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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120208020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912020802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912020802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-08
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Abend-Ausgabe Anreiqrn Preis BezugS-PreiS los. Zlltzrgsng Ur. 7l Donnersisg, üen 8. Februar 1912. Die vorlie^nde Auösiabe umfaßt 8 Leuen * Die französische Regierung hat den Bau zweier Dreadnoughts in Auftrag ge geben. (S. Pol. Nachr.) r-e-Änlch! ^anoets^elkung. rei-ÄnW^.« Amisvlatt des Rates und des Rolizeiamtcs der Stadt Leipzig. etwas von mir nicht weiht, quält mich entsetzlich. Komm, setze dich hier in diesen Stuhl, mein Lieb lingsplätzchen seit acht Tagen. Denn weiht du. man sieht die Fahrstraße, und manchmal rollt da ein lieber gelber Wagen vorbei, und in dem Wagen Ftzt ein Mann in einem grauen Mantel und einem Schlapp- hut. Kurz und gut — mein Geschmack mag anfecht bar sein, aber —' sie fiel ihm lachens um den Hals, „ich habe den Menschen unbändig lieb." Der Mann, dessen einsames Herz so plötzlich von dem hellsten Sonnenschein bräutlicher Liebe in all ihrer köstlichen Mannigfaltigkeit überschütter ward, muhte sich nur immer besinnen, dah er wachte, dah kein holder Traum sein Spiel mit ihm treibe. „Und nun höre, Karl, was ich dir sagen will." „Sage mir nichts, mein Liebling, ich vertraue dir, du weiht es." „Doch", widersprach sie und gab dem sckiefqeruttck- ten Lockcnknoten einen kräftigen Puff nach rückwärts, „Loch, ich ertrage es nicht länger. Warum kommt er auch nicht!" Ls klopfte. Sie flog von ihm weg. „Herein", sagte sic gedehnt und warf sich in ge ziemender Entfernung von ihrem East in einen Sessel. Lisette trat ein. „Der Herr Assessor, gnä' Fräulein. Er bittet, zu erst gna Fräulein sprechen zu dürfen." Hilde erhob sich. Sie war sehr bläh. „In den Salon", befahl sie kurz. ..Ich komme gleich. — Karl", sagte sic in fliegender Eile, als die Zofe das Zimmer verlassen hatte, „ich habe es mir überlegt. Ich spreche nebenan mit ihm. Die Tür bleibt angelchnt. Tu sollst alles hören — widersprich nicht, es ist das beste. Ihm tut es keinen Harm, und du sollst klar sehen." Als «r noch widerstrebte, un geduldig: ..Ach. quäle mich doch nicht. Ich habe es mir reiflich überlegt, es ist durchaus notwendig. Mache es mir doch nicht so schwer. Du siehst, wie ich mich mühe, kaltes Blut zu bewahren." Dabei stampfte das ungestüme Gelck^vs. Lae eben Braut geworden und voll neuer, guter Vorsätze steckte, gleichsam zur Beweisführung den Boden. Karl Erd mann konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. ..Wilde Hexe du", flüsterte er bezwungen. Sie warf sich noch einmal an sein« Brust. ..Behalte mich lieb, Karl, was du auch Schlechtes hörst, versprich cs mir." Heißes Flehen brach aus den voll zu ihm aus» Dss Wichtigste. * Die Thronrede bei Eröffnung des Reichs tags wird allenthalben eingehend besprochen. (S. den bes. Art.) * Im Mai soll in London eine deutsch- englische Konferenz über die Ursachen der deutsch-englischen Entfremdung stattfinden. (S. Pol. Nachr.) * Im Befinden des Erohherzogs von Luxemburg ist eine neue Verschlimmerung eingetreten. (S. Pol. Nachr.) Die Besprechung üerThronrede nimmt natürlicherweise euren breiten Raum in der Presse ein. Dabei kann man