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LMmfferÄMatt Früher: Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Hrscheinl bi« auf weitere« nur Montag«, Mittwoch« u ttreitag« nachmittag« S Ubr für den folgenden Tag, Lezugsvre!« bei Selbitabboiuna f. die Wrche d, r«. 12.—Z0.12. 500 Milliarden, durch unsere Austräger zuaetragen in der Stadl 520 MiNi- «rden auf dem Land- ;po Milliarden, durch die posi monatlich entsprechend. ANe postanstatten und Postboten sowie untere Au«träger und Geschäftsstelle nehmen ledertest Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Setrieb«störungen hat der Besteder leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen Fernruf Wilsdruff 6 / Postscheck Dresden 2640 Anzeigenpreis: die S gespaltene Raumzelle ?0 Goldpfennig, die Z gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4-1 Gold. Pfennig, die Zgespadene Reliamezeile im textlichen Teile der Zeitung 50 Goidvfen ig. Rachweisungsgebübr 2V Goidpfennlg. Dorgeschriebene Srschcinungstage u. Ptahvorschristen werden nach Möglichleii borüstsichtlgt. Anzetgenannaiime di« ppt MtNags 10 Uhr. Für die Richtiglest der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übcrnedmen wir leine Garantie. Zeder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage emgezogen werden must oder der Auftraggeber in Kontur« gerät. des Amtsgerichts u. Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 153 — 1923 — 82. Jahrgang. Sonntag / Montag 30. / 31. Dezember stur; sei Oer MAieO.... „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Leben blüht aus den Ruinen." Mit dieser Nummer nimmt das „Wilsdruffer Tageblatt" Abschied von seinen Lesern in Stadt und Land. Nicht aber den wehmütigen Abschied, den ein für immer Scheidender zu nehmen pflegt. Ein förmlicher Abschied ist's, ein solcher, der, einer nur ihm bewußten Ueberraschung gleichend, schneller als es alle ahnen, das neue st e Willkommen schon in der Tasche führt. Und doch ist's ein Abschied! Das „Wilsdruffer Tageblatt" hat den Krieg überdauert, hat die ungleich schwerere Nachkriegs zeit durchschallen. Wohl war es, wie alle seine Kolleginnen im großen deutschen Blätterwalde, die gleichzeitig Leidensgenossinnen waren, gezwungen, die vor Jahren kühn hinausgestreckten Fühl hörner mählich mehr und mehr einzuziehen. Einen nach dem andern, und immer noch tiefer. Es mußte seine früher gewöhnten Extrabeilagen eingehen lassen, eine nach der andern. Es mußte seinen Umfang vermindern und mußte, so schwer es ihm auch geworden, von der täglichen Ausgabe zur dreimaligen in der Woche zurückkehren. Schweren Herzens erfolgten diese Maß nahmen. Eine nach der andern. Die Not der Zeit, die kein Gebot anerkennt, erforderte es, gebieterisch, ohne Rücksicht aus menschliches Wollen, menschliches Wünschen. Auch das „Wils druffer Tageblatt" war seiner Zeit untertan. Es war ihr unter tan, ließ sich aber nicht von ihr unterkriegen. Es hielt durch! — Dankbar gedenken Verlag und Schristleitung am heutigen Tage seines förmlichen Scheidens all derer, die ihm in all den letzten schweren Jahren das Durchhalten erleichtern geholfen. Allen den Lesern in Wilsdruff und aus Wilsdruffs Umgebung, die ihm als Abonnenten die Treue bewahrten. Alien denen auch sagt es seinen Abschiedsdank die es durch Aufgabe von Anzeigen unterstützten, — Dank, tiefen, innigen Dank! Es tritt nun ad von der Bildfläche, weil es einem Größeren den Platz räumen muß, den dieser für sich in Anspruch nimmt. Das menschlich-biblische Atter von 82 Jahren, während welcher es, seine wochenblättlichen Vorfahren einbezogen, die Bewohner schaft seines Verbreitungsgebietes mit allen ihnen notwendigen Nachrichten und Bekanntmachungen