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Ausgabe: Wochentags Abend- luiit Datum des nächsten Tage-). — Die Anzeige» finden ohne Preisanfschlag zngleichVer breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung»' LA Jahrgmlg. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Mittwoch, 14. Dezember 1892. Politische Nimvschim. Deutsches Reich. Chemnitz, den 13. Dezember 1892 Die ErHä»»»»»g des Reichskanzlers Graser» Caprivi in der Montagssitzung des Reichstages über unsere Jnfanteriegcwehre hat nach dem offiziellen stenographischen Bericht folgenden Wortlaut „Das Gewehr der deutschen Armee ist ein Modell und in der Aus führung ein durchaus gutes und entspricht allen Anforderungen, die die moderne Kriegskunst an eine Handfeuerwaffe zu stellen hat. Das gilt im ganzen Umfange auch von den Loewe'schen Gewehren. Der Gedanke, die Loewe'schen Gewehre zurückzugcben oder nicht mehr bei ihm zu bestellen, ist der Staats- und Reichsregierung noch nicht ge kommen. (Zustimmung links.) Wenn heut zu Tage über eine neue Waffe Beunruhigung entsteht, wenn irgendwelche Mißstände sich Herausstellen, so werden die Klagen in weitere Kreise getragen, als früher. Das liegt aber weniger an der Waffe, als an den veränderten Zeilverhältnisscn. Ich habe noch den Ucbergang von den Perkussions gewehren zum Zündnadelgewehr mitgemacht. Ich erinnere mich der Angriffe, welche damals gegen das Zündnadelgewehr gemacht wurden. Sie waren viel heftiger, als die heutigen Angriffe. Aber es fehlte danials die öffentliche Meinung; was gesagt wurde blieb in Offieiers- kreiscn, in deren Kreisen danials sogar Witzblätter herausgegeben wurden, die das neue Gewehr verspotteten. Ich darf an das Urtheil eines erfahrenen Kriegsmannes, des Generals Leopold von Gerlach, erinnern, der in seinen Memoiren sagt: Das Zündnadelgewehr ist ein Unglück für die Armee, es wird gedankenlos eingeführt und gedanken los angcwendet. (Heiterkeit.) So dachten damals Hunderte und Tausende von Offizieren. Wenn ein solches Gewehr in die Hände von Landwehrtruppen kommt, die zum ersten Mal dergleichen in die Finger bekommen, so ist es selbstverständlich, daß die Gewehre eine Menge Beschädigungen erleiden. Es ist in dem Prozesse aus gesprochen, daß durch einen horrenden Vertrauensbruch Schriftstücke des Artillcriedepots Wesel in die Oeffentlichkeit gekommen seien. Das ist aber ein kleiner, ganz gemeiner Diebstahl (Heiterkeit), nichts mehr oder nichts weniger, denn die Schriftstücke sind durchaus nicht als geheim bezeichnet oder behandelt worden. Sie haben offen in der Mappe des Zeugoffiziers in Wesel gelegen, sind heransgenommen und in den Prozeß gebracht worden. Wenn zu einer Ucbung Gewehre hcrausgegebcn werden, so ist cs eine Erfahrung nicht von heute und von gestern, daß nachher viel zu bemängeln ist. Ich habe selbst bei der Mobilmachung 1850 die Gewehre für das Kaiser Franz-Regiment in Empfang genommen und zurückgcgebcn; es ist ebensoviel ansgestellt worden, wie jetzt. Jedes Artilleriedepot hat das Interesse, das Ge lvehr in vollkommenstem Zustande zurückzubekommen, womöglich noch vollkommener, als es dieselben ausgegeben hat. Die empfangende Truppe hat Eile; da wird nicht viel nachgesehen. Wenn das Depot die Waffe zurücknimmt, da läßt es sich Zeit und betrachtet sie mit der Lupe, und jeder kleine Fehler wird bemängelt und muß reparirt "werden. Man kann aber daraus nicht schließen, daß das Gewehr schlecht ist. Wenn eine gewisse Anzahl von Gewehren schlecht ge worden ist nach einer Hebung von