konstatieren, dah der Ton, den der gröhte Teil der Zeitungen aller bür. gerlichen Richtungen anschlögt, der Rede freundlich nt, wenn auch je nach dem Standpunkte der einzelnen Parteien, Sondcrwünsche laut werden, die der eine oder der andere gern mehr hervorgehobcn gesehen hätte. Wir geben nachstehend eine Reihe von Ur teilen der Presse wieder. Die konservative „K r e u z z e i t u n g": Das erste Wort der Thronrede gilt der „neuen Situation"; cs ist die feierliche Zusage, dah das feste Gefüge des Reiches und staatlicher Ordnung u n - versehrt erhalten werden soll. Auf die.es Wort haben wir vertrauensvoll geholt. Die Wahl von 110 Revolutionären und 50 Verbündeten in den Teu-schen Reichstag bedeutet wenig, wenn oie Regierung ent schlossen bleibt, an dem festen Gefüge Les Reiches und der staatlichen Ordnung nicht rütteln zu lassen. In einem monarchischen Staate kann kerne Par- te i k o nst e l I a t i o n das Ziel einer gerechten Re gierung verrück.n: LieWohlfahrtallcrSchich- ten und Stände des Volkes zu mehren; dah die Thronrede dies vor dem neuen Reichstage sogleich fest- stellt, wird hoffentlich auf die Gemüter der Wähler aller Parteien beruhigend wirken. Die agrarische „Deutsche Tageszeitung": Es ist richtig, daß die La n d w i r t s cha f t allmäh lich wieder emporgeblüht ist und dah sie diese Blüte zum großen Teil der steigenden Vervollkommnung ihrer Technik verdankt. Velleicht hätte hier ein Wort eingeflochten werden können über die sch w e r« Z e i t. die jetzt infolge der eigentümlrck)en Witterungsvcr- hältnisse des vergangenen Jahres über die Landwirt schaft hcreingebrochen ist; vielleicht wäre es nicht un- zwcckmähig gewesen, mit einer kurzen Wendung anzu deuten, dah an den für die Konsumenten fühlbaren Folgen dieser Witterungsvcrhältnisse die Landwirt schaft nicht die Schuld trägt. Der konservative „Reichsbote": Die Thronrede ist ein Zeichen eines gesunden oor- wärtsstreoenden Optimismus, gegründet auf festes Gottvertrauen, dem der Kaiser am Schluß noch besonderen Ausdruck gab. Neben der Ankündigung der neuen Hoerervorlage, deren Deckung erst später bekanntgeyeben werden wird, und dem Bekenntnis zur Fortführung der sozialen Fürsorge in der Gesetz gebung und zur bewährten Zollpolitik ist be'ondcrs bedeutungsvoll, dah nun auch von höchster Stelle die fortschreitende Gesundung der Reichsfinan- zen anerkannt wird, sie haben festen Halt gewonnen und lassen binnen kurzem eine vollständige Gesundung erwarten. Di« freikons«roative „Post": Jedenfalls ist die diesmalige Thronrede im Ton feierlicher und höher gestimmt als zu gewöhnlichen Zeiten. Insbesondere wird die Einleitung und der Schluß nicht verfehlen, im In- und Ausland Eindruck zu machen. Uns erscheint cs durchaus berechtigt und zeitgemäß, diesem Reichstage von allerhöchster Stelle zu sagen, dah das „feste Gefüge des Reiches und die staatliche Ordnung unter allen Umständen unversehrt erhalten" bleiben wird, denn unter den 110 Umstürz lern und den.4 Millionen, die sie in den Reichstag ge sandt haben, mag sich mancher vielleicht mit dem Wahn tragen, das End« der bürgerlichen Ordnung und des deutschen Kaisertums sei bereits gekommen. Silüe Rheineck. 