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Wochen- und Mchrichtsblatt zugleich ' ßesPfls-AnzeiM für Kohidorf, Mdlih, Aemdoff Mors, Hl Men, MmichM, Mrimm und Küsse«. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lüchtenstein. ——-—-— — 45. Jahrgang. — —— Nr. 274. s--»,»««««,»» Dienstag, den 26. November 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden di« viergespaltene KorpuSzeil« oder deren Raum niit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. * -— Lichtenstein, 25. Nov. Am gestrigen Totensonntage glichen die Friedhöfe einem Wallfahrts orte und die Gräber waren durch sichtliche Zeichen der Liebe geschmückt. * — Nächsten Sonntag wird die Einweihung der Parentationshalle auf hiesigem Fried- Hofe erfolgen. * — Rödlitz, 24. Novbr. Bei der hierorts stattgefundenen Kirchenvorstandswahl wurden die aus- scheidenden Herren August Schneider, Hausbesitzer, und Louis Kügler, Hausbesitzer, mit je 43 Stimmen wieder-, Herr Gartengutsbesitzer Heinrich Wappler, für den bas Los entschied, da derselbe die gleiche Anzahl Stimmen wie Herr Gartengutsbesitzer Moritz Müller (16) erhalten hatte, neugewählt. Die nächst- Meisten Stimmen (9) hatte Herr Strumpfwirker Anton Schubert erhalten. Die übrigen waren zer splittert. Im Ganzen hatten von den 67 in die Wahlliste eingetragenen Wählern 55 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. — Meerane, 23. Nov. Ueber das bereits gemeldete unangenehme Nachspiel vom Schützenfest für unsere Schützengilde ist heute zu berichten, daß ein für die Letztere günstiger Vergleich zu Stande gekommen ist. Der Verunglückte entsagt bei einer einmaligen Entschädigungssumme von 600 Mk. allen sonstigen Ansprüchen. Es ist übrigens nicht festge stellt, ob die Verwundung wirklich durch einen Split ter eines Geschoßteiles erfolgt ist oder ob der Ge schädigte seine Verletzung sich durch eigene Unvor sichtigkeit zugezogen hat. — Aus Waldenburg wird geschrieben: Al lem Anschein nach ist wenig Hoffnung vorhanden, daß die EisenbahnlinieLimbach-Waldenburg-Altenburg jemals zur Ausführung gelangen werde. Zwischen er sächsischen und altenburgischen Regierung ist, wie von zuverlässiger Seite berichtet wird, eine Verstän digung dahin getroffen, daß der Anschluß an das sächsische Eisenbahnnetz von Altenburg aus in östlicher Richtung über Langenleuba-Niederhain nach dem Bahnhof Oberhain erfolgt, woselbst sich die Bahn an die Linie Penig-Narsdorf anschließt. Unzweifel haft ist diese kurze Linie die am billigsten zu erbau ende, sie bietet aber auch die geringste Aussicht in Bezug auf die Verkehrsentwickelung, denn von Alten burg aus geht die Linie die Leina entlang und berührt dort fast gar keine Ortschaften. Die zahlreichen und dicht bevölkerten Ortschaften mit ihrem intensiven Landwirtschaftsbetrieb, welche zwischen Altenburg und Waldenburg liegen, bleiben unberührt, die neue Bahn würde ihnen so gut wie keinen Nutzen gewähren. — Leugenfeld,22. Nov. In Schreiers- grüu ist ein interessanter Münzfund gemacht worden. Herr Steinbruchsbesitzer C. F. Lenk hatte dortselbst ein in Verfall geratenes Bauernhaus käuflich er worben und abtragen lassen. Bei dem Niederreißen des Gebäudes wurde in der Esse versteckt ein alter irdener gelber Topf gefunden, bis zum Rande voll guter Silbermünzen, teils französischer, teils alt- sächsischer Prägung mit den Kurschwertern. Die betreffenden Münzen, welche fest in den Topf hinein- geschiwtet waren, stammen zumeist aus dem Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Verwaltung der Königl. Münzsammlung zu Dresden hat 17 Stück dieser Münzen käuflich erworben. Ein anderer Teil der Münzen ist in die Hände Reichen bacher Numismatiker übergegangen. — Mylau, 22. Nov. Abermals ist von bös williger Hand jetzt auf das Bahngeleis derReichen- bach-Mylauer Eisenbahn in unmittelbarer Nähe des Moritz Merkel'schen Favriketablissements in Mylau ein Stück Eisen (sogenannter Frosch, wie solcher zum Anziehen der elektrischen Leitungsdrähte verwendet wird), sowie ein Stein, welcher dem Eisen als Stütze dienen sollte, gelegt worden. Von dem Schutzmann Tunger-Mylau, der im Vorübergehen diese Gegen stände wahrgenommen hatte, wurden dieselben be seitigt. — Der „Reichend. Volksztg." zufolge bestätigt es sich, daß der Bundesrat der Schweiz die Aus lieferung des Raubmörders Kögler aus Petersdorf nach dem gegen denselben In Bern anhängigen Straf verfahren an Oesterreich bewilligt hat. Kögler wird dem Kceisgericht Reichenberg i. B. eivgeliefert, wo die Verhandlung gegen ihn durchgeführt werden wird. Gegen Kögler sind bis jetzt beim dortigen Kceisge- richte 13 Strasfälle anhängig, meistens wegen Dieb stahls, Raubmords ev. Raubmordsversuchs. — Buchholz, 21. Nov. Von einem eigen tümlichen Unfälle wurde ein anläßlich des hiesigen Jahrmarktes hier weilender Handelsmann betroffen. Derselbe saß abends mit einigen Bekannten bei einem Glase Bier in einem hiesigen Saaletablissement direkt unter der Galerie und wollte eben nach seinem Glase greifen, um zu trinken, als von der Galerie ein lee res Bierglas herabstürzte und ihn so unglücklich am Kopfs traf, daß er blutüberströmt und bewußtlos vom Stuhle sank. Man brachte den Schwerverletz ten schleunigst zum nächsten Arzte. Dieser entfernte unter großer Mühe die eingedrungenen Glassplitter und heftete die klaffende Kopfwunde zu. Trotz des großen Blutverlustes und der fast die ganze Nacht anhaltenden Bewußtlosigkeit hatte sich der Mann des anderen Tages so weit erholt, daß er wieder ausgehen konnte; der Unfall ist daher immer noch verhältnismäßig gut abgelaufen. Wäre das Glas mit der Bodenkante auf den Kopf ausgeschlagen, so würde es nach Aussage des Arztes unfehlbar die Schädeldeckedurchschlage» und den Tod des Mannes herbeigeführt haben. — Es konnte nicht festgestellt werden, wer den Unfall verschuldete. Wahrscheinlich ist das Glas von leichtsinniger Hand auf den Rand der Galerie gestellt worden, von wo es dann infolge einer kleinen Erschütterung des Fußbodens herabstürzte. — Für die bevorstehende Volkszählung mag ein Fall von Ungebührlichkeit, die sich eine in Friede nau wohnende Dame bei der letzten Berufs- und Gewerbezählung gegen einen mit dem Zählamte be trauten Herrn erlaubt hatte, und welche nun dieser Tage die Verurteilung der Dame, einer Schriftstel lerin, zur Folge gehabt hat, zur Warnung dienen. Als der Zähler von der betreffenden Dame den Zählbogen abholte, fand er denselben ganz ungenü gend ausgefüllt; er machte die Dame darauf auf merksam und bat sie um die Vervollständigung der Antworten auf die Fragen des Zählbogens, bezw. um Angabe der Einzelheiten behufs Einfügung durch ihn selbst. Die Dame jedoch kam diesem Wunsche nicht nur nicht nach, sondern überhäufte den Zähler obendrein noch mit Schmähungen und Beleidigungen und warf schließlich die Wohnungsthür vor ihm zu, sodaß er in der Ausübung seines Amtes, den Zähl bogen vollständig auszufüllen, behindert wurde. Der Zähler übergab nun unter Mitteilung des Sachver halts den unzureichend ausgefüllten Zählbogen dem Ortsvorstande, und dieser erhob für den Zähler in dessen Eigenschaft als Beamten gegen die Dame An klage wegen Beleidigung, woraufhin das Schöffen gericht die Beklagte zu einer Geldbuße von 60 M. und Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilte, mit der ausdrücklichen Betonung, daß einerseits der Bildungsgrad der Beklagten und andererseits die Thätigkeit des Zähleramtes, bei welchem der Zähler selbst die Eigenschaft als Staatsbeamter besitze und als solcher zu respektieren sei, das Gericht bestimmt hätte, die Strafe in jener Höhe zu bemessen. — Tannbors bei Colditz, 23. Nov. Gestern mittag verunglückte auf einer nahe gelegenen Braun kohlengrube der 39 Jahre alte Häuer Traugott Heinrich Böhme von hier dadurch tötlich, daß er vor seinem Orte von plötzlich