. Lra^trtstt«-, OomwimiollLr de» Drssdnsr ^oarwü»; L»o»d«rU - Nsrll» -Vt»» - L*»*I->r.«I»a-Ir«Lt^Lr1 ». N.: Üaassnstsin F S»»d«»U. ?r»^-l^tp»tU -rr»idl1art ». Lto«e, ?»rt»-I^>odo»-N«rUL-rnuUceiu^ ». N >t»tlU»rr: Da»«ö« F 6o./ L«rU»: /nvai»d«»»tta«L, üürUt»: S. ^ae^/oi-«',' L»imor«r: 0. ,' LUI« ». F. Laret F 6o. Für die Gesamtleitong verantwortlich r Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. U«r»u»^vd«r r Lvmzl. Lrxeditioll d«, ttisido« doarv»!», vr«dso, 2HriQ8«r»tr. Ho. 20. k«rv»prvcl»-Fn»oü1ii»s: Ur. 12»b. Nichtamtlicher Leit. Hetegraphische WacHrricHLen. Wien, 27. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kaiser verlieh den Orden de- goldenen Vließe» an den Präsidenten de- ungarischen Oberhaust» Sennvey und den Keldmarschalllirntenavt Kür sten Windischgrätz. — Sämtliche Blätter er blicken in der Verleihung de- Orden- vom goldenen Bliest an den Minister Kalnoky den Ausdruck der Übereinstimmung de- Kaiser- mit der von Kalnoky befolgten Friedenspolitik, hinsichtlich deren alle Völker der Monarchie mit ihm eines SinneS seien. Wien, 26 April abends. (W. T. B.) Bei dem beutigen Galadiner beim Kaiser anläßlich deS Sv- jährigen DienstjubiläumS de- Erzherzog- Albrecht brachte der Kaiser folgenden Toast auS: „Dankerfüllten Herzens blicken wir heute auf eine selten lange Reihe dem Wohle und Ruhme der Armee geweihter Dienstlahre zurück und so gebe ich den Ge fühlen aller Mitglieder meiner bewaffneten Macht Ausdruck, indem ich mit dem Wunsche, daß Gott unS den Erzherzog Albrecht noch viele Jahre erhalte, auS- rufe: Unser hochverehrter, unser geliebter Feldmarschall lebe hoch!" Der Erzherzog Albrecht erwiderte: „Auf's Tiefste gerührt durch die mir gewordenen Gnadenbezeugungen erlauben Ew. Majestät meinen ehrerbietigsten Dank in die wenigen Worte zusammen zufassen: Was Allerhöchstihre Kriegsmacht heute ist, verdankt sie nur der unablässigen väterlichen Fürsorge ihres erhobenen Krieg-Herrn, der Güte des innigst- geliebten Monarchen. Dankerfüllt rufen wir im Namen aller Soldaten: Se. Majestät unser Allergnädigster Herr, lebe hoch!" Pari-, 27. April, früh. (W. T. B) Die au den Börsen kolportierten Gerüchte üher stattgehabte Demonstrationen vor dem deutschen Botschaft»- palai- find bereit- al- vollkommen unwahr bezeich net. Da dieselbeu Gerüchte auch bevorstehende Demonstrationen behaupten wollten, so wird hier- durch berichtet, dast auch nicht der geringste Ler- such einer Demonstration im Tage-- wie im Abend- verlaufe stattgefunden hat. Haag, 2S. April. (W. T. B.) Die zweite Kammer nahm mit 49 gegen 28 Stimmen dir auf die Wahlreform bezüglichen Artikel deS Ge setzrvtwurfS über die Abänderung der Ler faffung an. Rom, 26. April. (W. T. B.) Abgeordneten kammer. Martini wünscht die Regierung über die Absichten in der afrikanischen Krage zu inter- pellieren, sowie über die Mittel zur Ausführung deS ministeriellen Programms. Der Minister präsident DepretiS erklärte, er werde in einer der nächsten Sitzungen mitteilen, ob und wann er die Interpellation beantworten werde. Die Kammer vertagte sich bis zum Montag, um den Kommis sionen Zeit zu lassen, ihre Berichte zu vollenden. General GenS hat sich in Massauah ringeschifft, um nach Italien zurückzukehren. London, 26. April. (W. T. B.) DaS Unter- hau» beriet über den Antrag auf Übergang zur Spezialdebatte über die irische StrafrechtSbill. Im Laufe der Debatte bekämpfte der General sekretär für Irland, Balfour, den Unterantrag Reid'S, die Verschärfung des Strafrechte- so lange abzulehnen, bis da« Hau« genügende Maßregeln gegen den übertriebenen Pachtzins in Händen habe. Balfour sagte, der einzige Zweck dieses UnteranttageS sei, die bereits weit genug geführte Diskussion noch mehr auSzudehnev. Die Vorlage bezweckt die Unterdrückung von Verbrechen, die kein Land dulde und die die Regierung auch in Irland nicht vierundzwanzig Stunden