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«eschästsftelle und Redaktion- Dresden »A. 16, Holbeinstrabe SS Rr. LS8 LS. Jahrg. Montag den 5. Juni ISIS Sächsische Fernsprecher 21366 PostschekSonto Leipzig Nr. 14727 ve»o,»Pr et-, Ansaat»« X mit illustr. Beilage dirrteljührlich it.lv ?» Dresden und ganz Deutsch- land frei HauS »L» m Orslerreich «4» IL. «o»,ab« 8 dl-rieliShrlich 1.80 In Dresden m,d ganz Dcuilchland frei HauS it.jti» in Oesterreich s.vv >c. rin^l-Rummee 1v Dt« btlchslschr BollSzeitung erscheint an ade» chentagen nachmittags. o- c Sluzeigenr Aunahm«don SielchLklSanzeiaendi» IVUHr von gamilicnanzeigcn bis 11 Uhr vorm Preis tür die Pelit-LpaUzeile »v ^. «m ReNo - meieii «v z. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgcgedcne Anzeigen können wir die Berantworilichleit für die Richtigkeit deL Leitet nicht übernehmell. kprechstunde der Redaktion: 11-1» Uhr dorm. c> Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Nach der Seeschlacht Nach der Seeschlacht Ueber den Verlauf der Seeschlacht wird uns von zu ständiger Seite gemeldet: „Die deutschen Hochseestreitkräfte waren vorge stoßen, um die englischen Flottenteile, die in letzter Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste gemeldet worden waren, zur Schlacht zu st eilen. Der Feind kam am 31. Mai -1 Uhr 30 Min. etwa 70 Seemeilen vor Skagerrak zunächst in der Stärke von vier Kleinen Kreuzern der „Calliope"-Klasse in Sicht. Unsere Kreuzer nahmen sofort die Verfolgung des Feindes auf, der mit höchster Fahrt nordwärts' fortlief. Um 5 Uhr 20 Min. sichteten unsere Kreuzer in westlicher Richtung zwei feindliche Ko lonnen, die sich als sechs feindliche Schlachtkreuzer und eine größere Zahl Kleiner Kreier herausstellten. Der Feind entwickelte sich nach Süden. Unsere Kreuzer gingen bis aus etwa 13 Kilometer heran und eröffneten ans süd lichen bis südöstlichen Kursen ein sehr wirkungsvolles Feuer auf den Feind. Im Verlaufe dieses Kampfes wurden zwei englische Schlachtkreuzer und ein Zerstörer vernichtet. Nach einem halbstündigen Gefechte kamen nördlich des Feindes weitere schwere feindliche Streitkräfte in Sicht, die später als fünf Schisse der „Oucen-Elisabeth"- Klasse festgestellt wurden. Bald darauf griff das Gros der deutschen Flotte in den Kampf ein. Der Feind drehte iofort nordwärts ab. Fünf Schisse der „Queen- Elisabeth"-Klasse hingen sich an die englischen Schlacht kreuzer an. Der Feind suchte in h ö ch st e r F a h r t d u r ch Ab staffeln sich unserem äußerst wirkungsvollen Feuer zu entziehen und dabei mit östlichem Kurs um unsere Spitze heruniznholen. Unsere Flotte folgte den Bewegungen des Feindes in höchster Fahrt. Während dieses Gefechts abschnittes wurden ein Kreuzer der „Achilles", oder „2hannon"-Klasse und zwei Zerstörer vernichtet. Das binterste unserer Linienschiffgeschwader konnte zu dieser Zeit wegen seiner rückwärtigen Stellung zum Feinde noch nicht in das Gefecht eingreifen. Bald darauf erschienen von Norden neue schwere feindliche Streitkräfte. Es waren, wie bald sestgestellt werden konnte, mehr als 20 feindliche Linienschiffe neuester Bauart. Da die Spitze unserer Linie zeitweilig in das Feuer von beiden Seiten geriet, wurde die Linie auf Westkurs herum geworfen. Gleichzeitig wurden die