hereinbrechenden Massen verschüttet wurde und der Tod sofort eingetreten ist, ehe er geborgen werden konnte. Böhme hinterläßt eine Witwe und eine noch schulpflichtige Tochter. — Riesa, 21. Nov. Während der Oct Goh risch dem Truppenübungsplätze Zeithain zum Opfer gefallen und von den Karten Sachsens verschwindet, erhebt sich auf dem vorgenannten Platze eine kleine Stadt. Gegen 40 Gebäude sind in diesem Herbst daselbst errichtet worden und eine ganze Anzahl ist im Entstehen begriffen oder projektiert. Der Platz ist nach verschiedenen Seiten hin erheblich vergrößert worden und reicht für die weittragendsten Geschütze, denen die Oberförsterei und der Gasthof Gohrisch in diesem Jahre willkommene Zielobjrkte waren. Die zusammengeschossenen Gebäude werden bald ganz verschwunden sein. 8 Berlin, 23. Nov. Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt: Von den vom Kaiser anläßlich des Erdbebens in Laibach bewilligten 6000 M. sind 4000 M. für den Wiederaufbau des Gotteshauses der evangelischen Gemeinde in Laibach und 2000 M. zurallgemeinenUnterstütznngderGeschädigtenbestimmt. § Berlin, 23. Nov. Ein unbekannter Ver suchsballon ist heute früh vom Tempelhofer Felde abgelassen worden. Eine Stunde durch Beobachtung verfolgt, nahm er zunächst die Richtung gegen Bremen. Alsbald wich er nach dem Rheinlande zu ab und bewegte sich hierauf fortdauernd in südlicher Richtung abweichend. Etwaige Mitteilungen über die Zeit und den Ort der Landung dieses Ballons werden dringend von „Wolffs Tel.-Bür." erbeten. 8 Aus Anlaß der 25jährigen Wiederkehr des Tages der Kaiserproklamarion zu Versailles wird, wie es heißt, am kommenden 18. Januar vormittags eine Parade der Garnison Berlins und am Abend eine Hoffestlichkeit stattfinden. Zu diesem Tage sollen alle noch lebenden Militärs, welche vor 25 Jahren zur Kaiserproklamation nach Versailles abkomman- diert waren, seitens des Hofmarschallamtes einge- ladeu werden. 8 Ueber den Saatenstand und die Ernteschätzung in Preußen um die M tte November wird soeben die übliche Zusammenstellung veröffentlicht. Die Noten gehen von 1 bis 5 und bedeuten sehr gut, gut, mittel, gering, sehr gering. Es stand der Winter weizen 2,4, Winterspelz 2,9, Winterroggen 2,3, Klee-Luzerne 2,8. Der Ernteertrag auf Grund von Probedruschen ergab beim Haser 1552, bei den Erb sen 1113 vom HUtar, Klee-Luzerne 4362 und Wiesenheu 3455, bei allen erheblich mehr, als eine Mittelernte. An Kartoffeln wurden geerntet in Distrikten mit umfangreichen Brennereibetrieben 13,138 im Durchschnitt 12,894 IcZ vom Hektar, davon waren krank 2,8 Proz. Auch hier ist das Ergebnis weit besser als im Vorjahr und als eine Mcktelernte. 8 Die Frage, ob flüssiges Feuerungsmaterial für die Kriegsschiffe geeignet ist, scheint nach langen Versuchen zu einem günstigen Abschluß gekommen zu sein, indem nicht nur für die neuen Panzerschiffe vierter Klaffe „Aegir" und „Odin", sondern auch für die vier neuen Kreuzerbauten „Ersatz Leipzig", „K.", „L." und „Ersatz Freya" die Masutheizung vorgesehen worden ist. Es ist eine Reihe von Kohlen hydraten, die das flüssige Heizmaterial liefern: Destil lationsprodukte des russischen Petroleums und des Schieferthons, drittens das Braunkohlentheeröl und viertens das sog. Kesseläl, das durch Verdichtung der Gase in den Kesselröhren dargestellt wird. Da die Entzündungstemperatur genannter Oele verhält nismäßig hoch liegt (zwischen 200 und 300 Grad Cels.), so sind sie an Bord ohne Gefahr zu ver stauen und zu handhaben. Dabei stellt sich ihr Heizwert gegenüber bester Kohle so, daß von dieser das Pfund 44/s bis 5 Wasser, Masut aber 8 bis 9 KZ zur Verdampfung bringt. Das spezifische Gewicht ist bedeutend geringer; man kann demnach eine größere Menge davon mitsühren, als von Kohlen. Der stärkeren Heizkraft entsprechend müssen die Keffelseiten und die Stirnwand verstärkt werden, um diese direkt von der Flamme getroffenen Teile