37) Roman von Hanna Aschenbach. Der dümmste Speech, den Hilde von Rheineck je gehalten. Lisette konnte trotz ihrer Wohlerzogenheit ein verständnisvolles Lächeln nicht ganz unterdrücken. Ihre Herrin fing es auf und räumte das Feld. Bald danach erschien Doktor Erdmann. Er fand die Kranke vom Schlaf gestärkt, wenn auch wieder in erregter Erwartung ihres Mannes. Frau von Rheineck, die sich, mit einer gemütlichen Handarbeit bewaffnet, am Bett eingefunden hatte, redete ihr gut zu und versprach, den Herrn Gemahl erst mal selbst vorzunchmen. Von den Vorgängen Les Nachmittags hatte die gute Dame nur einen schwachen Begriff. Sie nahm an, dah es eine eheliche Szene gegeben habe, infolge deren die junge Frau fortgelaufen sei, dah Doktor Neubaur sie im Walde unwohl gefunden und ihre Hilde zur Hilfe geholt habe. Eigentlich hatte sie noch kaum Zeit gefunden, darüber nachzudenken, und die Tochter zu fragen, brachte sie vorläufig nicht über sich. Ihr Ungehorsam und die Heimlichtuerei hatten sie tief gekränkt. Karl Erdmann lieh die Kranke gern in der Ob hut der mütterlichen Pflegerin. Er murmelte etwas von einer Rücksprache wegen der Beköstigung und verschwand. Kaum hatte sich die Wohnzimmertür hinter ihm geschlossen, als Hilde mit ausgcstreckten Händen auf ihn zuflog. „Du!" saqte sie und legte den lockigen Kopf an seine Brust. Er brachte cs nicht einmal zu dem kleinen Worte, aber in seinem Blick, in dem strahlenden Aus druck seines ehrlichen Gesichts lag die heihe Zärtlich keit seines Innern offenbar. So standen sie lange. Sie küßten sich nicht einmal. Die Gewißheit: wir haben und halten einander auf Nimmerverliercn, füllte ihre Seelen, ihre Gedanken, ihre Körper mit einem unendlich süßen, friedvollen Heimatgefühl. Endlich brach der Mann das Schweigen. „Habe ich drüben recht verstanden? War er immer noch nicht da, oder bist du jetzt mein, ganz mein eigen?" Sie schmiegte sich noch inniger in sein« Arme. „Gott im Himmel weih, dah ich es bin. wie sehr ich es bin, mein Karl, aber was du meinst — nein, er war noch nickt hier. O, ich ertrage es nicht länger. Der Gedanke, dah du mich nicht verstehst, dah du Hilfe deren dieses Ziel erreicht wurde. Die Erklärung des Festhaltens an dem Wermuth- Ichen Grundsatz, keine neue Ausgaben ohne Deckung oorzunehmen, ist mit Befriedigung zu be grüßen. Das gleiche gilt von der Ankündigung, dah die Grunotagcn unserer Zollpolitik der Vor bereitung und Abschluß neuer Handelsverträge auch künftig nicht verlassen werden sollen. Für die Durch führung der bisherigen Schutzzollpolitik ist auch im neuen Reichstag eine Mehrheit vorhanden; dem Ab bau der Schutzzölle ist geschlossen wohl nur die Sozial demokratie geneigt, da es während der letzten Wahl bewegung sich gezeigt hat, dah auch innerhalb der Fortschrittlichen Loltsparter der Schutzzoll Anhänger zählt. Mit begreiflichem Nachdruck ruft die Thronrede die Hilfe des Reichstages für die Verwirklichung der kommenden Wehrvorlagen auf. Die grunosätz- lichen Gegner jedes Ausbaues der deutschen Rüstung, die Sozialdemokraten, mögen sich vor Augen halten, daß die Abhängigkeit der Sozialpolitik von der Sicherung des Vaieriandes gegen ausländische Feinde gerade auf sozialreformeiischer Seite immer wieder betont wird. 2ust heute schreibt Prof. Dr. E. Francke in der „sozialen Praxis": „Ohne unsere starke Rüstung zu Wasser und zu Lande wäre der wirtschaitliche Aufschwung Deutsch lands ebensowenig möglich gewesen wie die Orga nisation der Staats- und de. Selbsthilfe für die Arbeitermassen. Die Erkenntnis dieses inneren Zusammenhangs im Verein mit ihrem nationalen Pflichtgefühl har unsere