versehen, darf es ihm wohl gestatten, den Wanderstab einem Jüngeren in die Hand zu drücken. Und das tut es hiermit. Es würde sich, kräftig genug noch, energisch zur Wehr gesetzt haben, wenn es nicht überzeugt wäre, daß dieser Jüngere seiner und unserer Zeit doch noch weit aus kräftiger gegenüberzutreten vermag. Das verspricht allem das mit dieser Nummer gewesene „Wilsdruffer Tageblatt", das nun hinter diesen Jüngeren bescheiden zurücktritt. Es ruft allen, allen hiermit ein herzliches „Lebewohl" zu und bittet, dem Jungen, dem es in dieser Stunde das Leben gab, der „Sa chse n - Z eitun g", ein freudiges „Willkommen" zu be reiten. Er wird sich in der nächsten Nummer selbst die Ehre geben, sich allen alten und neuen Freunden vorzustellen. Lebt alle, all« wohl! AHEuNer Tageblatt Verlag und Schristleitung. AMnriMMe. „Stille, heilige Nacht" — Leises Ahnen — Hoffnungsfrohes Suche» — Leuchtet uns der Stern des Heiles wieder? — Die Zeit der zwölf Nächte — Wege zu Freude und Wohlstand Selbstachtung — „Arbeiten — und nicht verzweifeln!" — Nicht winseln, nicht betteln! — Ehrenstuhl Bismarcks — Halte dein Selbst! Weihnachten, das Fest der Christenheit, das Fest der Liebe und der Freude, das Fest der Großen wie der Kleinen, ist vor über. Millionenfach ist das „Stille Nacht, heilige Nacht" hin ausgeklungen. Mit ihm das „O du fröhliche, o du selige". Wenn fast ein Jahrzehnt hindurch kein Weihnachtsfest mehr uns zu einem gnadenbringenden geworden, — die Weihnacht 1923 und das sich bald nach ihm einstellende neue Jahr 1924 lasten doch wieder ein leises Hoffen in unserm Herzen einziehen. Christ, der von vielen von uns totgeglaubte, wird auch uns der einst wieder erstanden sein. Unser Volk hatte das Suchen nach ihm verlernt. Das Suchen nach ihm wie das Suchen nach dem Guten und Wahren, dem Erhabenen und Schönen überhaupt. Keines von dem aber, was göttlich, liegt bloß so umher, so «um Ausraffen, zum Mitnehmen, zum Halten und Behalten. Was edel und gut, was weise und wahr, was über dem Alltag stehend, will fleißig und hoffnungsfroh gesucht werden, um sich dann finden zu lasten. Dieses Suchen, das unablässige Bemühen darum, es war dem deutschen Volke abhanden ge kommen. Mehr noch: es war in ihm erschlagen worden, mit roher Gewalt, erschlagen mit geballten Fäusten, denselben, die in freventlichem Uebermut den Hebe! der Staatsmaschinerie umkrallten. Die Zeit vor dem heurigen Weihnachten erst vermochte es, die ersten Strahlen des uns in weite Fernen entrückten Sternes Bethlehem in unsere Herzen zurückzu senden. Wird er uns dereinst wieder in gewohnter Helle leuchten? Suchen wir, diese Strahlen zu erfassen, sie zu halten, mit allen unsern Sinnen. Suchen wir, sie in uns einzusaugen, auf daß sie den Glauben in uns neu erwecken, der allein nur Ermätztgung -er Kohlenpreise. Berlin, 28. Dez. Der Neichskohlenverband und große Ausschuß des Reichskohlenrates beriet heute über die Möglich keit eines weiteren Abbaues der Kvhlenpreise, die zuletzt mit Wirkung vom 15. Oktober ab herabgesetzt worden sind und seit dem nicht wieder erhöht wurden. In der Erwartung, daß die in den Bergbaurevieren allmählich zur Durchführung gelangende Verlängerung der Arbeitszeit bald die Friedensleistung zu er reichen gestatte und daß der Preisabbau von den übrigen Wirt schaftszweigen, insbesondere von der Reichsbahnvcrwattung mit gemacht werde, beschlossen die Organe der Kohlenwirtschaft ein stimmig Preisherabsetzungen von etwa um 10 Proz., womit die Nettogrubenpreise im unbesetzten Deutschland aus etwa 125 bis 130 Proz. der Vvrkriegspreise und damit wesentlich unter das Weltmarktpreisniveau zurückgebracht werden. Die Preisherab setzungen treten am 2. Januar in