Mannschaften mit wenig geübten Fingern, so folgt daraus noch nicht, daß die Waffe selbst schlecht ist. Ich habe das Verzeichniß der Reparaturen, die als nothwendig er kannt worden sind, vor mir. Es sind nur drei Zahlen, die unge wöhnlich sind: Reparatur an den Kammern, dem Schlößchen und den Abzugsfedern. Wenn allzu roh mit dem Gewehr umgegangen wird und dadurch Beschädigungen entstehen, so ist daran nicht die Fabri kation schuld. Daraus kann kein Schluß auf die Dicnstbrauchbarkeit des Gewehres gezogen werden. Im Kriege würde der weitaus größte Theil ruhig weitergebraucht worden sein. Bei den Infanterie-Seiten gewehren Modell 71 — ich setze voraus, daß die Herren wissen, was das ist (Heiterkeit) — sind 81 reparaturbedürftig gewesen. Wenn das bei einem Dinge Passirt, welches niemals gezückt wird, dann kann man sich nicht wundern, das bei dem Gewehr auch etwas passirt! Es ist letzthin vor Gericht der Versuch gemacht worden, die Militär verwaltung in einer unverantwortlichen und gewissenlosen Weise zu verleumden. (Zustimmung links.) Ich kann das als Angehöriger des deutschen Heeres und als Vertreter der auswärtigen Politik des Deutschen Reiches nur auf das Schärfste brandmankcn. (Lebhafter Beifall.) — Die nenrst« Unterredung init den» Fürste»» Bismarck. Der Pariser „Matin" veröffentlicht in einer besonderen Ausgabe einen Bericht über die Zusammenkunft Henri des Houx' mit dem Fürsten Bismarck in Varzin, doch ist darin nichtsjswesentlich Neues enthalten. Hervorzuheben sind höchstens die Aenßerungcn des Fürsten über die Einser Depesche, nach welchen derselbe wiederholte, er habe das Recht gehabt, die Redaktion zu ändern, indem er sie kürzte und dadurch kategorischer und deutlicher machte, er habe aber kein Wort hinzugefügt, das nicht wahr gewesen wäre. Fürst Bismarck äußerte ferner: Den Nest meines Lebens werde ich meinen Bäumen widmen. Hätte man mich nicht entlassen, so wäre ich an der Re gierung geblieben, ich war dazu kräftig genug. Ich kann auch jetzt nicht gegen die Politik gleichgiltig sein, die mein Lebensinhalt war, aber ich bin nur noch philosophischer Zuschauer der Ereignisse, in die ich nicht mehr eingreifen möchte, selbst wenn man mich in Folge höchst unwahrscheinlicher Umstände darum bitten sollte. Ich müßte die Maschine, die ich mühselig gebaut und die andere Hände seitdem geändert haben, theilweise wiederherstellen, und dazu hätte ich nicht mehr den Muth und die Kraft. Ich habe meinem Vaterlands meine Schuld bezahlt, ich will in Frieden sterben. In den Reichstag gehe ich sicher nicht. Ich habe in Berlin keine Wohnung und ver abscheue Gasthöse, ich könnte auch keinen Schritt in Berlin ihn», ohne Kundgebungen hcrvorzurufen, das ist zwecklos und sehr er müdend, und dann, ich müßte sprechen. Ich habe nicht mehr das Gewicht, das die Gewalt gicbt, ich wäre nur noch ein Soldat im Handgemenge, vielleicht ein Störer. — De»! vekanffie englische . ...... .., Bankier v. Deichmami aus London war mit seiner Gemahlin mehrere Tage Gast des Fürsten Bismarck in Friedrichsruh. — Der Nhlwardt-Antrag. Der antisemitische Antrag betr. Anwendung des Art. 31 der Verfassung (Unverletzbarkeit) auf den Abgeordneten Ahlwardt hat die nach der Geschäftsordnung erforder liche Unterstützung gefunden, ist nunmehr gestellt und soll, wie ver lautet, in aller Kürze auf die Tagesordnung gestellt werden. An tragsteller ist der Abg. Liebermann v. Sonnenberg. Unterzeichnet haben den Antrag die Antisemiten Liebcrmann, Pickenbach, Werner (die beiden Anderen — vr. Böcke! und Zimmermann — sind ab wesend), sowie 12 Sozialdemokraten. — Die bei de»n konservative» Parteitage von Mitgliedern der Reichstagsfraktion abgegebene Erklärung ist nicht von 21, sondern von 23 Abgeordneten unterzeichnet. Die authentische Liste der konservativen Rcichstagsmitglieder, welche die Aufnahme der Judenfrage in das Parteiprogramm nicht billigen, ist folgende: Ackermann. Bock (Minden). Dodillet. Graf Douglas, v. Flügge, v. Gerlach. vr. Hartmann (Plauen), v. Helldorf. v. Holleufer. Graf v. Holstein. Hultzsch. Graf v. Kleist-Schmcnzin. Klemm (Sachsen). Menzer. Graf v. Saldern-Ahlimb-Riegenwalde. vr. Schier. Freiherr v. Schleinitz. Graf v. Schlieffen-Schwandt. v. Steinau-Steinrück. Steinmann. Uhden. Wichmann. v. Wrisberg. — Der preußische Finanznrinister Miquel ist von seiner letzten Erkältung soweit genesen, daß er vom Montag ab den Be rathungen der Steuerkommission wieder beiwohnen konnte. Die Kommission steht unmittelbar vor Beendigung der ersten Lesung und will sich sodann bis zum 10. Januar vertagen. Es wird angenommen, daß die zweite Lesung im Plenum in den ersten Februartagen er folgen kann. — Die „Germania", das leitende Blatt der Ze»ltr»»»»»s- partei, spricht erneut die Hoffnung auf eine Verständigung in der Militärfrage aus. Es scheint auch soweit kommen zu sollen! — Preußische Landtagswahlen. Im Wahlkreise Stuhm- Maricnwerder ist Frhr. von Buddenbrock (kons.), in Goslar-Marien berg Horn-Goslar (natlib.) gewählt worden. — Die „Nordd. 2lllg. Ztg." bestätigt» daß ein Gesetzentwurf wegen Abänderung des Unterstützungswohnsitzgesetzes ausgearbeitet wird, doch wird die Vorlage kaum noch in dieser Session an den Reichstag kommen. — Rationalliberaler Parteitag. Der Zentralausschuß der nationalliberalen Partei hat in Berlin beschlossen, einen Delegirten tag der Partei in» künftigen Frühjahr zu veranstalten. — Der „Reichs«»,zeiger" veröffentlicht eine Warnung an die deutschen Geschäftsleute zur Vorsicht hinsichtlich des Geschäfts verkehrs mit Algerien, da dort viele Schwindelfirmcn aufgetaucht sind — Gegen die Aufheb,»ttg des Jesttitengesctzes sind aufs Neue Petitionen in Umlauf gesetzt. — Das Frontnrachen der Bahnwärter fällt vom I. Januar n. I. ab fort, nachdem die neue Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands das Signal „der Zug darf ungehindert passircn" nicht mehr enthält. Ebenso fällt auch das durch den Bahn wärter während der Dunkelheit mit der weißleuchtenden Handlaterne zu gebende Signal fort. Daß die Signale mit der Stationsglocke in Fortfall kommen, wurde schon erwähnt. — Eine»» gute» Erfolg hat die deutsche Usambara-Kaffee- baugesellschaft in Ostafrika mit dem theuren Bourbon-Kaffee gehabt. Die neueste Ernte übertrifft alle Erwartungen. OestexxMi'UirglMt. — Das österreichische Abgeordnetenhaus geht Ende der Woche in die Ferien. Die lctzttägigcn Debatten bieten etwas Be sonderes nicht. — Irr Wie»» faßte gestern eine große sozialistische Versammlung die Resolution, die Arbeiter hätten keinen Grund, eine Verfassungsfeier zu begehen, da die durch die Verfassung gewährten Rechte für die Arbeiter durch die Art ihrer Handhabung illusorisch gemacht würden; auch sei eine solche Feier angesichts des Parlaments nicht am Platze. — Tchmcrliiig erlitt neuerdings einen Schlag anfall und ist ernstlich erkrankt. — I,» Gnmnde,» find sechs Waggons mit Möbel, Bildern und Kunstschätzen aus den hannöverschcn Schlössern für die Exkönigin Marie eingetroffen und noch mehrere Waggons angckündigt. Frankreich. — Kriegsminister