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WsnilzerMcheMaN sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. Hauptllatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstem» Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, ThiemendKf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Nummer 20 Druck uud Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n P u l s n i tz. Donnerstag, den 16. Februar 1922. 74 Jahrgang Amtlicher Teil. Broiprers. Aussige der bedeutenden Erhöhung der Abgabepreise für Brotgetreide an die Rcichs- getreidestelle müssen die Preise für das auf Marken abzugebende Mehl, Brot und Weißgebäck »om 18. Februar 1922 ab wie folgt festgesetzt werden: 1 Pfund Brot S,lS M S Pfund Brot 9,4S M 1 1800-VrammBrot 12.— M 1 Pfund Roggenmehl im Kleinhandel r,80 M 1 Pfund Weizenmehl im Kleinhandel 4,10 M 1 S'mmel im Gewicht von 80 Gramm —,S5 M. Hierbei wird auf folgendes zur Beachtung hingewiesen: 1. Die Br.tmarken der Reihen S 1—3, die noch bis zum 25. Februar 1922 Gültig« tigkeit Haden, dürfen diesmal nur bis einschließlich den 18. Februar mit Backwaren zu den altem Preisen beliefert werden. 2. Die Brotmarken der letzten Brotscheinreihe — gültig sür die Vcrsergungszeit v»m 19. bis mit 25. Februar 1922 (Buchstabe Q 4) — deren Belieferung zwar bereits von Sonnabend, den 18. Februar ab zugelaffen ist, mü-cn bereits zu den neuen höheren Preisen beliefert werden, auch wenn die Belieferung dieser Reihe (O 4) vor dem 1». Februar ersolgt. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden nach den gesetzlichen Bestim mungen bestraft. Amtshauptmannschaft Kamen-, iv. Februar 1922. Die bei Auflegung der Kriegsanleihen ausgegebenen 1. Krigsspaikurten zu 2, 3 und 10 Mark werden von jetzt ab bei unserer Sparkafft rin- gelöst, ihre Verzinsung hört am 1. März d. A. aus. 2. Kriegsanleihe-Anteilscheine zu 5, 10, 20 und 50 Mark werden von jetzt ab gleichfalls bet unserer Sparkaffe eingclöst, aber zum jeweiligen Kurse der Kriegsanleike nebst Zinsen zu 5 bis zum Einlösungstage. Nach Ablauf von 3 Monaten beträgt die Verzinsung nur 3^ '/,. S. Die auf Kriegsfparbüche« und Kriegssparmarken erfolgten Einzahlungen (Kriegerspar dienst) werden ab 1. Januar 1922 nur noch mit 3^/, '/. verzinst. Da die Kriegssparbücher nicht fortgesührt werden, empfiehlt es sich, die Einlagebeträge aus ein anderes Sparkonto zu übertragen. Pulsnitz, am 14. Lebruar 1922. Städtische Sparkasse Pulsnitz. Dos Wichtigste. Dos ReiLsderbehrsministerium berechnet den durch den Llsevbahnerstreik entstandenen Geiamtsckadev au' nahezu 2'/, Milliarden Mark. Die schwebende Schuld des Meiches erreichte am S1. Januar den Niesenbetrag von 270269 Milliarden Mark. In Mosscnverfammlungen anläßlich der Landwirtichasilichcn Wache in Berlin wurde dringend vollstännoig freie Wirt schaft sür das neue Erntrjahr gefordert. Gegen die Kriegsverbrecher find keine französischen Sonder- schrktts zu erwarten. Deutsch Oesterreich plant, sein jetziges Söldnerheer durch ein Milizheer zu ersetzen. lieber di« Verteilung der von Deutschland gezahlten ersten Goldmilliarde hat zwischen England und Frankreich noch Keine Einigung erzielt werden können. Etwa 40000 Baumwollspinnereiarbeiter in Neu England erklärten den Streik, um gegen die Herabsetzung der Löhne um 20 Prozent und den Versuch einer Verlän gerung der Arbeitszeit von 48 aus 54 Stunden wöchent lich Einivruch zu erheben Wie die .Rutz Pre^ meidet, ist die Moskauer Flugstation niedergedronnt. Das Feuer wurde durch ein adgrstürztes Flugzeug verursacht. In Granada ist Sonnabend nachmittag der Generalstreik ausgedrochen. In den Gas- und Elektrizitätswerken wird unter militärischem Schutze gearbeitet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Kirchgemeindevertreter- mahl) Vom nächsten Sonntag ab liegt die Wähler liste aus. Damit hört die Möglichkeit der Anmeldung zur neuen und erstmaligen Kirchgemeindeveriretungs. wähl auf. Wer sich noch nicht in die Wählerliste hat eintragen