länger dulden werde, als eS dir Beratungen deS Unter hauses erforderten. St. Petersburg, 27. April. (Tel.d. Dresdn. Journ.) Dem „Herold" zufolge beabsichtige da- Kinaazministerium Maßnahmen zur Hebung der russischen Valuta zu treffen. Die Zollämter sollen einen gewissen Teil der Zölle anstatt in Gold in Kreditbilletten zu einem vom Kinanzminister fest- »«setzenden Kurse aunehmen. Sämtliche an aus ländischen Börsen zirkulierenden russischen Kredit- billette sollen für Rechnung der russischen Regie- ruug durch Ankauf dem Markte entzogen, gleich zeitig hl« MaffenauSfahr von KreditbilletS inS AnSland untersagt werden. Nur Reisende dürfen kleine Beträge in Roten in- Au-land mitnehmen. Da- Finanzministerium beabsichtige sämtliche dnrch Spekulation auf den Berliner Markt ge- wvrfen« rassische Rotea auf Lieferung aufzuneh- n»ea und deren Lieferung in Natura zu verlangen. Da- Ministerium werde in den Hauptstädten Europa» Zahlstellen einrichtev, wo Reisende ihre KreditbtLet» zum Kurse wechseln könnten, zu welche» die russischen Zollämter KreditbilletS an- nähmen. (Wir geben diese fast unglaublich scheinende Meldung, selbstverständlich unter allem Vorbehalt, nur deshalb wieder, weil der ,Herold" als ein ernstes, gut unterrichtetes und öfters zu offiziösen Kundgebungen benutztes Organ gilt. D. R.) Dresden, 27. April. Großbritannien und Rußland in Afghanistan. Wir haben schon mehrfach auf die große politische Veränderung hingewiesen, welche durch das Friedens bündnis Deutschland«, Osterreich-Ungarns und Italien« bewirft wurde. Durch dieses Bündnis sind Frank reich- und Rußlands Einfluß in Europa wesentlich geschwächt, während Großbritannien moralisch genötigt ist, sich als Vorhut diese» Bündnisses zu betrachten. ES konnte nicht fehlen, daß die veränderte Sachlage auch ihre Rückwirkung auf Asien äußerte. Hier trat der Gegensatz zwischen Großbritannien und Rußland zu Tage und während die Vertreter beider Re gierungen in St. Petersburg zusammenkamen, um „die Grenzfrage endgilttg iu regeln", begannen ganz im erwünschten Augenblick in Afghanistan politische Wirren, welche Rußland veranlassen werden, weitere Ansprüche auf das Gebiet deS Landes zu erheben, und mög licherweise zu einem noch entscheidenderen Eingreifen der Monarchie des Ostens führen werden. Rußlands Militärmacht ist zwar nicht so gefähr lich, wie sie der Dilettant Sir CH. Dilke in seinen in der „Fortnithly Review" erschienenen Aufsätzen kürzlich dargestellt hat, sie befindet sich sogar nach den Berichten Lord Huntlys, der kürzlich Südrußland bereiste, in einer ziemlich schlechten Verfassung; keine Truppen seien schlechter ausgerüstet, sagt der Lord; die Gewehre seien von der ältesten und schwerfällig sten Art, so daß bei den Schießübungen in Ba- tum von 37 Schüssen nur einer getroffen; auch sei die Disziplin gelockert und die Unzufriedenheit infolge der schlechten Verpflegung eine sehr große — demohn- geachtet bleiben immer die Massen beachtenswert, welche Rußland im Falle eines weiteren Vordringens nach Osten zur Verfügung stehen. Auch ist für diese« Reich die Notwendigkeit vorhanden, sein in letzter Zeit im Orient, namentlich in Bulgarien stark erschütterte» Ansehen wieder herzustellen. Kann diese» in Europa nicht geschehen, so steht ihm dafür die Straße in Asien offen. Auf Emir Abdurrhaman Khan kann Großbritannien allerdings rechnen. Derselbe behauptet gegenwärtig durch britische Unterstützungsgelder seine Unabhängig keit, während er, sobald er Rußland zuwendet, dem Lose der Khane von Buchara und Khiwa verfallen würde. Aber seine Herrschaft ist nicht- weniger al- fest begründet. Aucy hat sich die militärische Lage an der Nordgrenze des Landes zu Gunsten Rußland» und zu Ungunsten Afghanistan- verschoben. Rußland hat in den der Nordgrenze dieses Lande- benach barten Garnisoneu mindestens 30000 Mann regu lärer Truppen stehen. In