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N. 2 Bankkonto: Chemnitzer Bankverein, Chemnitz Postscheck-Konto: Leipzig 23464. MWH. Sen 3. WM 1823. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 14. Fernsprecher Rr. 11. 73. Mr. Ser Beginn Ser AMenr in Varls. Di« Konferenz der alliierten Premier minister — so meldet der amtliche französisck)« Nachrich ° «napparat — wurde am Dienstag nachmittag um 2 Uhr mr Außenministerium unter dem Borsitz Poincarees eröffnet. Finanzminister Lasteyrie und der Leiter der poli tischen Angelegenheiten in: 'Außenministerium, Peretti della Rocca, werden Pomcaree unterstützen. Großbritannien ist durch Bonar Law, den Präsidenten des Handelsamtes Sir Philipp Lloyd Ereame und den Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Sir Eyre Crewe vertreten, Belgien durch den Ministerpräsidenten Theunis und Außenminister Iaspar, Italien durch den italienischen Botschafter in London, Mar quis della Toretta, den italienischen Botschafter in Parts, Baron Avezzano, und den italienischen Abgeordneten bei der Reparationskommission, Naggi. Außerdem ist eine Anzahl Sachverständiger anwesend, die sich in einem dem Beratungs saal benachbarten Raum zur Verfügung halten. Die Sitzung war bereits um 4^ Uhr zu Ende Im Verlause der Sitzung wurden die fran zösischen, englischen und italienischen Pläne von Poincaree, Bonar Law und della Toretta entwickelt. Diese drei Pläne sollten im Lause des Abends veröffentlicht werden. Die nächste Sitzung der Konferenz ist auf Mittwoch nachmittag 2 Uhr anberaumt, um ein gründliches Studium der ver schiedenen vorgebrachten Thesen zu gestatten. Wie die „Agence Havas- erfährt, ist es nicht ausgeschlossen, daß eine Sach oerständigenberatung bereits Mittwoch vormittag mit dem Studium der vorgebrachten Pläne beginnen wird. Sind sie einig? Der politische KorrespondeM der „Daily Mail" berich- »et aus Paris, der französische Plan der Behänd - lMg Deutschlands, der am Montag Bonar Law nicht amtlich unterbreitet wurde, schien dem britischen Premier minister weit bessere Hoffnung auf Regelung darzubieten als alles, was bisher sranzösischerscits vorgebracht worden ist. Der französische Plan sei Montag nachmittag bei der Zu- fammenkunst der britischen Delegierten, an der auch Lord "Curzon teilgenommen habe, erörtert worden. Der Bericht erstatter erklärt, mitteilen zu können, daß die neuen franzö sischen Vorschläge für die Behandlung der d e u ts chen Zölle im besetztere Gebiet und im Ruhrgebiet von s e i- -ten Englands vollste Unterft ü tz nn g finden. Die amtlichen Natgeber der britischen Regierung seien über zeugt, daß die Zollabgaben ein praktisches und leichtes Mit te! bieten, um Geld von Deutschland zu erhalten, und daß vie alliierten Kommissare beauftragt werden sollen, die Ein ziehung zu erzwingen. Auch „Daily Erpreß" berichtet ans Pans, daß der französische Plan von der britischen Delegation geprüft worden sei Md mit beträchtlicher Befriedigung angesehen werde. Glu Ausschuß Sachverständiger unter Beteiligung Deutschlands In Washington wurde im Weißen Hause offi - zietl bekannt gemacht, daß die Vereinigten Staaten dre Lösung der Reparationsfrage durch eine uninter essierte Gruppe hervorragender Volkswirtschaftler und Finan ziers Englands, Frankreichs, Italiens, Belgiens und Deutschlands vorschlagen werden, falls die bevorstehende Konferenz der alliierten Premierminister in Paris nicht zu einer Einigung kommen sollte. Abgelehnte Friedenssicherung. Die aufsehenerregende Mitteilung des Reichskanzlers Dr. Cuno, daß den Franzosen eine politische Sicherung gegen einen von ihnen befürchteten d e u t- schen Angriff angeboten, von Frankreich aber a b - gelehnt worden sei, hat der Havasagentur Veranlas sung zu einem Dementi gegeben. Der Kern dieser franzö - fischen Gegenbehauptung besteht darin, daß das deutsche Angebot durch die in Frage kommende dritte Macht (Havas nennt Amerika als solche) den Franzosen nicht überreicht und infolgedessen von ihnen auch nicht habe abgelehnt werden können. Außerdem handle es sich nicht um einen ausreichend fest formulierten