Volltext Seite (XML)
Riesaer O Tageblatt Montag, IS. Dezember 1910, abenbS SS. Jahrg La« Mesa« Tageblatt «scheiot jede» Ta« abend» mit Au»«ahme der Sonn, und Festtage. Bterteljührltch« Lrz««»preiv bet Abholung tn der Expedition tn Ntrsa I Mart bv Psg., durch unirre Trtlgrr stet in» Hau« 1 Mark VS Pfg„ bet Abholung am Schalt« d« kalsrrl. Postanstalten I Mark W Psg, durch dm vrlestrtlgrr tret tn» Hau» L Mark 7 Psg. Auch MonaUabonnemrnt« lverden angenommen. Anzelgen-Auaahm« sür die Nnmm« de» Au»gabetage» dt» vormittag 0 Uhr ohne Vewühr. iliotationkdruck und Verlag von Langer L Winterlich tn Mesa. — Drlcbtlst»stelle: Goethestrast« bS. — Ftlr die Redaktion verantwortlich! Arthur Hähne! tn Mesa. Im Auktion«lokale hier kommen Donnerstag, de« 15. Dezember 1910, vor«. 10 Uhr 1 Kontorschrank, 1 Ladentafel, 1 Stehpult, 1 Lisch, 1 Kopierpreffe mit Tisch und 1 Flaschenspülmaschine gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Rtesa, 7. Dezember 1910. —Der »ertchtsvollzteher des «öuigl. Amtsgerichts. Dt« Lieferung der Back- und Aleischware« tür das städtische Armenhaus auf da» 1. Halbjahr 1S11 soll vergeben werden. Geschlossene Offerten find im Rathause, Zimmer Nr. 8, wo vorher auch die Lieferungsbedingungen abzuholrn sind, bi« zum 17. Dezember 1910 abzugeben. Der Skat der Stadt Riesa, am 8. Dezember 1910. vr. Scheider, Bürgermeister. in Gröba, Bäckermeister Ernst Klemm in vobersen, Fabrikdirektor Gustav August Tchmullins in Norberg«, Gemetndevorstand Robert Bennewitz tn Lrssa, Fabrikbesitzer Hermann Fischer, in Merzdorf, Wirtschaftsbesitzer Gustav Knepper in Oberreußen und Privatu» August Zittzschmaun in Pochra. Sie sind wieder wählbar. Wählbar find nur selbständige Hau«väter der Kirchgemeinde von gutem Rufe, be währtem christlichem Sinn, kirchlicher Hinsicht und Erfahrung, welche das 3V. Lebensjahr vollendet haben. Die Wahl soll am Sonntag, de« 18. Dezember -. I., vo« vorn». V-H Uhr an bis mittags 12 11 hr in der Kirche stattfinden. Die Stimmzettel, auf denen die Wähler aus Eröba und Neu-Sröba den Bor- und Familiennamen sowie den Stand von einem in Eröba oder Neu-Gröba, die Wähler au« vobersen, Forberge, Leffa, Merzdorf, Oberreußen und Pochra von je einem dort wohnhaften Gemeindegliede angeben müssen, sind persönlich abzugeben. Die in der Wählerliste eingetragenen Stimmberechtigten werden zu zahlreicher Be teiligung an der Wahl aufgefordert. Die Wählerliste liegt bis Sonnabend, den 17. Dezember, mittag» 12 Uhr auf dem Pfarramte zur Einsicht aus. Eröba, am 9. Dezember 1910. Der Wahlausschuß des Kirchenvorstandes. Burkhardt. Ktrchenvorstandswahl in Gröba. Unter Hinweis auf die Veröffentlichung vom 15. November d. I. wird noch felgendes bekannt gegeben: ES scheiden aus dem Klrchenvorstande aus die Herren PrivatuS Eduard Kniffe ««d Air-olgr? Meblalt mü> Atyrtzch. «LTXA'... Amtsblatt -rr- für die König!. AmtSdau-tuunmschast Großenhain, da- König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesq, sowie den Gemeinderat Gröba.