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54 12. Zuli 1864. Dienstag. Erscheint Preis Dienstags undWM>M>M pro Quartal « Wnßerch-Zertung. ZL anstalten. ' 8 Psg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Jemter und Stadträthe M Dippoldiswalde, /rauenflein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Bericht über die in Johnsbach abgehaltene Versammlung des Dippold. Zweigvereins. Am 6. d. MtS. hielt der Dippoldiswaldaer Zweigverein der Gustav-Adolph-Stiftung seine Jahresversammlung in John Sb ach ab, welche trotz der Ungunst der Witterung wiederum ein erfreuliches Zeugniß ablegte von dem regen und frischen Geist, durch welchen seit Jahren schon dieser Verein vor vielen anderen Vereinen sich auSzeichnct. Die Kirchfahrt Johnsbach selbst hatte es nicht fehlen lassen, um diesen Tag zu einem Festtag für den Ort selbst und alle Theilnehmer zu erheben. Wir langten über Falken- hayn in dem freundlich gelegenen Johnsbach an und waren hoch crsreut, baß schon im ersteren Orte dem Wanderer mehrere vecht nett erbaute Ehrenpforte» und aufgepflanzte Birken verkündeten, daß heute ein Festtag gefeiert werde, und diese Freude ging in Rührung über, als wir beim Eintritt in Johnsbach wahrnahmen, daß fast jede Wohnung, auch die des armen Häuslers nicht ausgenommen, durch Kränze und Guirlanben ge schmückt war. Auf dem Kirchthurme wehte eine Flagge, und selbst die Wegweiser trugen einen Blumenschmuck. In Johnsbach aber war ein gar rühriges und beweg liches Leben: Alt und Jung, Groß und Klein war auf den Beinen; auch hatten sich trotz des regnerischen Wetters aus Luchau, Ober- und Nieberfrauendorf, Bärenstein, Altenberg, Geising und andern Orten Freunde und Gönner der Gnstav-Adolph-Stiftung ein gefunden, um Theil zu nehmen an dem Festtage. Kurz nach 9 Uhr traf die Schuljugend aus Falkenhayn, in Begleitung der ältere» Bewohner des Ortes und unter Vortritt eines wacker aufspielenden Mustkchores, in Johnsbach ein, und ordnete sich mit den Schulkindern letzter» Ortes zu einem Festzuge, in welchem gar viele Fähnlein lustig flatterten. Nachdem sich nun der Vor stand mit noch vielen Theilnehmern dem Zuge ange schloffen hatten, setzte letzterer selbst sich in Bewegung. ES war zu bedauern, daß zu dieser Zeit gerade der Regen fast in Strömen herabfloß und eine volle Ent faltung des Zuges den frischen Birken entlang, mit welchen die Weglinie bezeichnet war, geradezu unmöglich machte, und viele Theilnehmer zwang, in benachbarte Häuser einzutreten oder auf kürzerem Wege der Kirche zuzueilen. Wir gedenken nur noch, daß alle Schul mädchen Kränze von Kornblumen, die Jungfrauen aber von Myrthe um den Kopf trugen, und eine ziemliche Zahl von Frauen in den Zug eingetreten waren. Die bekanntlich sehr schön gebaute Kirche, welche mit Blu- men und Kränzen reichlich geschmückt war, konnte jedoch die Menschen nicht fassen, und die Zahl Derer, welche theils vor den Kirchthüren standen, theils genöthigt waren, wieder den Heimweg anzutreten, war eine nicht unbedeutende. Von der kirchlichen Feier gedenken wir, daß Herr Lehrer Franke mit seinen Schulknaben in gar wackerrr Weise eine Hymne vortrug, wobei wir das sonst vor kommende, für das Ohr unangenehme wilde Geschrei der Knaben vermißten, und Herr Pastor Hartenstein aus Altenberg die Festpredigt hielt, welcher die Ver- sammluug mit großer Aufmerksamkeit folgte. Der treffliche Kanzelredner sprach nach Anleitung des Tex tes Phil. 1, 27 über das Thema: „Unser Kampf für den Glauben des Evangeliums soll würdiglich gekämpft werden dem Evangelio Christi; beharrlich in der Hilfe für die Glaubensgenossen; einmüthiglich zur Förderung evangelischer Wahrheit." Alsbald nach dem Schluß des Gottesdienstes be gannen in dem Saale des Gasthofes die Verhandlun gen, an welcher gegen 70 Personen Theil nahmen, darunter auch Frauen. Der Vorsitzende des Vorstands, Herr Sup. v. Zobel, gab zuvörderst einen geschichtlichen Vortrag über den Stand der Gustav-Adolph-Stiftung, deren segensreiches Wirken und die Lage des Zweig vereins, an welchen sich der Vortrag der JahreSrechnung anschloß, welche eine Summe von 165 Thlr., demnach gegen die vorige Rechnung einen Ausfall von 50 Thlr., ergab, wobei jedoch zu bemerken ist, daß von einigen Ortschaften, welche zeither stets Beiträge gesendet hatten, letztere noch zu erwarten stehen. Ueber Verwendung der Jahreseinnahme selbst wurden ohne Debatte die Vorschläge des Vorstandes, V» der Gemeinde Lieb- schitz-Letschütz, Vs der Gemeinde Görkau-Rothenhaus, beide in Böhmen, und V» dem Central-Vorstand zur sofortigen Verwendung zu überweisen, angenommen, mithin die im vorigen Jahre stattgefundene Vertheilung noch einmal beschlossen. Im Bezug auf die Verwendung der 13 Thlr. 22 Ngr. 4 Pf. betragenden Kirchencollecte schlug die Mehrheit des Vorstandes die Liebesgabe vor, während die aus Herrn Advocat Riedel in Alten berg bestehende Minderheit die evangelische Gemeinde in Teplitz bedacht wissen wollte. Derselbe begründete seine abweichende Meinung in längerer Rede, und die Versammlung nahm bei der Abstimmung mit großer Mehrheit den Antrag des Hrn. Advocat Riedel an. Während die Versammlung zur Neuwahl des Vorstan des verschütt, erfolgte der Vortrag mehrerer, den Haupt-, sowie den Zweigverein betreffender, lediglich die Sta tuten berührender Angelegenheiten, (mit denen diese Versammlung füglich verschont werden konnte,) woraus auf Vorschlag des Vorstandes Sadisdorf als der Ort bestimmt wurde, in welchem die Festseier im nächsten