der turkmenischen Miliz be sitzt Rußland ferner eine irreguläre Kavallerie von mindestens 15000 Mann, die sich für jene Gegenden von eminenter Brauchbarkeit erweisen dürfte. Vom Kaspischen Meere her bis nach Tschardschui hat Ruß land eine Militärbahn betriebsfähig hergestellt, welche eS ermöglicht, aus dem europäischen Rußland die um Saraks, Pendscheh und Merv stehende Streitmacht in 2 bis 3 Wochen mit Leichtigkeit um 20 000 Mann zu verstärken. Aus dem Amu-Darja besitzt Rußland ferner seit dem vorigen Jahre zwei Kriegsdampfer, welche eine eventuelle Aktion wirksam unterstützen werden. Auch die Aufgabe der Verpflegung einer gegen die Nordgrenze Afghanistans aufgebotenen größeren Armee hat Rußland ins Auge gefaßt, in dem eS große Arbeiten ausführen läßt, um durch umfassende Kanal- und Bewässerungsanlagen das Murghabthal und die weite Strecke zwischen Merw und Aschabad für den Getreideanbau neu zu ge winnen. Zu diesen Vorbereitungen Rußlands kommt die Thätigkeit der dem Emir feindlichen Stämme jund ihrer Führer. Zu Letzteren", schreibt man dem „Hambur gischen Korrespondenten", „gehört der Statthalter von afghanisch-Turkestan, Jschok Khan, der obwohl Abdur- rhamanS Vetter, auf zweimaligen Befehl, nach Kabul zu kommen, mit Ausflüchten geantwortet hat, da er wußte, daß er von dort wahrscheinlich nicht zurück kehren würde. Andererseits wagt der Emir nicht, ihn abzusetzen, da er dann nach Buchara gehen und ihm dort noch schädlicher sein würde. Ein anderer, Is kander Khan, Sohn eines früheren Statthalters von Herat, der von seinem Bruder Schir-Ali abgesetzt ward, hat ein abenteuerndes Leben yeftthtt, ist in Rußlands wie Englands Sold gewesen, ist aber kürzlich in St. Petersburg wieder zu Gnaden ausgenommen und soll in Turkestan ein Korps von 10,000 Mann be fehligen. In Afghanistan selbst ist er durch seine lange Abwesenheit ohne Einfluß. Der gefährlichste Gegner Abdurrhamans, Eyub Khan, früher Statthalter von Herat, wird durch Englands Einfluß vom Schah von Persien für den Preis von 12,000 -e jährlich dort noch gefangen gehalten, indeß wird der neue russische Gesandte, Fürst Dolgorucki, dessen Ankunft durch den Aufstand der Kurden, durch deren Gebiet er ressen muß, verzögert ist, sicher Alles aufbieten, um Persien zur Freigabe Eyubs zu bewegen. Inzwischen hat der selbe an den früheren Oberbefehlshaber des afghanischen Heeres, Gholan Haider-Khan, der jetzt im Ausstand gegen Abdurrhaman ist, Geld geschickt, und derselbe hat mehrere Ghilzai-Häuptlinge, die auf dem Wege nach Kabul waren, um sich dem Emir zu unterwerfen, hiervon abgebracht. Die GhilzaiS stehen jetzt zahlreich in Mufchki und planen einen Angriff auf Ghuzei. Rußland arbeitet rastlos an der Weiterführung der transkaspischen Bahn von Tschardjui nach Buchara, es baut eine Straße von Turkestan nach Badakschan und erforscht die Pamir-Hochebene für einen Angriff von Norden. Von Sarakhs, das in seinen Händen ist, kann ein Corps in vier Tagen vor Herat stehen." Amtlicher Teil. Dresden, 18. April. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Förster Horst vonZehmen in Tharandt daS ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß älterer Linie verliehene Ehrenkeuz dritter Klasse annehme und anlege. Bekanntmachung. Die Eröffnung des Betriebes der Geithain- Leipziger Staatseisenbahn betreffend. Da- Finanzministerium hat beschlossen, die von Geithain über Lausigk nach Leipzig erbaute Staats- eisenbahn am 2. Mai laufenden Jahre- dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An dieser Eisenbahnlinie befinden sich außer den Lnschlußdahnhöfen Geithain und Leipzig (Dresdener Bahnhof) die Bahnhöfe Lausigk und Liebertwolkwitz, ferner die Haltestellen für Personen- und Güterver kehr Hopfgatten, Lauterbach-Steinbach, Otterwisch und Belger-Hain, die Haltestelle für Personen- und be schränkten Güterverkehr Tautenhain sowie