— Oertliches rm- Sächsisches. Riesa, 12. Dezember 1910. —* War da» ein lebhafte» Gewimmel, ein Hin- und Verwogen Hunderter von Menschen am gestrigen „sil- bernen Sonntag" in den Straßen unserer Stadt. Nicht nur ein großer Teil der Städter, sondern vor allem viele Landbewohner hatten sich eingefunden, um die in den Geschälten ausgelegten verschiedenartigen Verkauf-gegen stände zu besichtigen und Einkäufe zu besorgen. An vielen Schaufenstern stauten sich die Menschen, sodaß der Verkehr nicht immer ungehindert vor sich gehen konnte und e» oft ein kleines Gedränge gab. ES darf wohl angenommen werden, daß der rege Verkehr für unsere Geschäftsleute nicht ohne Nutzen geblieben ist. Mit Paketen beladene Paffanten konnten sehr ost beobachtet werden. Etwaige bet der Geschäftswelt noch verbleibende Wünsche dürfte hoffentlich der Nachfolger, der „goldene Sonntag" erfüllen. — Bon dem lebhaften Verkehr profitierten natürlich auch der Christmarkt und der Christbaumhandel. —* Einen schönen künstlerischen Erfolg hatte da» Dir. Albert Metzer'sche Ensemble am Sonnabend mit der Wiedergabe des Wölfischen Schauspiels „Preziosa". Leider war der Besuch der Vorstellung nur ein mäßiger, sodaß der „klingende" Lohn bei weitem nicht im Verhältnis zu den Leistungen der Darsteller stand. Der Vertreterin der Hauptrolle „Preziosa", Frl. Selma Vließen, gelang r» sicher, durch ihre weiche, schmeichelnde, teilweise aber auch zur feurigen Leidenschaft ansteigende Vortragsart, wie nicht minder durch ihre gesanglichen Darbietungen, sich die Gunst der Zuhörer zu erobern. Fr. Lina Helbig verstand e», ihr Spiel al» „Bkarda", eine alte Zigeunerin, meisterhaft zur Geltung zu bringen. Auch Herr Martin Melnicks al» „Don Francisco de Careams" und dessen Sohn „Don Alonco", Herr Fritz Müller, boten Lobenswerte». Im übrigen waren sämtliche Rollen wieder in besten Händen. Da» sichere und flotte Gesamtspiei, sowie insbesondere auch die stimmungs vollen Chorgesänge waren wohl geeignet, da« Publikum voll zu befriedigen, wa« man ja am Schluffe jeden Akte» durch dankbaren Beifall zum Ausdruck brachte. Nicht un erwähnt sei, daß sowohl die Biihnenszenerie wie vor allem die wirkungsvollen Kostüme zum Gelingen de» Stücke» mit beigetragen haben. —* Unter Führung de» Herrn SanitätSrat Dr. Freise- Görlitz stieg gestern vormittag 9,43 Uhr in Nünchritz Ballon „Heyden I" auf. An der Fahrt nahmen noch teil Herr Fabrikbesitzer Dr. Schweig-Weißwafler und Herr Vuch- druckereibesttzer Hampel-Weihwasser. Der Ballon flog nach Nordwesten ab. —* Wegen Vergehen» nach 8 218 de» Strafgesetz bücher wurde eine hier wohnhafte 19 jährige Arbeiterin verhaftet. —* Zu billigemStollenmehl gelangen wollte ein in einer hiesigen Mühle beschäftigter Arbeiter, der während der Arbeit eick Quantum Mehl beiseite schaffte, um die» dann bei Feierabend mit nach Hause zu nehmen. Er wurde jedoch bet der Lat ertappt. Da» Mehl wurde ihm wieder abgenommen und Anzeige gegen ihn erstattet. —* Beim Allgemeinen Spar-Verein Riesa gelangten gestern die Spareinlagen in Höhe von rund 71600 Mk. zur Auszahlung, dies ist ein Mehr von 8000 Mark gegen das Vorjahr. Der Verein wurde vor 28 Jahren mit 20 Miwliedern gegründet, während er jetzt 1645 Einleger zählt: Hieran» ist zu ersehen, daß da» Sparsystem eine schöne soziale Einrichtung ist und jedem Geschäfirmann, Beamten und Arbeiter zu empfehlen. Für da» neue Geschäftsjahr, von nächstem Sonntage ab beginnt wieder die Abholung der Beiträge, liegt schon wieder eine große Anzahl Neuanmeldungen vor, weitere nehmen jeder zeit entgegen die Herren Geißler L Sohu, Neugröba und Hugo Ködel hier Hauptstr. 