Torpedobootsslottillen zum Angriff gegen den Feind angesetzt. Sic griffen in i t hervorragendem Schneid und sichtlichem Erfolge bis zu dreimal hintereinander an. In diesem Gefechtsabschnitte wurde ein englisches G r o s; k a m p f- schiff vernichtet, während eine Reihe anderer schwere Beschädigungen erlitten haben muß. Die Tagschlacht gegen die englische Uebermacht dauerte bis zur ein- brechenden Dunkelheit. In ihr standen — abgesehen von zahlreichen leichten Streitkräften — zuletzt mindestcns 26 englische Großkampfschiffe, 6 englische Schlachtkreuzer und mindestens 4 Panzerkreuzer gegen 16 deutsche Großkampfschiffe, 5 Schlachtkreuzer und 6 ältere Linienschiffe, aber keine Panzerkreuzer. Bei einsetzender Dunkelheit gingen unsere Flottillen zum Nachtangriff gegen den Gegner vor. Während der nun folgenden Nacht fanden Kreuzerkämpfe und zahlreiche Torpedobootsangriffc statt. Hierbei wurden ein englischer Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der „Achilles"- oder „Shannon"-Klasse, ein, wahrscheinlich aber Lwei kleine feindliche Kreuzer und wenigstens 10 feindliche Zerstörer vernichtet, davon durch das Spitzenschiff unserer Hochseeflotte allein sechs. Unter ihnen befanden sich die beiden ganz neuen Zerstörer-Führerschiffe „Turbulent" und „Tipperary". Ein Geschwader älterer englischer Linienschiffe, das von Süden her herbeigeeilt war, kam erst am Morgen des 1. Juni nach beendeter Schlacht an und drehte wieder ab, ohne einzugreifen, oder auch nur in Sicht unseres Gros gekommen zu sein." Aus diesen Darlegungen ist zu ersehen, daß unsere Flotte tapfer angegriffen hat und daß der Feind uns an Zahl überlegen war. Ueber die englischen Ver- Inste meldet der deutsche Chef des Admiralstabes der Marino in einer amtlichen Nachricht: „Am 31. Mai hat eines unserer Untrrseboote vor dem Humbcr einen modernen großen englischen Torpedobootzer störer vernichtet. Nach Angaben eines durch uns geretteten Mitgliedes der Besatzung des gesunkenen englischen Zerstörers „Tippe- rary" ist der englische Panzerkreuzer „Euryalus" von unseren Streitkräften in der Seeschlacht vor dem Skagerrak in Brand geschaffen und vollständig ausgebrannt." Ueber die beiden verlorenen englischen Fahrzeuge ist Ansagen: „ Das Neueste vom Tage M WM »Mk LMM. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 6. Juni 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Die Engländer schritten gestern abend erneut gegen die von ihnen verlorenen Stellungen südöstlich von Wern zum Angriff, der im Artilleriefeuer zusammenbrach. Eben so scheiterte ein nach Gasvorbereitung unternommener schwächlicher französischer Angriff bei Prnnay in der Champagne. Ans dem Westufcr der Maas bekämpfte unsere Ar tillerie mit gutem Ergebnis feindliche Batterien und Schanzanlagen; französische Infanterie, die westlich der Straße Hancourt—Esnes gegen unsere Gräben vorzn- kommen versuchte, wurde zurückgeschlagen. Auf dem rechten Ufer dauert der erbitterte Kampf zwischen dein Cailettewalde und Tamloup mit unvermin derter Heftigkeit an. Der Feind versuchte, uns die in den letzten Tagen errungenen Erfolge durch den Einsatz von Jnfanteriemassen streitig zu machen. Die größten An strengungen macht der Gegner im Chapitre-Walde, auf dem Fumin-Rücken (südwestlich vom