die Halte- punfte für Personenverkehr Holzhausen, Zweinaundorf und Paun-dorf. Die Leitung deS Betriebes auf der gedachten StaatSeisenbahn-Linie erfolgt durch die Generaldirection der Staat-eisenbahnen, welche auch die Tarife und Fahrpläne veröffentlichen wird; dagegen verbleibt die Erledigung der auf Bauangelegen eiten und die Re gelung der auf Besitzverhältnisse sich beziehenden Ge schäfte im Bereiche der genannten Staatseisenbahn- Lmie bis auf Weiteres noch dem Commissar für StaatSeisenbahn-Bau, Oberfinanzrath Schreiner. Dresden, am 27. April 1887. Finanz-Ministerium. Für den Minister: v. Thümmel. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes der neuen Staats eisenbahn Geithain Leipzig betr. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Königlichen Finanzministenums vom 27. April d. IS., die Betnebseröffnung der Staatseisenbahn Geithain- Leipzig bett., wird andurch bekannt gegeben, daß für den Betrieb derselben die auf den sächsischen Staats- eisenbahnen giltigen Reglements- und Specialbestim- munaen maßgebend sind. Der Fahrplan, welcher zunächst bis zum Eintritt des Sommerfahrplanes zu gelten hat, weist drei Züge in jeder Richtung auf und wird durch besonderes Plakat und Fahrplantekturen bekannt gemacht werden. Die Tarife für die Personenbeförderung finden sich aus den Verkehrsstellen ausgehängt. Die für die Frachtberechnung zur Grundlage die nenden Entfernungen sind in dem gleichzeitig zur Aus gabe gelangten Nachtrag IV zum Kilometerzeiger der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen für den Local güterverkehr u. s. w. vom 18. Mai 1885 verzeichnet. Dresden, am 27. April 1887. Königliche Generaldirection der sächsi schen Staatseisenbahnen. Hoffmann. Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Dienstag, den 26. April, fand die dritte Aufführung von Karl Gold mark» Oper „Merlin" statt. Die großen Schön heiten de» Werkes, seine geistreiche, echt künstlerische, jedem Detail mit gleich ernster Sorgsamkeit gewidmete Ausarbeitung, die tief empfundenen Gefühlsstimmungen der beiden Hauptpersonen, die charakteristische und mit hohem Reiz des Kolorits malende instrumentale Sprache — alle diese bedeutenden, da- Interesse spannenden und fesselnden Eigenschaften treten bei wiederholtem Hören in gesteigerter Wirkung hervor. Das gefüllte Hau- und der lebhafteste Beifall erwiesen diesen Ein druck. Einen sehr wesentlichen Anteil an dem erfreu lichen Erfolge dieses die neuen Opern letzter Zeit weit überragenden Werkes hat die ganz vorzügliche, durch den Fleiß aller Mitwirkenden hergestellte Gesamtauf- sührung desselben: die Direktion des Hrn. Kapell meister» Schuch, die unübertreffliche, meisterhafte Lei stung de» Orchester», Frl. Malten» in Gesang und Spiel bewunderung-werte, von poetischer und phantasie voller Auffassung und Empfindung erfüllte Gestaltung der so naiv schüchternen, als wild leidenschaftlichen Heroine Viviane. Nur dem sowohl musikalisch, wie im unverhüllten Realismus seiner Bedeutung zu Wag nerischem LiebeSduett könnte in letzterer HiMcht einige Zurückhaltung zum Vorteil gereichen. Wiederholte Hervorrufe zeichneten die Künstlerin aus. Die Vorstellung ging durch Kürzung der Aktpaujen rascher von statten C. B. ElSbeth. Erzählung von M. Beeg. «Fortle-ung.) „O mein Sohn", ries sie, „ich kann Dir nicht sagen, wie wohlthuend mir die Nähe dieses jungen Wesens während meiner schweren Krankheit geworden ist, wie man den Zauber ihrer Gegenwatt immer mehr empfindet, je mehr man ihn genießt! Mein größtes Glück würde es sein, wenn ich dies teure Pflege töchterchen einst in Wahrheit meine Tochter nennen könnte!" Sie blickte Werner zärtlich forschend an, der unter ihrem Blick stark errötete und seinen blonden Kops tief auf ihre Hand niederbeugend mit unterdrückter Stimme sprach: „Das wäre auch das höchste Glück meines Da seins und ist noch die einzige