Freunde stets in die vor dersten Reihen der Anhänger einer kraftvollen Wehrpolitit geführt. Was die verantwortlichen Staatsmänner sür unbedingt nötig halten, um Heer und Flotte aus die Höhe ihrer Leistungs fähigkeit zu bringen, hat die Volksvertretung letzten Endes noch immer bewilligt. Wir sind überzeugt, daß auch der neue Reichstag hier nicht versagt: die ernste Mahnung vom Sommer 1911 lebt noch im Herzen unseres Volkes. Ein Welt krieg oder gar eine Niederlage würde in das allgemeine Verderben zuerst die Massen yineinziehen, die keine soziale Reform dann vor dem Elend bewahren könnte." Leider beweist die Haltung des Organs der soziawemokratijchen Gewerkschaftsleitung, dah die sozialdemokratischen Gewertschaftler sowohl nnl dem radikalen „Vorwärts" wie mit der revisionistischen Mannheimer „Volksstimme" in der grundsätzlichen Gegnerschaft gegen Nüstungsausgaben überein stimmen. Wie wenig aber die auswärtige Lage des Reiches gestattet, sich einfach auf den Standpunkt grundsätzlicher Gegnerschaft zurückzuziehen, dafür gibt Vie Thronrede, jedem, der sehen will, genügend Auf schluß. Enthält sie sich doch der Aeußerung, daß Deutschlands Beziehungen nach allen Richtungen in Wirklichkeit so „freundlich" seien, wie cs der deutschen Friedenspolitik entsprechen würde. Seit dem letzten Sommer weiß man, welchen Schwierigkeiten Deutschlands Politik, auf der Basis gegenseitiger Achtung unv guten Willens freundliche Beziehungen zu unterhalten, bec den Weltmächten begegnet. Soll uns nach dieser Seite die Durchführung der Friedenspolitik dauernd möglich sein, so gibt es dafür nur ein wirk sames Mittel: die Verstärkung unserer Rüstung zu Wasser und zu Lande. Die öffentliche Meinung des gesamten nichtsozialdemokratischen Deutschlands ist sich hierüber längst klar und erwartet von dem neuen Reichstage, daß er ohne Säumen und ohne Feilschen seine Pflicht tue. Zur Lsge. Als programmatische Kundgebung der Grundsätze, die für die Politik der Regierung maßgebend sein sollen, hat die Thronrede, wie wir bereits in der heutigen Morgennummer seststellten, Anspruch auf zustimmende Beurteilung. Denn sie mischt Festigkeit init Besonnenheit und enthält so eine gute Gewähr für das Gelingen praktischer Arbeit. Daß sie die un versehrte Erhaltung des festen Gefüges des Reiches und der staatlichen Ordnung an die Spitze stellt, kann nach dem starken Anwachsen der Sozialdemokratie um so weniger überraschen, als der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion von einem Parteiblatte die „hehre" Aufgabe zugewiesen worden ist, „Bahn brecherin revolutionärer Massenkämpfe zu werden. Angesichts dieses Drängens und Treibens war eine eindrucksvolle Warnung an die sozialoemokratttche Adresie ebenso ratsam wie natürlich; die „Ziel bewußten" können sich nicht früh genug darüber klar werden, dah auch die Bäume der Sozialdemokratie nicht in den Himmel wachsen. Die Politik der Festigkeit findet die notwendige Ergänzung in einem zwar nicht wortreichen, aber rückhaltlosen Bekenntnis zur Fortsetzung der Sozial politik. Was auf diesem Gebiet zunächst getan werden soll, hat die „Nordd. Allg. Ztg." bereits mit geteilt; es handelt sich hierbei um dre neue Regelung der Sonntagsruhe und um die Versorgung von Personen, die in gemeinnütziger Tätigkeit von Un fällen betroffen werden. Diesen sozialpolitischen Auf gaben werden aus der Mitte des Reichstages ohne Zweifel