Torfe Vaux) und in der Gegend südöstlich davon. Alle französischen Gegenangriffe sind restlos unter den schwersten feindlichen Verlusten ab- gewiesen. Deutsche Erkiindungsabteilungen drangen an der User, nördlich von Arras, östlich von Albert und bei Altkirch in die feindlichen Stellungen ein; sie brachten 30 Franzosen, 3 Belgier und 36 Engländer nnverwimdet als Gefangene ein; ein Minenwcrfer ist erbeutet. Im Luftkampfe wurden über dein Marre-Rücken, über Enmieres und vor Souville je ein französisches Flugzeug zum Absturz gebracht. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz Nichts Neues. Die Kämpfe unserer Flieger im Monat Mai waren erfolgreich. Feindliche Verluste: Im Luftkampfe .... 36 Flugzeuge Durch Abschuß von der Erde 9 „ Durch-unfreiwillige Landung hinter unserer Linie . . 2 „ zusammen . 47 Flugzeuge Eigene Verluste: Im Luftkampfe .... 11 Flugzeuge Durch Nichtrückkehr ... 5 „ Zusammen . 16 Flugzeuge Oberste Heeresleitung. Englischer Telegrammwechsel London, 4. Juni. (W. T. B.) In seiner Antwort auf ein Glückwunschschreiben des Admirals Jellicoe znm Geburtstage des Königs sagt der König u. a.: Mehr als den Verlust der tapferen Männer bedauere er, daß es der deutschen Hochseeflotte trotz schwerer Verluste durch das neblige Wetter ermöglicht worden sei, sich den vollen Fol gen des Zusammentreffens zu entziehen, das sie nach ihren ständigen Erklärungen zwar herbeigewünscht, für das sie aber, als die Gelegenheit dazu gekommen sei, keine Neigung gezeigt habe. Die Ereignisse hätten sein Vertrauen auf die Flotte verstärkt und gerechtfertigt. > Keine Nameustagsfeier des Königs in Saloniki Saloniki, 4. Juni. (W. T. B.) Havas-Meldung. Obgleich General Serrail erklärt hatte, daß das aus An laß des Namenstages des Königs geplante Tcdeum und die sonstigen Kundgebungen stattfinden könnten, haben die griechischen Behörden alle Feierlichkeiten abgesagt. Die Bevölkerung ist sehr ruhig. Ter englische Panzerkreuzer „Euryalus" ist im Jahre 1901 vom Stapel gelaufen; er hatte eine Wasserver drängung von 12 200 Tonnen und entwickelte eine Schnelligkeit bis zu 22 Seemeilen. Seine Besatzung betrug 765 Mann. Die großen englischen Torpedobootszerstörec haben eine Größe von 1600 bis 2000 Tonnen. Weiter kommt eine Nachricht von englischer amt licher Seite über englische O f f i z i e r s v e r l n st c, in der es heißt: „Vier Seekadetten des Schisses „Queen Mary" wur den gerettet, alle anderen Offiziere sind verloren. Ter Kommandant des Schiffes „Jnvincible" und ein Leutnant wurden gerettet, alle anderen sind verloren. Alle Offiziere der Schiffe „Jndefatigable", „Defence", „Black Prince" sind verloren. Alle Offiziere des Schisses „Warrior" wurden gerettet." Der dänische Dampfer „Vidar" landete in Hüll sechs Ueberlebende des Kriegsschiffes „Shark", der einer von den drei Zerstörern ist, die vermißt wurden. „Vidar" iah den „Shark" in Brand und nahm die Ueberlebenden ans. Ueber die deutschen Verluste sind in ausländischen Zei tungen allerlei Sensationsmeldungen verbreitet worden. So verlautet, daß zwei deutsche Luftschiffe bei der Schlacht verloren gegangen seien. Das ist, wie wir von zuständiger Seite erfahren, frei erfunden. Kein einziges deut sches Luftschiff ist verloren gegangen. Bezüglich der ge retteten