Sehnsucht meines Lebens." Die Mutter drückte glücklich lächelnd einen Kuß auf die Stirne ihres Sohnes und lange saßen beide still beisammen, bis der sorgsame Arzt seine beiden Patienten wieder kennte. — Die egoistische Art, auf welche Fanny in der Stunde der Gefahr so eilig das HauS verlassen hatte, in dem sie so viel Wohlthaten und Freude genossen, hatte Frau v. Burgeck tief verletzt und nur dem freundlichen Zureden El-bethS hatte Fanny eS zu dan ken, wenn die Tante nicht ganz ihre Hand von ihr abzog. Jetzt sandte sie freilich immer Briefe und Billet« mit den zärtlichsten Erkundigungen, aber diese wurden nur kalt beantwortet. Die Genesung von Frau v. Burgeck und Werner machte nun immer raschere Fortschritte, besonder« letzterer hatte sich fast ganz wieder erholt und konnte auch das Haus wieder verlassen; doch wenn er hoffte, Elsbeth darum näher zu kommen, so erfüllte sich diese Hoffnung doch nicht, denn da- junge Mädchen wußte ihm immer sehr geschickt auSzuweichen und ein Alleinsein mit ihm zu verhindern. Zwar war sie immer freundlich und höflich gegen ihn, sie trafen sich an der Tafel, wo ElSbeth in Abwesenheit der Haus frau noch immer als deren Vertreterin präsidierte, aber wenn er zu seiner Mutter ins Zimmer trat, wußte sie dasselbe immer unter irgend einem Vor wand zu oerlassen. Eine wilde Eifersucht erfaßte Werner ost, sein Freund Viktor möchte am Ende den Preis der Liebe des angebeteten Mädchens davon tragen, denn daß dieser auch darum warb, davon hatte er ja die Gewißheit; doch konnte er es nicht über's Herz bringen, dem ahnungslosen Freund von seinem Seelenzustand Kunde zu geben, er dachte mit tief in nerer Scham an jene Zeit zurück, in der er, von der prächtigen Erscheinung der Gräfin noch geblendet, der bescheidenen Kousine Elsbeth solche Ungerechtigkeit an gedeihen ließ und sein langes Werben, das Schweben zwischen Angst und Hoffen in dieser qualvollen Un gewißheit bekachtete er ost als eine wohlverdiente Sühne für seinen früheren Übermut. An einem klaren Nachmittage überredete Frau v. Burgeck ihre Nichte, deren bleiche Züge ihr Be sorgnis einflößten, noch einmal einen Gang ins Freie zu machen, und diese schritt, ihr anmutiges Köpfchen graziös mit einem roten Tuch verhüllend, das ihr ein fremdartig malerische« Ansehen gab, einsam in den Park hinaus. Sinnend wandelte sie dahin mit ge senktem Haupte — wie so ganz anders erschien doch die Natur jetzt in ihrem kahlen farblosen Kleide, und was hatten die letzten Wochen auch für die Menschen viel Trübes und Schweres gebracht! Dort drüben vom Okonomiehofe blickten noch die schwarzen aus gebrannten Trümmer herüber und unwillkürlich knüpf ten bei dieser Betrachtung wieder ihre Gedanken an Werner an und sie mußte sich sagen, daß sie diesem Kampfe, den sie gegen ihre Liebe zu ihm täglich an kämpfte, nicht lange mehr gewachsen sein werde — der war schwerer, als alle Sorgen und Pflichten! Da hörte sie plötzlich einen elastischen Schritt hinter sich und sah sich von Werner eingeholt, der mit vor Erregung bebender Stimme sprach: „Endlich, endlich einmal treffe ich Dich allein — ich habe Dir viel zu sagen!" „Was kannst Du mir denn wichtiges mitzuteilen haben?" fragte Elsbeth ängstlich etwas zurückweichend. „Daß ich in diesen Tagen abreisen werde," ant wortete Werner finster. „Wie, Du willst abreisen?" unwillkürlich atmete Elsbeth wie befreit auf, indem sie den Blick zu ihm erhob. „Ja", rief nun Werner, dies bemerkend, stürmisch lo-brechend, „denn ich kann und will nicht länger Zeuge sein, wie mein Freund, mein bester Freund, um die Zuneigung des von mir am heißesten geliebten Wesen» wirbt, wie er sich vielleicht schon im Besitz von deren Liebe befindet, und ich armer Thor mutz e» klaglos dulden!" „Aber von wem sprichst Du denn?" ries ElSbeth erstaunt, „Fanny ist ja nicht hier!"
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