sehr bald weitere hinzugefügt werden. Die Wünsche der Sozialreformer dringt heute Professor Dr. E. Francke in der „Sozialen Praxis" zum Aus druck. Sie betreffen im allgemeinen das Verlangen nach ausgleichender Gerechtigkeit in den Fragen Les Koalitionsrechtes, des Einigungswejens, der Woh nungsnot usw. und erstrecken sich im besonderen auf eine Reform der Konkurrenztlausel, des Erfinder rechtes und des Dienstvertrages der technischen Be amten, auf den Ausbau der Arbeiterschutzvorjchriften u. a. m. Die mit der Sozialpolitik eng zusammenhängende Finanzpolitik wird in der Thronrede in einer Weise gestreift, die nur zum Teil den Beifall der Rechten und des Zentrums ernten dürfte. Denn die Thronrede spricht zwar aus, daß die Finanzen des Reiches festen Halt gewonnen haben, unterdrückt jedoch jede Anerkennung der Mittel, mit So freudig wir deshalb die kräftige Betonung, an den Grundlagen unseres Reiches nickt rütteln zu lassen, begrüßen, so sehr möchten wir betonen, daß Taten hier notwendiger sind als Worte. Solch« Taten können wir aber nicht darin erblicken, dah dl« soziale Gesetzgebung in der bisherigen Weise fort gesetzt werden soll. Hierdurch wird die Sozialdemo kratie nicht besiegt, uuo Industrie und Gewerbe laufen Gefahr, davon gehemmt oder gar erdrückt zu werden. Eine Pause wäre hier wohl am Platze. Das führend« Zentrumsorgan, die „Germani a": Es wird vielleicht im deutschen Volke auch Männer geben, bei denen angesichts der radikalen Strömung im deutschen Volke, wie sie sich bei den letzten Reichs- tagswahlcn gezeigt hat, der Blick in die Zukunft weniger zuversichtlich ist. Gewiß haben auch wir Ver trauen in die gesunde Kraft des deutschen Volkes, aber wir erinneren uns dabei auch der Worte, die Kaiser Friedrich III., der Vater unseres jetzigen Kaisers, beim Antritt seiner Regierung in seinem Erlaß an den Reichskanzler und Präsidenten des Staatsministe riums aussprach: Nur ein auf der gesunden Grundlage von Gottesfurcht in einfacher Sitte auswachsendrs Ge schlecht wird hinreichend Widerstandskraft besitzen, die Gefahren zu überwinden, welche in einer Zeit rascher wirtschaftlicher Bewegung, durch die Beispiele hoch gesteigerter Lebensführung einzelner, für die Gesamt, hcit erwachsen. . . . Auch dieses „politische Vermächt nis" hat der Kaiser sich in seiner ersten Thronrede zu eigen gemacht. Und wenn er in seiner heutigen Thronrede auf die gesunde Kraft des deutschen Volkes mit Zuversicht blickt und dabei auf Gottes gnädigen Beistand baut, was in allen christlich empfindenden Kreisen eine lebhafte Freud« Hervorrufen wird, so kann er über die „Kämpfe des Tages" hinweg wohl beruhigt in die Zukunft blicken, wenn cs ihm gelingt, oi« gesunde Grundlage des deutschen Volkslebens, die Erziehung des Heranwachsenden Geschlechts „aus der Grundlage von Gottesfurcht in einfacher Sitte" zu er halten und zu kräftigen. TaS rheinische ZcntrumSorgan, die „Köl nische Volkszeitung": Tic Thronrede ist von lapidarer Kürze, aber um so wirkungsvoller. Aus den Wahlkampf geht sie in keiner Weise ein. Unzweideutung ist aber gleich im ersten Satze dre energische Betonung der Entschlossenheit, da- feste tziefügr des Reiche- und der staatliclren Ordnung unversehrt zu erhalten. Tas kann nur bedeuten eine Absage an die Rotblock- volitik. Zn dem Schlußpassus über die auswärtige Politik-wird manchem vielleicht die verhältinsmäsii^e Kühle in