Frehcinet stellt in einem Rundschreiben an die Korpsgenerale fest, daß die Landwchrtruppcn ihre Gewehre in schlechtestem Zustande nach den Hebungen abgeliefert haben, und droht künftig, die Offiziere für den Schaden verantwortlich zu machen. — Die Dohomey-Expedition kostet bisher 9 Millionen Franks. Alts der Panamakonlmisfio»» liegt Neues von Belang nicht vor. Der Selbstmord des Baron Reinach gilt als feststehend. Ein anderer ebenso schwer belasteter Biedermann Cornelius Herz ist nach London verschwunden. — Aus der Kammer nichts Neues. Spanien. — Das »»e»«e Kavinet Sagasta hat sich am Montag den Cortes niit vielen Resormversprechungcn vorgestellt. Die Aufnahme war ziemlich kühl. Gvotzbittannien. — Der alte Gladstone will den Winter in Biarritz verleben. — Sl»»f de»»» Trafalgar-Square in London fand am Sonntag wieder eine große Anarchisten-Vcrsammlung statt. Die Ruhe wurde in keiner Weise gestört. — A»»s dem Sudan kommt die Meldung, der Mahdi wolle von Khartum ans persönlich mit 40,000 Mann gegen Aegypten aufbrechen. Amerika. — Die «ordamerikanische Kriegsmarine hat sich iü den letzten drei Jahren um 18 Sclnffe vermehrt, 19 sind im Bau. Als Material verwendet man jetzt den Harrey-Nickelstahl. Sächsisches. — Arznei-Taxe. Das königl. Ministerium des Indern macht bekannt, daß zu der cingeführten zwölften Auflage der Arzneitaxe und siebenten Auflage der thierärztlichen Arzneitaxe für das Königreich Sachse» Nachträge auf das Jahr 1893 aufgestellt und an sämmtliche Bezirksärzte bez. Bezirksthierärzte und Apotheker des Landes vertheilt worden sind. Diese Nachträge sind von der Hofbuchdruckerei von T. C. Meinhold L Söhne in Dresden für 25 bez. 15 Pf. zu beziehe». — Schneeverwehung. Während es am Montage im mittleren Ä und westlichen Sachsen ziemlich stark regnete, scheint in der Lausitz . wieder bedeutender Schneefall stattgefunden zu haben, der theilweise - Störungen im Eisenbahnbetriebe zur Folge hatte. Der Verkehr auf der Linie Zittau-Oybi'n und Johnsdorf-Bertsdorf mußte wegen Schnee- ^ Verwehung gänzlich eingestellt werden; auch auf den anderen Linien bedurfte es aller Anstrengung, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. —8. St. Egivien. Am 9. Dezember früh brach in dem Wohnhause des Handarbeiters Friedrich Rabe hier Feuer aus und istsdasselbe niedergebrannt. Das Feuer ist auf dem Oberboden, auf welchen, Holz und Stroh lagerten, ausgebrochen. Der Kalamitose hat nicht versichert. —* Zschopau, 13. Dezember. Der Haushaltplan deß M hiesigen Kirchengemeinde auf das Jahr 1893 ist in der letzten K Sitzung des Kirchenvorstandes festgestellt worden. Beim Aerar be ziffert sich der Bedarf auf 7897 Mk, welchem Betrag 3026 M. als Deckungsmittel gegenüberstehen. Bei der Kirchengemeindekafst selbst ist der Bedarf auf 9249 Mk., die muthmaßlichen Deckungs mittel sind auf 7520 Mk. festgestellt. Der Gesammtbedarf bei beiden Kassen beträgt sonach 17,146 Mk., die Gesammtdeckungsmittel 10,546 Mk, so daß 6600 Mk. durch Kirchenanlagen aufzubringen. ' sind; davon entfallen auf die Stadt Zschopau 4950 Mk, auf Witzsch- dorf 660 Mk, auf Gornau 660 Mk, auf Schlößchen-Porschendorf 330 Mk. — In hiesiger Stadt werden nach Weihnachten die be- , ' liebten Dresdner transparenten Weihnachtsbilder an mehreren Abenden unter Mitwirkung hiesiger bewährter Sangeskräfte öffentlich vorgestthrt werden. , ' ^ ^ — Selbstmorde. In Leipzig hat sich der 63 Jahre alte ? Rechtsanwalt S. in einer Zelle des Sophienbades durch Erhängen entleibt. Ein sehr schmerzhaftes