Kraft. Für die Syndikate des besetzten Gebietes, wo die bekannten besonderen Verhältnisse obwalten, gelten die Beschlüsse nicht. - Die Frage -er Besatzungskosten. Köln, 28. Dez. Wie der „Kölnischen Zeitung" aus Ber liner unterrichteten Kreisen mitgeteilt wird, wird die morgige - KaLinettssitzung sich vornehmlich mit der Frage der Besetzungs- ! kosten befassen. In Kreisen der Regierung scheine man grund- s sätzlich aus dem Standpunkt zu stehen, daß es sich nach den Be- sprechungen mit den Vertretern der besetzten Gebiete nicht mehr i so sehr um eine Rechtsfrage als um eine Frage handele, die da- - von abhängig sei, in welchem Umfange, wie lange und in welcher : Form die Regierung zu zahlen überhaupt in der Lage fei. Die - Reichsreaierung wird sich also schlüssig werden müssen, <wie sie - ihren Beschluß den verbündeten Regierungen mitzuteilen gedenke und wie sie die Vorbehalte werde vorbringen können, um aus einer Versäumnis in den Zahlungen, die lediglich durch die finanzielle Unfähigkeit des Reiches verursacht werden könnte, keine politischen und sonst nachteilige Folgen für das Reich und die besetzten Gebiete machen zu lassen. In derselben Angelegen heit wird der „Kölnischen Volkszeitung" aus Berlin mitgeteilt: Der Beschluß des Reichskabinetts werde vermutlich nicht in dem Sinne ausfallen, daß die Zahlungen für die Besatzungskosten, die sich auf monatlich 40 Millionen Goldmark belaufen, ein zustellen sind. Eine Untat französischer Kolonialsoldaten in Koblenz. Koblenz, 28. Dez. Ein weißer Sergeant von einer französischen Kolonialformation war aus einer Wirtschaft in Koblenz-Lützel hinausgewiesen worden, weil er die Gäste be- zur Hoffnung berechtigt auf sein Wiederkommsn dereinst auch in unsere Erdennähe. „Vom Himmel hoch, da komm' ich her", so besingen wir ergebungsvoll den Stern des Heiles. Nun, da er sich uns wieder zu nähern trachtet, ist es an uns, ihm in unserem Herzen den Willkommens-Altar zu bauen, an dem er zum Verweilen die rechte Stätte finden kann. Die Zeit der „zwölf Nächte" umfängt uns. Von der Weihenacht bis zum Tage der heiligen drei Könige zählt ihr Geltungsbereich. Was der Mensch in ihnen träumt, geht in Erfüllung. So beherrscht es, seit alters her, noch heute aber gläubische Gemüter. Was der Traumgott in der ersten Nacht dem Menschen vorgaukelt, trifft ein im ersten Monat des kommenden Jahres, sind so fort. Vielgestaltiges Träumen durchwebt die zwölf Nächte dep Jahreswende 1923/24. Wie ein roter Faden wird alles Träumen auf die bange Frage eingestellt sein: Wird das kommende Jahr das halten, was sich an Hoffnungen und Wünschen, gestützt auf die ersten Gehversuche neuen Wieder auflebens der letztverflossenen Wochen, leise in uns zu regen und aufzubauen begann? — Es wird unsere Hoffnungen er füllen, wenn sie in erfüllbarer Grenze sich bewegen. Aber auch nur, wenn wir suchen und immer wieder suchen. Wennwir suchen, die Verzweiflung zu bannen, die uns in Banden ge schlagen. Wenn wir darnach trachten, die Wege wieder zu finden, die uns zu Freude und Wohlstand zurückzuführen ver mögen. Arbeit und Fleiß, Genügsamkeit und Ehrlichkeit sind ihre Namen. Die sie flankiernden, nach frischem Grün lechzen den Bäume heißen: Treue und Beharrlichkeit, Opserwille und Ordnung, Ergebenheit und Selbstachtung! Auch sie ist uns ab handen gekommen. Sie mußte uns verloren gehen mit der Achtung, die wir nicht mehr denen entbieten konnten, die uns Leiter und Lenker zu sein Vorgaben. Gute Hirten nur ver mögen es, den Wohlstand ihrer Herden zu halten, zu pflegen, zu fördern. An diesen hat es uns gefehlt. Gefehlt an allen Orten, an allen Enden . . . „Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen", so lehrte es