31, sowie die Sparboten die Herren Hänsel, Zschiesche, Karl Schulze, Haupt, Hanusa. —* Die Mitglieder de» Evangelischen Arbeiter-Vereins erhielten gestern au» ihrer Weihnachtssparkasse die Einlagen zurück. AuSgezahlt wurden 5 900 M., da» sind 1600 M. mehr als im vorigen Jahr. Da» eingezahlte Geld steht den Mitgliedern jeder Zeit zur Verfügung und sind dadurch im Laufe de» Jahre» 1100 M. im Vorau» zurückgezahlt. 1*/, Prozent Zinsen wurden auf die Ein lagen gewährt. Am Sonntag, d. 18. d. M. beginnt daS neue Sparen, Neuanmeldungen nehmen der Vereinsvorstand, der Sparkaffenkassterer und der Sparbote entgegen. —* Die von zwei hiesigen jungen Leuten in der Dresdner Pferdezuchtlotterie gewonnenen zwei Pferde sind gegenwärtig im Gasthof -um Kronprinz hier eingestellt. —* Donnerstag, den 8. Dezember, veranstaltete der Kgl. Sächs. Verein sür Luftschtffahrt, wie schon kurz ge meldet, eine überaus interessante wissenschaftliche Ballon fahrt, die den höheren Schichten unserer Atmosphäre galt. Um größere Höhen erreichen zu können, war der größte Ballon de» Verein» „Graf Zeppelin" gewählt worden, welcher mit Wafferstofiga» gefüllt werden sollte. Im Korbe sollten drei Führer de» Vereins ihren Platz einnehmen. Die Versuche begannen schon vor der Füllung, galt eS doch, ca. 30 Zentner Sandballast, 7 Instrumente und Sauerstoff-Zylinder unterzubringen. Die» mußte sehr sorgsam ausprobiert werden, damit bei dem engen Raum im Korbe die notwendigen Beobachtungen und Hantierungen mit Sicherheit auSgesührt werden konnten. Durch Herrn Dr. Strauß — Chemische Fabrik v. Heyden — war in dankenswerter Weise ein feste» Gerüst errichtet worden, durch welches der Knebelring bereit» hochgehatten wurde, bevor der gefüllte Ballon angeknebelt wurde, so daß die Möglichkeit vorhanden war, die Unterbringung»oersuche in aller Ruhe auszuführen. Alle Sandsäcke wurden so an gehängt, daß ein Mefferschnitt sie zum Umktppen und Entleeren bringen konnte. Die» ist für die größten Höhen notwendig, denn unter den Druckoerhältniffen der größten Höhen reicht eventuell Menschenkraft nicht mehr, um die Säcke heben zu können. Nachdem alle» in bester W.-ise verstaut und angeordnet war, wurde erst der Ballon ge- füllt und angeknebelt, worauf da» Gerüst entfernt wurde. Dieses Verfahren hat sich sehr bewährt, den» r« wäre eine weit schwierigere Sache gewesen, dcn mit so kolossaler Zugkraft ausgerüsteten „Graf Zeppelin" ca. 1'/^ Stunden zu hallen, bi» die 80 Ktppsandsäck« und die Instrumente richtig angebracht worden wären. Die Vorbereitungen und dt« Füllung dauerten vier Stunden. 