langwieriges Nervenleiden soll den bedauernswerthen, allgemeiner Achtung sich erfreuenden Mann in dm ' ^ Tod getrieben haben. — Am 9. d. Mts. wurde die dem Meldeamt« Auerbach zugetheilte Ordonanz in der Agst'schen Scheune erschossen aufgefunden. Der Erschossene wurde bereits seit dem 30. v. Mts. vermißt. Der von der Hand des Unglücklichen festgehaltene Revolver enthielt noch einen Schuß. Ursache des Selbstmordes unbekannt. — Favrikbrand. In Radeberg ist die Wagenknecht'sche Cocosmattenwcberei, die ehemalige Spielwaarenfabrik, fast völlig nieder gebrannt. — Wohlfeile Milchquelle. In Klotzsche bei Dresden - war es bekannt geworden, daß ein dortiger Einwohner schon seit ^ längerer Zeit alltäglich nach Dresden herein regelmäßig 40 Liter Milch lieferte und dadurch eine sehr hübsche Einnahme erzielte. Man wunderte sich darüber nicht wenig, da derselbe nur eine einzige Kuh besitzt. Endlich, in der Sonnabend-Nacht, kam man hinter das Ge- heimniß, indem man ihn dabei überraschte, wie er in einem fremden Gehöfte ganz munder beim Melken einer Kuh war. Der fleißige Mann hatte seine Nachtstunden für sich nutzbringend zu verwerthm gewußt, sich in die verschiedensten Gehöfte eingcschlichen und da in den Kuhställcn dem Geschäft des Melkens abgelegen. Nun sind ihm diese Milchquellen freilich für immer verstecht. — Morgenstern'sche Erbschaft. Dieselbe hält noch immer die Hoffnungen der hieran Bctheiligtcn aufrecht. Die beim Reichs tage neuerdings cingcrcichlen Petitionen enthalten ein Gesuch von Ferdinand Anton Lotz und Genossen zu Chemnitz betreffs Rcgulirung des Nachlasses des im Jahre 1762 zu Batavia verstorbenen Schiffs kapitäns Morgenstern. — Baumfrevel. In der Nacht zum 5. Dezember wurden am Koiiiiinlnikaiionswcgc von Falken nach Nnßdorf innerhalb Falkcner Flur lO Kirschbäume abgebrochen. Die Gemeinde Falken sichert Demjenigen, welcher die Frevler ermittelt, eine Belohnung von 30 Mark zu. — Dem Größenwahn verfalle»«. Allgemeinste Theiluahme erregt das Schicksal des seit mehreren Jahren in Kötzschcnbroda wohnende» ehemaligen Weinhändlcrs Otto G-, einer der bekanntesten Persönlichkeiten Sachsens. G. hatte vor einigen Jahren eine Er findung gemacht, eine nach seiner Mittheilnng ganz besonders praktische Art Hosenträger und sollte neuerdings ein Patent darauf erhalten. Die Folge war nun, daß sich G. cinbildcte, seine Erfindung habe ihn zum reichsten Manne gemacht, er arbeitete in seinen Ideen nur noch mit Millionen, Diamanten und den großartigsten Bau- und anderen Unternchmungcii und verfiel so dem Größenwahn. Vorgestern wurde der Bedauernswerthe in der Veobachtnngssektion des Dresdner Stadt- Irren- und Siechenhauses nntcrgebracht. G. hat sich während seiner früheren Thätigkeit in Meißen um diese Stadt hoch verdient gemacht und es ist ihm dort heute noch unvergessen, daß er die Stadt durch seine Unternehmungen zu einer gern besuchten brachte. In Meißen bilden seine baulichen Unternehmungen noch heute eine Ziede der Stadt. -^4 Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Vl« F«u»dk imlir-S vlaUt» w»d-u «lucht, uns wichtig Bcgcbenb-Mn Mlj>!l mNzuldtN««. Chemnitz, den 13. Dezember 1892. — St. Pattli. Bei der am vergangene» Sonntag abge haltenen Ergänzungswahl des Kirchenvorstandes für St. Pauli gaben von 399 eingetragenen Stimmberechtigten 167 ihre Stimmen ab. stahezu einstimmig wurden gewählt die Herren: Strickmaschinen- abrikant Donner. Jnstizrath Hammer. Kaufmann E. Hänei stellvertretender Direktor der SLchs. Maschinenfabrik P. Hübsls - ...... .