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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration« Preis 22^ Tor. (^ Thtr.) vierteljährlich, Z Tblr. für da« ganze Jahr, ohne,Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man pranlunerirt auf diese» Beiblatt der Allg. Pr. SwätS- Zeitimg in Berlin in der Expedition (Mvbren - SiraS» Rr. z t); in der Provinz so wie im Auslände bei den W-HIIöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 1 Berlin, Freitag den 1. Januar 1836 England. Wilhelm M., König von Großbritanien °) Die Englische Nation hatte die Restauration der Smart» freudig begrüßt, denn die Völker vergessen in der Regel sehr bald die Vergangen heit und denken nicht an die Zukunft. Allerdings balle damals die von Breda aus erlassene Erklärung Karl s viele Besorgnisse beschwichligl, vielen Erwartungen entsprochen; aber die Lage der Dinge war eine ganz andere geworden, als vierundzwanzig Jahre nachher der Herzog von Nork, Iakob II., den Thron feines Bruders bestieg. Fünf Jahre vor dieser Epoche, im Jahre IK7S, war im Parlament die Rede davon gewesen, ihn vom Throne auszuschlicße»; die katholi sche Religion, zu welcher er sich bekannte, gereichte dieser Maßregel zum Vorwande. Diese von einer schwachen Majorität verworfene Bill war durch eine andere; die Bill der Beschränkung der Rechte, er setzt worden, welche nichts Geringeres bezweckte, als die Königliche Ge walt in den Händen des Herzogs zu vernichten und sic während dessen ganzer Regierung aus ein leeres Wort zurückzuführc». Diese Bill »heilte zwar das Schicksal ihrer Vorgängerin; die Verhältnisse batten sich je doch so^widerwärtig für den Herzog gestaltet, das; der König selbst und einige Freunde des Herzogs nabe daran gewesen waren, ihre Annahme zu begünstigen. Im Jahre IH8I haue eine andere, dem Parlament neuerdings vorgclcgle Ausschließungs-Bill sogar die Ehre einer zweiten Lesung erlangt. Andererseits schlug der Gras von Esser demselben Par- kamentc eine damals so genannte Association vor, nämlich eine Art pro- testanlischer higue, und der Herzog sollte bei seiner Thron-Besteigung gczzrungcn werden, dieser Association, als llnlcrpsand für die Sicherheit der protestantischen Religion, einige sestc Plätze zu überlassen. Andere vcrianglcn eine Ehescheidung des Königs und der Königin, in der Ab sicht, Karl mit einer protestantischen Prinzessin zu berheiralken, von welcher er Erben baffen dürste. Einige dachten an Montmouth, einen natürlichen Sohn Karbs: er war schön und tapser; er war im Kriege glücklich gewesen; vorzüglich aber verschaffte es ihm die Gunst des Vol kes, daß er Protestant war. Der en'gkgenzcsctzie Grund machte den Herzog von Hort sür England zum Ziel des Hasses und der Vorwürfe. Schottland baue, wie cs schien, ihm mehrere Jahre lang sich er geben gezeigt; nichtsdestoweniger machte sich auch dort bald die näm liche Stimmung gegen ibn geltend, wie in England. Dort, so gut wie i» England, war der Eifer für dcn Protestantismus der Leitstern aller Interessen, aller Meinungen; der Herzog von Argvle, in diesem Lande sehr einflußreich, war ter cisrigstc Anhänger des Prinzen; und dcnnoch batte er ikm erklärt, daß cr, im Notbsalle, die Landes-Religion bis zum letzten Aibcmzugc gegen ibn zu vcrtbcigen wissen werde. Eines Tages, als im Schottischen Parlament die Rede davon war, allen denjenigen, welche irgend ein Amt bekleidete», die