Erwähnung des Dreibundes auffallen:-die- ser PassuS hat überhaupt einen etwas geschäfts mäßigen, nüchternen Klang: Vielleicht ist dies lei der gegenwärtigen Lage auch das beste. Tie nationalliberale „Berliner Börsen zeitung": Tie Anerkennung, die dem freien Unter nehmungsgeist in Handel und Verkehr zuteil wird, beweist, daß der Monarch die Bedeutung der In dustrie als eines hervorragenden Faktors unserer Wohlfahrt voll anerkennt. Dadurch, daß des Auf blühens der Landwirtschaft uiilcr Beto nung der Erfolge der Wissenschaft gedacht wird, zeigt der Landesherr den Weg an, auf te n ihr Gedeihen beruht. Die Zollpolitik, die diese Erhöhung der Errungenschaften zcittgte, soll erstatten bleiben. Ein Passus, der nicht überall, wostl aber bei allen denen Befriedigung erwecken wird, 'die Gegner waghalsiger Versuche auf diesem Gebiete find. für Inserat« au» «n» Umgebana dt. lwoMa« LP, VI, «.Nam«. ,«tl« I «k. »on au.wait» w ««Nam«» 1^0 Pik. Interat« oon «eho.d.i, im amt lich«« Te» »i« V«Nit«U» n P, a«schält»a»<»ta»n m« V>a>n»„,<i,rin«ii im Urett» erhöht «adat« »ach Tarts B»'lou,u»t>iu>i «<,amt. auslaae b tckk p Tauten» »itt Poitaedlihr. TeUdetlua» doheu Filtertet», Butlrsg, tonnen nt»t »urüL. gezogen werd«» Fä> da» ttricheinen „ beitlmmlen lau«» and Planen wird t«i», tbuianti« dd«rnomin«a. Lntetg,n.«nna»m» SatzaaaiaaaN« 8, bei iamiNch«!, Filiale» «. allen tlnnanr«»» Utveüili,u«,i de» 2» and «uOunde». »r«a an» v«el«, »,, Ft!»»» * «»rU« ^nhase, P„, tttette». «edaln.n „» «»sch»tt»U«»ar 3ohonnt»gall« U --»»I-Fiti,,« Dr»»denr Se«ilrab« L i llelephon geschlagenen Augensternen, und er neigt« sich gerührt und küßte sie. „In alle Ewigkeit, mein Liebling." Nebenan ging die Tür. „Lassen Sie doch den Kronleuchter, dre Kerzen genügen ja völlig", klang des Assessors Stimme un geduldig. Eine unverständliche Antwort des Mädchens und dann Still«. Die Verlobten wechselten noch einen Blick. Hilde tat einen tiefen Atemzug, richtete sich straff aus und ging hinüber. Der Assessor eilt« ihr entgegen. „Verzeih', daß ich dich warten ließ. Ein Tele gramm meiner Behörde beruft mich in das Mini sterium. Ich soll möglichst schon morgen eintreff:». So schmerzlich mir die Trennung ist, dürste sie unter den gegenwärtigen Umständen doch begrüßens wert sein. Es ordnet sich dort alles viel leichter und angenehmer, als in diesem erbärmlichen Klatsch nest." Es war Hilde einfach unmöglich gewesen, den Strom seiner Worte zu unterbrechen, und den hef tigen Widerspruch ihrer Mienen erkannte er erst, als sie langsam in den Bereich der Wachskerzen trat, die auf einem Wandarni am Kamin brannten. Er hatte sich in seine Leidenschaft für sie und den Wahn, von ihr geliebt zu sein, völlig verrannt, vielleicht um so trotziger, als die günstige Wendung seiner Karriere, an der er Theas Onkel, den Minister, nicht unbeteiligt wußte, allerlei naheliegende Bedenken in ihm geweckt hatte. Hildes Erwiderung traf ihn wie ein kaltes Sturzbad. „Sie haben mir heute nachmittag ein Versprechen abgerungen, Herr Assessor." „Ich habe dein Jawort, Mädchen", unterbrach er sie heftig, und der Mann im Nebenzimmer fuhr er schrocken zusammen. „Ja", versetzte Hilde tonlos, „ja, ich habe es ge geben. Ich konnte nicht anders. Sie wissen, wie heilig mrr mein Wort stets war. Aber es wäre wenig «hrenbast, mich daran halten zu wollen, Herr Assessor. Ich sage es Ihnen jetzt: Nur die Angst um die beioen im