fassen, mutz dies sofort tun, wenn er dies Jahr mitwählen will. Die Anmeldung erfolgt beim Pfarramt. Wer sich früher schon in die kirch. lichs Wählerliste hat eintragen lassen, braucht das nicht noch einmal zu tun. Wahlberechtigt sind alle konfirmierten männlichen und weiblichen Mitglieder der Kirchgemeinde, die volljährig sind und in die Wählerliste ausgenommen sind. Der Tag der Wahl selbst wird noch dekanntgegeben werden. — (Zur Aufklärung, dieKirchen st euern betreffend.) Das sächsische Kirchenregiment hat unter dem 1k. Dezember 1921 eine vorläufige Kirchenstrurrordnung erlassen, in welcher sämtlichen Kirchgemeinden Sachsens für das Steuerjahr 1921 als Kirchensteuer ein Zuschlag in Höhe von 8 zur Reichsetnkommensteuer vorgeichrieben wird. Don diesen L sollen S°/, für die Bedürf» sse der Elnzel- gcweinden, S"/«für die Landeskirche erhoben werden. Dieser einheitliche Steuersatz ist von den Finanzämtern ausdrücklich gefordert worden, ks unterliegt aber keinem Zweifel, daß der erwähnte Prozentsatz für viele Gemeinden zu doch ge griffen ist. Steuerkräftige Gemeinden werden in Zukunft mit einem viel geringeren Prozentsatz der Reichseinkommen steuer ihre kirchlichen Bedürfnisse decken können. Das Landeskonftstorlum hat demgemäß, wie verlautet, in Aussicht gestellt, für die Zukunft eine Regelung durchsctzen zu können, nach der jede Kirchgemeinde Steuern nach ihrem eigenen Bedarf erhebt. Aber sür das Jahr 1921 hat es, der Forderung der Landesfinanzämter entsprechend, den einheit lichen, für leistungsfähige Gemeinden zu hoch gegriffenen Steuersatz anordnen müssen. — (Die Osterferien) fallen diesmal vom 1, bis 18. April Das sächsische Kultusministerium hat angeordnet, daß in den ihm unterstellten höheren Schuler, sowie in den Volks, und Fortbildungs schulen das Schuljahr am 1. April zu beginnen hat und am 31. März zu schließen ist. — (Wann werden die Straßen weg' sam?) Dec augenblickliche Zustand der Straßen ist nichts weniger als schön Seit dem großen Schnee fall ist so gut wie nichts für ihre Reinigung geschehen. Die Bürgersteige sind holprig und glatt, so daß namentlich ältere und gebrechliche Personen nur mit größter Schwierigkeit vorwärtskommen können. Auf dem Fahrdamm nehmen dis Kraftwagen leicht alle Hindernisse, während die Lastwagen vielfach Vorspann brauchen und trotzdem sich oft genug Bilder täglicher Tierquälerei bieien. Die Hausbesitzer und die zur Reinigung der Bürgersteige Verpflichteten möchten nun wohl daran denken, ihre Pflicht zu tun und die Eangbahnen zu säubern, damit ein geordneter Verkehr erfolgen kann. Die etwas nachlassende Kälte begünstigt das Vorhaben, da der hartgefrorene Schnee lockerer wird. Aber adzuwarten mit der Reinigung, bis Tauwetter eintritt, ist im Interesse der Allgemein heit unerwünscht. — (Der Winter vor 28S Jahren) Der Winter, der uns in diesem Jahre nicht mit weichen Pfötchen berührt, weckt die Erinnerung an den Winter von 1722, der gerade das Sezenteil von diesem Winter war. Der Winter von 1722 war überaus mild, wie er in Sachsen außerordentlich selten erlebt wird Während der ganzen Wintermonate schneite es ein einziges Mal, und zwar in der Nacht des 7. März, also schon gegen Ausgang der Winterzeit zu. Statt Schnee bedeckte Staub die Straßen. Von winterlicher Temperatur konnte nicht im geringsten die Rede sein. Die Fluren hatten den zarten grünen Schimmer des Wintergetreiües, das nicht im geringsten Schaden erlitt, obwohl ihm doch die übliche, sorgfältige Schneedecke fehlte. — (Ueber „sibirisch« Kälte") wurde jetzt vielfach geklagt. Doch was bedeuten diese Worte in Wirklichkeit? Mit Hundekälte gesegnet ist z. B. Werchojansk. Selbst — SS Grad Celsius hat man in diesem angenehmen Städtchen schon gemessen, es war im Januar 1885. Ohne Pelz geht dort das ganze Jahr niemand aus, ohne daß gerade Pelzmode zu sein braucht. Denn die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Werchojansk — 18,7 Grad, im Juli steigt dis Wärme freilich auch bis plus 18 Grad, aber