Vertrag. Dieses Havas - . dementi ist, wie wir aus Berliner Negierungskreisen er- sahrcn, irreführend. Es muß vielmehr daran fest zehalten werden, daß der deutsche Vorschlag, dessen Inhalt vom Kanzler in seiner Rede erschöpfend wiedergegeben worden ist, durchaus klare und feste Formen gehabt hat. Er ist auch den Franzosen durch jene dritte Macht, über die von unserer Seite aus bestimmten politischen Gründen noch geschwiegen wird, tatsächlich übermittelt worden. Die Franzosen halten sich aber hinter formell verfassungsrecht lichen Gründen verschanzt Md sind nicht auf diese Vor schläge eingegangen. Die französischen Gegengründe hätten bei einigermaßen gutem Willen auf dem Wege der Gesetz - gebung leicht beseitigt werden können. Die Initiative zu dieser ganzen Aktion, die erst nach der Londoner Konfe renz unternommen wurde, ist von deutscher Seite ausge gangen. Die französische Ablehnung ist trotz der gegenteili gen Behauptung von Havas in so amtlicher Form er folgt, daß neue Schritte in dieser Angelegenheit sich von selbst verbieten. Neujahrs-Empfänge. Seit Jahren ist es üblich, daß in den einzelnen Eroßstaaten die dort beglaubigten Botschafter anderer Mächte am Neujahrstag dem Staatsoberbaupt ihre Besuche machen und daß dabei mehr oder minder bedeutungslose A n- sp rachen gewechselt werden. So auch diesmal. In^, Paris hat Präsident Millerand etwas mit dem Säbel gerasselt, da er glaubte, seinem intimen Gegner Pomcaree trotz alledem etwas den Rücken stärken zu müssen. In Berlin hat Herr Ebert auf eine Ansprache des aposto lischen Nuntius Pacelli, dgp als ältester der Botschafter das Wort nahm, e.nr — natürlich von einem Geheimrat im Ministerium des Auswärtigen verfaßte — Ansprache ver lesen, in welcher es heißt, daß das deutsche Volk und di« aus seiner Mitte hervorgegangener Regierung alles tun werden, damit die immer noch getrennten Völker im wah ren Frieden und in gemeinsamer Arbeit für die der gan zen Welt so notwendige NeugestaltMg des wirtschaftlichen und geistigen Zusammenlebens der Nationen wirken. Ob die schönen Worte auf fruchtbaren Boden fallen? Die Bergarbeiter im Ruhrgebiet. Eine Konferenz der Bergarbeiter des Ruhrgebiets be schloß am Sonntag, das U e b e r a r b ei t sja b k o m m en für den Ruhrbergbau!, das für die Zeit vom 15. Dezem ber bis 15. Januar außer Kraft gesetzt war, zum 2 8. Februar zu kündigen, da die Ernühnmgslage der Bergarbeiter immer übler geworden sei. In der Frage der Besetzung des Nuhrg«- b i«t e s nahm die Konferenz mit 250 gegen 4 Stimmen eine Entschließung an, in der es heißt: Die Konferenz protestiert entschieden gegen die von der französischen Regie- :Mg angedrohten Maßnahmen, die aui eine Besetzung und wirtschaftliche Ausbeulung des Ruhrgebiets Hinzielen. Die Bergarbeite,'schast des Ruhrgebiets erblickt in der an- gedrohten Politik der „produktiven Pfänder-' nicht das Mit tel. die Beziehungen zwischen den Ländern herzustellen, wie es die Interessen der Völler erheischen ... So entschieden die deutschen Bergarbeiter die den Frieden und den wirt- schädlichen Wiederaufbau schädigende Politik der französi schen Negierung ablehnen, ebenso entschieden bckurden sie jedoch ihren festen Willen, im Nahmen des Möglichen an der Erfüllung der deutschen Reparationsverpslichtungen mit zuarbeiten. Die Bergarbeiter des Ruhrgebiets ersuchen die Arbeiter der Länder der Entente, auf ihre Regierungen cinzuwirken, damit das Problem der Reparationen nicht der Anlaß werde zu neuen Schwierigkeiten, die die Gefahr ge waltsamer Auseinandersetzungen, befürchten lassen. Rückgang der Inder-Ziffer. Die aUfi den 23. Dezember berechnete Eroßh a n - dels-Inderziffer des statistischen Reichsamts ging, verglichen mit dem Vorkriegsstände von dem 1468sachen am 15. Dezember, weiter um ein geringes auf das 1439fache am 23. Dezember oder um 2 v. H. zurück. Entsprechend dem gleichzeitigen Rückgang der Devisenikurse senkten sich die Einfuhrwaren von dem 2526fachen auf das 2411fache oder um 4,6 v. H. Die vorwiegend im Inlands erzeugten Waren gaben gleichzeitig von dem 1257fachen auf das 1245fache oder