Unterzeichnung einer Art von pro testantischem Glaubens-Bckcuntniß aufzucrlegen, verlangte der Herzog von Hort eine Ausnahme für seine Person; aber Argvle erbebt sich so fort, bekämpft in einer laugen Rede dic Anforderung des Herzogs und schließt mit folgenden Worten: ..Der Papismus ist in diesem Reiche nicht zu fürchten, cs scv denn, daß er durch die Königliche Familie selbst cingcsükrt würde, und die prolcstanlischc Religion ist ohne eine der vor- geschlaqcncn Bürgschaften weniger in Gefahr, als mit dieser einzigen Ausnahme, welche sie alle vernichtet." Argvle war, wie gesagt, gleich- wohl ein Freund, ein cisrigcr Anhänger des Herzogs; ein Widerspruch, ter schon allein einen Begriff davon geben wird, wie gewaltig und rück sichtslos dic Leidenschasteu waren, welche sich gegen diesen unglückliche» Prinzen erhoben. Mau würde sich gar nicht denken können, wie weit die Erbitterung dcs Volkes ging. Es gab kein Verbrechen, keine Schandthal, deren cs ibn nicht allzeit fähig hielt; eincn Bcwcis davon liefert der berüchtigte Prozeß des TituS Oates; wie abgeschmackt, wie unsinnig, wic unwahr scheinlich auch alle verlcumtcrischc Betrügereien des Letzteren waren, so würben sic nichtsdestoweniger von dem Volke begierig ausgenommen; da durch, daß sie gegen den Herzog gerichtet waren, verwandelten sie sich sür das Londoner Volk schon in ausgemachte, bewiesene Tbalsachcn. Während dcs Prozesses wurde cm Feicdtns-Richttr, Namens Gottsrcv, ermordet, und nun war cS wieder der Herzog, welchem das Volk wäh rend seiner ganzen Regierung dieses Verbrechen zuschricb. Bei dieser Gelegenheit war der Schrecken in der Stadt allgemein. Bei dezn Leichen-Begängnisse GotlfrcP'S, sagt ein protestantischer ') Aus dem kürzlich erschienene» Elosophi''chwoHtislben Werke des Ba rons A Barchou von Penhoen ,,t>c<ui«ui»<! U't>r»»zo «t le vae ü'tkrls«».,." Geschichtschreiber, glaubte Jeder auf der eigenen Brust den Dolch zu füblen, der jenen getroffen hatte; und diesen Dolch, cr sah ihn funkeln in dcn Händen des Herzogs. Ein bei diesem Prozeß bekannt gemachter Brief von dem Secrelair des Herzogs kalte die Pläne ans Licht gc, bracbt, welche cr schon damals zur Wicdcrcinsctzung der katholischen Religion begle. Durch diese Entdeckung, welche ihn in den Augen Englands, so zu sagen, als amtlichen Slellvertrtlcr des Papismus er- fcheincn ließ, war er in de» Augcn der Menge für alle Ausschweifun gen, allen Aberglauben, alle Verbrechen, welche dic protestantische Ein bildungskraft damals mehr als je dieser Religion lick, verantwortlich geworden. Es war damals die Epoche des Widerrufes des Ediktes voll Nantes. Europa s vrotestaulischc Staaten, Holland, Schweden, Dänemark, die Mark Brandenburg, sahen sich plötzlich von Französischen Flüchtlingen angesülll; England allein Halle vierzig bis fünfzig Tausend derselben ausgenommen. Sie schweislcn hier und dort in dcn drri Königreiche» umber; sie erzählten die Verfolgungen, die Beraubungen, die Verurthei- lungen. dcrcn Lpfcr sic geworden, und forderten Rache sür das Blut ihrer Brüder, das noch unter dcn Sabeln der Dragoner floß. Man denke sich den wüihendcn Haß und Ingrimm, welche bei diesen Erzäh lungen zu gleicher Zeit gegen dcn König von Frankreich, gegen die ka- ibolische Religion und gegen Jakob, ihren Freund, Verbündeten und dcreinstigen Helfershelfer, entbrennen mußten. Gezwungen, für den Augenblick seinen Fcindcn das Feld zu