ehe man den Pelz ausziehen kann, ist schon wieder fühlbare „Maikühle" eingetreten . . . Also, wenn uns friert, denken wir an Werchojansk, dann wird uns warm — namentlich wenn ein „Eisbrecher" oder Grog die Phantasie beflügelt . . . — (Zulausgenehmigung für Sen. düngen aus dem besetzten Gebiet.) Der > Uebersichtlichkeit wegen empfiehlt es sich nach eine» uns von der Handelskammer zu Zittau zugsgangenen Mitteilung, die Doppelstücke der Zulaufgenehmigungen für Sendungen aus dem besetzten Gebiet mit sin^rn auffälligen roten Ouerstempel „Doppelstück" zu versehen. — (Gesundheitsschädliche Unsitten der Verkäufer.) Von ärztlicher Seite wird geschrieben: Außerordentlich verbreitet hat sich die schon früher zuweilen beobachtete Unsitte der Verkäufer und Verkäuferinnen, bei der Entnahme von Einpackpapier, Tüten, Scheinen, Fahrt ausweisen usw. die Finger mit Speichel anzuseuchien. Ab gesehen von der Unappetiilichkeit bringt diese Angewohnheit schwere gesundheitliche Gefahren mit sich, Seuchen und In fektionskrankheiten, insbesondere auch solche, die mit Hilfe des Speichels übertragen werden können, grassieren jetzt schlimmer als je. Ganz besonders in den Nahrungsmittel- geschästen tritt die Unappetiilichkeit und Gefährlichkeit des Fingerleckens zutage. Die Gefahr wird noch dadurch oer- grvtzert, daß an unserem Papiergelde Milliarden von Keimen — nachweislich auch Krankheitskeime - hafien. Täglich kann man beobachten, daß diese gesährlichen Bazillenträger in sahrlässtgster Weife in direkte und indirekte Berührung mit Fleisch, Wurst und anderen Eßwaren gebracht werden. Der Derkauststisch und die Wage werden dauernd Äs Zahlpl«tten benützt und die beleckten oder unbeleckten Finger der Verkäufer hantieren unterschiedslos mit Geldscheinen und Eßwaren. Vom gesundheitlichen Standpunkt wäre es dringend zu wünschen, wenn Verkauf und Bezahlung jeder zeit getrennt werden könnten, auf alle Fälle zu verlangen ist es aber, daß Geschäftsinhaber und Angestellte beim Ver kaufen sich das Fingerlecken ganz abgewöhnen. Publikum und Gesundheitsbehörden sollten jetzt ganz besonders auf der Durchführung dieser an sich eigentlich selbstverständlichen Forderungen bestehen. — (Ein neuessächsischesHeimde'r Deutschen Gesellschaft für Kaufmanns-Erholungsheime (Ferienheime sür Handel und Industrie). Das Hotel Röber in Barenburg, Kipsdorf ist von oben genannter Gesellschaft angekaust worden und wird nach größeren Instand- setzungsarbeiten voraussichtlich Ende Mai d. I. den Mitgliedern der Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden. Kipsdorf, der bekannte Höhenluftkurort im Erzgebirge, eignet sich wegen seiner waldreichen Umgebung und seiner guten Eisenbahnverbindungen vorzüglich zum Sitz eines Ferienheimes. Die Gesellschaft, deren Friedrich-August Heim in Bad Eister zahlreichen kaufmännischen und technischen Angestellten schon bekannt ist, hat sich zur Grün dung dieses zweiten sächsischen Heimes entschlossen, weil der Besuch ihrer Heime aus Sachsen gerade im letzten Jahre außer- ordentlich zugenommen Hai, und weil die bevorstehende Fahr preisverteuerung cs ihr geboten erscheinen ließ, ihren sächsischen Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ohne allzu große Reise kosten von ihren Einrichtungen Gebrauch zu machen. Außer den beiden sächsischcn Heimen verfügt die Gesellschaft noch über 21 andere große Heime, die über ganz Deutschland verteilt sind. Auskunjt erteilt die Hauptgeschäftsstelle in Wiesbaden. — (Wann kommen die neuen Groß münzen?) Es ist die irrtümliche Meinung ver breitet, die neuen Großmütigen im Werte von 1, 2, 3 und 5 Mark seien bereits in Arbeit und würden demnächst ausgegebrn werden Mit einer Ausgabe vor einem Vierteljahre ist aber kaum zu rechnen, da zur Zeit noch Erwägungen im Reichsministerium schweben, welche Metallkomposition gewählt werben soll. Zur Auswahl stehen zwei Sorten, von denen die eins aus Zink besteht und mit Aluminium plat tiert ist, während die andere aus reinem Aluminium