um 1 v. H. nach. Ferner sanken die Lebensmittel von dem 1140fachen auf das 1127fache, die Industriestoffe von dem 2081fachen auf das 2022fache. Schluß in Lausanne? Aus London wird gemeldet, daß nach den letzten Meldungen aus Lausanne dort die Ueberzeugung herrscht, daß es die Türkei auf einen V r-uch mit Eng ¬ land ankommen lassen will und daß der Abbruch der Lausanner Konferenz unvermeidlich erscheine. Di« Mitglieder der englischen Kolonie in Konstantinopel sind bereits ver ständigt worden, sich bereit zu halten, die Stadt in 24 Stunden nach vvrangegangcner Aufforderung zu verlas sen. Bisher haben sich etwa 1500 englische Angehörige ein- geschisft, die übrigen sollen nach Zypern und Malta ge bracht werden. Aufstand in Mossul. Der Konstantinopeler Berichterstatter der „Daily Mail' berichtet, daß nach einem Telegramm aus Angora in Mossul ein Aufstaud ausgebrochen Md ein Mutz- zeugschuppen der britischen Luftstreitkräfte verbrannt wor den sei. Es heißt, daß der Aufstand das ganze Petroleum, gebiet umfasse. Die türkischen Staatsangehörigen und die kurdischen Stämme revoltierten und forderten, daß. das ganze Gebiet von Mossul den Türken zugesprochen werd«. Die Türken Hütten vier Jahrgänge mobilisiert, zwei weitere sollten folgen. Alle diese Klaffen seien dazu bestimmt, den Aufstand in Mossul zu begünstigen. WWk MW» NWWM Neue Bestimmungen über den kleine« Grenzverkehr. Zum Ue vertritt über die sächsisch-tschecho slowakisch« Grenz« ist bekanntlich nach den gelten den Reichsbestimmungcn ein Reisepaß, für Ausländer überdies der Sichtvermerk einer deutschen Sichtvermerksbehörd» erforderlich. Für den sogenannten kleinen G r e nzver- lehr sind in den ReichsbestimmMgen besondere Aus nahmen zugelassen, die vom sächsischen Ministerium des Innern schon am 7. September bezw. 4. Oktober vori gen Jahres geregelt worden waren. Unter Abänderung die ser Verordnungen erläßt das sächsische Ministerium des Innern nunmehr für den kleinen Grenz verkehr folgend« neue Be st im m ungen: Der GrenzübEitt olme Pah- und Sichtoernrer? bleibt bis aus weiteres solchen Bewohnern des beiderseitigen Grenzstreifens — etwa 10 Kilometer — gestattet, die «inen Grenzausweis (Dauerausweis) vorlcgen in Verbindung a) mit einer Zusatzbescheinigung einer sächsischen Ge meindebehörde, daß der Inhaber im Grenzbezirk in einem Lohn oder Arbeitsverhältnisse steht, ein« Schule besucht oder eine gewerbliche landwirtschaft liche oder sonstige (ärztliche usw.) Tätigkeit aus- übt, die ihn zur Grenzüberschrcitung nötigt, d) mit einer Zusatzbesck)«inigung der für den betreffen den Güenzabschnitt zuständigen Amtshavpstmann - schäft, daß der Inhaber die Grenze zu einem besonderen- Zweck überschreiten darf. Die Amts Haupt Mannschaften sind berechtigt, diese Ermächti gung auf einzelne Gemeindebehörden zu übertra» gen. Die inländischen Arbeitgeber und Schulleiter haben die Erteilung der Zusatzbescheinigungen bei der sächsischen Gemeindebehörde schriftlich bis zum 25. jeden Monats, bezw. bei neu eintretenden Arbeitnehmern urld Schülenr mindestens drei Tage vor Aufnahme der Beschäftigung oder Schuftätigkeit, zu beantragen und dabei ein Verzeichnis derjenigen Personen, für welche die Zusatzbescheinigungen beantragt werden, einzureichen. Die Gemeindebehörde hat dann erforderlichenfalls nach Vornahme geeigneter Erörte rungen über di« Richtigkeit der Angaben des Arbeitgebers übe: die Beschäftigung der in dem Verzeichnis aufgeführ ten Personen an der Hand des Verzeichnisses die Vor drucke für die Zusatzbescheinigungen auszufüllen und sie dem Arbeitgeber zur Aushändigung an die betreffenden Personen und Einziehung der Gebühren für die Ausstellung zu über geben. Die Religionsübung an kirchlichen Feiertagen. In der Frage der N e l i g i o n s ü b un g an st aa lich nicht anerkannten kirchlichen Feier tagen, die namentlich im Anschluß an den Erlaß de» sächsischen Kultusministeriums voni 12. August 1922 zum Gegenstand vielfacher Erörterungen und zweier Interpella tionen im Reichstag gemacht worden war, hat der Reichs- Minister des Innern mit den Unterrichtsmimstern oonl