uns Sacharja, der zwölf kleinen Propheten einer, als er mit Serubabel aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt war und sein Volk zum Tempelbau ermunterte. lästigte. Er kehrte am folgenden Tage mit fünf Angehörigen seines Truppenteils in das Lokal zurück. Alle zogen sofort ihre Karabiner und begannen ohne weiteres zu schießen. Von den Gästen wurden drei durch Brust- und Kopfschüsse getötet, andere wurden durch Schüsse und Seitengewehrhiebe verletzt, darunter auch ein französischer Offizier. Die Täter entkamen, konnten aber noch in derselben Nacht festgenommen werden. Die neue Arbeitszeit im Ruhrgebiet -urchgefiihrt. Essen, 28. Dez. Gestern trat die neue Arbeitszeit im Bergbau zum ersten Male in Erscheinung. Es wurde an allen Arbeitsstätten die neue Arbeitszeit eingehakten. Sabotagever- suche wurden an keiner Stelle in Szene gesetzt. Herr vo» Rechberg in -er französischen Kammer. Paris, 29. Dez. Der gestrigen Kammersitzung wohnte der deutsche Industrielle Rechberg bei. In der Debatte selbst wies übrigens der Abgeordnete Reynaud auf die von den Deutschen im Saargebiet abgeschlossenen Kontrakte hin, von denen sich Frankreich inspirieren lassen müsse, wie es auch Belgien getan habe. Poincarö ruft an dieser Stelle dazwischen: „si n d wie wir es auch getan hätten. Ich habe persönlich Herrn von Rechberg empfange n." Protest der thüringische« Staatsregierung Weimar, 28. Dez. Gegen die Entsendung eines Reichs- lommissars zur Beaufsichtigung der Ausführung der Reichs gesetze durch die thüringische Landesregierung hat das Staats- Ministerium aus formalen und sachlichen Gründen bei der Neichs- regierung Verwahrung eingelegt. Im übrigen ist dem Beauf tragten der Reichsrcgierung die Möglichkeit gegeben worden, ihre Aufträge auszuführen. Verhaftung des Gelseukirchner Bürgermeisters. Gelsenkirchen, 28. Dez. Die französische Besatzungs behörde hat heute den Bürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, Dr. von Wedelstet, verhaftet und zwar wegen eines Artikels, den von Wedelstet in der Weihnachtsnummer der „Gelsenkirchner Allgemeinen Zeitung" hat erscheinen lassen und in dem unter anderen auch von der Besatzungsbehörde die Rede ist. Die Hirten, die ihre Herden zu Ansehen und Wohlstand ge führt, hat man nicht geschlagen, sondern zerschlagen. In einem Zustande von rasender Narrheit, die dem Gedanken nicht Raum ließ, daß sich die Herde allein nimmermehr in die Gefilde nährender Weide zurückzufinden vermöge. Hat der Stern Bethlehems, der den Hirten zur Weihenacht vorün- leuchtete, diesmal seine Strahlen auf uns herunterleuchten lassen, auch unseren Hirten den wahren Weg des Rechtes zu erhellen? „Arbeiten — und nicht verzweifeln!" In diese Morte ließ der gegenwärtige Kanzler des deutschen Reiches seine Weih- nachtsermahnung an das deutsche Volk ausklin^en. An das uns wohlgesinnte Ausland stattete er den deutschen Dank ab dafür, daß es sich der Nöte des deutschen Volkes besonnen und den Darbenden unter uns zum Feste der Li-sde den Gaben tisch deckte. Seinen Gruß entbot er den Allerärmsten unseres Volkes, die als Opfer der Verblendung des rachsüchtigsten unserer einstigen Feinde in den Verließen ihrer Gefängnisse schmachten. Mieder und immer wieder betonte er, diesen sich zuwendend, Deutschlands Bereitschaft, willig das Joch der Reparationen auf sich zu nehmen, das jene ihm aufluden. „Wir Deutsche wollen und müssen die Zähne zusammenbeißen und uns sagen, daß nur der verloren ist. der sich selbst verloren gibt." So sagte es der Kanzler. So hören wir es gerne! Dem Dank an das uns wohlgesinnte Ausland für seine Liebes betätigung schließen wir uns alle freudig an. Dem Gewinselt Zeh« .WlveiMWWW »b 2. ZNM.