11 Uhr oorm. er- hob sich bei Windstille und Nebel der mit etwa 2000 edm — also schlaff — gefüllte Ballon mit einer Geschwindigkeit von 4 m/5. Trotzdem konnte er noch 80 Sack mitbekommen. Die gewählte große Steigkraft erwies sich al» richtig: in- folge der erwarteten Temperaturumkehr wurde sie sehr bald geringer. Bereit» nach 7 Minuten mußt« Ballast gegeben werden, um den Ballon im stetigen Aufstieg zu erhalten. 12°° Uhr waren 65 Sack auSgegeben, die Höhe betrug 7500 Meter, die Temperatur — 35°. Von 5500 Meter an hatten die Fahrer Sauerstoff geatmet. In 1000 Meter lag der obere Rand eine» geschlossenen Nebel- meere», darüber wenige Cirren, sonst ganz klar. Von der Erde sah man nur im Südwesten zwei Berge, Inseln gleich, au« dem brodelnden Hexenkessel auftauchen, rS waren der Fichtelberg und Keilberg. Nachdem in den größeren Höhen die wissenschaftlichen Beobachtungen und Messungen beendigt waren, wurde zum Abstieg geschritten, der überaus günstig von statten ging. Zum Bremsen des Falle« aus 7500 Meter Höhe wurden nur 4^/z Sack Sand gebraucht. Nach einer kurzen Fahrt, die noch eine Strecke in geringer Höhe fortgesetzt wurde, landeten die Luftsohrer sehr glatt 2" Uhr nachmittags in der Gegend von Senften berg. An Windrichtungen wurden recht verschiedenartige vorgefunden: zuerst nach Norden, dann Nordosten, dann Osten; beim Fallen drehte sich der Wind um 180°; bei Beendigung der Fahrt fuhr der Ballon dicht über der Erde genau nach Westen. —Vor der V. Strafkammer de» Dresdener Land gericht» hatte sich der 23 Jahre alte, schon mehrfach be strafte Maurer Friedrich Otto Schiffaer in Riesa wegen wiederholtem Rückfall-Diebstahl» zu verantworten. Der Angeklagte wurde trotz seine» Leugnen» sür schuldig erkannt, am 8. August d. I. in Riesa aus einem Hofraum ein dem Kutscher Voigt gehörige» Fahrrad im Werte von 150 Mark weggenommcn und darüber rechtswidrig im eigenen Nutzen verfügt zu haben. Da« Urteil lautete, unter Annahme mildernder Umstände, auf 1 Jahr Gefäng nis und 2jährigem Ehrenrecht«oerlust. — Da« am 1. Januar 1911 in Kraft tretende Gesetz über die LandeS-BrandversicherungSanstalt bezweckt u. a. auch eine Vermehrung und Verbesserung de« Feuerschutzes im Königreiche Sachsen, und zwar nicht nur durch eine Reform bezüglich de« Feuerwehrfonds und durch einmalige Unterstützung von bedürftigen Gemeinden in Feuerwehrsachen, sondern in erster Linie auch durch die dauernde Gewährung von Beihilfen an die Orirfeuerlösch- kassen, von den «ingezahlten Prämien dr» Ortes in Prozenten nach Maßgabe der Erfüllung gewiss» Voraussetzungen in bezug auf den Feuerschutz. Der Einfluß dieser Bestim mungen macht sich bereit» jetzt fühlbar. Mehrere Mittel städte, wie Radeberg, Pirna, Mittweida, Oeisnttz i. V. und andere mehr, habe» bereit» Einrichtungen getroffen bez. sind im Begriffe, die» zu tun, um dauernd eine erhöhte Beihilfe zu erhalten. Bei dieser Gelegenheit ist auch eine Feuermelde- und Alarmanlage geschaffen worden, die vom fenerwehrtechnischen Standpunkt« au» al» musterhaft be zeichnet werden kann. Diese Anlage stammt von der be kannten Glektri-ität»firma Siemen» u. Halske und befindet sich in Radeberg, dessen Beispiel demnächst Pirna folgen wird. / — Eine große Anzahl von sächsischen Gemeinden und Eemeindrverbänden, zurzeit 110, haben sich zweck» gemein-