räumen, balle sich Iakob lange Zeil nach Schottland verbannt. Späterhin mußte' er bis nach Holland seine Zuflucht nehmen. Er verließ es, um den letzten Seufzer seines Bruders zu cmvfangen, indem er so zum ersten Male der Well das Schauspiel eines präsumptiven Thronerben gab, der cs erlebt hatte, daß seine Ausschließung von der Krone feierlich vor- geschlagen und im Scnatc der Nation verhandelt wurde, und der aus dem Exil, um den Thron seiner Ahnen zu besteigen, zurückkchrt. Tapser im Kriege, gebildet in der Schule Türenne'S, ein glücklicher und beherzter Admiral an der Spitze der Flotten Englands, war König sJakob ein Charakter, in welchem Schwäche und Eigensinn sich mischten. Lin eigenmächtiger Geist, unterließ cr nicmals, die einmal von ihm ausgestellten Grundsätze mit eiserner Konscgncnz bis anss Aenßerste zu vcrsolgcn. Mußte gehandelt werden, so schrill er in dieser Weise vor- warls; plötzlich aber sah mau ihn nichl nur inne halten, sondern zu weilen ror einem Hindernis: innc hallen, das er sehr leicht Kälte'über winden können. Denn dcr Elimmc feines Gewissens nachgcbcnd, em pfand cr zu gleicher Zeil eine gchcimc uuabweislichc Ueberzcugung von dcr Nntzlosigkeil scincr Anstrengungen. Er verband aus diese Art die äußerste Verwegenheit mit einem völligen Mangel an aller Energie; so mußte es kommcn, daß cr während seines ganzen Lebens mil den Um ständen und Bedürfnissen seiner Zeil in Kollision gerietk. Es begegnete ikm überdies, war niemals bei denen ausblcibt, welche das Geschick selbst verunkcilt Kal. Alles wandle sich gegen ikn. Alles vcreinigle sich zu seinem Untergänge: sein Muth so gut als seine Schwäche, seine Eigenschaslen wie seine Mängel, seine Tugenden so gul als seine Laster. Zu jener Zeil war Alles »och unbestimml, schwankend und vcr- wirrl in dcnjcuigcn Elementen, aus welchen sich scitdem die Verfassung Englands gebildet Hal. Das Ansehen der Krone, dic Rechte dcs Par- lauicntS, dic Auslagen, nichts von alle dem war festen und unabänder lichen Regeln unterworfen; dic Macht dcs Parlaments beschränkte sich definitiv fast allein aus die Geldverweigernng Als cs sich unter Karl II. darum bandelte, dic Herzogin von Cleveland, des Königs Ge liebte, in Anklagestand zu versetzen, rief ein altes Parlaments-Mitglied von feinem Platze: „Was sagen Sie von Anklagen! Im Gegemkeil, Statuen müßte man den Geliebten Seiner Majestät errichten, kenn ohne sie hätten Sic kein Parlament." Aus cincm schwankenden, dunkeln, schlecht bcgränzlcn Gebiclc kollidirtcn unausgcsctzt dic Privilegien des Parlaments und die Königliche Prärogative. Aber eben dadurch, daß die Verweigerungen dcr Subsidien. wic gesagt, das Haupt-Element der Macht des Parlaments ausmachlcn, war'diese Macht lediglich eine ne gative, und sic hörtc auf, zu scpn, sobald dcr König Geld gcung hatte, um des Parlaments zu entbehren. Karl II. ließ oft mehrere Jahre vergehen, ohne ei» Parlament zufammenzuruseti. Dieser Ma»gcl an Festigkeit in den Jnstitnlioncn erleichtert ansangS Jakob die Ausführung seiner Entwürfe zur Wiederherstellung des kalho Uschen Glaubens. Bei dcr Zusammcnberufung des zweiten Parlaments unter seiner Regierung machte cr cS sich zur Pflicht, dcn Test-Eid aus- zuhebc»; so nannte man cine Art von protcstanlischem Glaubens-Be- kcmumß, welches jeder bürgerliche Beamte und jeder Offizier in der Armcc ablege» mußte. Dieser Eid, der erst in unseren Tage» abgeschafft