Pavillon hat cs mir erpreßt." Arel Winterfeld lachte kurz aufl „Der alt« Widerspruchsgeist. Ich kenn« Hilde von Rheinccks Art zur Genüge. Sie will sich nicht besiegt erklären. Und doch bist du's, Mädchen, ich weiß es trotz deiner. Dein Wesen diesen ganzen Winter hindurch hat cs mir verraten, daß dein Heiz doch nickt von mir lassen kann. Wäre die stolze Hilde sonst in das Haus des Mannes gekommen, dessen Gefühl ihr reinen Zweifel gelassen haben können? Sie hat sich gesträubt, hat Krankheit und alle möglichen Vorspiegelungen vorgeschoben, aber kommen hat sie doch wieder müssen. Gib dich ge- sangcz,, stolzes Kätchen. Ist cs für das Weib nicht süß, zu unterliegen?" Er hatte immer eindringlicher, bezwingender ge sprochen. und Hilde in ihrer 'unsagbaren Oüal, immer nach dem Nebenzimmer lauschend, ließ, wie unter einem Banne stehend, alles über sich ergehen. „Das ist meine Srrafc", sagte sie sich immer und immer wieder. „Herrgott, du bist unerbittlich. Ob Karl mir bas je vergeben kann?^ Der Assessor war dicht neben sie getreten und wollte bei seinen letzten Worten den Arm um sie legen. Da fuhr sie zurück. „Sie irren. Sie täuschen sich völlig. Ich habe mit Ihnen gespielt. Ich bekenne es. Ich wollte mich rächen, weil es so schlecht von Ihnen war, hieiher zu kommen. Ich wollte auch Thea an Ihnen rächen. Ich meinte es gut. Ich sah Thea leiden. Um Ihre Rach« an mir zu üben, haben Sic sie geheiratet. Nun sind Sie verantwortlich. Sie könnten sie sich erziel-en. Nur ein bißchen Liebe und Verftehcnwollen ist nölig. Aber Sie denken nur an sich. Das wollte ich Ihnen alles sagen. Durch Ihr Benehmen gegen mich sollt« mir das Recht werden, Ihnen das alles zu sagen. Es war ein frevles Spiel, Vermessenheit, ich habe es schon länger erkannt und habe Sie ge mieden." Sie hatte das alles in atemloser Hast hervora«- stoßc„, nun lehnte sie erschöpft am Kamin und be gegnete den funkelnden Augen des mit verschränk» tcn Armen vor ihr haltenden Mannes in stummer Bitte. „Und wenn ich das alles zu glauben verweigere, wenn ich die stolze Hilde von Rheineck, di« «inst das große Wort sprach: lieber tot als wortbrüchig, bei ihrem Worte fcsthalte?" sagte «r finster. „Ist es die Furcht vor dem Aufsehen, vor dem Geschwätz der Leut«? Seit wann bist du feige, Mädchen? Di« Zusammenkunst im Aussichtsteinvel genügt, «ine Scheidung zu beantragen, zumal Thea selbst keinen Widerspruch erheben wird." lSchlu'z folgt in der Morgen-Ausgabe.) für Lelptig und Borort« durch »»Irr« Träger und Soedtlevr« 2mal täglich In» pau» gebracht uu P>. monatl.. r.7u »l. vteneljähri. Bet unser» Filialen u. An- uahmestrllen adaeholt 7b PI. monatl., r.s mr. otertrlsährl. Daech »t« P«tt: innerhalb Deutschland» und d«r deutschen Kolonie» vterteljähri. 3.8» LU., monatl. ILUVik. auejchl. Poitdestellaeld Ferner in Belgien, Dänemark, dr» Donaustoaten. Italien, tluremburg, Niederlande. Nor wegen, Heilerreich-Ungarn. Aukland. Schweden, Schwei» u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur Streit durch di« <beichäsr»slell« de» Blatte» erhältlich. Da» L»tp»tger Tageblatt ertchetnt 2mai tägltch. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Bdonnrment»-!ilnnahine 2oha»ni»gass« 8, d«t unteren Trägern. Atltalen. Spediteuren »»d ttinnahmeslellen. sowie Poitamtern und Brtestragenu Vta»,lv,rko«t»pr«i, 10 Ps- KMMTWMlllt Handelszeitung
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