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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssmimvranlla. Anzeiger für Inserate werden 5i- spätestens Mittags der vorhergehenden Tages de- Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile tnit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Vegan für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2. Dienstag, den 4. Januar 1881. 6. Jahrg. Bekanntmachung. Nachdem der Mühlengutsbesitzer Herr Johann David Schüller nach einer voransgegangenen längeren Wirksamkeit als Stadtverordneter und einer längeren ehrenvollen Dienstzeit als Stadtrat und Stellvertreter des Bürgermeisters aus dem hiesigen Stadtgemeinderate ausgeschieden, ist an des Benannten Stelle der Apotheker Herr Traugott Leberecht Hentschel von hier als Stadtrat und Stellvertreter des Bürgermeisters für die nächsten sechs Jahre gewählt, heute verpflichtet und in seine dies- fallsigen Functionen eingemiesen morden. Solches wird hierdurch der hiesigen Bürger- und Einwohnerschaft zur Kenntniß gebracht. Zwönitz, am 3. Januar i881. Der Stadtgemeinderat. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Heute ist Herr Carl Richard Brunner aus Stollberg als: Stadteassirer, Stadtsteuereinnehmer und Schulcassenverwalter der Stadt Zwönitz, ferner als Kircheneassenverwalter der Parochie Zwönitz an Stelle des abgegangenen dermaligen Inhabers verpflichtet und in seine Functionen eingewiesen worden, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gelangt. Die Casseilexpedition befindet sich im hiesigen Rathause und ist dieselbe für das verkehrende Pnblicum von 8—12 Uhr vor mittags und von 2—6 Uhr nachmittags geöffnet. Zwönitz, am 3. Januar 1881. Der Stadtgemeinderat. Der Kirchen- und Schulvorstand daselbst. Schönherr, Bürgermstr. Neidhardt, Pf., Vorsitzender. Bekanntmachung. Die Fortbildungsschule beginnt erst nächsten Freitag, den 7. Januar a. a. Abend 5 Uhr, wo die 3. Classe zu erscheinen hat. Zwönitz, den 3. Januar 1881. Die Lokal-Sch ulinspection allda. Neidhardt, Pf. Tagesgefthichte. Deutschland. Der deutsche Postdampfer „Kronprinz Fried rich Wilhelm" ist am Mittwoch Abend bei dickem Nebel auf dem Halkovriff bei Korsöer gestrandet. Das Vorderschiff ist voll Wasser. Passagiere und Post sind geborgen. (Korsöer liegt am großen Belt, 13 Meilen von Kopenhagen, und hat einen Hafen, von ivo aus die gewöhnliche Ueberfahrt nach Fühnen geschieht.) — Ein Bergrutsch auf dein rechten Ufer des Rheins bei Caub, am Donnerstag früh 3 Uhr, verursachte die vorläufige Sperrung des Eisenbahnverkehrs. Oesterreich-Ungarn. Eine sehr unangenehme Affaire, die sich in der österreichischen Diplomatie abgespielt hat, beschäftigt die Wiener Blätter in hohem Grade. Graf Montgelas, eine in Wiener und noch mehr in Londoner aristokratischen Kreisen viel und gern gesehene Persönlichkeit, ist aus dem Wege der disciplinaren und nicht der strafgerichtlichen Untersuchung seines Amtes enthoben worden. Es hat sich bei der Asfaire nicht uni Pflichtverletzungen oder Miß brauch der amtlichen Stellung in gewinnsüchtiger Absicht gehandelt, wie verschiedene Blätter berichten, sondern vielmehr um ein Gebühren mit Amtsgeheimnissen und Documenten, welches darauf berechnet war, in London und Constantinopel eine Politik zu unterstützen, welche nur dem Geschmacks des Grafen Montgelas und nicht den Anschauungen des Wiener auswärtigen Amtes entsprach. Wien, 27. December. Während der Feiertage wurden, in Folge eines am Christabend von der Münchener Polizei hier eingelangten Avises, drei Personen wegen Fabrikation bayerischer Obligationen verhaftet. Di; Verhafteten heißen: Freiherr Emil v. Eck, MZ Berlin gebürtig, Anton Kuchenreiter, Hofglasmaler, Karl Knippenberg, Theateragent. In Ecks Wohnung wurden sämmtliche zur Fälschung nöthigen Utensilien vorgefunden. Frankreich. Das Spionenfieber, welches die Franzosen während des Krieges von 1870 so heftig ergriffen und so lange beherrscht hatte, scheint einen intermittirendcn Charakter zu haben; wenn matt glaubt, es sei erloschen, so taucht es plötzlich wieder mit frischer Kraft auf. Daß es am vergangenen Montag sogar in der parla mentarischen Affaire zum Ausdruck gekommen, ist ein sehr bedenkliches Zeichen, denn wenn selbst ein französischer Volksvertreter nicht mehr davor sicher ist, zu einem pru8si6ns" gemacht zu werden, wie soll dann ein gewöhnlicher Mensch, der nie „an das Vertrauen der Wähler" appellirt hat, beweisen, daß er keine Berichte für den deutschen Reichskanzler ausgearbeitet, und wie so erst ein Ausländer dem Verdacht entgehen, die Pariser Festungswerke aufzunehmen? Herr von Girardin muß sich durch die gegen ihn gerichteten schweren Anklagen besonders gekränkt fühlen, wenn er sich erinnert, daß er es wär, der 1870 „rr Berlin, a Berlin!" schrieb und seitdem un unterbrochen die größte Meisterschaft im Entdecken gefährlicher Spione und „SAsnts prussions" bekundet hat. Noch neulich legte er diese und ähnliche Titulatoren den jedenfalls außer allem positiven Contakt mit der deutschen Reichsregierung stehenden Handwerkern bei, welche ans Frankreich ausgewiesen wurden. Daß nun der Abgeordnete des S. Arrondissements selbst nicht blos als Spion, sondern sogar als der deutsche Oberspion hingestellt wird, ist eine Ironie des Schicksals, welche sicher alle Spionenriecher etwas znm Nachdenken anregen und auch Herrn v. Girardin selbst für die Zukunft ein wenig gerechter oder vorsichtiger machen sollte. Uedrigens ist die Angelegenheit mit der Abstimmung der Kammer zu Gunsten der Untersuchungskommission und des Herrn Girardin noch keineswegs erledigt und die Liebhaber von pikanten Tribunalverhandlungen und Scandalscenen haben gute Aussicht.