Mannschaft wird mitgeteilt, daß die in Amuiden gelandeten Schiffbrüchigen des deutschen Kreuzers „Elbing" am Sonntag früh bereits nach Deutschland zurückgekehrt sind. Die in Hoek van Holland angekommenen deutschen Seeleute werden interniert. Sie waren von dem Schlepp dampfer „Thames" gerettet. Drei durch den schwedischen Dampfer „Para" ans Aarhus (Dänemark) gerettete deutsche Seesoldaten sind heimgeschickt worden. Es scheint, als ob von den verloren gegangenen deutschen Schiffen eine große Anzahl Offiziere und Mannschaften gerettet worden seien, jedoch liegen zurzeit zuverlässige Nachrichten darüber nicht vor. Die Wichtigkeit und Bedeutung der Seeschlacht erhellt sich auch daraus, daß sich am Sonntag abend der Kaiser nach Wilhelmshaven begeben hat. Er will sich an Ort und Stelle nach dem Verlauf der Schlacht erkundigen und den tapferen blauen Jungen seinen kaiser lichen Dank übermitteln. An der Freude des Obersten Kriegsherrn und des deutschen Volkes (Haase und Lede- bour ausgenommen) nimmt auch das ganze und befreun dete Ausland lebhaften Anteil. Wien und Budapest prangten im Flaggenschmuck. In Budapest fand großer Musikumzug statt, ebenso in Reichenberg, in Sofia und K o n st a n t i n o p e l ist die Freude und die Anteilnabnie allgemein. Ueber die Anerkennung der befreundeten Presse haben wir am Sonnabend bereits berichtet. Interessant ist, was die englische Presse zu unserem Siege sagt. Zwei Tage war ihr die Stimme verschlagen, sie berichtete nichts und sie urteilte nicht. Endlich raffte sie sich ans und nun hören wir: Der „Daily Telegraph" sagt: Trotz unserer Verluste ist unsere Schlachtflotte nicht berührt worden. Sie besteht noch in ihrer ganzen herrlichen Macht. Die Herr schaft, die wir über die Verbindungen zur See seit zwei Jahren ausüben, ist in keiner Weise beeinträchtigt wor den. — „Daily News" schreibt: Die Tatsachen des Kampfes geben keinen Anlaß zu Pessimismus oder Depression. Unsere Flotte behauptet noch immer eine Ueber- legenheit von 2 zu 1 über die deutsche, und ihre Macht, eins ausschlaggebende Rolle in der Strategie des Krieges zu spielen, bleibt nngeschwächt bestehen." Und nun sage mal jemand, daß die großmäuligen Eng länder sich nicht in allen Lagen zurechtfänden. Einige Blätter meinen, die Schlacht sei beendigt gewesen, ehe dis englischen Großkampsschiffe hätten eingreifen können. Das ist natürlich unrichtig. Der deutsche Angriff erfolgte gegen die gesamte moderne englische Flotte. ES steht unumstößlich fest, daß die Großkampfschiffe dabek waren. Die englische Ueberlegenheit an Zahl ist ebenso wenig zu leugnen wie die deutsche Ueberlegenheit ans allen anderen Gebieten und wie der deutsche Erfolg. Ehrlicher wie die englische Presse ist die amerikanische. „Deutschland hat die größte Seeschlacht in der.mo dernen Geschichte gewonnen", schreibt „The World". „Der Sieg ist nicht entscheidend, die moralische Wir kung jedoch u nerineßli ch. Tie britische Flotte wurde im Manövrieren, im Schießen und im Kampfe übertroffen." — Auch der „Sun" findet, daß Deutschland einen glän zenden Sieg errungen habe, indem es dem Gegner durch! seine geschickte Taktik, durch Ueberlegenheit der Artillerie und durch den wirksamen Gebrauch der Torpedos eine furchtbare Niederlage bereitet habe. —<